Ruhig mal tief ins Glas schauen

Tückische Moleküle in aufreizender Verpackung


C2H6O ist eine bei Raumtemperatur farblose, leicht entzündliche Flüssigkeit mit einem brennenden Geschmack, einem charakteristischen, würzigen Geruch sowie einer berauschenden Wirkung. Allerdings muss der geübte Alkoholuser viel Bier trinken, um sich diesem Effekt anzunähern. Doch in Kleve gibt es seit kurzem eine neue Lokalität, die es den Kunden ermöglicht, schneller und bunter diesen Zustand der Beduseltheit zu erreichen: Thom’s Lounge am Kloppberg (ehemals DAB-Quelle, danach mehrere gescheiterte gastronomische Experimente, der Apostroph ist nicht von mir).

Man selbst ist blau, das Licht türkis
Man selbst ist blau, das Licht türkis
Wer bei Lounge allerdings an plüschige Gemütlichkeit denkt, wird erst einmal enttäuscht. Viel Glas, viel weiße Oberfläche, zwei Windlichter wirken wie Restleben wie nach einem verlorenen Atomkrieg. Edel, vermutlich sagt man heute auch »stylish«, aber eben auch leicht steril. Dieser Eindruck wird verstärkt, als sich die Kellnerin erst einmal mit einer Sprühflasche an der Glasplatte unseres Tisches zu schaffen macht und diese wieder auf Hochglanz poliert, wobei der Kundschaft gewissermaßen als Aperitif Reinigungsdämpfe in die Nase steigen.

Der kritische Teil meiner Seele denkt: »O Graus!«, der verträglichere hingegen: »Trink‘ doch erst mal einen!« Wie immer setzte sich mein kontemplativer Charakterpart durch, und so wurden bei der freundlichen Fachkraft nach eingehendem Studium der Karte, die ca. 50 Cocktails (in der Preisklasse von 6 bis 7 Euro) anbietet und darüber hinaus auch kleine Speisen, zwei Caipirinhas geordert. Erst mal an den Klassikern festhalten, solange es noch geht.

Nun habe ich von Cocktails nur begrenzt Ahnung, doch sicherheitshalber hatte ich eine Fachfrau mitgenommen, die nach dem ersten Schluck missmutig ihr Gesicht verzog. Zu wenig »Wumm« habe das Langgetränk, der auf den Boden des Glases gehörende Rohrzucker sei allenfalls in homöopathischen Dosen drin, und im übrigen sei das Ganze eine lieblos zusammengemixte Plörre. Im gleichen Augenblick kam die Kellnerin und fragte, ob alles in Ordnung sei…

Nein, sagten wir da in freundlichem Ton und trugen detailliert unsere Kritik vor. Kein Problem, sagte die Mitarbeiterin da, sie werde umgehend für neue Getränke sorgen. Was dann kam, war zunächst ein perfekter Caipirinha, dann ein formidabler Painkiller, gefolgt von einem erfrischenden Mojito. Also, abgesehen vom Ausrutscher am Anfang, kann Thom’s Lounge hier nur als eine durchaus empfehlenswerte Methode bezeichnet werden, sich C2H6O in seiner schillerndsten Form zuzuführen. Das hatte sich wohl auch schon in der Klever Adoleszenzwelt herumgesprochen, denn als das kleveblog-Testteam die Inspektion gegen 2.44 Uhr beendete, war der Laden noch gut gefüllt. Möge es lange so bleiben!

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Kategorisiert in Alles, Geschäfte

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21 Kommentare

  1. 21

    Ich bin eher zufällig auf diesen Artikel gestoßen und bin überrascht von den Eindrücken der Beobachter.

    Ich war schon einige Male bei Thom´s und bin sowohl mit den Getränken als auch mit den Speisen und der Atmosphäre sehr zufrieden!!! Das Servicepersonal ist äußerst zuvorkommend. Das Ambiente ist großartig. Sehr gemütliche Sitzecken. Ich werde sicherlich öfters vorbeischauen.

    Sicher, es ist etwas vollkommen Neues hier in Kleve, aber das brauchen wir auch! Dass man mit der Lounge nicht jeden Geschmack trifft, ist verständlich, aber wohin kommt man, wenn man es jedem Recht machen will? Solang der Besitzer seinem Motto treu bleibt, sein Konzept gut verkauft und die gewünschte Zielgruppe erreicht, ist es doch okay 🙂

    Jeder soll seine eigenen Erfahrungen machen und nicht beeinflusst werden!!!

     
  2. 20

    Da pflichte ich Hans voll bei. Gemütlich und nicht, wie mittlerweile in fast allen Kneipen üblich, viel zu laut beschallt. Ich möchte mich da einfach unterhalten, was viel zu oft gar nicht möglich ist. Vielleicht meinen die Wirte, man hätte sich nichts mehr zu sagen. Wenn man den Blog liest, sieht das aber ganz anders aus 😉

     
  3. 19

    Abgesehen davon, dass ich letztes WE die „Location” besucht und für gut befunden habe, braucht Kleve ein Lokal für die Altersgruppe von 30 – 50. Ich fände es einfach herrlich an der Theke zu sitzen und dem typischen niederrheinischen Wortgebrauch wie „sitzen gehen” von @sansibar zu lauschen.:-)

     
  4. 18

    Also, da soll einer die Klever verstehen,da möchte jemand was neues, frisches, modernes in diese eingeschlafene Stadt bringen,und promt wird er den Geiern zum Fraß geworfen! Ist ja auch nix anderes zu erwarten,wenn man underground Kneipen gewohnt ist, die vollgestopft mit Kunstblumen sind, mit düsterem Licht, und gleichen Gesichtern!

    Haben Thom´s Lounge auch besucht und waren positiv überrascht, Personal, Getränke/Speisenauswahl und die Location einfach Top!!!

     
  5. 17

    Also ich bin schlicht weg begeistert von Thom’s Lounge. Letzten Samstag war ich zum ersten Mal da in Begleitung einer Freundin. Als wir ankamen, waren alle Tische besetzt, die Lounge war voll. Trotzdem kam eine Bedienung uns direkt am Eingang entgegen,nahm unsere Garderobe entgegen und hat uns zwei Plätze an der Bar angeboten. Wir konnten uns für keinen Cocktail entscheiden, weil sich viele verlockend anhörten, also empfohl uns die Bedienung einen Cocktail- Watermelonmen (übrigens eine sehr Wahl für alle,die fruchtig und süß zugleich genießen möchten) und der Barkeeper hat uns ein wenig unterhalten. Alle Cocktails werden vom Barkeeper frisch gemacht und schön verziert mit frischem Obst. Wir nutzen auch die Gelegenheit das Gespräch mit dem Koch aufzusuchen, der kurzer Hand im Hochbetrieb an der Theke ausgeholfen hat und die Cocktails verzierte. Er hat uns dann den gemischten Salat mit gebratenen Garnelen empfohlen,den wir dann auch kosten wollten. Er hatte wirklich nicht zu viel versprochen! Er war herzhaft zubereitet und hat sehr lecker und frisch geschmeckt. In der Speisekarte wird einem auch viel geboten. Von Frühlingsrollen, über Nudelgerichte, Rumpsteak, Wraps bis hin zum hausgemachten Tiramisu u.v.m..Wir waren von der Lounge,der Karte und dem Personal sehr begeistert und ich kann den Laden guten Gewissens weiterempfehlen! Sowas hat Kleve gebraucht! Ich komme gerne wieder 🙂 LG Nina

     
  6. 16

    @Die Kellnerin Da muss man aber eine sehr kritische Einstellung haben, um daraus einen negativen Nachgeschmack herauszulesen. Ich sag’s aber gerne noch mal: »Also, abgesehen vom Ausrutscher am Anfang, kann Thom`s Lounge hier nur als eine durchaus empfehlenswerte Methode bezeichnet werden, sich C2H6O in seiner schillerndsten Form zuzuführen. Das hatte sich wohl auch schon in der Klever Adoleszenzwelt herumgesprochen, denn als das kleveblog-Testteam die Inspektion gegen 2.44 Uhr beendete, war der Laden noch gut gefüllt. Möge es lange so bleiben!«

     
  7. 15

    Interessante Darstellung. Ich kann mich sehr gut an die zwei Gäste erinnern, die ich an dem Abend bedient habe. Sehr gerne möchte ich auf diesem Wege auch kurz Stellung beziehen. Zunächst möchte ich sagen, dass das Team in Thom’s Lounge immer zwei offene Ohren für Kritik hat. Wir befinden uns am Anfang und sind sehr offen für Verbesserungsvorschläge. Schade finde ich jedoch, wenn die weniger guten Aspekte mehr in den Vordergrund gestellt werden, als die positiven. Wie Sie gesehen haben, haben Sie uns im Hochbetrieb besucht, der Tisch war der einzige,den wir kurzfristig anbieten konnten, da wenige Sekunden zuvor andere Gäste weiter gezogen sind. Normal bleibt die Zeit, um in Ruhe den Tisch, in Abwesenheit neuer Gäste,zu wischen. Aber wie gesagt, für Verbesserungsvorschläge sind wir immer dankbar! Und den Rest des abends waren Sie doch sehr zufrieden, zumindest auf meine Nachfrage hin. Daher meine leichte Verwunderung warum ein negativer Nachgeschmack bleibt, wenn man Ihren Bericht gelesen hat…

     
  8. 13

    uffffff
    der Wahnsinn – bin froh wenn ich ich 20 Jahren unte der Ede oh was whhe – man selbst in Anatolien sprechen die Leute besser

     
  9. 12

    Sansibar,
    6.Bierkeller…ganz top. Wie wahr!

    ———–

    Es soll Gedanken der alten Beteiber geben,vielleicht mal
    wieder am Sa/So zu öffnen!
    Würde mich freuen.

     
  10. 9

    Günter hat Recht. Das „Haus Bergmann“ gilt es in den höchsten Tönen zu loben. Sowas findet man ja z.B. hier in Berlin überhaupt gar nicht. Perfektes Gasthaus.

     
  11. 8

    hallo, bei einem familienessen, bezugnehmend auf dieses thema, hab ich den satz „ich mach eine klebstoffschnüfflerbude auf, eine tube xhu oder p.t..x für 18€, möglichweise kommt da sogar einer hin“. ich glaub ich mach das wirklich….. ein paar schwumerig, wackelnde LED-kerzen drumherum,n‘ bissl eso-dingeskirchen. müsste man als geschäftkonzept dem hiesigem technologiezentrum vermitteln können, um an fördergelder zu kommen……………

     
  12. 5

    Tja, da kommt sie, die Sehnsucht nach der vergangenen Jugend..

    Wo waren wir…
    1.Limit..top
    2.Old Granny…auch top
    3.Down Town…gut
    4.PX Kellen…lala
    5.Atlantis..lala
    6.Bierkeller…ganz top
    7.Charly…top
    8.Schlappen…gut
    9.Boncardo/Caljente…zum Abschluss
    10.Treppchen…naja
    11.Schweizerhaus..ächz
    12.Häck Meck…aahhh(war auch später)
    13.Kirmes
    14.Scheunenfeten
    15.Schützenhaus Keeken
    16.Gecko in Geldern
    17.BAKA in Kaldenkirchen
    18.E Dry…naja
    19.Swing ..Nimwegen..top
    20.Ekstase…Nimwegen

     
  13. 4

    neue Bar okay…aber mir zu steril.Da kann ich ja direkt in der Pathologie sitzen gehen!
    Dann lieber ins gemütliche Bodega oder nach Kölle ins Früh oder Düsseldorfer Uerige…sowas gefällt mir besser!

     
  14. 3

    Die letzte urige Gaststätte gibts noch in Kleve an der Hoffmannalle. Hier gibt es das beste gezapfte Pils, das beste Pfeffersteak, die besten Bratkartoffeln, den besten Selleriesalat und den besten Service. Restaurant Bergmann! Links neben der früheren Loge von Sport Driessen. Hoffentlich bleibt Frau Bergmann uns noch lange erhalten!

     
  15. 2

    Interessante Sichtweise!Da gibt es mal wieder einen Jungunternehmer mit einem eigenen Konzept und schon erheben sich wieder die selbsternannten Szenekenner.
    (Ich hab es ja gleich gewußt, dat wird nix)
    Gerade der Großstädter wechselt ständig die Locations.Aber unser Cosmopolit sieht das ja etwas anders.

     
  16. 1

    Ich hab´s gesehen. Nur gesehen. Nichts getrunken. Gleich wieder raus.

    RÜCKWÄRTS raus.

    Mögen die Cocktails noch so perfekt gewesen sein, die Frau an meiner Seite eine Göttin, so dass jegliche Nervenenden eigentlich eh schon mit Reizüberflutung zu kämpfen hatten…aber, das….das ging ja gar nicht.

    Ein künstlicher Raum. Einer, in dem sich mir der Magen umdreht. Ein Lichtkonzept, welches bei mir starke Assoziationen an „Miami Vice“ aufrührt…

    „…Restleben wie nach einem verlorenen Atomkrieg…“; ich hätte es nicht besser beschreiben können. Danke an den Autor.

    Und das in Kleve.

    Ich behaupte mal frech den Klever `ansich` und sein `Ausgehgebaren` seit Jahrzehnten zu kennen. Jede gastronomische Neueröffnung wird da gehypt. Ist cool. Avanciert zum `Szenetreff` (Szene und Kleve…?). Gesehen und gesehen werden.

    Es grenzt an Afferei.

    Jedem noch so idiotischen Trend wird bereitwillig eine Chance gegeben. Weil es gerade alle/ viele tun. Wie die Lemminge stürzt sich das klever Volk auf jede Neuerung. Was war ist vergessen… und zählt nicht mehr.

    Dabei zu sein… zählt mehr…. als sich wohl zu fühlen. Ein Verhalten wird an den Tag gelegt, welches sich in Großstädten meines Erachtens nicht so ausgeprägt wiederspiegelt. Der Großstädter besucht Locations, weil sie ihm gefallen und nicht weil sie neu sind. Nunja, er hat ja auch die Auswahl 😉

    Der Klever hingegen hetzt von einer Neueröffnung zur Anderen. 😉

    Aber die Lounge (Lounge und Kleve…?!?) setzt mit ihrem Ambiente einen sicherlich noch nie dagewesenen Akzent.

    Was solls; auch ich hab` mich seinerzeit mit Freunden in der Atmosphäre kühlen Neonlichts an einem großen deutschen HBF getroffen und alkoholische Getränke konsumiert. Dabei war der `Spielautomat`(eine Münze und eine Eisenbahn drehte geschätzte zehn Runden…) unsere Theke.

    Der Unterschied zu den Klever Loungegängern: Wir trafen uns (aus allen Schienenrichtungen) dort zweckgebunden ausschließlich zum `vorglühen`.
    Desweiteren beherrschten wir das `Ambiente`, und nicht das Ambiente uns… 😉

    Wenn das Konzept in Kleve langfristig funktioniert, dann nur, weil nichts NEUERES eröffnet. Und wenn doch, so werde ich die Loungepeople mit Jeans mit Dinoaufdruck versorgen.
    Weils cool ist…