Sparkasse Rhein-Maas: Klever Stadtrat billigt Fusion, aber wie flott ist dieser Dreier wirklich?

Zukünftige Anteilseigner der Sparkasse Rhein-Maas (Angaben in %)
Dominantes Rot, wie die sprichwörtlichen Zahlen: der Neubau der Sparkassen-Hauptstelle inmitten von Caldenhoven (Autoteile) und S-Drive (Autolizenzen)
Sparkasse Rhein-Maas: Hauptsitz bleibt Kleve, Hauptträger wird der Kreis

Nicht nur wegen des einstimmigen Beschlusses zum Minoritenplatz war die Klever Ratssitzung gestern in der Stadthalle nach Meinung der Bürgermeisterin und einiger Stadtverordneter von „historischer“ Bedeutung, sondern auch wegen einer Abstimmung im nicht-öffentlichen Teil: Dieser Beschluss ebnete den Weg für die Fusion der Sparkasse Kleve mit der Stadtsparkasse Emmerich-Rees und der Sparkasse Straelen. Wie kleveblog schon vor einigen Wochen berichtete, soll das neue Institut den geographisch zwar wenig sauberen, aber weit in die Zukunft weisenden Namen erhalten: (Sparkasse Rhein Maas).

Wie flott ist dieser Dreier wirklich?

Die Bankiers aus den drei Städten verkauften das Zusammengehen in bester neuer politischer Tradition als „alternativlos“. Obwohl selbst an der Finanzkrise weitestgehend unbeteiligt, hängen die Sparkassen aufgrund der immer strengeren Regulierung (Basel III) und der Niedrigzinspolitik im Fliegenfänger.

Einst liefen die Vorstände der Institute, dank sechsstelliger Jahresgehälter dauernd lächelnd, mit Egos so groß wie eine Mercedes S-Klasse durch die Stadt, heute kommen sie im Bettlergewand. Plötzlich werden einst so nachrangige Dinge wie Kontoführungsgebühren wieder bedeutsam, das Geld muss halt irgendwie zusammengekratzt werden. In der Dörfern werden die Filialen geschlossen, wer Geld braucht, kann es sich wie bei einem Pizzalieferdienst bestellen.

Bei der Stadtsparkasse Emmerich-Rees allerdings reichten nicht einmal diese klassischen Schritte zur Aufhübschung der Lage. 2012 erhöhte der Kreis Kleve als Anteilseigner seine Einlage um zehn Millionen Euro, um das Institut in die Lage zu versetzen, „noch mehr Kredite für zukunftsträchtige Investitionen zu gewähren“, wie es damals hieß. Es war natürlich eine Rettungsaktion.

Für die nun anstehende Fusion, die Verträge sollen am Montag unterzeichnet werden, war die Braut von der anderen Rheinseite allerdings immer noch nicht schön genug. Wer die im Internet zugänglichen Bilanzen des Geldinstituts aufmerksam liest, findet einerseits Hinweise auf Steuererstattungen (dann wurde ein überraschenderweise schlechtes Jahr mit einem vorangegangenen besseren verrechnet) und andererseits Belege für Steuerzahlungen im Zwei-Millionen-Bereich, die wiederum ein Indiz für massive Veräußerungen sein können. 2014 machte das Haus gerade mal einen Gewinn von 400.000 Euro nach Steuern. Im Geschäftsbericht heißt es unverblümt: „Die geschäftliche Entwicklung der Stadtsparkasse Emmerich-Rees verlief in Teilbereichen nicht nach unseren Planungen.“

Folge: Die Stadt Emmerich schießt der Stadtsparkasse 12,8 Millionen Euro zu, um die Eigenkapitalquote auf das Niveau der beiden anderen Fusionspartner zu heben, wie die NRZ Emmerich heute berichtet.

Die Eigentumsverhältnisse in der neuen Sparkasse Rhein-Maas weisen einen beträchtlichen Einflussgewinn des Kreises Kleve aus, der künftig über 50,3 % der Besitzanteile verfügen wird. So verwundert es auch nicht, dass Wilfried Suerick, der rastlose Pensionär in Diensten des Kreises, einen Platz im neuen Verwaltungsrat erhalten soll, wie kleveblog erfuhr. Die Stadt Kleve kommt auf 21,1 Prozent, soll aber eine Sperrminorität erhalten. Die Anteile der Gemeinden Straelen und Emmerich betragen 13,8 bzw. 13,3 Prozent. Die Stadt Rees fällt mit einem Anteil von 1,5 Prozent stark ab, sie hatten bei der Eigenkapitalaufstockung mangels Geld nicht mitgemacht, wie die NRZ schreibt.

Zukünftige Anteilseigner der Sparkasse Rhein-Maas (Angaben in %)
Zukünftige Anteilseigner der Sparkasse Rhein-Maas (Angaben in %)
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2 Kommentare

  1. 2

    „Eindeutig ja! Unsere Mindestausstattung ohne die 10 Millionen Euro
    liegt über 8 Prozent, ich bin 2011 bei 12,58 % und 2012 bei geschätzten 12,2 %.
    Meine Aussage, wir erfüllten heute schon Basel III auch ohne den Kreis, steht.” – H. Balkmann, März 2012,

    Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/emmerich/wir-haben-ausreichend-kapital-id6465742.html

    Hallo,

    eine interessante Aussage, die Herr Balkmann da vor Vermögensüberlass aus öffentlichem Topf getroffen hat. Wenn Basel III bereits 2012 erfüllt war, warum ist dann Basel III jetzt ein Problem? Riesen Verluste? Das Basel III ist stufenweise aufgebaut, aber das ist hier nicht relevant.

    „In der Vorlage des Kreisausschusses steht das Gegenteil”, heisst es im Interview mit Herrn Balkmann. Alles legal, toll.

    Soll also heissen das die SSK, Herr Balkmann, der breiten Öffentlichkeit in 2012 ein anders Bild über den Zustand der Kasse vermittelte als dem Kreistag oder auch der Bankenaufsicht?

    2014 war laut Herrn Balkmann, DerWesten online berichtete, die Finanzlage geordnet. Tja, das erinnert mich an mein Kinderzimmer. Ich war auch immer der Meinung das es total geordnet aussah, meine Eltern aber meist nicht. Das führte dann zur Ordnung. Bei Herrn Balkmann war das vielleicht alles ganz anders? Taschengeld nicht gekürzt? Und nicht zu vergessen: Vor weniger als 2 Jahren teilte Herr Balkmann auch laut DerWesten mit das keine weitere trägerseitige Kapitalmaßnahme geplant sei. Kurzfristig geplant?

    Speziell den Eltern, deren Kinder nun zur angeblichen Rettung von vielleicht 80 Arbeitsplätzen und zum Erhalt von Spenden noch im Jahr 2045 abstottern sollen, scheint es sehr gut zu gehen. Das freut mich wahnsinnig.

    Geteiltes Leid ist halbes Leid. Komisch ist ja das 80 Entlassungen – na vielleicht würde selbst dann niemand protestieren. Es ist offenbar noch viel Raum für höhere Belastungen durch mehr Schulden und höhere Steuern und Gebühren. Freut die SPD mit, oder? Oh, da fällt mir auf: Freut mich nicht.

    Emmerich am Rhein hat vermutlich ansonsten keine Probleme. Vor Arnhem gtünes Licht für eine künftige, riesige Outlet Factory mit Gastronomie. Da fegt bitte noch mal mit dem Besen auf der Kaßstrasse und auf der Steinstrasse durch um solchen lachhaften künftigen Wettbewerb, der sich einbildet bis zu 60km entfernt kräftig anzulocken, jetzt schon zu zeigen wo der Handel sauberst boomt.

    Den Rest spare ich mir.Danke!
    Viel Spass auf der Kirmes. Freibier ist aber wohl schon durch.

    LG
    Christian Heinrich

     
  2. 1

    Ich war ja dafür die Banken ruhig in die Pleite rennen zu lassen bevor man Milliarden an Steuergeldern in die Privatschatullen der Abzocker zuschießt.

    Braucht eigentlich jemand Fondmanager? Aktienanlysten und so zeug? Was man mit den Milliarden alles hätte machen können. Schulen Sanieren, Feuerwehren besser ausrüsten. Hartz4 Abschaffen und ein Bürgergeld einführen können und und und.

    Stattdessen gibt man das Spekulaten die damit noch mehr Spekulieren. Sogar auf Kreis und Stadtebene tut man dies…