KLE 230 - der Parkplatz der Macht

Kenner dieser Seiten wissen, dass neun von zehn Geschichten ihren Ursprung der Tatsache verdanken, dass der Autor missgelaunt und mit einem Fotoapparat bestückt durch die Stadt schlendert, irgendwo auf den Auslöser drückt und sich hinterher irgendeine gemeine Geschichte dazu ausdenkt. 1414 als Selbsttherapie. So geschehen auch am Tag der Deutschen Einheit, ein Feiertag, der die Last des Daseins zudem noch steigerte durch eine vermutlich nicht unerhebliche Konzentration von Kohlenwasserstoffen im Blutkreislauf, zugeführt infolge einer nächtlichen Intensivrecherche, also alles für dich, lieber Leser!

Und so gelangte ich, leicht dehydriert auf der Suche nach Klarheit und Wahrheit, zum Klever Rathaus, das ja früher mal ein Kloster war (der ausführliche Vergleich mit dem Kloster aus „Der Name der Rose“ ist noch in Arbeit) und das jetzt der politisch engagierten Elite unserer Stadt die Möglichkeit bietet, Visionen zu entfalten. Verschiedentlich war indes zu hören, dass es dort zieht und knirscht und dies inklusive der fehlenden Doppelverglasung dazu führt, dass diese Arbeit nicht mehr in der gewohnten Top-Qualität ausgeführt werden kann. Ein Neubau („Multifunktionspalast“) böte die einmalige Möglichkeit, dass alles wieder gut (oder noch besser) wird.

Befeuert wird dieser Gedanke vermutlich durch die neidgetränkte Erkenntnis, dass ein typischer Abteilungsleiter eines sagen wir mal mittelständischen Entsorgungsunternehmens ein imposanteres Domizil haben könnte als man selbst im bruchbudigen Rathaus. Gestern erst berichtete die Welt am Sonntag, dass Altkanzler Schröder verstimmt über die Tatsache gewesen sein soll, dass die Firmenbosse auf den gemeinsamen Auslandsreisen immer ihre sündhaft teuren Spezialweine mitgenommen haben, während er sich mit der Kanzlermaschinenbordbeköstigung bescheiden musste. Da fühlt man sich schnell wie ein kleiner, unscheinbarer Wicht, selbst wenn man ein schickes Büro in Berlin-Mitte hat.

Doch zurück aus der Weltpolitik zum hiesigen Rathaus. Wo genau, so lautet die Frage, ist der Ursprung für diesen Drang zu neuen Bauaufträgen? Und damit zurück zu meinem Spaziergang, der mich am 3. Oktober gegen 16 Uhr zufällig zu dem Parkplatz führte, der reserviert ist für den Wagen mit dem Kennzeichen KLE – 230, dem silberfarbenen Dienstaudi A6 unseres Bürgermeisters TBK. Wenn sein 24-Stunden-plus-x-Arbeitstag beginnt und sein treuer Fahrer ihn am Rathaus absetzt, bietet sich ihm die Welt der Arbeit doch sehr unglamourös dar:

Haus von außen

Parkt so Macht? Wie beeinträchtigt es die politische Gestaltungskraft, wenn das erste Leben, das am Arbeitsplatz registriert wird, eine zugwindschiefe, spindeldürre und halbvertrocknete Palme ist? So viel ist sicher: Ein blühendes Kleve sieht anders aus. Da kann einem die Idee, ein neues Rathaus zu bauen, schon mal kommen. Wahlweise tun’s aber auch ein paar neue Topfpflanzen.

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7 Kommentare

  1. 7

    Och er hat doch zu mindestens mir gegenüber einen guten Job gemacht.
    Als ich ihn zum dritten Mal in Folge aufsuchte und von ihm wissen wollte, was er für ein Christ sei, wurde ich von ihm und seinem Rechtsdirektor fünf -zehn Minuten lang beschimpft.
    Ich verließ dann nicht ohne einen inneren Triumph den Raum mit der Bemerkung: „Es gibt keine dummen Fragen. Es gibt höchstens dumme Antworten.“ Sie sollte sich aber nichts draus machen eine frühere Kollegin von mir habe öfter ausgerufen: „Gott ist mit die Doofen.“

    Herr Daute für Ihre Misslaune wünsche ich Ihnen eine gute Portion Humor, der ist wenn man trotzdem lacht. Sind Sie froh den Job vom BM nicht zu haben, sonst könnten Sie nicht so gut darüber lästern. Machen Sie es besser.

     
  2. 6

    Wie äußert sich denn beim jetzigen BM der gute Job? Was hat er denn tatsächlich erreicht?
    Mir würde mal so auf Anhieb nichts einfallen, was auf sein Konto geht, oder? Und jetzt bitte keine Industriestraße, die schon lange vorher angeschoben war. Was sonst noch???

     
  3. 5

    Was soll das ganze Geschreibe, wer wo und womit parkt. Entscheidend ist doch, macht die Person einen guten Job oder nicht. Bei aller möglichen Kritik an den derzeitigen BM, ist das m.E. vorwiegend der Fall (vor allen, wenn man ihn bzw. seine Arbeit mit seinem Vorgänger vergleicht). Seine stehtige Präsenz in den örtlichen Medien sollte man nicht ihm zum Vorwurf machen, ich glaube das ist heute so gang und gäbe (leider?).

     
  4. 4

    Hallo, nein cook, die Farbe war nicht entscheidend, als Niedersachsen landeseigene KFZs wählten, gegen den Stern . Die Zahl nachdem A ist unter anderem ausschlaggebend. Eine Rolle spielt auch noch, ob vor der Zahl ein A oder ein S steht

     
  5. 3

    Ich will ja nicht mo(m)ppern, aber ist der Audi nicht schwarz…? Silber fährt doch der Landrat…

     
  6. 2

    Hallo, um nicht den Eindruck zu erweckecken, die folgende Erkenntniss sei meiner selbst entsprungen, gebe ich die historisch korrekte Aussage (die mich selbst verblüffte) eines Bekannten wieder: In Kleve gab es nie ein Rathaus, auch keinen Rathausplatz und ein irgendwie daraus entstandenes Zentrum ebensowenig. Auch keine Ritterkämpfe, Plastikschwäne, Love- Draisinen.trains oder historische Marktplätze die man wild herbeiargumentieren möchte, um irgendwem Kohle aus dem Kreuz zu leiern. Für lau und ohne Risiko…. Gottseidank haben wir jetzt eine 1000Milliardengarantie. Wenn ihr mich wählt, versprech ich euch, dass die Erde in den nächsten 250 Jahren nicht untergeht