Pofalla in der Heimat

Dialogtour
Ein BMW mit Berliner Kennzeichen hält vor Strauss Innovation, und ein Daimler mit Schweizer Kennzeichen ist lässig im Parkverbot vor Möbel Craemer abgestellt (natürlich unbehelligt von den sonst sehr aufmerksamen Fachkräften zur Beobachtung des ruhenden Verkehrs), und aus einer üppig ausgelegten Beschallungsanlage dröhnt es näselnd die große Straße hinab: „Bildung ist unser neuer Rohstoff!“ Kein Zweifel, da ist mehr und Anderes im Gange als die Neueröffnung von Bijou Brigitte nach erfolgreichem Hauruckumbau. Es ist die Dialog-Tour der CDU! Zu Gast in Kleve, seiner Heimat, Ronald Pofalla, Merkels rechte Hand. Ein schicker Dialogbus parkt vor der Volksbank Kleverland, eine „CDU-Redaktion“ im eigenen Minivan sorgt für das mediale Hintergrundrauschen, das zu erzeugen die Lokalpresse allein offenbar nicht mehr gut genug ist. Dazu Bier-, Grill-, Kinderbemal- sowie ein Kleinstgeschenkestand (Frisbeescheiben, Straßenmalkreide, Sudoku für die Größeren), so wird heute im Sommer in den Fußgängerzonen von Kleinstädten Politik gemacht. Das CDU-eigene Video vermag nur mühsam zu vertuschen, wie anstrengend eine solche Veranstaltung nicht nur für das Publikum, sondern auch für das beteiligte Personal ist. Staatssekretär Manfred Palmen, nach „irgendeiner Gelenksgeschichte“, wie ein Fotograf berichtet, auf Krücken unterwegs, scheint von Schmerzen gezeichnet und träumt davon, wie ein Oberlehrer anno dunnemals irgendwelche Grundsätze einzubimsen. Ronald Pofalla umarmt alle Bürgermeister, die ihm zu nahe kommen und geht fernsehgerecht in die Hocke, um in den Dialog mit Kindern zu treten. Und er sagt: „Ich habe Klassenkameraden getroffen, die mit mir vor 31 Jahren aus der Schule entlassen worden sind – das ist wie ein Familientreffen.“ Offenbar mangels weiterer Nachrichten darf dann noch ein Eventmanager erzählen, dass diese Tour ein Jahr von zehn Mitarbeitern vorbereitet worden sei – wobei es angesichts dieses Aufwands doch verwundert, dass als Grillmeister ein SPD-Sympathisant durchrutschen kann.

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2 Kommentare

  1. 2

    […] Theo Brauer immer noch wohltuend dezent, dafür Barbara Hendricks im Augenblick schwer im Kommen. Pofalla seit den letzten beiden Heimatbesuchen (hier und hier) sowie einer besorgten Äußerung zu einem megalomanischen Dauerkirmesprojekt in Weeze ebenfalls sehr schweigsam. Ja Ja Ja Nee Nee Nee Nee Nee. […]

     
  2. 1

    […] Mir würde das für einen Tag reichen, aber eine echte Regierungschefin kennt keinen Feierabend, und so düste sie am Nachmittag an den Niederrhein (nicht ohne dass irgendein Sozialdemokrat ihr eine Kohlendioxidrechnung vorhielt), um ihren treuen Vasallen Ronald Pofalla (”Bildung ist unser Rohstoff” – mehr hier ) als Kreisvorsitzenden der CDU zu verabschieden. Das Ganze höchst symbolträchtig im angeblich so florierenden Airport Weeze ( “Jobmaschine! Jobmaschine!!” ), wohin die CDU flugs ihre Mitgliederversammlung verlegt hatte, allerdings ohne in letzter Konsequenz noch den superlustigen Chef der Fluglinie Ryanair als Wirtschaftswunderstimmungskanone zu verpflichten. Trotzdem eine Terminalerfahrung. […]