Minoritenplatz: Wie »vertikal« ist der »Marketingbeirat«?

Die Rheinische Post verblüfft heute mit der neuesten, durchaus verwirrenden Wendung im – nennen wir es ruhig mal beim Namen – Kampf um die Bebauung des Minoritenplatzes. Ein vermutlich sämtlichen Lesern unbekanntes Gremium, welches als »Marketingbeirat« vorgestellt wird, vermeldet gewissermaßen eine »Einigung« zu den Plänen. Kurz gesagt: Es sei auch eine große Bebauung vorstellbar, nur müsse sie »vertikaler« (senkrechter} ausfallen. Und ausgerechnet die arme Susanne Rexing wird vorgeschickt, den »Kompromiss« zu verkünden. Wer aber ist überhaupt der »Marketingbeirat«? Und wie sieht vertikal eigentlich aus? Tja, lieber neugieriger Leser, da hilft nur der »Weiterlesen«-Button!

Der Reihe nach:

Hier der Link zum Artikel in der Rheinischen Post:

Marketigbeirat: Bau für den Minoritenplatz gefordert

Hier die notwendigen Erläuterungen zum Verständnis einer durchtrieben zu nennenden Nummer:

Beim »Marketing-Beirat« handelt es sich um den »Beirat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Kleve mbH«, der sich laut Selbstbeschreibung zusammensetzt aus »Unternehmern, Geschäftsführern sowie Interessenvertretern von Handel, Industrie, Handwerk, Dienstleistung und freien Berufen«.

Aktuell gehören ihm folgende zwölf Mitglieder an:

  • Beiratsvorsitzender Frank Ruffing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kleverland eG
  • Stellvertretender Beiratsvorsitzender Manfred Bergsch, Geschäftsführer der Spectro Analytical Instruments GmbH
  • Beiratsmitglied Dipl.-Kfm. Peter Fleischmann, Geschäftsführer der Ipsen International GmbH
  • Beiratsmitglied Dr.-Ing. Olaf Irretier, Inhaber der Industrieberatung für Wärmebehandlungstechnik IBW Dr. Irretier
  • Beiratsmitglied Eric Jansen, Geschäftsführer der Jansen Bedachungen GmbH
  • Beiratsmitglied Nina Kiesow, Kiesow bags & travel Sebastian Kiesow e.K.
  • Beiratsmitglied Ernst Michels
  • Beiratsmitglied Lothar Quartier, Geschäftsführer der Metzgerei Quartier GmbH
  • Beiratsmitglied Susanne Rexing, Inhaberin des Rexing Einrichtungshauses
  • Beiratsmitglied Wilfried Röth, Vorstandsmitglied der Sparkasse Kleve
  • Beiratsmitglied Ute Schulze-Heiming, Geschäftsführerin der Kleve Marketing GmbH & Co. KG
  • Beiratsmitglied Jörg Hopmans, Vorsitzender des Klever City Netzwerkes

Dieses Gremium hat offenbar am Dienstag getagt (steht nicht im RP-Artikel). Wie viele der zwölf Mitglieder teilgenommen haben, ebenfalls nicht. Interessant ist aber bereits der simple, einfach nicht niedergeschriebene Sachverhalt, dass sich nicht der Vorsitzende dieses Gremiums äußert, sondern die liebe Susanne Rexing vorgeschickt wird – aber klar, hätte Volksbank-Chef Frank Ruffing das offizielle Statement abgegeben, wäre es gleich als das enttarnt, was es ist – als Instrumentalisierung eines Gremiums durch eine Interessengruppe. Diese ernüchternde Erkenntnis soll dem Leser aber erspart bleiben.

Laut RP handelt es sich um einen Kompromiss nach einer »sachlichen und lösungsorientierten Diskussion« (was schon mal insinuiert, bisher sei anders diskutiert worden). Das aber kann nur verwundern, da z. B. das Klever City-Netzwerk (Jörg Hopmans wurde auf der Sitzung von Björn Hillesheim vertreten) sich erst am Wochenanfang in einer klaren Stellungnahme gegen die bisherigen Pläne ausgesprochen und statt dessen ein Vorgehen vorgeschlagen hat, das an die städtebaulichen Anfänge des Verfahrens anknüpfen soll – also im völligen Gegensatz zu der hier als Kompromiss verkauften Lösung steht. Auch Ute Schulze-Heiming ist eine erklärte Gegnerin des Klotzgedankens.

Wie aber könnte eine »vertikalere« Lösung für den Platz überhaupt aussehen?

Hier ein erster Vorschlag:

Steilvorlage
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12 Kommentare

  1. 12

    Olaf Plotke macht sich seine eigenen Gedanken über die Hintergründe und Strippenzieher:

    http://www.kurier-am-sonntag.de/cms/notizblog/5228-das-undurchsichtige-spiel-um-den-minoritenplatz.html

    Ein weiterer Grund für das Engagement der Geldsäcke dürfte in dem Umstand zu suchen sein, dass bei einer Nicht-Bebauung des Minoritenplatzes ihr Komplex dann alleine auf weiter Flur und im Abseits steht. Der Standort ist zwar clever, um Niederländer zu verleiten, sich dort gegen horrende Gebühren mit Bargeld zu versorgen, aber wer verläuft sich ausser denen dort hin, wenn er nicht gerade seinen PKW auf dem Kirmesparkplatz parkt?

     
  2. 11

    vertikal bedeutet:ein Marketingkonzept, das alle Teile einer Verkaufskette einbezieht, siehe Vertikales Marketing (Quelle: Wikipedia)

     
  3. 10

    Ja wo leben wir denn. Sowas gibt es doch nur in Ländern am Mittelmeer.
    Kann sich in Kleve jeder wilde Haufen nach Gutdünken zusammenrotten und ohne politisches Mandat in die Stadtgeschichte eingreifen?
    Haben wir keine regulären, demokratisch gewählten Gremien, die hierfür vorgesehen sind und einfach ihre Aufgaben nicht wahrnehmen?
    Was haben Fuzzis der Volksbank und der Sparkasse in der Politik zu suchen? Wer hat denen ein Mandat gegeben?
    Herr Brauer, bringen Sie wieder Ordnung in die Stadt, bevor es der Innenminister tuen muss.

     
  4. 8

    Neben der überraschenden weil widersprüchlichen Aussage von Frau Rexing (Anm.: als Beiratsmitglied muss man sich eben auch mal verbiegen können) finde ich noch viel irritierender die Aussage, dass man dem Investor im Zweifel noch mehr Zeit geben sollte. Wird hier schon an einer erneuten Verlängerung der Verlobung gearbeitet?

    Ja wie lange soll das Possenspiel denn noch gehen???

    Wie das Beispiel Zevens zeigt, stehen heimische Investoren bereit, um den Minoritenplatz zu bebauen. Aber einem einzigen Investor (für dessen Investitionsbereitschaft ich mich hiermit ausdrücklich bedanke) wird der Teppich immer und immer länger ausgerollt mit Hinweis auf irgendwelche laufenden Verfahren.

    P.S. Posse = Bühnenstück, das auf Verwechslungen, ulkigen Zufällen und unwahrscheinlichen Ãœbertreibungen aufgebaut ist und durch derbe Komik Lachen erzeugen soll.

     
  5. 7

    Das ist ein Abwehrgemäuer mit Wach- und Wehrtürmen.

    Aha, deshalb soll man mögliche Investoren, die an Kleve interessiert sind, mit Respekt behandeln.

     
  6. 6

    Der Kleve Marketing Beirat (aktuelle Besetzung): je ein Vertreter von Sparkasse Kleve und Volksbank Kleverland, Wiltrud Schnütgen (Klever Stadtführerinnen), Anette Wier (Kulturamt), Bürgermeister Theo Brauer, Kurt Otten (Freizeit und Gastronomie), Alwine Strohmenger-Pickmann (Klevischer Verein), Dr. Roland Mönig (Kunst und Geschichte), Jörg Hopmans (KCN), Nina Kiesow (Einzelhandel), Dr. Joachim Rasch (WFG Kleve), Dr. Nadine Chmura (HRW).

    Fazit: Kaum denkbar, dass Alwine Strohmenger-Pickmann, Wiltrud Schnütgen und Jörg Hopmans diesem »Kompromiss« zugestimmt haben.

     
  7. 5

    Braucht Herr Ruffing bald wieder einen Hubsteiger um die in die Höhe schnellenden Baukosten überblicken zu können, wenn aus der gemeinsamen Tiefgarage nichts wird?
    So eine durchsichtige Attacke, pro Sontowski Bau, auf Teufel komm heraus,hätte man schon früher erwarten können.
    Vielleicht nehmen sich die Klever in diesem Fall mal die
    Bedburg-Hauer als Beispiel und zeigen den Damen und Herren
    „Machern“ per Bürgerentscheid Klever sind clever,wer die relevante Interessengruppe darstellt.

     
  8. 4

    Es kommt immer doller. Es handelte sich nicht nur um eine Sitzung des WFG-Beirats, sondern gleich mit dabei waren auch der Beirat des Kleve Marketings und des Technologiezentrums. Wer aktuell im Beirat des Kleve Marketings sitzt, lässt sich auf die Schnelle nicht herausfinden, sicher ist aber: Bürgermeister Theo Brauer, Schuamtschefin Annette Wier, Christian Tuschen. Auf einem Foto einer gemeinsamen Draisinentour des Beirats aus dem Jahre 2010 findet sich auch noch der damalige Wirtschaftsförderer Rudolf Röhrl (hier wird vermutlich sein Nachfolger Dr. Joachim (»80-Millionen-Invest«) Rasch den Platz eingenommen haben. Susanne Rexing ist ebenfalls auf diesem Bild zu sehen. (Fünf Namen fehlen also noch.) Auch im Beirat des Technologiezentrums ist Bürgermeister Brauer vertreten, daneben noch weitere Ratsmitglieder (ausweislich eines Dokuments aus dem Jahre 2009 (Link) Barend van Ackeren (FDP), Annette Ricken (CDU), Michael Kumbrink (SPD), Dr. Artur Leenders (Grüne), Erich Nuy (CDU). Zumindest zwei der Vertreter müssten sich schon ihrer Parteihaltung widersetzt haben, wenn sie für den »Kompromiss« waren.

     
  9. 3

    Zu der aktuellen Minoplatz-Planung bzw. bei der aktuellen Vorgehensweise zitiere ich aus einer Veröffentlichung des Deutschen Werkbundes, in der Unzulänglichkeiten skizziert werden über die Methode, Grundstücke durch Investoren entwickeln zu lassen:

    „Meist werden solche Grundstücke an große Investoren vergeben. Diese sprechen von Entwicklung, reduzieren aber tatsächlich die Möglichkeiten in einem Maße, den man landauf landab in der ärgerlichsten Weise erkennen und erleben kann. Denn ihr Interesse am Projekt ist äußerst gering, sie haben nahezu ausschließlich Interesse an sich selbst – und dies heißt: an der Ziffer, die als Gewinn heraus kommt. Dies ist keine Entwicklung.

    Die Planung in solchen Firmen macht meist die eigene Entwurfs-Abteilung. Diese ist fest im Griff des kaufmännischen Vorstands, der von der Sache selbst äußerst wenig versteht. Er ist beherrscht von der Neigung, alles zu vermeiden, was ihm die Endziffer drücken könnte. Dem fällt Wesentliches zum Opfer.

    Meist schalten solche Investoren nicht einmal Architekten-Büros ein. Falls dies doch geschieht, stehen die Architekten unter größtem Zeit-Druck. Dafür erscheint es innerbetrieblich am rentabelsten gelernte Klischees einzusetzen, die dem Investoren-Interesse oft hemmungslos angepasst sind. Dies begräbt jeglichen Ehrgeiz, eine gute Architektur zu entwerfen.

    Dann werden vor den politischen Gremien oft Sachzwänge behauptet, die nie argumentiert werden – man könnte sonst auf die Idee kommen, genau zu fragen und dann würden die sogenannten Sachzwänge sich in ihrer reduktiven Auswirkung zeigen.

    Eine irgendwie geartete Beteiligung der Bevölkerung ist bislang nahezu nirgendwo vorgesehen. Bevölkerung wird als lästig gefürchtet. Tatsächlich ist das Investoren-Projekt zugeschnitten auf nur auf wenige Bedürfnis-Klischees der Menschen, die darin wohnen sollen. Eine Beteiligung der Bevölkerung könnte auf Ausweitungen dringen – daher wird sie von vornherein ausgeschaltet.

    Nach Zustimmung oder Ablehnung wird nicht einmal ansatzweise gefragt. Mit einem Hochglanz-Prospekt betreibt der Investor als Verkäufer meist Augenauswischerei. Er behauptet darin Bedeutungen – mit einigen abstrakten Sätzen, in die man alles und jedes hinein interpretieren kann.

    Die Ausbildung der Architekten ist heute immer noch weit gehend ärmlich und zugleich zur Maskierung dieser Ärmlichkeit in der Illusions-Ebene hochfliegend gestrickt. Völlig ausgespart wird eine kleinteilige Praxis, die sich an komplexen und differenzierten Bedürfnissen der Bewohner orientieren würde.

    Um sich aber mit einem Architekten-Mythos Bedeutung zu geben, imitiert und wetteifert man aus Mangel an Realität mit Entwürfen von sogenannten Star-Architekten, die in Bauzeitschriften verbreitet werden. Damit ist nun nach dem Studium nichts anzufangen, auch weil fast niemand real in die Rolle dieser wenigen sogenannten Stars kommt.

    Die Tätigkeit der Stars hat mit den konkreten menschlichen Bedürfnissen so gut wie nichts zu tun. Sie verdankt die Star-Rolle autistischen Formungsweisen zu „Kopfstand-Bauten“, weiterhin der Eigenwerbung, guten Beziehungen und Geschäftssinn.

    Weil es denn nicht anders gelernt ist und die Umstände auch dazu drängen, werden gelernte Formen, die kaum nach Inhalten befragt werden, aus dem Gedächtnis gezogen, angewandt und das Leben der Menschen darin eingezwängt.

    In Investoren-Projekten werden herkömmlich Formen vor Augen geführt werden, die oft weit vom konkreten Leben entfernt sind und aus stereotypen Vorstellungen stammen.“

    Und nun wünsche ich den Leser viel Spaß bei der Reflexion.

     
  10. 2

    ….vertikal, das ist überhaupt die Lösung. Sie wurde bisher
    noch nicht angedacht. Hier wäre das abgerissene Hochregallager (Unilever) ideal gewesen. Die bisherigen
    Planer hätten incl. verschiedener Pseudo-Entscheidungstäger
    darin eine geeignete Unterkunft gefunden.

     
  11. 1

    Es ist so durchschaubar – wieder mal ein „Rat“, „Gremium o.Ä., was als „kompetent“ und „neutral“ die Interessenlage bekannter Größen verkaufen soll. Hatten wir schon beim Thema „Superbad“ und anderswo. Ganz schön durchtrieben und ich bin mal gespannt wie lange sich das die Klever BürgerInnen noch bieten lassen. Vielleicht könnte man ja auch mal, wenn’s denn so funktionieren soll, einen „Bürgerrat“ schwupdiwupps installieren…?