„Peter verbindet“: Landratskandidat Peter Driessen startet Wahlkampf – Klammer als Symbol, keine Subventionen für den Flughafen

Eingeklammert im Kreise der Unterstützer: Peter Driessen (2.v.r.)
Peter unter Strom: Wahlkampf im Elektroauto
Ansagen in Richtung Kreishaus: Ralf Jansen (FW), Daniel Rütter (FDP), Peter Driessen, Birgitt Höhn (Grüne), Norbert Killewald (SPD) und Bruno Jöbkes (Grüne)

Die Pressekonferenz fand im Clivia-Haus an der Tichelstraße statt, in einem der Säle im Erdgeschoss des ehemaligen Hotels, dessen Räume nun als Pflegeheim genutzt werden. In ebendiesem Erdgeschoss feierte vor fünf Jahren Sonja Northing ihren erdrutschartigen Sieg, mit dem sie als unabhängige Kandidatin, getragen von SPD, FDP und Offenen Klevern, zur Bürgermeisterin der Stadt Kleve gewählt wurde. So gesehen, war es eine naheliegende Idee, den Bedburg-Hauer Bürgermeister Peter Driessen in diesen Räumen vorzustellen, denn auch er plant als unabhängiger Kandidat einen Coup, wie er in der politischen Geschichte des Kreises Kleve ohne Beispiel ist: Mit Unterstützung von SPD, Grünen, FDP und den freien Wählervereinigungen im Kreis möchte der 64 Jahre alte Politiker das Landratsamt erobern.

„Seit 2015 arbeiten wir daran, den Wechsel hinzubekommen“, schilderte Driessen den Pressevertretern seine Motivation für die Kandidatur. Damals gab es im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise Unstimmigkeiten zwischen den Bürgermeistern und Landrat Wolfgang Spreen. Dieser Wunsch habe sich im vergangenen Jahr verfestigt, und es gelang dem Bedburg-Hauer, ein denkwürdiges Bündnis zu schmieden, denn er zog nicht nur Rot und Grün auf seine Seite, sondern auch die von Stephan Haupt geführte FDP, die auf Kreisebene eigentlich mit der CDU fröhlich zusammenarbeitet.

Nun scharen sie sich alle hinter Driessen, was die Beteiligten aber auch ausdrücklich nur auf die Person bezogen wissen wollen. Die politischen Programme divergieren doch ein wenig. Das alles aber glaubt Peter Driessen unter einen Hut bringen zu können, sofern er am 13. September (oder gegebenenfalls zwei Wochen später, falls es zu einer Stichwahl kommt) vom Wähler den Auftrag erhält, an die Nassauerallee einzuziehen.

Die Fähigkeit, moderieren zu können, dürfte da gefragt sein. Dass er das kann, hat er in seinen nunmehr 16 Jahren als Bürgermeister in der Klever Nachbargemeinde unter Beweis gestellt; der Politikbetrieb dort läuft weitgehend geräuscharm und effizient ab. Als Driessen sich das erste Mal zur Wiederwahl stellte, gab es nicht einmal einen Gegenkandidaten der zuvor für Jahrzehnte unangefochten regierenden Christdemokraten.

Kein Wunder, dass diese Fähigkeit nun auch in den Mittelpunkt des – durch Corona massiv beeinflussten – Wahlkampfs gerückt werden soll. Driessens Slogan heißt „Peter verbindet“, und die mit der Konzeption der Wahlkampagne beauftragte Werbeagentur Lohmann & Friends aus Krefeld ersann dazu als Symbol die eckige Klammer , die bekanntlich die Elemente, die zwischen den beiden Zeichen stehen, verbindet. Hobbyfotografen kennen es auch für Fokus-Bereich ihrer Kamera. Zwei lebensgroße Klammern, in verschiedenen Färbungen in Anlehnung an die unterstützenden Parteien erhältlich, sollen die Wahlkampfauftritte optisch unterstützen.

Die Optik ist das eine, wichtiger aber sind die Inhalte. Was ist dem Kandidaten wichtig? Driessen: „Den [derzeitigen] Landrat werden viele Bürger nur aus den Medien kennen. Ich möchte ein Landrat sein, der mit den Bürgern ins Gespräch kommt. Mir ist es wichtig Fragen zu beantworten und zu stellen.“

Außerdem möchte er den Kreis etwas mehr zusammenführen, bisher werde seiner Meinung nach noch zu sehr zwischen Kleverland und Gelderland sowie zwischen den rechtsrheinischen Gebieten getrennt. Driessen möchte beispielsweise Sitzungen des Kreisausschusses und des Kreistages in den Süden verlegen, und sie – wenn es dort geeignete Räume dafür gibt – auch auf der (aus Klever Sicht) Günnekant abhalten.

Seine Unterstützer sekundierten dem Kandidaten, als es um die Zusammenarbeit zwischen den Kreis und den Kommunen ging. Da waren vor der jüngsten Kreistagssitzung alle 16 Bürgermeister aufmarschiert, darunter auch acht von der CDU, und begehrten Rederecht. Sie wurden aber abgekanzelt. „Wie die Kreis-CDU die 16 Bürgermeister so blamiert hat, ist unbeschreiblich“, sagte Norbert Killewald, Kreisgeschäftsführer SPD. „Der Landrat beweist jeden Tag aufs Neue, dass es notwendig ist, einen Wechsel herbeizuführen“, ergänzte Birgitt Höhn von den Grünen. „Wir sind davon überzeugt, dass Peter Driessen es anders machen kann und wird“, legte Daniel Rütter (FDP-Bürgermeisterkandidat in Kleve) nach.

Konkret forderte Driessen Fortschritte bei der Digitalisierung („High Speed für den ganzen Kreis Kleve“) und mehr bedarfsgerechte Lösungen im öffentlichen Nahverkehr. Wenig Hoffnung hatte er, dass es gelingt, den Regionalexpress 10 bis Nimwegen zu führen. „Darüber sprechen wir schon seit 1996“, so Driessen, „und bisher hat Groesbeek immer nein gesagt.“

Natürlich war auch der defizitäre Flughafen in Weeze ein Thema. Die Meinung des Kandidaten: „Ich habe mir vorgenommen erst einmal eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft da drauf zu setzen, um zu sehen, ob der Flughafen nun schwarze Zahlen schreibt oder nicht. Subventionen wird es mit mir nicht geben.“ Auf die Frage, ob er befürchte, von der noch regierenden CDU bei diesem Thema vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, reagierte Driessen mit einer Lebensweisheit, die er von seinem Vater übernommen habe: „Rege dich nur auf, wenn du es ändern kannst.“

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5 Kommentare

  1. 5

    Mmuuuh, heute an einer Plakatwand mit einem Wahlplakat von Peter Driessen vorbeigekommen, mmuuuhausdemAugenwinkelregistriert. Das Wahlplakat hat mich irgendwie ins Grübeln gebracht, mmuuuhGehirnzellenaktivierung. Text ungefähr so „Peter Driessen mag Menschen und möchte mit ihnen ins Gespräch kommen“, mmuuuhWiederkäu. Und wirklich, im Hintergrund war eine Frau auf einem Fahrrad zu sehen, die weit hinter dem Rücken von Herrn Driessen lang fuhr, mmuuuhpassier. Und Herr Driessen, also der, der Menschen mag und mit ihnen ins Gespräch kommen möchte, mmuuuhwastatder? Der Herr Driessen kniete im Vordergrund neben einem Hund, um ihn zu herzen, mmuuuhichmöchteauchgestreichelt werden. OK, zur Ehrenrettung von Herrn Driessen denke ich mir, dass, wenn er die Frau im Hintergrund einfach so gestreichelt hätte, sich vermmuuuhtlich ganz schnell eine gefangen hätte, mmuuuhmetoo.

     
  2. 4

    Worte, Worte, Worte ……….. überall nur Worte und Vorversprechungen ……..

    Wenn man sich heutzutage auf Worte verlässt, ist man oft verlassen.
    Ich tendiere dazu, zu zuhören und auf die tatsächlichen Taten zu warten. Oft wartet man trotz Geduld, vergeblich ………..

     
  3. 3

    Die Rechnung ist doch grob gesehen, ganz einfach. Jahrelang hat der Flughafen hohe Verluste eingefahren, konnte seine Kredite nicht bedienen. Der flughafen konnte nur gerettet werden, indem der Kreis die fälligen Zinsen gegen wertlose Flughafenanteile getauscht hat.

    Dann soll der Flughafen geradezu gebettelt haben um das Flüchtlingsheim des Landes. Damit lasssen sich gigantische Gewinne erzielen. Seit 2017 gleicht der Flughafen mit den Gewinnen aus dem Flüchtlingsheim in etwa den defizitären Flughafen aus, so dass man seitdem grob auf ein ausgeglichenes Ergebnis kommen sollte.

    Traurig ist, dass der Flughafen nicht in der Lage ist, die Karten offen zu legen, insbesondere was die Gewinne aus dem Flüchtlingsheim betrifft.

     
  4. 2

    Erschreckend das dieser Kandidat zur Beantwortung der Gewinnfrage einer Beratung bedarf.

     
  5. 1

    „Ich habe mir vorgenommen erst einmal eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft da drauf zu setzen, um zu sehen, ob der Flughafen nun schwarze Zahlen schreibt oder nicht“. Immerhin ein paar Arbeitsplätze in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sind gesichert, (dat is so altmodisch Neunziger- und Nullerjahre wie nur irgendwas). Minoritenplatz