Museum Kurhaus: Die Ausstellung des Jahres

Junge Frau erklärt alten Meister
Junge Frau erklärt alten Meister

„Gediegen grau gestrichene Wände“ (Rheinische Post)
„Flinck verzaubert Kurhaus“ (NRZ)
„Temporeiches Kurzpassspiel“ (Der Kicker)
„Sieht aus wie ein Caliente-Besucher“ (Der KLEVER)
„Flinck wie ein Wiesel“ (Der Tierfreund)
„30 museumsluftgetrocknete Schinken“ (kleveblog)

Als Govert Flinck am 2. Februar 1660 unweit einer Gracht in Amsterdam dahinschied, war er gerade einmal 45 Jahre alt. Wäre er nicht gestorben, hätte er am 25. Januar dieses Jahres seinen 400. Geburtstag feiern können, was vermutlich dazu geführt hätte, dass ihn alle wegen seines hohen Alters bestaunen würden und niemand sich mehr an die paar Bilder erinnern würde, die er in jungen Jahren in der niederländischen Metropole gemalt hatte. Es kam zum Glück nicht so, und so dürfen sich die kunstsinnigen Klever glücklich schätzen, von Sonntag an im Museum Kurhaus eine zauberhafte Ausstellung besuchen zu können: „Govert Flinck – Reflecting History“, mit sicherer Hand zusammengetragen aus den Kunsttempeln dieser Welt von Valentina Vlasic (Museum Kurhaus) und Tom van der Molen (Amsterdam Museum, in Amsterdam wird die Ausstellung 2017 gezeigt).

Dass Flinck im Museum Kurhaus zu sehen ist, liegt daran, dass er ein Klever ist. Doch schon früh kehrte der Sohn eines Textilhändlers seiner Heimatstadt den Rücken, genoss eine künstlerische Ausbildung in Leeuwaarden und wurde dann in Amsterdam ein Mitarbeiter in Rembrandts florierender Kunstfabrik. Nachdem Flinck sich selbstständig machte, entwickelte er sich zu einem der wichtigsten und auch finanziell erfolgreichsten Maler in der damaligen Weltmetropole, in der alle reichen Bürger danach gierten, sich „in Öl“ verewigen zu lassen. Sein Ruhm war so groß, dass er den Auftrag bekam, zwölf Wandgemälde für das in seiner Zeit gebaute Amsterdamer Rathaus (heute „Koninklijk Paleis op de Dam“) anzufertigen. Doch nicht einmal das erste konnte er vollenden – der große Schnitter Tod riss den Künstler auf dem Höhepunkt seines Schaffens aus dem Leben.

Die Werkschau ist die erste Flinck-Ausstellung seit einem halben Jahrhundert, 1965 hatte der damalige Stadtarchivar Friedrich Gorissen Gemälde des Künstlers im Museum Haus Koekkoek gezeigt. Die 30 Gemälde und noch mal 30 Zeichnungen oder Druckgrafiken, die jetzt in Kleve zu sehen sind, kommen aus aller Welt – viel aus den Niederlanden, aber auch aus den USA, von wo das Bild „Salomons Gebet um Weisheit“ stammt, das damit kurioserweise nach Kleve zurückkehrt. Ursprünglich war es ein Geschenk der Stadt Amsterdam an die Stadt Kleve, ging aber irgendwie und irgendwann verloren. Mit feinem historischen Gespür platzierten die Ausstellungsmacher es neben die Statue der Pallas Athene, die ja ebenfalls ein Geschenk der niederländischen Metropole ist.

„Mehr hätten wir uns nicht leisten können“, so Museumsdirektor Prof. Harald Kunde. „Und mit weniger wollten wir uns nicht zufrieden geben.“ Gerne hätte man beispielsweise noch ein Flinck-Bild aus der St. Petersburger Eremitage gezeigt, doch, so Kunde, „da gingen unsere Vorstellungen weit auseinander – und wir lassen uns nicht erpressen“. Dass das Gemälde einer Schützengilde aus der Amsterdamer Hermitage nicht ausgestellt werden kann, hat dagegen rein praktische Gründe – in dem niederländischen Museum hätte das Dach demontiert werden müssen, um das Monumentalgemälde herauszubekommen, und in den vergleichsweise kleineren Räumen des Kurhauses hätte es dann auch nur scheibchenweise gezeigt werden können.

Die Museumswelt ist heute natürlich eine andere als vor 50 Jahren, und so kann man nicht einfach nur ein paar alte Schinken aufhängen. Deshalb gab Vlasic noch eine „künstlerische Intervention“ in Auftrag, die es in sich hat. Sie bat den britisch-israelischen Videokünstler Ori Gersht um einen Beitrag. Gersht machte aus zwei Flinck-Gemälden eine Videoinstallation und zog zudem los, Förderer des Museums im Stil alter Meister zu fotografieren. Das Ergebnis sind zwölf bemerkenswerte Porträts, von Susanne Rexing bis Heinz Sack.

Der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. gehört natürlich auch zu den Förderern dieser Ausstellung. Bemerkenswert ist aber die Liste der weiteren Sponsoren, ohne die „Govert Flinck – Reflecting History“ nicht hätte realisiert werden können: Kulturministerium NRW, Ernst von Siemens-Kunststiftung, Rudolf-August Oetker-Stiftung, Stadt Kleve, Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, Sparkasse Kleve, Irene Zintzen-Stiftung, Hypo-Kulturstiftung, Provinzial – Lohmann & Reinders OHG.

Was musst du, lieber Leser, zu der Ausstellung noch wissen? Die feierliche Eröffnung ist am Sonntag, 4. Oktober, um 11:30 Uhr. Es musizieren Eva Maria Staudenmaier (Violoncello) und Victor van de Wetering (Flügel). Öffnungszeiten dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr. Eintritt regulär: zehn Euro. Es gibt einen opulenten Katalog (29,50 €) sowie als zusätzliches Gimmick die Möglichkeit, sich komplett einscannen zu lassen und dann einen kleinen Avatar von sich selbst in einem 3-D-Drucker anfertigen zu lassen (90 €).

Es kann vielleicht doch nicht nur einen geben: Prof. Harald Kunde als 3-D-Druck
Es kann vielleicht doch nicht nur einen geben: Prof. Harald Kunde als 3-D-Druck
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12 Kommentare

  1. 12

    @11 Husky … und weil der Zugang zu Kunst damit barrierefreier ist …

    http://www.zeit.de/2008/06/Museumseintritt

    Wie im Museum Kurhaus auf die Kunst ‚aufgepasst‘ wird, habe ich mal erlebt … war mit jemandem im Cafe Moritz verabredet, wollte nicht in die Ausstellung, dann bekommt man ja so einen Aufkleber … Ich bin dann aber nicht im Treppenhaus hoch, sondern wollte von der neuen Treppe zum Cafe rauf. Ich lief zügig in die Richtung, als ich vom Personal gestoppt wurde … ich müsste durch’s innere Treppenhaus (Nähe Eingang). Der Grund wurde mir auch genannt, ich könnte auf dem Weg hinten rum ja mehr von der Ausstellung sehen als auf dem anderen Weg … Als ich dann sagte, ich hätte die Ausstellung schon gesehen, fiel der Dame nichts mehr ein …

     
  2. 11

    Viele Museen in England sind übrigens völlig Kostenlos, oder maximal eine ganz kleine Spende, eben damit auch jeder das ausgestellte sehen kann. Eben weil die Steuerzahle das ganze sowieso mitzahlen…

     
  3. 10

    zum nulltarif gibt’s beim Museum nix, kostet uns richtig Kohle der laden.

    Ich hätte nichts dagegen wenn jeder wenig bemittelte dort ständig kleinen Eintritt hätte, die teuren laufenden Kosten fallen ja eh an ob da nen Schüler, Student, Rentner oder Geringvrdiener fast umsonst rein kommt macht den Kohl nicht fett… gerne!

    Ich kann mir aber gut vorstellen welch gutgestellte Pensionäre dort auch zufällig genau am Sonntag Zeit haben werden… und warum vergünstigungen wenn man im Förderverein ist? Ist das nicht widersprüchlich?

     
  4. 8

    wenn man bedenkt was so eine Ausstellung kostet sollte man da mal nix für geflinckt für lau machen

     
  5. 7

    …… und noch flinck angemerkt, was Du, lieber Leser, sicher auch schon weißt: an jedem Sonntag Vormittag um 11.30 Uhr gibt eine eine“öffentliche Führung“ durch die aktuelle Ausstellung zum 0-Tarif!

     
  6. 2

    10 Euro ist wirklich zu viel … da hilft nur die Mitgliedschaft im Freundeskreis des Museums … für 36 Euro (Paare 54, Familien 60, StudentInnen/Auszubildende etc. 12 und ganze! Firmen 90 Euro) Jahresbeitrag gibt’s neben freiem Eintritt auch noch einen Katalog, Einladungen, Zeitschrift „Museumsreporter“ sowie Sondereditionen und Exkursionen zu einem ermäßigten Preis …

     
  7. 1

    Kunst mit Brückenschlag zur Gegenwart-Toll! Liebe Banausen, eine harte Nörgelnuss, kaum knackbar.
    Wenn jetzt noch die Klever BürgerINNEN statt 10,00 € nur grob geschätzte 6,00 € Eintritt zahlen müssten,
    weil sie ja bereits als „Stadt Kleve“ zu den Sponsoren gehören, wäre das noch ein nettes Sahne-Häubchen.