Themenwechsel, aber es bleibt in der Tierwelt, oder: Was kann der Kammmolch?

Scheu, glitschig, hochintelligent (vielleicht): der Kammmmolch (Foto: NABU)
NABU-Mitarbeiterin Corinna Barthel bei der Zählung im Kolk (Foto: NABU)

Die Naturschutzgebiete rund um die NABU-Naturschutzstation Niederrhein beheimaten verschiedenste Amphibienarten. Dieses Jahr sind Biologin Ortrun Heine und Praktikantin Corinna Bartel wieder unterwegs, um das Vorkommen der Molche und Frösche zu untersuchen. Bei der Entdeckung eines europaweit streng geschützten Kammmolches ist die Freude besonders groß.

In regelmäßigen Abständen findet die Amphibienkartierung der NABUNaturschutzstation Niederrhein statt. Das bedeutet, die Biologinnen der Station rücken schwer bepackt mit Rucksäcken aus – gefüllt unter anderem mit Molchreusen, Kescher und Wathosen. Ziel ist es, das Vorkommen der Amphibien in den umliegenden Naturschutzgebieten zu dokumentieren, um es mit alten Daten zu vergleichen. Die Informationen werden gebraucht, um Aussagen zur Entwicklung der Gebiete zu machen und Maßnahmen abzuleiten. Zu den Gebieten der Station, die für die Amphibienkartierung relevant sind, gehören das Kranenburger Bruch, die Rindernschen Kolke, die Emmericher Ward und die Moiedtjes-Teiche.

Den Gebieten gilt in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit, da die Biologinnen hofften, Kammmolchfunde der letzten Kartierungen zu bestätigen. Der Kammmolch ist nicht nur wegen seiner Größe oder seiner Seltenheit besonders. Er ist zudem europaweit nach Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien geschützt. Das bedeutet, dass er nicht verletzt oder getötet werden darf und sein Lebensraum geschützt werden muss. Seine Gefährdung in Europa, aber auch hier am Niederrhein geht vor allem von der Zerstörung der Kleingewässer aus, in denen er zu Hause ist. Diese werden unter anderem zunehmend durch Pestizide verschmutzt oder für Landschaftsnutzung zugeschoben. Diese Kleingewässer trocknen außerdem wegen des Klimawandels mit seinen höheren Temperaturen und geringeren Niederschlägen stärker aus. Auch Verluste durch den Straßenverkehr spielen eine Rolle. „Als wir Anfang April dann tatsächlich den ersten Kammmolch in der Emmericher Ward nachgewiesen haben, war das ein besonders schöner Moment“, sagt Ortrun Heine.

Neben den Kammmolchen kann man in den Naturschutzgebiete rund um Kleve auch auf Teichmolche, Erdkröten und Gras- oder Wasserfrösche treffen. Außerdem begegnet man natürlich nicht nur adulten, also erwachsenen Amphibien, sondern auch Laich und Kaulquappen beziehungsweise Molchlarven. Um all das zu unterscheiden, brauchen auch erfahrene Biologinnen einen Bestimmungsschlüssel.

Bei der Untersuchung, für die die NABU-Naturschutzstation Niederrhein stets eine Ausnahmegenehmigung beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz beantragen muss, steht das Wohlergehen der Tiere natürlich im Vordergrund. Deshalb werden Arbeitsgeräte, Kleidung und Hände vor und nach der Arbeit in den Gebieten gründlich desinfiziert. Dabei geht es vor allem darum, die Amphibien vor dem Chytridpilz zu schützen. Der verursacht die sogenannte „Salamanderpest“. Dieser Pilz wurde vermutlich aus Asien eingeschleppt und befällt die Haut der Amphibien, was zu ihrem Tod führt. „Das Desinfizieren ist zwar ein riesiger Arbeitsaufwand, aber natürlich extrem wichtig für den Schutz der Tiere“, sagt Ortrun Heine. Nach den Untersuchungen vor Ort werden die gefangenen Molche und Frösche selbstverständlich wieder freigelassen.

Wenn Ortrun Heine von ihrer Arbeit spricht, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich von der Begeisterung für die Natur anstecken zu lassen. Wie allen Biologinnen und Biologen gefalle ihr am Kartieren besonders, so viel Zeit draußen verbringen zu dürfen. „Plötzlich springt ein Hase auf, Rehe brechen durch das Gestrüpp, ein Großer Brachvogel ist zu hören oder ein Eisvogel zu beobachten. Das ist alles so schön. Also, wem da nicht das Herz aufgeht …“

kleveblog meint: Und dann erst die Störche, Löffler, Kiebitze, Blaumeisen und Dohlen!

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14 Kommentare

  1. 13

    @11.Schaf Orangendirektsaft auch von Ede. Muss nämlich noch Autofahren. Krokodil ist mein Alter Ego für die Coronazeit. In friedlicheren Zeit brauche ich das nicht, kann es aber bei Bedarf jederzeit hervorholen. 🐊

     
  2. 12

    @Schaf Also ich weiß nich ob das so stimmt mit dem Flüchten und dem Tiersein. Ich bin einfach gerne ein Tier. Hab Schwein gehabt, dass ich kein Mensch geworden bin so wie mein Assi (der mit dem Schlapphut und dem Hirtenstab), der muss den ganzen Tag schufften. Ich brauch einfach nur da sein und alles ist ok.

    @Frau Barthel Lassen Sie 16 Tonnen auf die Schlange fallen?
    https://m.youtube.com/watch?v=o13glRURgTE

    and now for something completely different

     
  3. 11

    @8 Krokodil Gut. Habe hier Chardonnay Vigneti Delle Dolomiti 2018. Von Edeka für 7,99 Euro. Stõrt so gar nicht im Mund. Määäh!

    Was empfehlen Sie?

     
  4. 8

    @Schaf Der Kleveblog ist die neue Zentrale. Getränke hat jeder bei sich zu Hause. Ab und zu einen Unkostenbeitrag für den Kleveblog zahlen und dat Virus kann uns mal kreuzweise, juhu !!! Ich bin ein Krokodil. Ich bin ein Krokodil, vielleicht. Ich bin ein Krokodil, vielleicht auch nicht. Ich bin kein Krokodil aber das Virus auch nicht! 🎶🎵

     
  5. 7

    Flüchten wir uns gerade alle in die Tierwelt? Die Natur ist jedenfalls der Ort, wo die neue Normalität für eine Weile vergessen werden kann.

    Wie schön, dass es da so vielfältig zugeht wie auf kleveblog. Määäh!

     
  6. 6

    @5.Löffler Das kann dann ja nur ich sein. Im Gegensatz zum Seebärchen bin ich nicht nur meistens sehr friedlich sondern immer. Wenn un in den Satz eingefügt wird ist der Satz sogar wahr.

     
  7. 5

    @4 Seebär Träum weiter. Wenn überhaupt Hilfe nötig ist, dann von einem kompetenten Bewohner aus dem Feuchtgebiet.

     
  8. 4

    @3. Niederrheinstier
    Frag doch mal Frau Barthel ob sie lieber einem Stier auf der an das Feuchtbiotop angrenzenden Weide begegnen möchte oder einem meistens sehr friedlichen Seebären im Teich. Ich bin zwar kein Vegetarier, aber die kleinen Freunde der beiden Biologinnen stehen nicht auf meinem Speiseplan. Außerdem kann ich im Wasser behilflich sein, z.B. Sachen auf meiner Schnauze balancieren, so dass sie nicht nass werden. Auf einem Stier könnte die Biologin zwar von der Nabu-Station zum Tümpel reiten, aber ist das klug? Europa kotzt immer noch von dem Ritt auf dem Stier und das ist ja schon ein paar Jährchen her.

     
  9. 3

    Mmuuuuhwarn, mmuuhfürcht, hat Frau Barthel denn gar keine Angst vor Lustmolchen, Seebär und so, die in dem gezeigten Tümpel tümmeln könnten, mmuuuh?

     
  10. 2

    Thema passt. Fühle mich seit geraumer Zeit schon wie ein Grottenolm – genauso blass. Ein wenig zentrale Kneipenbräune wäre schon ganz schön schön….

     
  11. 1

    Wieso Themenwechsel?
    Die Kammmolche sind dem Storch und dem Löffler gern gesehene Gäste. Das Schicksal der Tiere hängt nahe aneinander verknüpft.
    Beide Federtiere freuen sich über den Besuch der Salamander-artigen an ihrem Speisetisch.
    Allerdings nicht, um mit diesen Lurchen gemeinsam zu speisen, sondern um sie zu verspeisen.
    Noch gelten die Molche hier nicht als bedrohte Tierart, aber Batrachochytrium salamandrivorans, im Beitrag als Chytridpilz angemerkt, hat sich schon in der Eifel, sowie dem angrenzenden Belgien und den Niederlanden als verheerender und schnellwrkender Killer vrbreitet.
    So ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch hier die Salamanderartigen epidemieartig dahingerafft werden.