Nestlé an kleveblog: „Wir haben verstanden“

Wiederauferstehung eines Klassikers

Am 23. November 2017 veröffentlichte kleveblog unter dem Titel „Tage des Zorns“ eine aufsehenerregende systemtheoretische Abhandlung, die sich kritisch mit der nach Auffassung des Autors offenbar weitgehend irrational ablaufenden kapitalistischen Wirtschaftsordnung auseinandersetzte. Aber einen Pluspunkt hat das System offenbar doch: Es kann sich korrigieren, wenn’s zu sehr schmerzt. 

Der Artikel aus dem vergangenen Jahr startete bei den die Intelligenz des homo oeconomicus beleidigenden Schwankungen des Butterpreises, die durch keine solide kaufmännische Kalkulation mehr erklärbar schienen, und fand über die Zwischenstationen Damenunterwäsche und Kindercroissants, die unter dem Namen „Karli Kugelblitz“ vertrieben werden, schließlich den Weg zum Nestlé-Konzern, der in einer offenbar vom Wahnsinn getriggerten Entscheidung ein hochwertiges und im Markt bestens eingeführtes Produkt – einen Instant-Espresso, der unter dem Namen Nescafé vertrieben wurde – durch eine minderwertige Neueinführung ersetzte. Für die Innovation musste dann zu allem Überfluss noch ein an Hässlichkeit kaum zu übertreffender Kunstname herhalten: Azera. Klingt nach Klarlack oder einem magersüchtigen Modell, oder nach beidem, nicht aber nach Kaffeegenuss. 

Der Autor war betroffen und kam zu der Erkenntnis: „Wir sind verdammt.“ Diese Aussage muss aber nun in aller Form zurückgezogen werden. Es gibt noch Hoffnung.

Ein Besuch an einem der idyllischsten Orte auf dem diesem Planeten – den Albert-Heijn-Supermarkt in Millingen – förderte in dem ohnehin reichhaltig bestückten Kaffeeregal (das Mittelschiff des Konsumtempels) eine erfreuliche Überraschung zutage: „… is back!“ frohlockte da keck eine Inschrift auf einem Glas, so, als habe man sich eine kurze Auszeit genehmigt, ein Kaffeesabbatical sozusagen, und freue sich nun, wieder im Dienst zu sein. Back aber ist: der Nescafé-Espresso! 4,49 Euro das Glas, gefüllt mit dem feinen, geschmackvollen Pulver, das exakt die aromatische Qualität bietet, die zuvor seit ca. 18 Jahren ein fester Bestandteil des Lebens vieler Menschen war, die am Morgen eine bequeme Balance zwischen Genuss und motorischem Aufwand suchten.

Und da sage noch einer, Journalismus könne nichts bewegen! kleveblog wird offenbar bis in die Penthousewohnungen Schweizer Nahrungsmitteltopmanager gelesen, und diese Menschen sind vernünftigen, mit etwas Leidenschaft vorgetragenen Argumenten offenbar zugänglich. Wie gesagt, aktuelle Einschätzung: Es besteht noch Hoffnung!

Verpassen Sie auch morgen nicht den superspannenden Beitrag der cleveren Kollegen aus dem Ressort Systemkritik: Lachgummi in 376 (!!)-Gramm-Tüten und bulgarischer Schafskäse – die faktische Kraft des Norma.

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5 Kommentare

  1. 5

    Nescafé-Espresso – fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker ….

    …damit kann man sogar tote Esel lebendig machen!

    Das war immer der Super-Gau, wenn damals ein Kunde einem einen Kaffee anbot und dann mit solchem Zeug um die Ecke kam.

     
  2. 4

    Hallo Ralf ! Lt. Nestle Seite im Netz in jedem Re.. Markt in der Umgebung (Kleve,Kalkar,Kranenburg und Kevelaer) zu bekommen…schau mal auf deren Seite..

    lg

     
  3. 2

    Es zeigt mal wieder, dass Kleveblog in der Lage ist die Welt zu verändern.

    Aber warum dauert es mehrer Monate?

     
  4. 1

    Hallodrie,
    für ein Unternehmen das Wasservorkommen in wasserarmen Regionen aufkauft um es dann zu verkaufen sollte man keine Werbung machen. Den Geschmack Instantplörre möchte ich hier nicht bewerten, das ist glaub ich Kaffee der schon mal gekocht, reduziert und mit Stickstoff schockgefrostet und eingetrocknet wurde. Am Ende kommen irgendwie diese Körnchen daraus.

    Diese Selbstdarstellung auf der Nestle-Seite hat ko­lo­ni­a­lis­tische Züge. Urteilt selbst.

    https://www.nestle.de/unternehmen/frag-nestle/antwort/wasser-menschenrecht-fuer-nestle