Rila-No: Nr. 6 schließt Restaurant

Die wahrscheinlich längste Theke der Welt: Rilano Nr. 6, Lenbachpalais, München
Die wahrscheinlich längste Theke der Welt: Rilano No. 6, Lenbachpalais, München

(Unser München-Korrespondent Markus van Appeldorn berichtet) Mom Zevens kann gut in Einkaufscenter, Hotels und andere Immobilien – gehobene Küche gehört ganz offenbar nicht zu seinen Kernkompetenzen.

Sein Engagement in die Münchner Schicki-Micki-Szene erhält jetzt jedenfalls einen gehörigen Dämpfer. Erst vor eineinhalb Jahren hatte er hier mit seiner Rilano-Gruppe das Restaurant „Rilano No. 6“ eröffnet – an bester Adresse. Das beherbergende Lenbach-Palais ist eine der feinsten Immobilien Münchens. Einst aufgehübscht von Milliarden-Pleitier Jürgen Schneider gehört es heute dem Münchner Ex-Film-Tycoon Robert „Bobbie“ Arnold (ARRI, 16 Oscars). Die Eröffnung geschah natürlich mit viel münchentypischem Tamtam und Promi-Publikum. Doch Ende des Monats gehen im Nobelrestaurant erst mal die Lichter aus. Denn nach den Freibier-Adabeis kam offenbar zu wenig zahlendes Publikum.
„Das Restaurant tut etwas weh“ zitiert die Münchner Boulevardzeitung TZ Holger Behrens, geschäftsführender Gesellschafter von Rilano. So recht verstehen kann Behrens die Geschäftsentwicklung nicht. So habe man vor der Eröffnung eigens einen Trendforscher engagiert, der dem Vorgänger-Restaurant „Lenbach“ einen Bekanntheitsgrad von 69 Prozent der Münchner attestierte. „Höher als der von Christian Ude“, sagt Behrens – und hätte bei dem Vergleich mit dem überaus populären langjährigen Oberbürgermeister Münchens vielleicht schon damals stutzig werden sollen, was die repräsentative Belastbarkeit dieses Wertes betrifft.
Bei seriöser Analyse wäre dem Forscher möglicherweise auch aufgefallen, dass das Restaurant trotz feiner Adresse und Innenarchitektur von Spitzen-Designer Sir Terence Conran bei den Münchnern nie wirklich im Trend war. Top-Gastronom Michael Käfer hatte sich einst schon alsbald nach der Eröffnung aus der Nummer verabschiedet. Und auch dessen Kompagnon und Nachfolger Peter Schmuck hatte an dem Platz lange seine liebe Mühe – trotz des Engagements von Spitzenköchen wie etwa Ali Güngörmüs („Le Canard“ Hamburg, 1 Michelin-Stern). Was nun wird? „Die Zukunfstplanung steht noch nicht fest“ sagt Holger Behrens der TZ. Glücklich ist die Rilano-Gruppe offenbar mit der im selben Gebäude beheimateten Bar, die bereits seit mehreren Jahren zu den Hot Spots der Münchner Nachtschwärmern der Prosecco-Liga zählt.

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18 Kommentare

  1. 18

    @17,

    um dieser Malaise wirkungsvoll zu begegnen wähle ein schlichtes Buchstabensüppchen und anschließend Sushi
    mit Pommes.

     
  2. 17

    „In der Philologie der Speisekarten bleibe ich weit unter dem Durchschnitt und falle immer wieder auf hochtönende Bezeichnungen herein, hinter denen sich meist die gemeine Kartoffel oder ein trauriges Kleinleutegemüse verbirgt, selbst in Gaststätten, die sich einer solchen unverblümten Verblümung schämen sollten, ein trauriges Beispiel für die Verirrung der Vornehmheit.“ (Albert Vigoleis Thelen, Die Insel des zweiten Gesichts, S. 58)

     
  3. 16

    @14. otto

    Im Falle eines knurrenden Magens, würde „Fisch“ auch ein Stück Brot reichen.

     
  4. 15

    @7 W.H vonne Sparkasse 🙂

    Bleibt bei mir die Frage, wie „gut“ definiert wird im Kontext mit „gutem Essen“, das als Teil der von Ihnen genannten Essenz die Erfüllung für den Menschen bringe.

    Während für manchen Post-Materiellen die Speisen in einigen mit Säulen, Tympanons pp. aus Pappmaché gestalteten griechischen Restaurants Erfüllungen bewirken, verlangt der eine oder andere Hedonist nach Molekularexperimenten aus der Küche….

    Oder?

     
  5. 14

    @ 12 /9 und ich,

    keiner von den Vorgenannten würde jemals mit knurrendem Magen ins Lehmbach oder zum Schubeck rennen,
    dann lieber eine Currywurst von Quartier.

     
  6. 12

    @9. knecht

    „Hat man solche Gedanken auch mit knurrendem Magen?“

    NEIN…..hat man absolut nicht!!! Man denkt…………“wie kann ich überleben?“

     
  7. 9

    „…Die Entsagung hat auch etwas von Freude, von Bemühung, Enthusiasmus und Freiheit.
    Es ist die Erleichterung, die darin liegt, endlich auf das Unbefriedigtsein verzichtet zu haben. ….“

    Hat man solche Gedanken auch mit knurrendem Magen?

     
  8. 7

    @ 6 Otto

    Ich denke, die Mischung zwischen Spannung (hartes Training, harte Arbeit) und Entspannung, beispielsweise gutes Essen, bringt einem Menschen die Erfüllung.

     
  9. 6

    @ 5 W.H. ,

    die Zitate von Feldherren gefallen mir nicht „besonders“, du kennst sicherlich M. Ricard (ehem. Molekular-Biologe und heute offizieller Ãœbersetzer des Dalai Lama), er sagt u.a.

    Die Entsagung hat auch etwas von Freude, von Bemühung, Enthusiasmus und Freiheit.
    Es ist die Erleichterung, die darin liegt, endlich auf das Unbefriedigtsein verzichtet zu haben.

     
  10. 5

    @ 2

    Lukullus, der römische Feldherr und Senator (gestorben 56 vor Chr.) soll gesagt haben: es ist wichtiger, ein neues Gericht (Kochgericht) zu entdecken als einen neuen Planeten….. da ist was dran. Guten Appetit!

     
  11. 4

    „Die einzigen Dinge, die man im Leben wirklich bereuen sollte, sind die Risiken, die man nicht eingegangen ist.“

    (Unbekannt)

     
  12. 2

    @ 1 W.H,

    hervorragend recherchiert, unverkennbar ein wirklicher Gourmet mi Erfahrung in der gehobenen, internationalen Küche.

    Die Ansichten eines Kosmopoliten sind für diesen Blog äußerst wertvoll, hoffentlich weiß R.D. das zu schätzen.

     
  13. 1

    Es war ein sehr, sehr gutes Restaurant mit vorzüglichen Speisen, aber: Schuhbeck ist nicht weit …. und der scheint der Beste zu sein.