Tür kann manuell geöffnet werden

Schild

Dies ist ein kleiner Beitrag zur Finanzkrise. Kürzlich hatte ich in einem Kommentar zu der Interview-Parodie der beiden englischen TV-Spaßvögel John Bird und John Fortune verlinkt, von denen einer als Investmentbanker in einer Passage des Gesprächs auf die klangvollen Namen der Produkte verwies, mit denen die Kunden um ihre Ersparnisse gebracht wurden:

Das ist die Magie des Marktes: Was damit anfing, dass einem arbeitslosen Farbigen in einer Regenjacke (in einer Bruchbude in Alabama) ein paar tausend Dollar geliehen wurden, hat sich in einen High Grade Structured Enhanced Leverage Fund verwandelt… Da sind gute Wörter drin, zum Beispiel „high“, „structured“ und „enhanced“… Wahrscheinlich wäre es anders ausgegangen, wenn man die Sache „Arbeitsloser-Farbiger-in-einer-Regenjacke“-Fond genannt hätte.

Da ist viel Wahres drin, glaube ich. Vor allem die sprachliche Verkleisterung (Verhöhnung?) der Realität, die womöglich die Wurzel allen Übels ist. Und das fängt schon im Kleinen an – zum Beispiel bei der Sparkasse Kleve und ihrer Art, die Eingänge von entseelten Geldautomatenstationen zu beschriften. Deren Vergehen am Geldspucker in der Nähe des Klever Kinos wird zwar nicht auf den ersten Blick offenbar – auf den zweiten dann aber schon. In einer völligen Verkehrung der Realität geht der Banker von heute offenbar davon aus, dass sich alle Türen dieser Welt, wahrscheinlich auch die auf der heimischen Veranda, nur noch öffnen lassen, indem die ec-Karte in einen Kartenleser gesteckt wird. So gesehen, muss dann in aufgeblähtem Deutsch auf den eigentlichen Normalzustand hingewiesen werden – ein schlichtes „Tür ist offen“ (oder gut niederrheinisch: „auf“) hätte es womöglich auch getan… aber wahrscheinlich sehe ich das zu streng, oder?

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6 Kommentare

  1. 6

    @ec-maestro-visa-master

    Korrekt, nur das statt des „normalen“ Türöffners (Karte rein und gut) dann einer mit PIN-Eingabefeld vorgebaut wird und viele dann tatsächlich für den Eintritt in das Gebäude diese auch eingeben…

     
  2. 5

    Ich kann Manuel gleich mal fragen. Der hat sowieso Langeweile – stimmt’s Manu ? Statt dauernd diese Netzwerkpartys zu feiern kannste besser da unten rumlungern und die Tür bei Bedarf aufhalten. Endlich 24 Stunden eine Aufgabe mit auf-, nein, anhaltendem Sinn.

    Ich denke die Sparkasse macht da eine Kundenanalyse. Daten sammeln ist das Steckenpferd des Zeitgeistes. Wer einfach die Tür aufreißt ohne zu zögern, bekommt sofort alle Kreditlinien gestrichen, wegen zweifelhaft übermütigem Gemüt und sonstigen Abwertungen zum Persönlichkeitsranking.

    Die, die erst einmal die Hotline anrufen und zur Vorsicht nachfragen, ob das auch wirklich so ok ist, dass die Tür da so offen rumangelt, bekommen ein extra Sparbuch.

     
  3. 4

    vielleicht ist es doch noch etwas umständlicher und nur Manuel(l) kann die Tür öffnen….das wäre natürlich tragisch, da man nicht weiß wie oft dieser sagenumwobene Manuel(l) den Zeit hat

     
  4. 3

    Vor dem Hintergrund des „Skimming“ (=Daten von Kreditkarten oder Bankkarten auspähen) doch keine schlechte Idee. Nachdem eine Vielzahl von Geldautomaten bei Banken und Sparkassen in den Foyers manipuliert wurden, in dem auf den Einschiebeschacht direkt am Geldautomaten ein Lesegerät in Form eines kleinen Kunststoffrahmens aufgebracht wurde, kamen vermutlich die Russen auf die Idee, das Auslesen direkt an den Türöffnern vorzunehmen, da häufig allein schon der Zutritt zum Vorraum mit dem Geldautomaten den Einsatz der Karte erfordert. Da hieß es noch: „Tür kann nur mit Karte geöffnet werden“ = maschinell. Jetzt hat man das Risiko ausgeschaltet und kommt ohne Karte rein = manuell.

     
  5. 2

    Vielleicht EC-Karte ins Lesegerät und warten dass der automatische Türöffner die Arbeit macht. Sehr angenehm für Rollstuhlfahrer.

     
  6. 1

    Tür „kann“ manuell geöffnet werden ? Es scheint also noch weitere Varianten zu geben.

    Dazu stellt sich mir die Frage, was mit manuell gemeint ist. Alle Hilfsmittel aus meinem Werkzeugkoffer sind damit schon mal befugt, zum Einsatz zu kommen.

    Wenn man aber „manuell“ als eine von mehreren Varianten ausschließt, was bleibt dann ?