Original & Fälschung: Das Frühstück im Grünen

Sehr entspannt: Kühe beim Nachstellen klassischer Gemälde

Der treue kleveblog-Leser Niederrheinstier wird nicht müde zu predigen, dass die in unseren Gefilden immer noch omnipräsenten Wesen der Gattung Bos taurus unterschätzt werden. Man muss aber manchmal auch genau hinschauen, um die besondere Herzensbildung der Tiere zu erkennen: An der Rheinbrücke konnte man heute zum Beispiel eine Gruppe von Rindern sehen, die sich scheinbar doof am Rhein niedergelassen hatten und ihr schwarzbuntes Fell von den noch feuchten Halmen der Uferwiese umschmeicheln ließen. Ein Sinnbild der heiteren Trägheit, möchte man auf den ersten Blick meinen. Doch der klassisch gebildete Mensch erkennt sofort: Diese Tiere liegen nicht nur einfach so da, sie stellen – nahezu perfekt – ein klassisches Gemälde nach, das berühmte Frühstück im Grünen (Le petit déjeuner sur l’herbe). Wer aber mag ihr Lehrmeister gewesen sein? Dass in den Ställen klassische Musik die Milchleistung erhöht, ist bekannt. Aber werden die Herden demnächst womöglich einmal wöchentlich durchs Museum Kurhaus getrieben? Oder durch Schloss Moyland, wo dann ein hinterlassener Kuhfladen womöglich als Kunstwerk gölte? Fragen über Fragen…

Das Original:

Als man noch nackt im Stadtpark sitzen durfte: Edouard Manets Meisterwerk (Von Édouard Manet – wartburg.edu, gemeinfrei)
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16 Kommentare

  1. 14

    Leider sind nur sehr wenige Werke der Malerin Victorine Meurent erhalten oder können ihr zugeordnet werden. In diesem Link sind das Porträt eines Mädchens im Profil (Palmsonntag), eines Brot essenden Jungen, eines Hundes und ein sehr beeindruckendes Selbstportrait zu sehen. Aufgrund der geringen Anzahl der Werke, die Victorine Meurent zugeschrieben werden können, ist ihr Talent schwer einzuschätzen. Aber ich frage mich schon, warum sie, die im Salon einige Ihrer Gemälde ausstellen konnte, der Nachwelt nicht als Malerin im Gedächtnis geblieben ist. Victorine Meurent soll ein konventionelleren Weg in ihrer Malerei als Edouard Manet beschritten haben. War dass der Grund weshalb sie als Malerin in Vergessenheit geraten ist und fast alle ihrer Werke verschollen sind? Oder ist ihr ihre Popularität als Modell zum Verhängnis geworden, so dass sie als Malerin vielleicht nicht so ernst genommen wurde wie es ihrem Talent angemessen gewesen wäre?

    https://artherstory.net/victorine-meurent-more-than-a-model/

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Victorine_Meurent

     
  2. 13

    @12. Der Maler als Interessent

    Sie beschreiben höchstwahrscheinlich genau die Absicht des Malers bei der Komposition des Gemäldes. Manet war außerdem mit Sicherheit kein Feminist. Der Maler beeinflusst durch seine Komposition des Bildes den Eindruck, den die Betrachter haben, hat aber keine Kontrolle über das, was die Betrachter beim Anblick des Gemäldes denken. Die unbekleidete Frau im Vordergrund ist die Malerin Victorine Meurent, die im Salon ausgestellt und für mehrere Malerkollegen Modell gestanden hat. Sie ist kein namenloses Modell, sondern eine Frau mit einem sehr individuellen Leben insbesondere zur damaligen Zeit.

    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Victorine_Meurent

     
  3. 12

    @10 Eduard Man könnte es auch so sehen, dass der Maler die Grenze zwischen sich und den Picknickenden durch den Blickkontakt mit der Frau aufgehoben und sich dadurch quasi zum Teil der Szenerie gemacht hat. Ohne allerdings die Distanz, die voyeuristische Ambitionen erst ermöglicht, aufzugeben.

    Durch den Blick der Frau zu ihm priorisiert er sich selber zum Bevorzugten dieser Runde. Er zieht einen Vorteil aus der entspannten, aber selbstbezogenen Unachtsamkeit der beiden anderen Männer in einem von ihm erschaffenen Szenario.

     
  4. 11

    @11. Eduard warum sind keine Brustwarzen dargestellt? Die fehlen beim Frühstücksgemälde und bei der Olypia.

     
  5. 10

    @7. Der Maler als Voyeur

    Das Gemälde war in der prüden Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Provokation. Heute wirkt das Bild aus dem Grund, den Sie genannt haben, chauvinistisch.

    Oder handelt es sich vom Maler unbeabsichtigt um eine Vorwegnahme der Emanzipation der Frauen?

    Victorine Meurent sieht den Maler respektive Betrachter direkt und selbstbewusst an. Ihr Sitznachbar schaut irgendwo ins Leere und der Herr gegenüber hält einen Monolog, denn zuzuhören scheint weder der Mann neben Victorine Meurent noch sie selbst. Mme Meurent trägt keine Kleider, aber sie ist eindeutig die souveräne Person in der Dreiergruppe. Durch den direkten Blickkontakt, der von Victorine Meurent ausgeht, ist der Maler seiner Rolle als Voyeur enthoben. Er darf Victorine mit ihren Begleitern (Schwager des Malers und Bruder des Malers) bei ihrem Picknick malen. Alexandrine Meley befindet sich im Zentrum des Mittelgrunds und lässt die beiden Herren im Vordergrund klein erscheinen.

    Mme Meurent:
    https://m.wikidata.org/wiki/Q20539197

    Mme Meurent, Modell oder Auftraggeberin?
    Sie hat sich übrigens auch als Olympia malen lassen. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Olympia_(Gemälde)

     
  6. 9

    Tz tz tz, Herr Stier, gefährliches Terrain. Ich erkenne auf dem Bild nur minderjähriges Jungvieh. 🙂

     
  7. 8

    Mmuuujuuuh, mmuuujuuh, ein Photo mit Kühen und ein Bericht über Kühe an ganz prominenter, da erster Stelle im Kleveblog, mmuujuuh! Ich bin ganz entrückt, mmuujuuh! Und dazu noch in der Grenzlandpostille von heute ein Kuhbild aus dem Stall von Bauer Pruys, mmuuujuuh. Da haben doch glatt manche ihr Herz für Stiere entdeckt, mmuujuuh! Klar, dass daraufhin auch die Sonne wieder durch die Wolken hindurch herausgeblinzelt hat, mmuuuh!

     
  8. 7

    Nacktheit in Anwesenheit von Angezogenen ist selten angenehm. Angezogene bleiben in der sozialen Rolle, während die Nackten sich ihrer entledigen und damit verletzbarer sind. Bei Sado/Maso-Spielchen bleiben die Dominanten angezogen, wie man spätestens seit „Fifty Shades of Grey“ weiß.

     
  9. 3

    Die weiblichen Jungtiere auf der Wiese mögen auf den ein oder anderen Paarhufer einen Sexappeal ausüben, aber das „Frühstück“ im Wald mit der klaren Rollenzuweisung hier hell, rein, weiblich und unbekleidet und dort dunkel, verschlagen(?), männlich und bekleidet zeigt wie die Geschlechterrollen zu Manets Zeiten verteilt waren.

     
  10. 2

    @rd. „Als man noch nackt im Stadtpark sitzen durfte“
    Wieso „als“ und „durfte“ ?
    Noch nie im Sommer im Englischen Garten gewesen?

     
  11. 1

    Ich kannte mal jemanden der behauptete. wenn du einmal einer Kuh in die Augen geschaut hast, sagst du nie mehr deine Freundin hätte schöne Augen