Stadtradeln aktuell: Eine bewachte Garage für 4500 Räder (doch, das gibt’s!)

Bewachte (!) Tiefgarage (!) für 4500 (!) Räder in Arnheim

Seit knapp drei Wochen verzichte ich als so genannter „Stadtradelstar“ aufs Auto – hier meine persönliche Zwischenbilanz (ist auch in der NRZ erschienen):

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Verzicht wiegt schwer. Nicht Auto zu fahren heißt, die Wochenendeinkäufe auf dem Markt und in den umliegenden Geschäften in den Rucksack zu packen, in Tüten zu stopfen und dann versuchen, das Fahrrad in eine einigermaßen stabile Position zu bringen, um den Heimweg antreten zu können. 15,4 Kilogramm, das ergibt eine Messung zu Hause, lassen sich so transportieren – eine Kiste Bier allerdings nicht. Dafür gibt es noch keine Lösung, außer der, kleinere Mengen zu erwerben und diese dann, wegen des geringeren Gewichts, vorzugsweise auch in Dosen.

Auch der Öko-Lifestyle ringt einem Gewissenskonflikte ab.

An sich scheint es ja eine nette Idee, mitten im Hochsommer drei Wochen lang nur Rad zu fahren. Da dieser Hochsommer allerdings am Niederrhein stattfindet, bescherten mir Regenschauern auch gleich dreimal das unvergleichliche Gefühl, völlig durchnässt an irgendwelchen Zielen anzukommen. Das kannte ich seit Schülertagen nicht mehr, weil im Zweifel bei unsicherer Wetterlage das Auto genommen wurde. Der VW Golf ist jetzt bei meinem Sohn in Berlin, also selbst wenn ich in Versuchung komme – keine Chance.

Überlebenstipp 1: Die niederländische Website buienradar.nl, und da die 3-Stunden-Vorschau der zu erwartenden Regengüsse (Kleve ist als westlichster Zipfel Deutschlands mit drauf). Sehr präzise und ungemein hilfreich bei Planungen.

Kilometer um Kilometer kurbele ich herunter, in der ersten Woche vorzugsweise in meiner Stadt, die sich ja seit kurzem offiziell als „fahrradfreundlich“ bezeichnen darf. Es gibt ein paar Übergänge, an denen Radler Vorfahrt haben (Briener Straße), verbreiterte Spuren für Radfahrer vor Ampeln (Römerstraße) und die vielfache Erlaubnis, Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung befahren zu dürfen – beispielsweise direkt vor meiner Haustür am Grünen Heideberg. Doch da fängt der Ärger schon an: Kommt einem ein Auto entgegen, wird es sehr eng – und böse Autofahrerblicke schießen einem entgegen.

An den Ampeln muss ich mal Knöpfchen drücken und mal nicht, mal gibt es zusätzliche Ampeln für Radfahrer und mal nicht, und wer aus Kleve kommend die Uedemer Straße in Richtung Sternbusch überqueren will, kann unter Umständen zu einer Wartezeit von 3 Minuten und 27 Sekunden gezwungen sein – eine Zeit, in der der Radfahrer exakt 102 Autos den Kreuzungsbereich passieren sieht.

Fahrradfreundlich?

Mal gibt es Radwege und mal nicht, mal gibt es Radwege, die exakt fünf Meter lang sind (Flutstraße/Ecke Sommerdeich). Wer denkt sich so etwas aus? Fahrrad-Folter sind auch die – gefühlt – gerade mal DIN-A4-Blatt-breiten Radwege auf der Nassauerallee und der Hoffmannallee. Das Schöne am Radfahren ist ja, dass man nicht in einer blechernen Einzelzelle sitzt, sondern mit eventuellen Mitfahrern sprechen kann. Das aber ist auf diesen Wegen unmöglich.

Fünf Meter Spezialradweg an der Flutstraße
Fünf Meter Spezialradweg an der Flutstraße

Ähnlich ärgerlich ist der Radweg am Industriegebiet: Die Übergänge zu den Verkehrsinseln sind Felgenkiller erster Güte, und die Tatsache, dass die Radwege gegenüber der Straße etwas zurückversetzt sind, macht die Radler anfällig für Autofahrer, die in Feierabendlaune vom Arbeitsplatz nach Hause preschen.

Überlebenstipp 2: Unbedingt erst Blickkontakt mit den Autofahrern aufnehmen, bevor man in die Kreuzung einfährt.

Fahrradfreundlich?

Interessanterweise ist bei den Unternehmen im Industriegebiet in aller Regel auch nicht mehr vorgesehen, dass jemand mit dem Rad vorfährt. Suchen Sie mal Fahrradständer!

Fahrradfreundlich?

Die Bilanz der ersten Woche: Das wesentliche Element der Fahrradfreundlichkeit in Kleve sind derzeit die Baustellen, die den Autoverkehr zu den Stoßzeiten lahmlegen. Einmal bin ich gegen halb fünf die Nassauerallee entlang geradelt und habe innerhalb von anderthalb Minuten 60 Autos überholt. Überraschenderweise habe ich während der 99,4 Kilometer der ersten Woche auch keine brenzlige Situation erlebt – was Mut machte, in größeren Maßstäben zu denken.

Deshalb die Ziele der zweiten Woche: Goch, Kevelaer, Arnheim, Nimwegen. Die beiden deutschen Städte haben jeweils ein negatives Highlight: Der Radweg an der Kalkarer Straße in Goch ist ein schlechter Witz aus kein Radweg, zugeparktem Radweg und postkartenbreitem Radweg – wer immer das geplant hat, sollte verklagt werden.

Wer wiederum Kevelaer über die Bahnstraße in Richtung Kleve verlässt, erlebt, dass der Radweg erst einmal unauffindbar ist und erst in Höhe der Shell-Tankstelle wieder auftaucht. Der Weg führt durch ein Gewerbegebiet und erweckt nicht den Eindruck einer Streckenführung, bei deren Planung irgendeine Art von Gehirn im Spiel war.

Der Tipp für weitere Strecken: Nie die schnellste Strecke wählen, die Google vorschlägt, sondern eine der in der Regel nur unwesentlich längeren Varianten, und der Radler wird belohnt mit einsamen, oftmals autofreien Strecken durch nie zuvor wahrgenommene Landschaften.

Google rechnet auch vor, dass eine schöne Strecke nach Arnheim (über Millingen und Doornenburg) gerade mal 35 Kilometer misst, also bei normalem Tempo nicht einmal zwei Stunden Fahrzeit. Über die John-Frost-Brücke gelange ich in die Stadt und wähne mich im Paradies. Die Umsicht, mit der knapp hinter der Grenze die Belange der Radfahrer berücksichtigt werden, ist atemberaubend.

Kreisverkehr  - aber nur für Radler
Kreisverkehr – aber nur für Radler

Das fängt schon beim ersten Kreisverkehr an: Die Radwege sind von den Autostraßen komplett abgetrennt, es gibt sogar einen eigenen Kreisverkehr für Radfahrer. An Baustellen, an denen der Deutsche allenfalls ein „Radfahrer absteigen!“-Schild erwartet, sind flexible Hartgummimatten verlegt, damit Bürgersteigkanten kein Hindernis darstellen. Die Krönung aber ist der neue Hauptbahnhof. Es gibt eine bewachte Tiefgarage – nur für Radfahrer! Fassungsvermögen: 4500 Fahrräder!

Bewachte (!) Tiefgarage (!) für 4500 (!) Räder in Arnheim
Bewachte (!) Tiefgarage (!) für 4500 (!) Räder in Arnheim

Als der Wächter mir das erzählt, muss ich an die jüngste Klever Ratssitzung denken, als der Bürger Burkhard Daams der Verwaltung vorrechnete, dass von den geplanten 250 Fahrradständern am Klever Bahnhof nur 80 tatsächlich gebaut worden sind, was aber, so die Auskunft der Verwaltung, „im Moment ausreicht“. Vielleicht ist es aber auch so, dass das Angebot die Nachfrage lenkt.

Fahrradhighway gen Nimwegen
Fahrradhighway gen Nimwegen

Von Arnheim noch Nimwegen (16 Kilometer) führt eine Art Fahrradautobahn, die dem Radfahrer lediglich eine Handvoll Unterbrechungen abnötigt – ich kann ich nicht entsinnen, irgendwo im weit weniger dicht bevölkerten Kreisgebiet etwas Vergleichbares befahren zu haben.

Mein Fazit nach gut drei Wochen und 420 Kilometern: Sieht man einmal von dem Problem des Kasten Biers und den Unbilden des Wetters ab, ist in Kleve der Verzicht auf das Auto eine befreiende Angelegenheit. Blickt man aber über die Grenze und schaut, was noch alles möglich ist, kommen einem die Tränen.

Ach ja, der Online-Rechner der Aktion „Stadtradeln“ sagt mir, dass ich unserem Planeten rund 60 Kilogramm Kohlendioxid-Emissionen erspart (im Vergleich zum Autofahren). Auch das wiegt schwer.

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20 Kommentare

  1. 20

    *

    Tja liebe „RP Leser“, wenn man einen regionalen Journalisten beschäftigt, wie die NRZ es macht, der auch schon mal einen Blick über die Grenze gelebt hat, bekommt man als Klever auch mal was interessantes und aktuelles aus der Nachbarstadt zu lesen. – Radfahrkonzepte zum Nachahmen durch die Politik erwünscht. –
    Aber Vorsicht: „Fahrradfahren verlängert die Lebenserwartung, positive gesundheitliche Folgen sind nicht auszuschließen und natürlich erhöhtes Wohlsein.“

    Mit Freude auf dem Fahrrad aus der NRZ vom 22.09.2016 / von Andreas Gebbink:

    http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-kleve-und-der-region/mit-freude-auf-dem-fahrrad-id12214248.html

    ***

     
  2. 19

    Lieber Autor! Guter Artikel! Wer viel in Kleve fietst, kennt deine Erkenntnisse nur zu gut! Da ich unter der Woche (leider..) viel in Ostwestfalen fietse, stell ich dort auch die böse Unart fest, mich op de Fiets nochmal schnell vor Kurven, Kuppen und sonstigen unübersichtlichen Stellen zu überholen. Sich auch noch mal schnell vor der nächsten Kreuzung an einem vorbei zu zwängen, gehört dort zum üblichen Verhalten… Zu deinem Beförderungsproblem schwerer(er) Lasten: mach bei deinem nächsten Trip naar Nijmegen doch mal einen Abstecher nach http://www.busybike.com/, dürfte einiges erhellende bereithalten incl.der Erkenntnis“man darf mehr als ein Rad haben!“

     
  3. 18

    Liebes Tagebuch, was soll ich denn machen? Mit dem Fahrrad fahren und die mögliche Klimakatastrophenszenarien abwenden (zur Not auch gegen Einbahnstraßen, der kürzeren Wege wegen, man will ja nicht zu spät zur Arbeit kommen, irgendjemand muss den Kram ja finanzieren), oder wegen Baustelle 20 Kilometer Umweg mit dem Auto rumgurken. Rumgurken bringt mehr Steuer. wenn ich kein Auto kaufe und fahre, krieg ich ein schulterklopfen von irgendwelchen weltuntergangshippies

     
  4. 17

    @ 15. Lastenradler

    „Die Planer des schön rot gepflasterten Radwegs von der Hafenstraße am Spoykanal entlang zur Hochschule, an besagter Brücke vorbei, sollten zur Strafe diesen Teil täglich mit dem Rad zu Stoßzeiten befahren müssen.“
    Wie hätte denn Ihrer Meinung nach eine „perfekte“ Lösung in diesem Bereich ausgesehen?

    „Auch die Brücke an der Hochschule und ihre absurde Rampe für Radler Rollstuhlfahrer ist angesichts ihres Neubaus doch unfassbar.“
    Die Rampe ist auch nicht für Radfahrer gedacht, da Radfahren auf der Brücke gar nicht erlaubt ist!

     
  5. 16

    Mein Auto ist gerade kaputt, ich fahr also wieder Fahrrad (ich bin auch Fahrrad gefahren als das Auto noch ganz war, so isses nicht, aber seltener) . Ich überlege mir gerade, soll ich mir ein neues Auto kaufen? Wenn ja, warum? Zur Fahrradfreundlichkeit unserer Heimatstadt sei soviel gesagt: ich hab sehr spät meinen Führerschein gemacht, bin bis über 40 mit dem Fahrrad gefahren, geändert hat sich nicht viel hier. Warum das hier Fahrradfreundlich genannt wird ist mir ein Rätsel. Versuch mal rechts vor links mit dem Fahrrad, gegen so nen Tuningproll der mit 30 noch bei Mutter wohnt

     
  6. 15

    @ Rainer Hoymann

    Dabei müssen am Niederrhein die Bakfietsen noch nichtmal motorisiert sein, wenn man nicht beladen die Gruft hoch fahren muss.
    Allerdings zeigt sich mit solch langen Gefährten, dass selbst kürzlich gebaute Radwege (Brücke bei der Hochschule zum Edeka) völlig radverkehruntauglich sind, weil die Radien bzw. Abstände von Umlaufsperren zu eng sind. Die Planer des schön rot gepflasterten Radwegs von der Hafenstraße am Spoykanal entlang zur Hochschule, an besagter Brücke vorbei, sollten zur Strafe diesen Teil täglich mit dem Rad zu Stoßzeiten befahren müssen.

    Es tut sich ja durchaus etwas im Bereich der Radwege, leider ist nicht alles davon wirklich hilfreich. So ist der Sandweg aus Griethausen inzwischen wieder mit einer etwas besseren Oberfläche versehen und am Ãœbergang Steinstraße hat er sogar gegenüber der Steinstraße Vorrang. Leider kann man dann nicht mehr gut in die Straße „An der Spoy“ einbiegen, sondenr ist gezwingen auf dem nun viel schmaleren und von Hundebesitzern frequentierten Teil des Radweges weiter zu fahren. Auch fehlt ein vernünftiger Ãœbergang an der Briener Straße. Insgesamt eine unbefriedigende Situation, da ja durchaus Geld für Radwege ausgegeben wird, dies aber nicht zur Förderung des Radverkehrs führt, die Gründe hat Ge.Org ja schon dargelegt.
    Ich versuche im Alltag die üblichen Fahrten mit dem PKW durch das Lastenrad zu ersetzen und bin damit auch schon sehr erfolgreich, allerdings gibt es auf meinen Wegen wirklich täglich kleine Hinder- und Ärgernisse, die durch bessere Planung (von Menschen, die auch Fahrrad im Alltag fahren) sicher hätten vermieden werden können.
    So halte ich es beim derzeitigen Zustand vieler Radwege in Kleve für erheblich sicherer, diese nicht zu benutzen, sondern auf der Fahrbahn, für alle PKW und LKW gut sichtbar zu fahren.

    @12
    Brienen->Kleve ab Hochschule halte ich nicht für Perfekt, zumindest wenn man das Ende des Radwegs an der Hafenstraße und die Brücke kurz davor berücksichtigt. Man stelle sich vor, dass Autostraßen/bahnen so konstruiert wären, dass man beim Abbiegen und auf-/abfahren das Fahrzeug verlassen muss. Zumindest müsste ich absteigen, wenn ich mit etwas längeren Rädern oder als Gespann unterwegs bin.
    Auch die Brücke an der Hochschule und ihre absurde Rampe für Radler Rollstuhlfahrer ist angesichts ihres Neubaus doch unfassbar. Das wäre doch sicher auch ohne Stufen gegangen.

     
  7. 14

    buienradar gibt es auch als App mit push-Mitteilungen, wann es in Kleve regnen wird, sehr praktisch für unterwegs!

     
  8. 13

    Es scheint, die Aktion „Stadtradeln“ hat zu einer ersten nachhaltigen Reaktion geführt:
    Laut RP-online schließt die Fa. Minrath ihren Klever Betrieb. Dann werden keine neuen (abgasmanipulierten?) VWs mehr in Kleve zum Verkauf angeboten oder repariert. Also erst recht ein Anlaß, noch mehr aufs Fahrrad zu setzen!
    Allerdings droht auch Unheil:
    Durch den Neubau der B220n/Oststangente soll der heutige Radweg von der Riswicker Str. entlang des Klever Rings zur Kalkarer Str. entwidmet und abgerissen werden. Demnächst sollen alle Radfahrer (wie die Autos) einige hundert Meter Umweg fahren. Statt den entsprechendne Abschnitt des Klever Rings zu entwidmen und abzureißen, könnte hier doch viel besser der erste Kilometer des ersten Fahrrad-Super Highways in Kleve entstehen.
    @rd
    Wenn Sie auf http://www.buienradar.nl auf der Karte mit dem Zug der Regenwolken im Klever Zipfel klicken, erscheint noch eine viel genauere Zoom-Darstellung. Da können Sie sogar genau ausmachen, wann und wie eine Wolke über den Grünen Heideberg hinwegzieht.
    Apropos Grüner Heideberg:
    Die bösen Autofahrerblicke schießen Ihnen da völlig zu Recht entgegen, wenn Sie da gegen die Autoeinbahn radeln. Wie schon einmal mit Fotos belegt, können Sie zumindest vom Großen Markt aus nicht in den Grünen Heideberg einfahren, ohne mindestens ein Schild „Vorgeschriebene Fahrtrichtung“ zu mißachten!!! Das ist ein weiterer SCHILDbürgerstreich der Planer, die hier – zu Recht – auch von mehreren Bloggern kritisiert werden.

     
  9. 12

    Die Ursachen für die Probleme sind leicht ausgemacht. Fahrradfahren wird weitestgehend seitens Verwaltungen und Politik (*) immer noch als Subkultur, z.B. als Wochenendbelustigung älterer Herrschaften angesehen. Der Wunsch, zumindest ein Umdenken, eine andere Kultur bzw. Denkweise einzuführen, wird pauschal mit Sätzen wie

    „Alles ist bestens, denn wir haben doch soundsoviel Kilometer Radwege gebaut“ (soundsoviel= irgend eine beliebige Zahl)

    „Dort darf man gar nicht fahren, weil es hier keinen offiziellen Weg gibt und somit gibt es auch nichts zu tun“

    „Jedes Jahr geben wir x€ für Radwege aus“

    „Radfahren ist ja Dein Hobby, deshalb haben wir Verständnis für Deinen Enthusiasmus, aber mehr als „nice to have“ ist das nicht- außerdem fehlt es an Geld“

    ausgehebelt.

    (*)Kleve mag hier von der Einstellung her eine Ausnahme sein, wobei es in der praktischen Umsetzung noch viele Baustellen gibt, so zumindest mein Eindruck. Die hier erwähnten Probleme, mit Ampelanlagen, messerscharfen Felgen-Killer-Kanten, inkonsistente Wegführungen bzw. Streckenanschlüsse, fehlende, sichere Abstellmöglichkeiten, extrem gefährliche Radwege im Fussgängerbereich (u.a. Hoffmannallee) allesamt Umstände, die dringend angegangen werden müssen.

    Anfangen würde ich nicht im Detail, mitten in der Stadt, sondern auf interkommunaler Ebene, auf den Zufahrtswegen. Wie sind die Verknüpfungen zwischen den Kommunen? Es ist insgesamt m.E. ein Desaster, soviel vorweg.

    Reichswalde -> Kleve, Hoffmannallee, Radweg auf Bürgersteig in Schlangenlinien -> gefährlich, ungeeignet, zuvor muss an der Ampelanlage Kreuzung Querallee die Fahrbahn gewechselt werden.

    Asperden, Nierswadle -> Kleve, Triftstraße, wie zuvor, nur bei Ausfahrt Fahrbahnwechsel

    Bedburg-Hau -> Kleve

    a) Nassauerallee, Lindenallee, Felgenkiller an der Zahl, ca. 7 pro Richtung, fehlende Freigabe für beide Richtungen, wegen Luftbelastung durch Autoverkehr ohnehin unbefahrbar

    b) Alternativroute für Unterstadt über Sternbuschwald: Anbindung unvollständig bzw. inkonsistent, Ampelschaltung katastrophal

    c) Kalkarer Straße, massive Anzahl von Felgenkillern, erzwungener Fahrbahnwechsel Höhe Hannen, Radweg auf Fussweg = gefährlich, ungeeignet

    Emmerich -> Kleve, Emmericher Straße, unzumutbare Luftbelastung, Radweg in Schlangenlinien auf Fussweg = gefährlich, ungeeignet

    Brienen -> Kleve, fast perfekt, zumindest ab Hochschule

    Donsbrüggen -> Kleve, fahre ich zu selten. Ist aber m.E. vor allem über Tiergartenstraße vorbildlich, da z.B. der Radweg ab Kreuzung Gruft nicht auf gleicher Ebene mit Fussgängern geführt wird und beidseitig vorhanden ist.

     
  10. 11

    Schade, dass rd von Kleve aus keinen Radausflug in ein Land machen kann, in dem es mit den Radwegen schlechter aussieht als bei uns. In Italien z.B., von einigen sehr schönen Fernradwegen mal abgesehen.
    So als Verlgleich.

     
  11. 10

    @ 6. dhp

    „Dazu die Druckampeln, bei den man sich ständig ärgert, weil man eine Sekunde zu spät am Ampelmast angekommen ist, um die Grünphase noch mitzunehmen.
    Warum muss man überhaupt drücken, um Grün zu bekommen? Warum kann man nicht grundsätzlich Fußgänger- und/oder Fahrradampeln zusammen mit den Autoampeln schalten?“

    Zu dem von Ihnen angesprochenen Thema „Knöpges-“ oder „Bettelampeln“ habe ich mich schon vor zwei Jahren ausgiebig geäußert und fast genau dieselben Fragen gestellt. Dabei habe ich u.a. auch auf eine Änderung der StVO zum Punkt „Lichtsignale für den Radverkehr“ aufmerksam gemacht.
    (siehe hierzu: https://www.kleveblog.de/wer-autos-fuettert/ und dort insbesondere Kommentar „@ 34. fietser Am 4. August 2014 um 16:35 Uhr“)
    Offensichtlich ist es bei manchen Themen wie mit Moden: Sie kommen irgendwann wieder!

     
  12. 9

    In den Niederlanden sind die Prioritäten wohl etwas anders.

    Letztes Jahr war ich bei einer Führung durch das Doornroosje in Nijmegen dabei und dort wurde uns erklärt, das vor dem neuen Roosje Nijmegens wichtigster Radschnellweg verläuft. (Die Fahrradautobahn)
    Da Tourbusse und Equipment-Trucks nicht rückwärts an die Laderampe und damit auch rückwärts über den Radweg fahren dürfen, musste an der Laderampe solch ein Kran installiert werden.
    https://www.youtube.com/watch?v=sjuGSfqT9Ls

    In Deutschland hätte die Sicherheit auf dem Radweg wahrscheinlich niemanden interessiert.

    @RD
    Kennst du bei OpenStreetMap die Radfahrkarte (CycleMap)?
    http://www.openstreetmap.de/karte.html
    Kann man open Rechts in dem grauen Bereich einschalten.

     
  13. 7

    Ralf,

    gerne stelle ich Dir meinen Anhänger, geeignet fürs Rennrad mit Gepäck, zur Verfügung. Sieht
    sogar gut aus, so ein Gespann, nehme selbst im Augenblick Packtaschen!

     
  14. 6

    Als ich vor über 30 Jahren Radtouren durch die Niederlande gemacht habe, waren viele der beschriebenen Annehmlichkeiten für die Radfahrer ja auch schon vorhanden wie die Fahrradhighways.
    Wobei auf den ‚Fahrradhighways‘ zum Teil auch andere, langsamere Verkehrsteilnehmer wie Trecker oder Bromfietsers unterwegs waren.

    Das Schlimme ist nur, dass die deutsche Seite es in dieser Zeit kaum geschafft hat, außer mehr Radwegen echte Verbesserungen für die Radfahrer zu erreichen.
    Hier wird mal wieder alles halbherzig und vor allem mit der Autofahrer- oder der Behördenbrille geplant und umgesetzt. Der Radweg an der neu gebauten Hoffmann- und Materborner Allee ist nur ein Beispiel. Dieser Slalom um die Baumscheiben mit viel zu engen Kurvenradien und zu schmalem Radweg ist ein Unding.
    Dann ständig diese Radspuren, die unvermittelt im Nichts enden.
    Dazu die Druckampeln, bei den man sich ständig ärgert, weil man eine Sekunde zu spät am Ampelmast angekommen ist, um die Grünphase noch mitzunehmen.
    Warum muss man überhaupt drücken, um Grün zu bekommen? Warum kann man nicht grundsätzlich Fußgänger- und/oder Fahrradampeln zusammen mit den Autoampeln schalten?

    Das fahrradfreundliche Denken muss in den Köpfen ankommen und die Bereitschaft und der Wille, es mal ausnahmsweise gut machen zu wollen – und nicht nur halb.

    Für die eine Kiste Bier oder Wasser nehme ich übrigens besagten kleinen Fahrradanhänger, ab der zweiten oder dritten geht es dann doch meistens mit der Auto zum Getränkemarkt.

     
  15. 4

    Zur Ehrenrettung der Firma MSK (im Klever Industriegebiet) muß man sagen, daß die einen Fahrradständer haben. Am 18.06.18 war da Tag der offenen Tür. Ich habe mich dahin geschickt über den Hochschulcampus, zwischen Spoykanal und Parkhaus, auf dem Fietspad unter der Klever Ring Brücke hindurch, am alten ostdeutschen Kartoffeldampfer und am Winterlager der evangelischen Jugend vorbei auf den Weg gemacht. Ab dem Winterlager (und vermutlich bis zum Tweestrom) war alles hoffnungslos zugeparkt und ein paar Autofahrer kreisten permanent hilflos umher. Und ich? Ich konnte (wie sonst nur die Direktion) ohne Abzusteigen bis zum Eingang der Halle mit den ausgestellten Maschinen vorfahren und dort mein Fahrrad in den gut zur Hälfte ausgelasteten Fahrradständer stellen. Noch als ich die maximal 5 m vom Fahrradständer zum Eingang ging, hörte ich es gleich hinter mir mehrfach heftig scheppern: Da war doch glatt einigen Autofahrern die Kinnlade bis auf den Boden runtergefallen und ich hörte gleich mehrfach den Kommentar: „Clever per Rad zu kommen – warum sind wir eigentlich nicht auf diese Idee gekommen?“ Ja, warum nicht?!

     
  16. 3

    Sehr interessanter Bericht…….auch für „Fußgänger“! 🙂

    Als Lösung, einen Kasten Bier usw. mit dem Fahrrad zu transportieren, habe ich bei anderen schon gesehen, dass sie ein kleines Wägelchen, mit eben so einem „Kasten Bier“ hinter dem Fahrrad angekoppelt, nachziehen………..

    Herr Daute……….wäre das keine Idee für ein Foto………..Ihr Sportfahrrad mit einem „Bier-Wägelchen“? 🙂

     
  17. 2

    Das sind die Probleme, die einen jeden Drahteselbenutzer peinigen.

    Ich versuche mich dann immer mit den Bedingungen der Gustav Hoffmann Arbeiter über Wasser zu halten. Die sind nach dem Krieg einfach zu Fuß und von Gott weiß woher, nach Kleve gelaufen, da eine Fitz purer Luxus war. Denen wären die heutigen Probleme bestimmt nicht aufgefallen.

     
  18. 1

    Die reportage finde ich absolut toll. Würde ich gehrne mitmachen. ICh glaube das dadurch mehr Leute über das Fahradfahren nachdenken und viele Umsteigen werden.
    Alle Hochachtung und viel Spass.