Nur keine Umstände, Hygieneabstand zum Blütenstand: kleveblog wünscht frohe Ostern (Instandhaltungsartikel)!

Nach Vorschrift
Im Blütenstand: Kirschbaum im Abendlicht
Aus welcher Warte? Alles eine Frage des Standpunkts…
Pflegezentrum Clever Stolz: Gemeinsam schaffen wir das!
Plötzlich ist Selbstabholung möglich: Gelbe Säcke am Rathaus
Weiße Ostereier plus Dinatrium-6-hydroxy-5-[(E)-(4-sulfonatophenyl)diazenyl]-2-naphthalinsulfonat ergibt fast perfekt gefärbte braune Eier
Unbekannte Grüße – Danke!

Ewiges Rätsel deutsche Sprache! Vorgestern wies ich in Plauderlaune angesichts der Neuschöpfung Hygieneabstand auf den bemerkenswerten Umstand hin, dass sich im deutschen Wortschatz zwar die beiden Nomen Anstand und Abstand finden, aber nur eine adjektivische Ableitung, nämlich anständig. Dabei könnte man abständig gut gebrauchen, zum Beispiel für einen dezenten, nicht übergriffigen Verehrer: Er verhielt sich anständig abständig. Allerdings kann unsereins unanständige Bemerkungen machen, die wären gewissermaßen abständig, sind aber oft einfach nur abgestanden, was wiederum ein ganz anderer Schnack ist.

Nun aber bin ich vollumfänglich geständig, lege also ein Geständnis ab (warum nicht: Gestand?): Das obenstehende (obenständige?) Räsonnement war nur der vorläufige Zwischenstand der mählichen Erkenntnis eines augenscheinlich unhaltbaren Zustands, für den aber sich vermutlich auch wieder niemand zuständig fühlt, vermutlich, weil dessen Beseitigung einiges an Umstand mit sich bringt, also umständlich (und warum eigentlich nicht: umständig?) ist – nämlich die scheinbar völlig willkürliche Bestückung des Deutschen mit seinen Wörtern.

Was aber, wenn ich die Redaktion des Duden nun inständig um Ergänzungen und Korrekturen bäte? Handelte es sich um einen Instand? (Nicht zu verwechseln mit Instant(kaffee, zum Beispiel).) Gäbe es Menschen, die meinem Anliegen Beistand zusicherten, sich also beiständig verhielten?

Ich bin natürlich nicht imstande, mich in meinem redaktionellen Unterstand ständig mit derlei Gegenständen zu beschäftigen, hoffe aber seit meinem Einstand bei kleveblog für meine Leser mit Verstand, also für die verständigen unter euch, beständig, dass der Vorrat an derlei kaum verständlichen Betrachtungen über den Tag hinaus Bestand hat, sodass die Instandhaltung des Witzarsenals auf dieser Seite keinerlei Probleme bereit. Denn wir sind standhaft!

In diesem Sinne, liebe Leser: Frohe Ostern und vielen Dank!

Früher gab es in Preußen drei Stände, heute in Deutschland wohl Tausende!
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10 Kommentare

  1. 10

    @rd Das letzte Komma in deinem Post 7 habe ich überlesen. Abständig und ausständig ([noch] ausstehend, fehlend; nicht erledigt) werden tatsächlich selten verwendet, in unseren Gefilden wohl so gut wie gar nicht.

    Der in Paris lebende, deutschsprachige Schweizer Schriftsteller Paul Nizon (aber auch einige andere) verarbeitet in seinen Büchern viele dieser und ähnlicher Wörter, die mir sehr sympathisch sind. Ich verstehe aber, dass sie auf manche abseitig (hier in der Bedeutung von: dem Ãœblichen, Normalen nicht entsprechend; ausgefallen, abwegig) wirken. Im Süddeutschen kommen sie noch am ehesten mal vor.

     
  2. 9

    @Chewgum Dass es Außenstände gibt, habe ich ja gar nicht bestritten. Außenständig wiederum nicht. Und die beiden anderen Wörter (abständig, ausständig (= ausstehend?) mag der Duden zwar kennen, im mir vertrauten Sprachgebrauch habe ich sie indes noch nie wahrgenommen.

     
  3. 7

    @Chewgum Interessanterweise gibt es auch noch den Ausstand, nicht aber ausständig, und Außenstände.

     
  4. 6

    @5 pd Manchmal geht es hier um die Feinheiten des Brücken- oder Maskenbaus etc. und manchmal eben um die Feinheiten der deutschen Sprache etc. Es ist also für jeden was dabei.

     
  5. 5

    Alta! Das mag ja für Wortakrobaten a la Martin Fingerhut genussvolles lesen sein aber ich krieg da Kopfschmerzen und nen Knoten im Hirn… 🙂

     
  6. 4

    Zum Adjektiv/Adverb inständig gibt es ja das Substantiv Inständigkeit. Instand ist schon anderweitig vergeben.

    In Gestand würde eine Gerundium-Form (nd) stecken, die in der Regel einen Zustand (hier des Tuns – gerade wird etwas Bestimmtes getan) beschreibt. Das Suffix -nis am Ende von Geständnis weist aber darauf hin, dass hier schon gestanden wurde und nicht gerade noch gestanden wird. Was ja auch zur Bedeutung von Geständnis passt.

    Das Wort beiständig gibt schon ganz offiziell in der Bedeutung von behilflich. Bleibt uns Abständigen also doch noch, beiständig zu werden in der Krise.

     
  7. 3

    Nicht aus Besserwisserei, sondern aus Freude an der Reichhaltigkeit der deutschen Sprache …

    Der Duden bietet das Wort „abständig“ zur Nutzung an – Bedeutung:
    1. (von Bäumen) überaltert, absterbend, dürr
    2. veraltet
    3. einen gewissen Abstand einhaltend

    Am ehesten verwendeten wohl noch Schweizer Schriftsteller den Begriff abständig. Das könnte sich nun ändern, da die Krise uns alle, mehr oder weniger, zu Abständigen gemacht hat.