Pressemitteilungen der besonderen Art

Vom Wunderland Kalkar flatterte die folgende Pressemitteilung in die Redaktionsstube, bei deren Lektüre ich jetzt wirklich nicht weiß, ob ich schon so kaputt bin, oder vielleicht doch der letzte meiner Art, dem den der Geschichte innewohnende Zynismus zurecht Unbehagen bereitet: „Einen erlebnisreichen Tag in Kernie`s Familienpark im Wunderland Kalkar konnten jetzt krebskranke Kinder aus Tschernobyl, die zurzeit für zwei Wochen im Gelderland zu Gast sind, erleben. Nach überstandener Chemotherapie sollen die 4 bis 9 Jahre alten Kinder gemeinsam mit ihren Müttern hier Kraft und Energie tanken. Ganz begeistert waren sie davon, dass sie vom Maskottchen Kernie eingeladen und den ganzen Tag kostenlos verwöhnt wurden. Die Kerniepuppe, die alle zum Abschied geschenkt bekommen haben, wird sicherlich einen Ehrenplatz zuhause in Weisrussland finden.“

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22 Kommentare

  1. 22

    @all Bei näherer Betrachtung wird die Meldung immer rätselhafter: Wieso dürfen die Kinder die Kernie-Puppen nicht mit nach Hause nehmen (sie stammen ja laut Meldung aus dem ukrainischen Tschernobyl), sondern müssen sie in Weißrussland abgeben? Ãœbrigens war die Katastrophe dort 1986, es kann sich also höchstens um Kinder von Tschernobyl-Opfern handeln (was aber angesichts des Ausmaßes der Havarie nicht undenkbar erscheint und hier nicht weiter diskutiert werden sollte).

     
  2. 21

    @Nino, das ist richtig, aber die Kinder können doch aus Weißrussland stammen..immerhin 70% des Fallouts gingen über Weißrussland nieder, 1/4 der alten Landesfläche gilt als verseucht

     
  3. 20

    Ein klitzekleiner Nebenaspekt:

    Tschernobyl ist in der Ukraine. Nicht in Weisrussland (sic!)

     
  4. 19

    Mal ehrlich Leute!!!!!!!!!!! Tschernobyl-Opfer in einem ehemaligen AKW, auch wenn dieses nie im Betrieb war?! Das ist total schräg! Die Argumente mit „Kinder glücklich“ sind mal so was von sinnfrei. Die Kinder wären im Irrland oder z. B. im Movie-Park genauso glücklich gewesen. Hier wurde einfach eine menschenunwürdige PR betrieben!

     
  5. 18

    Klever Unternehmerpreis 2012

    Gewinner Kategorie Marketing: WUNDERLAND KALKAR

    Oder gibt es Gegenvorschläge aus Kleve?

     
  6. 17

    Der Bericht bei kle-point stammt von der Stadt Geldern, die gleiche Nachricht (bis auf den letzten Satz) vom Wunderland kam rund 3 Stunden später. Warum da jetzt irgendwas gekürzt oder hinzugefügt wurde, wissen wohl nur die Beteiligten.

     
  7. 16

    Ein Null-Aufreger!

    Was wird den Kindern wohl eher im Gedächtnis bleiben: Dass sie ein atomkraftwerkähnliches Gebäude besucht haben oder ein sonniger Nachmittag mit Zuckerwatte auf bunten Karussells…?!

     
  8. 15

    Ist es nicht etwas kurz gedacht, wenn hier in einigen Beiträgen nur der – wenige Stunden dauernde – Spass der Kinder in dieser Feizeitanlage herausgestellt wird? Kann jemand von uns nachvollziehen, welches Leid diese Kinder tagtäglich erfahren?

    Daher ist es eine tolle Sache, dass es im Raum Kleve auch nach 25 Jahren immer noch eine Initiative gibt, die sich um die Kinder aus Tschernobyl kümmert.

    Wir dürfen aber niemals veregessen, warum diese Kinder und Menschen verstrahlt wurden. Dass in Kalkar Milliardenbeträge in eine Anlage investiert wurden, die im Betrieb atomare Verstrahlung erzeugt hätte, hätte man den Kindern sicher auch erklären müssen. Diese Anlage ist und bleibt für mich ein Mahnmal verfehlter Energiepolitik.

    @Manuel: Dass eine solche Anlage in einen Freizeitparkt verwandelt wird, finde ich gar nicht toll. Ãœberleg doch mal, wieviele Freizeitanlagen hätten entstehen können, wenn diese unsägliche Technologie nicht verfolgt worden wäre. Und denk doch bitte mal drüber nach, wieviel Elend tausenden von Menschen erspart geblieben wäre, wenn nach dem 2. Weltkrieg Atomkraft geächtet worden wäre und wir uns mehr um die fossile und regenerative Enegieerzeugung gekümmert hätten.

     
  9. 14

    Auf den ersten Blick sicherlich…. makaber.

    Doch auf den zweiten Blick? Wofür steht das Kernie denn (abgesehen vom Abschädeln)? Für Atomkraft?!? Nein, doch eher nicht. Eher dafür, was man sinnvolles aus einer KKW-Ruine machen kann, die gottseidank nie in Betrieb gegangen ist.

    Was die ganze Geschichte so unglücklich macht ist das Maskottchen & sein Name. Die Kinder halten das in der Hand… was ihnen ihr Leben `versaut` hat. DAS ist makaber. Irgendwie.

    Aber ansonsten: lieb gemeint. Und wenn es den Kindern gefallen hat (wovon ich mal ausgehe) einfach nur eine nette Sache.

    Niemand käme auf die Idee ein Gedenkkonzert für die Opfer der Loveparade als als `daneben` zu bezeichnen, nur weil die Loveparade zufällig auch eine Musikveranstaltung war.

    http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/gedenk-konzert-fuer-opfer-der-loveparade-katastophe-in-duisburg-machte-mut-id4546005.html

    Durch einen Autounfall traumatisierte Kinder verbringt man ja auch nicht zu Fuß zum Phantasialand.

    Wir diskutieren hier über die Kopfe der Kinder hinweg; wenn es ihnen gefallen hat war das ganze eine prima Aktion.

    Eher tun mir die Eltern (sofern noch vorhanden…)leid; da kommt das Kind mit einem Kernie-Troll heim und freut sich auch noch darüber 😉

     
  10. 13

    @Bernd Derksen Der Satz kann nur nachträglich angefügt worden sein, in der mir zugesandten Mitteilung findet er sich nicht.

     
  11. 12

    Ich denke das es eine tolle Sache ist, den Kindern zu zeigen das man aus einem Kernkraftwerk auch etwas positives gestalten kann.
    Das der Grundgedanke beim Wunderland Kalkar ein anderer ist, nämlich diese Geschichte wirkungsvoll in Zeitung und Internet zu platzieren, sollte jedem klar sein.
    Tue Gutes und sprich drüber, anders herum währe mir persönlich allerdings lieber.

     
  12. 11

    Auch ich finde es lobenswert das ein Spieleparadies die Kinder eingeladen hat, das es sich hier um einen ehem. Reaktor handelt, der nie ans Netz gegangen ist, ist meiner Meinung nach zweitrangig. Wichtig ist bei den Kindern sicherlich das Erlebnis selbst…!

     
  13. 10

    @Ralf D.
    Für mich ist es eher kein Zynismus.

    Auch finde ich es problematisch, dass im Zitat (einzig) der letzte Satz der PM unterschlagen wird:
    „Die Betreuer, Dolmetscher und Begleiter waren sich einig darüber, dass wir am Niederrhein froh sein können, dass der Schnelle Brüter nie ans Netz gegangen ist.“
    (vgl. http://www.kle-point.de/aktuell/neuigkeiten/eintrag.php?eintrag_id=53724 )

    @Günter
    Ich finde, dass man es schon als „Kernkraftruine“ bezeichnen kann. Natürlich ist immer die Frage, wie man den Begriff versteht.
    Fakt ist zumindest, dass Milliarden DM Steuergelder ins dortige Kernkraftwerk bzw. dessen Rückbau „investiert“ wurden.
    Und letztlich bewirkte der Super-GAU (1986) in Tschernobyl das endgültige Ende des seit 1985 betriebsbereiten AKWs (Kühlkreislauf war in Betrieb, um startklar zu sein).
    ____________
    Nebenbei:
    Das Masskottchen „Kernie“ wurde beibehalten, während der Betreiber den ursprünglichen Namen „Kernwasserwunderland“ irgendwann in „Wunderland“ abgeändert hat. Wohl weil das „Kernwasser“ doch etwas abschreckend gewirkt haben könnte.

     
  14. 9

    1% hilfe ist mehr als 100% mitleid.

    wenn die kids ihren spaß hatten ist das ne wunderbare aktion gewesen und wir und unsere befindlichkeiten sollten uns vielleicht nicht so wichtig nehmen.

    man könnte, wenn man denn wollte, das ganze nämlich auch durchweg positiv sehen.. nämlich wenn mans von der seite betrachtet, was tolles aus so nem strahlenbunker entstehen kann wenn die menschheit mals hirn einschaltet.

    kinder an die macht dann gäbs kein fukushima, kein tschernobyl und noch die ein oder andere andere katastrophe wäre und würde uns erspart geblieben / erspart bleiben

    nicht nur manchmal sind die komplexesten dinge relativ einfach, kids haben da oft nen tollen blick drauf…

     
  15. 8

    Gut gemeint hin oder her…ich finde es trotzdem grenzwertig wie das umgesetzt wurde.

    Aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul oder wie?

    Nicht falsch verstehen..das man ein geplantes AKW in einen Freizeitpark umwandeln kann, finde ich toll…aber ob das jetzt wirklich geschickt ist, ausgerechnet Kinder die durch ein solches AKW gesundheitlich geschädigt wurden, einzuladen um das dann werbewirksam mit PR Bericht etc. breittreten zu können?! Ne ich find’s schräg. …ohne den PR Bericht (der ja Werbung in seiner einfacsten Form ist) würd ich es weniger eng sehen.

     
  16. 7

    Nein Herr Daute, da liegen Sie nicht richtig! Das ist keine Kernkraftruine! Ich finde es gut, das die Kinder ihren Spaß hatten. Ihren Beitrag finde ich nicht gut. Denken Sie und schlafen Sie mal darüber nach!

     
  17. 6

    @dringo Kindern, die ihre beklagenswerte gesundheitliche Situation einem in die Luft geflogenen Kernkraftwerk zu verdanken haben, werden ausgerechnet in eine in einen Freizeitpark umgewandelte Kernkraftwerksruine geflogen? Die Kinder werden vermutlich weder das eine noch das andere wissen, aber irgendeine Art von Unbehagen, die ich selbst nicht einmal genau benennen kann, haftet der Sache doch wohl an, oder?

     
  18. 5

    Ich finde es nicht in Ordnung, wenn eine absolut hilfreiche und gute Aktion hier so durch den Kakao gezogen wird!
    Hätte sich niemand um die Kinder gekümmert und ihnen einen solchen Tag im Kernie ermöglicht, wäre das hier zwar keinem übel aufgestoßen, geholfen wäre aber auch keinem gewesen.
    Ich jedenfalls hoffe, dass das Kernie auch zukünftig kranke Kinder aus Weißrussland einlädt und auch weiter via Pressemitteilung darüber berichten wird.

     
  19. 3

    Auah, das ist hart an der Grenze des Geschmacklosen. Wer hat denn da bei der Organisation das Feingefühl vermissen lassen?

     
  20. 2

    … wenn jemand seine eigene Geschichte ausblendet… als nächsten Promotion-Clou lädt man dann eine Gruppe „strahlender Tsunami-Fukushima-Opfer ins Kernwasser-Wunderland“ ein.