Neu in Kellen: Albrechts Palace, a. k. a. Aldi

Erinnert von außen auch an die Nationalgalerie in Berlin: Aldi, Emmericher Str.
Da hat jemand mitgedacht: Fahrradständer, die unmittelbar neben dem Eingang platziert sind und reichlich Abstand zum Nachbarn lassen, sodass Taschen bequem angehängt werden können
Breite Einkaufswagengassen, Gemüse direkt am Anfang: Gelungene Inszenierung der Warenwelt
Adieu, Backautomat! Das neue Aldi präsentiert frische Backwaren in einer albertheijnähnlichen Selbstbedienungstheke
Nicht mehr bücken für den Rehrücken: Das tierische TK-Sortiment lockt in Kopfhöhe, taxonomisch nicht ganz sauber getrennt in Aktuell, Fleisch, Geflügel und Fisch

Dass die Anfänge des Imperiums einmal sehr frugal waren, merkt der Beobachter erst, wenn er den Blick hinter die mattgraue Kunststoffverkleidung am Boden schweifen lässt. Dort finden sich noch die schnöden Holzpaletten, auf denen einst die Gebrüder Albrecht ihre hochgestapelte Ware im kalten Licht von Leuchtstoffröhren präsentierten. Die versteckten Paletten sind die Reminiszenz an eine Ära, in der solche Geschäfte noch „Discountmärkte“ genannt wurden, in Abgrenzung zu den feineren „Supermärkten“.

Doch wer heute den neu eröffneten Aldi-Markt an der Emmerich Straße in Kellen betritt, hat schon fast das Gefühl, bei einem gut sortierten Feinkosthändler einzutreten, der die Räume der Nationalgalerie in Berlin übernommen hat. Die Geschäftsführung sollte ernsthaft erwägen, die neuen Filialen nicht mehr Aldi, sondern z. B. Albrechts Palace zu nennen.

Gleich vorne begrüßt einen frisches Obst und Gemüse, über geräumige Gassen steuert der Kunde sodann das gewohnte Angebot an verpackten Lebensmitteln, Reinigungsmitteln und stets wechselnder, lockender Aktionsware an. Auf eine skurrile Eigenheit der Aldi-Märkte, mit der man sich aber irgendwie dann doch abgefunden hatte, muss der Besucher in Kellen jedoch verzichten – der Brotbacktautomat wurde abgeschafft, das gleiche Schicksal erwartet die monströsen Geräte Branchenberichten zufolge auch in allen anderen Filialen. Ganz im Trend der Zeit liegt die Präsentation der Tiefkühlware, dem Aldigänger wird das Bücken so weit wie möglich abgenommen, insbesondere das Fleisch wird in Augenhöhe präsentiert.

Aber Aldi wäre nicht Aldi, wenn nicht kurz vor der Kasse noch ein verrücktes Sonderangebot auftauchen würde – da hält der Markt das seit Generationen eingeübte Überraschungsmoment zum Abschluss des Rundgangs auch in seiner neuen, luxuriöseren Erscheinungsform verlässlich für einen bereit. In diesem Fall ein CD-Radio von Blaupunkt. CD-Radio von Blaupunkt? Man schaut zweimal hin, blickt auf die Abbildung auf dem Karton und ist in seiner Verwunderung bestätigt: Es gibt noch Geräte zum Abspielen von CDs?! Es gibt noch Blaupunkt?! Aldi, was wären wir ohne dich!

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15 Kommentare

  1. 15

    Frage zu Nr 8 und Nr. 13

    Ich gehe mal davon aus, das ihre nostalgischen Gefühle dem Gebäude gelten in dem ich noch geboren wurde,
    wo der Rat der Stadt Kleve heute immer noch tagt.
    Das Radhaus war eine „Jugendtreff“ auf dem ehemaligen Gelände der XOX.

     
  2. 13

    zu Nr.8:
    volle Zustimmung,
    ich wollte spontan ein Foto vom alten Radhaus am Tag vor Abriss hier reinstellen – (ging aber nicht wg. analog und wg. meiner technischen Inkompetenz)
    unter dem Motto: same place – another time.
    Irgendwelche Schwingungen halten sich trotzdem !

    ist schon komisch, wenn man heutige Orte/Plätze/Häuser sieht und gleichzeitig „another time“ im Kopf sieht 🙂
    geht mir auch bei der alten Steiger-Villa oder dem heutigen EOC so.
    oder den hier schon erwähnten „aufgehängten Fasanen“ oder lebenden Küken und Kaninchen auf dem Markt an der Linde 🙂
    verdamptlang……..

     
  3. 12

    @9 St. Sch.

    Hagsche Straße: Jede Menge Reis, ohne Scheiß‘. Sehr gut sortiert, auch 20 Kilo-Säcke😲

     
  4. 11

    @10 Elefantenschuh= Deichmann so isses
    @9 wo denn bitte, in Kellen jedenfalls kenn ich nu echt keinen!

     
  5. 10

    „Es gibt noch Blaupunkt?!“

    Da wären vielleicht ein paar aufklärende Sätze hilfreich gewesen.

    Ja, es gibt noch „Blaupunkt“.

    Aber nur als eingeführten Markennamen,
    nicht als tatsächlichen Hersteller.

    Das gilt nicht nur für „Blaupunkt“,
    sondern auch für einige andere Markennamen von Herstellern,
    die es heute gar nicht mehr gibt.

    Wenn die ursprüngliche Firma, hier „Blaupunkt“, insolvent wird
    und vom Markt verschwindet,
    gehört der angesehene Markenname zur Insolvenz-Masse
    und wird meistbietend verkauft.
    Dieser Markennamen-Handel ist inzwischen eine eigene Branche.

     
  6. 9

    Nachfolger der Tante-Emma-Läden gibt es immer noch in Kleve, man muss dafür nur genauer hinsehen. Zwar nicht mit Ladentheke, Verkäufer(in) dahinter, Kunde steht davor und liest seinen Einkaufszettel vor. Das ist wirklich voriges Jahrtausend.

    Aber es gibt noch ein paar wenige Läden, die den wöchentlichen Grundbedarf abdecken können, und das oft zu günstigeren Preisen als jeder Supermarkt. Familiengeführte Läden ohne Riesenparkplätze davor. Mit einem Riesenangebot verschiedenster Reissorten, aber nur wenig Nudeln.

    Inhaber sind heute nicht mehr die deutsche Tante Emma, sondern ein deutscher Mustafa, Mamadou, Igor, oder andere Träger exotischer Namen. Einfach nur mit offenen Augen durch die Stadt gehen, Berührungsängste überwinden, reingehen und staunen was es da alles zu welchen Preisen gibt. Ein Aha-Erlebnis.

     
  7. 8

    Ich persönlich hätte lieber dort das alte Radhaus wieder zurück! Der Grundstücksverkauf damals war der Anfang vom Ende u.a.auch für Tante Emma.Leider!

     
  8. 7

    Im Aldi in der Innenstadt, in dem meine Eltern damals auch regelmäßig einkauften, gab es an der Kasse eine Frau, die derart souverän und schnell alle Preise eintippte und dabei immer so perfekt frisiert und geschminkt aussah, dass ich mich noch heute, gut vierzig Jahre später, deutlich an sie erinnern kann. Dann läuft ein kleiner Film ab und ich stehe wieder mit meiner Mutter vor ihrer Kasse und staune, weil alles so anstrengungslos wirkte.

     
  9. 6

    ☝🏽..wenn wir es über Tante Emma Läden haben, in meiner alten, für uns Kinder problemlosen, heute sicher beneidenswerten, Welt habe ich noch ein Heringsfass im Laden von Frau Wels in der Herzogstrasse, später Korgel, vor Augen. Da gab es alles nur nicht für uns Kinder .😢 Mit Aldi + Konsorten ging auch diese ,für uns schöne heile Welt unter. Aber wie schön 👍🏽 es gibt heute noch NAPPO + Ahoi Brause + Pez. und,und … 😁

     
  10. 5

    By the Way ☝🏽 Lidl 16.5 Milliarden Umsatz , die haben nur noch Kauf Vieh wie die Parteien z.B Wahlvieh 👍🏽😎.Es gibt keine Kunden mehr im alten persönlichen Stil wie bei Tante Emma 😢 Es sind mittlerweile Global Player, Aldi/ Lidl u.ä. die für riesige geile Kohle Menschen nicht nur mit “ Food “ auch mit Mega Tonnen China Müll für alle Gelegenheiten bei der Stange halten.😁😂

     
  11. 4

    #“Aber Aldi wäre nicht Aldi, wenn nicht kurz vor der Kasse noch ein verrücktes Sonderangebot“
    So hatte der lokale Handel sich das aber nicht gedacht mit dem lokalen Kaufen, Herr Daute!.

     
  12. 3

    @1. Dagmar Perau „gab es kein Fleisch. Mehl und Zucker gestapelt auf Holzpaletten“
    Stimmt, ich wohnte damals zwar nicht hier, aber wenn ich mal in den Semesterferien kam, war das die Einkaufsquelle.
    Noch ein markantes Detail : Es gab übrigens noch keine Computerkasse.
    Die Mädels gingen 2 Wochen auf Lehrgang in die frankfurter Gegend, und dann wurde denen das Preisregister ins Gehirn gepflanzt. Und wehe, beim wöchentlichen Standardwarenkorb kamen nicht alle auf den gleichen Betrag, das wurde Nachsitzen, und wer oft Fehler machte, war ´raus.
    Dagegen stand dann aber auch, dass sich kein Spar, Super 2000 oder wer auch immer im Arbeitslohn mit Aldi messen (konnte , wollte…). Die Damen blieben bis der Arzt kommt, so ut war der Lohn.
    Bei Aldi seinen Job beenden war nur auf wenige Arten möglich. Griff in die Kasse, dauern wiedr schlechte Leistung bei den Test-Abrechnungen, und Bevörderung in eine regionale Stelle.
    Und dann gab es da noch den GF im Aldi Kellen.
    Der hat Aldi zwar nicht direkt benachteiligt, hatte aber an einem System teilgenommen, wobei zumindest der Fiskus, und Aldi´s guter Name schlecht wegkam.
    Auf einmal wurden jede Menge GF-Stellen frei.
    Ich freu´mich denmächst schon auf die Brotabteilung. Kenn ich ja schon aus Münster, aber für SÃœD schon was feines Neues.

     
  13. 2

    Ich geh trotzdem nicht beim Aldi einkaufen !

    Wenn die schönen alten Tante-Emma-Läden noch gäbe, – ich würde da einkaufen.

    Einen gabs z.B. an der Ecke Tiergartenstrasse/Klever Ring und einen oben am Mittelweg/Ecke Brahmsstr.
    Was ist aus denen geworden? Habe gesehen dass es das Ladenlokal am Mittelweg noch gibt, – halb verfallen.

    Brötche würde iche bei der Stadtbäckerei Timemrmanns (hiessen doch so?) holen und Fleisch beim Metzger Hopfensack.

    Geschichte. 🙁

    Schlüssel Dußling gibts aber noch. Neben den verfallenden Christkönigskindergarten/Pfarrhaus.
    (Aber der Kindergarten ist ja jetzt neu in der Christus-König-Schule wie ich hörte?)

    Schön finde ich ja auch dass es den Salon Helga noch gibt. Zumindest architektonisch. 🙂 Aus der gleichen Zeit wie das SpoyCenter (und der alte Sternbusch) , aber irgendwie schicker. Wenn auch nicht mehr in der alten Farbgebung blau/gelb. Diese Helga hatte wohl Mut zum innovativen Bauen.

     
  14. 1

    Ich erinnere mich noch an den 1. Aldi Markt, der in der Innenstadt war. Wir hatten kein Auto, wohnten in der Oberstadt und einkaufen bei Aldi war dann immer so eine Art Familienausflug. Nur meine Mutter hatte das Fahrrad, was sie neben sich her schob, damit zumindest die schweren Sachen leichter zu transportieren waren. Es gab ja auch noch keine Fußgängerzone, alles in allem eigentlich eine recht komplizierte Angelegenheit. Gott sei dank fand das nur 1 Mal pro Woche statt. Aber immerhin Grundnahrungsmittel für einen 5 Personen Haushalt. Da gab es kein Fleisch. Mehl und Zucker gestapelt auf Holzpaletten, ebenso Nudeln oder Milch. Gar kein Vergleich mehr zum heutigen Aldi. Doch bevor der Coronarummel nicht vorbei ist, macht es keinen großen Spaß sich den neuen Markt, ebenso den neuen EDEKA Markt Schroff, anzusehen. Man ist einfach nur froh, wieder draußen zu sein.