Virtuelle Moddergrube

Im Zuge der allgemeinen Verlattung der Welt hat sich auch das McDonald’s-Restaurant am Klever Ring ein neues Gesicht gegeben – und die zeitgemäße Antwort gefunden auf die drei großen Trends unserer Zeit:

  • Kinder immer weniger
  • Kinder immer dicker
  • Kinder immer dümmer

Für die Generation, die nicht mehr in der Rutsche spielen möchte und zudem noch eine Affinität zu Besteck zu entwickeln vermochte, gibt es also in einem insgesamt rätselhaft designten Interieur die unvermeidliche Theke mit unendlich vielen Café-Latte-Variationen. Die Plastikstühle sind übrigens verblüffend bequemen (hat Ikea nicht).

Die wenigen jungen Nachrücker müssen dagegen auf einen Einrichtungsgegenstand verzichten, der in seiner ranschmeißerischen Kinderfreundlichkeit fast schon prähistorische Züge gewonnen hatte: das Bällchenbad mit angegliederter Rutschbahn. Sicher, es war nur ein Kleinstreservat der haptischen und motorischen Unmittelbarkeit, aber immerhin: Hier bin ich Kind, hier kaufen meine Eltern ein!

Stattdessen werden die wenigen Nachrücker jetzt schon frühzeitig an die Ansprüche der Neuzeit herangeführt, inkl. dem ewigen Zwang zur bewegungsreduzierten Abiturvorbereitung (PISA! Warte! Wenn ick dir kriege, dann mach‘ ich Eiszeit aus dir!!), und wir sehen, wie sich unsere Kleinen in fast schon vorwegempfundener Bürowabeneinsamkeit abarbeiten an Touchscreenmemories und ähnlichem aseptischen Animationskram. Es ist sicher ein merkwürdiger Gedanke, aber verglichen damit erscheint einem das Bällchenbad fast schon wie eine Moddergrube.

Screenduo

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