Markt Kalkar: Eine kurze Geschichte von Z.

Großer Auftritt im Rat: Z. (rechts)

Hans-Josef Z. ist ein ehrenwerter Mann. Er singt im Kirchenchor, rühmt sich guter Kontakte zu Ronald Pofalla, und bis vor neun Monaten stand er sogar an der Spitze der CDU Kalkar.

Aktuell hat der pensionierte Bundeswehrangehörige sich einer Sache verschrieben, die viele Menschen in Kalkar umtreibt, seinen Parteifreunden allerdings weniger gefällt: Z. tritt als »Sprecher« der Bürgerinitiative gegen die Umgestaltung des Kalkarer Marktplatzes auf. Er gibt sich kämpferisch und sorgt sich sehr um das Geld der Steuerzahler. »Vor allem möchten wir, dass die Leuchten so bleiben, wie sie sind. Auch die Poller sollen nicht ausgetauscht werden. Dadurch spart die Stadt 47.000 €Euro«, sagte er in der RP.

Ach, würde er doch mit dem gleichen Einsatz die eigenen Finanzen angehen!

Denn da liegt einiges im Argen. Z. ist Geschäftsführer einer privaten Arbeitsvermittlung mit dem rätselhaften Namen Rhenusvapor GmbH (übersetzt man das lateinische Wort, heißt es Rheindampf). Mit dieser Firma legt Z. ein Finanzgebaren an dem Tag, das ihm seit Monaten unablässig Ärger einbringt, das bereits mehrfach Arbeitsgerichte beschäftigt hat –- und das nunmehr sogar das Interesse der Staatsanwaltschaft Kleve erregt. »Wir ermitteln wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung«, so Günter Neifer, Leitender Oberstaatsanwalt. Mehr möchte er im Hinblick auf das laufende Verfahren nicht sagen.

Wer sich allerdings näher mit den Hintergründen beschäftigt, stößt auf ein Maß an Unverfrorenheit, dass einen staunend zurücklässt. So gibt der Geschäftsführer Z. als Sprecher der Bürgerinitiative ein Interview nach dem anderen und fordert beispielsweise im Kurier am Sonntag von seinen Parteifreunden »mehr Streitkultur« ein. Im Umgang mit den Mitarbeitern seiner Firma ließ er indes jede Art von Fairness vermissen - aber da geht es ja auch um sein eigenes Geld und nicht das der Steuerzahler.

Z. hatte sich mit seiner Rhenusvapor GmbH Hoffnungen gemacht, vom Niedergang des Leiterplattenherstellers Ruwel in Geldern zu profitieren, dafür wurden sogar Mails an Kanzleramtsminister Pofalla geschrieben. Doch das Geschäft lief nicht so wie erhofft, und so konnte Z. weder Miete für die Büros in Kleve und Rheinberg noch die Gehälter der Angestellten in beiden Niederlassungen bezahlen. Interessanterweise kam dem Geschäftsmann sogar noch die Idee, eine Angestellte bei der Krankenkasse abzumelden und zwei weitere, neu eingestellte Mitarbeiter gar nicht erst anzumelden, sodass diese nach einigen Monaten konsterniert zur Kenntnis nehmen mussten, dass die Krankenkasse mit Kündigung drohte und die fehlenden Beiträge bei ihnen eintreiben wollte.

Nach langen Wochen, in denen die ausstehenden Zahlungen zwar versprochen wurden, aber niemals eintrafen, zogen die Opfer vor Gericht. Es kam zu mehreren Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht Wesel. In einem Fall stimmte Z. großzügig einem Vergleich zu und erklärte sich bereit, die Forderungen zu begleichen. Allerdings: Der ehrenwerte Kämpfer für den Marktplatz zahlte das Geld einfach nicht – genau deshalb heißt es wohl auch „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“. Der Einsatz eines Gerichtsvollziehers brachte die niederschmetternde Erkenntnis, dass bei der Firma kein Geld vorhanden sei und dass – falls überraschenderweise doch noch etwas auftauchen würde – andere Gläubiger vorrangig zu bedienen seien.

Doch die Angestellten, die gar nicht erst bei der Krankenkasse angemeldet wurden und keine Gehälter bekamen, ließen nicht locker und zeigten ihren Chef auch wegen Betrugs an, da bereits zum Zeitpunkt der Einstellung festgestanden habe, dass er keine Gehälter habe zahlen können. Das Amtsgericht Kleve erließ daraufhin gegen Z. wegen »des Vorenthaltens von Arbeitsentgeldern« im Mai 2010 einen Strafbefehl über 3600 Euro.

In einem der Arbeitsgerichtsfälle gelang es einem Geschädigten überdies, Z. auch als Privatperson erfolgreich zu verklagen – mit der Folge einer privaten Haftung. Die Hoffnungen der Rhenusvapor-Opfer, nunmehr an die ihnen zustehenden Gelder zu gelangen, zerstoben jedoch schnell, weil der christdemokratische Unternehmer auch für diesen Fall eine Art Vorsorge getroffen zu haben schien: Z. lebt zwar mit seiner Frau in einem schicken Einfamilienhaus am Stadtrand von Kalkar, doch für den dort aufkreuzenden Gerichtsvollzieher stellte sich die Sache anders dar: »Der Schuldner bewohnt allein eine Wohnung mit Zimmern, Küche und Nebenräumen«, heißt es im Vollstreckungsprotokoll - die Adresse stimmt allerdings merkwürdigerweise mit der des Hauses überein.

Kein erfolgreiches Geschäft, ein ganzer Berg Schulden, dazu Gerichtsärger ohne Ende – nichts wäre naheliegender, als dass Z. den Ball in den nächsten Jahren flach hält und einfach seinen Laden dichtmacht. Das hätte überdies den Vorteil, dass seine geprellten ehemaligen Angestellten kurzzeitig Insolvenzgeld beziehen könnten.

Doch soweit gehen die Einsicht von Z. und sein Einsatz für die Mitmenschen dann doch nicht: Er sei noch geschäftlich aktiv, beschied er eine entsprechende Anfrage des Arbeitsamtes. Das mag seine subjektive Wahrnehmung sein. Möglicherweise kommt die Staatsanwaltschaft Kleve allerdings zu einer anderen Einschätzung seines Wirkens. Und die Bürgerinitiative in Kalkar auch.

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16 Kommentare

  1. 16

    Zunächst einmal zum Grundthema: Ich finde die auserwählten Lichtstelen für den historischen Marktplatz in Kalkar unwürdig. Gerade in Kalkar sollte man diesen tollen Platz mit südländischem „Piazza“-Charakter nicht durch modische Lampen verunstalten. Auch bei den Absperrungen sollte man eine „historische Lösung“ finden. Oder aber, da hat Herr Z. Recht, sich die Kohle sparen und das ganze so belassen wie es ist.

    Und was die CDU Kalkar betrifft: ganz großes Kino. Einen Sonnenkönig alá HG und TB als Bürgermeister und einen Volli….. als ehemaligen Vorsitzenden, der nun auf Rachefeldzug ist.

    Wie kann man bei dem persönlichen Hintergrund sich nur so weit aus dem Fenster lehnen?

    Da wundert der Politiker sich tatsächlich, warum dem potentiellen Wähler Wahlen mittlerweile ziemlich egal sind.

     
  2. 13

    Der „gute“ Herr Z. ist ja nun seid mehreren Jahren „aktenkundig“. Aber so ganz stimmt die obige Geschichte nicht. Es gibt Gläubiger, die es schaffen, bei ihm als Privatmann zumindest in Raten durch den GV Geld beizutreiben.

     
  3. 11

    @DerLaie

    Du hast recht. Es gibt aber auch Leute in Kalkar, denen Ralfs Bericht sehr gut in ihren politischen Kram passt. Insbesondere wenn man die aktuelle Berichterstattung in der RP verfolgt. Der BM Fonck, der ja ein eigenes Kaliber ist, gibt bereitwillig Auskunft, die JU eill ihm den Mund verbieten und greift auch van de Sand an. Da scheint sich in der CDU jede Menge dreckige Wäsche angesammelt zu haben, über die sich die Kalkarer Bürger ihre eigenen Gedanken machen sollten.
    Ich glaube nicht an Zufälle,wenn just in dem Augenick, wo Bürger ein verbrieftes Grundrecht wahrnehmen, diese in der RP von Parteifreunden brschimpft werden, und gleichzeitig das bererrfliche Verhalten des Herrn Z. hier zum Thema gemacht wird.

     
  4. 10

    @DerLaie

    Naja, die Staatsanwaltschaft und die Richter werten sein unchristliches Verhalten möglicherweise
    anders.

     
  5. 9

    —es gibt halt Mitmenschen, die können ihr Gewissen mit der Garderobe
    am Probenabend des Kirchenchores ablegen.

     
  6. 8

    Das Ekelige an diesem Fall ist m. e. dass hier ein Sozialschmarotzertum (Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren) zum Ausdruck kommt, dass 1. mit Christlicher Demokratie nichts zu tun hat, dass 2. verachtenswerter ist als das derjenigen unter den Hartz-IV-Empfängern, auf die sonst so gerne eingeprügelt wird, und dass 3. offembar jahrelang ohne ernst zu nehmende Konsequenzen (Haft?) betrieben werden kann…

     
  7. 7

    Vielleicht zeigen sich seine Parteifreunde bald nicht mehr so gerne mit ihm in der Öffentlichkeit.

     
  8. 6

    Uhps! Das ist doch mal ein klares Bild! @RD: wie würden unsere freundlichen Nachbarn sagen: Dat is duijdelik (oder wie schreibt man das?). @Rainer Hoymann: netter Link. Noch netterer der Artikel den man da findet. Aber am nettesten, der Satz: „Hart wie Stahl“. Trifft wohl auf vieles in diesen Kreisen zu…

     
  9. 5

    Tja, die CDU und Zeitarbeit. Wie groß ist dieses Netzwerk eigentlich? Von Geldern bis Bedburg-Hau und alles was dazwischen liegt?

    Spielt ein Herr C. irgend eine Rolle?

     
  10. 3

    Wir haben nur einmal mit der Vaporfirma zu tun gehabt.
    Seitdem nannten wir sie die Reinfall GmbH.

     
  11. 1

    Zugegeben – das mit der Rhenusvapor ist ja nun eine Riesensauerei! „Witzig“, und bezeichnend zugleich, dass es sich hier um einen „Großkopferten“ der CDU in Kalkar handelt..

    (…)