Maria Kisters, 1930-2016

Karl und Maria Kisters, wie sie in Erinnerung behalten werden
Karl und Maria Kisters, wie sie in Erinnerung behalten werden
Karl und Maria Kisters, wie sie in Erinnerung behalten werden (mit Boxerhündin Biene, Foto dem Buch „Kisters Maschinenbau“ entnommen)

(Aktualisiert, Kondolenzbuch) Nach der Kirchenchorprobe begegneten sich im alten Kolpinghaus erstmals ihre Blicke: Schlossermeister Karl Kisters und Maria van den Boom, die nach der mittleren Reife an der Textilingenieurschule in Krefeld Design für Webmuster studierte. Da sie zudem auch Vorlesungen in Buchführung und Betriebswirtschaftslehre belegt hatte, fand sie zunächst eine Arbeitsstelle in der Verwaltung des Klever Krankenhauses und später im Finanzamt. 1956 heiratete Karl Kisters seine Maria, und es wurde eine Ehe, die erst der Tod schied. Nun ist Maria Kisters ihrem 2008 verstorbenen Mann nachgefolgt; die Ehrenbürgerin der Stadt Kleve starb am Dienstag im Alter von 86 Jahren.

Gemeinsam bauten die Eheleute ein Unternehmen auf, das Kleve prägte – nicht nur wegen seines außerordentlichen Erfolges, sondern auch wegen der Fürsorge, die Karl und Maria Kisters ihren Mitarbeitern angedeihen ließen. „Die Leute müssen mit Freude zur Arbeit kommen“, sagte Maria Kisters, die immer auch ein Ohr für private Nöte in der Belegschaft hatte. Für Maria und Karl Kisters war die Firma eine Familie, oder, um es mit den Worten von Michael Rübo, dem Vorsitzenden der Kisters-Stiftung zu formulieren: „Die Firma Kisters was das Lebenswerk der Ehe.“

1984 zog das Unternehmen an seinen heutigen Standort ins Klever Industriegebiet, 1987 krönte Kisters sein Lebenswerk, indem er das Unternehmen zur Hälfte an die Klöckner AG verkaufte – inklusive einer Bestandsgarantie für den Standort Kleve. Anderthalb Jahre hatten die Verhandlungen gedauert. „Wir haben versucht, uns abzusichern, damit die Firma und die Arbeitsplätze abgesichert sind“, erinnerte sich Maria Kisters.

Kleve hat Kisters aber nicht nur ein florierendes Unternehmen zu verdanken, sondern auch das neue Kolpinghaus, das von Kisters großzügig finanziert wurde – der Kolpingfamilie war Kisters verbunden, seit er 1938 mit seinem Vater nach Kleve gekommen war und seine erste Unterkunft in dem Haus gefunden hatte. Auch die Kisters-Stiftung wird bleiben. Die Eheleute Kisters riefen sie ins Leben, damit junge Menschen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten. Michael Rübo: „Den Eheleuten Kisters war es wichtig, dass junge Menschen gefördert werden und ihre Kompetenzen in der Region bleiben.“

2006 erhielt Maria Kisters gemeinsam mit ihrem Mann die Ehrenbürgerwürde der Stadt Kleve. Nach einem erfüllten Leben hat sie nun der Tod aus unserer Mitte gerissen, aber viele Menschen in der Stadt werden ihrer noch lange gedenken. „Eine große Persönlichkeit unserer Stadt und eine wahre Wohltäterin“, so Bürgermeisterin Sonja Northing in einer persönlichen Stellungnahme. Sie hatte Maria und Karl Kisters im Vorfeld der 750-Jahr-Feier der Stadt Kleve 1992 kennengelernt, weil sie zu den Mitwirkenden des zu diesem Anlass produzierten Films „Einmal Kleve 1. Klasse“ gehörte – der Streifen war von Kisters‘ AV-Studios produziert worden. „Eine sehr nette und weise Person – und ein wunderbares Ehepaar“, so Northing.

Die Stadt Kleve wird in der Unterstadtkirche ein Kondolenzbuch auslegen, in dem die Bürger von Sonntag bis Mittwoch ihrer Anteilnahme Ausdruck verleihen können.

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6 Kommentare

  1. 6

    Die Eheleute Kisters waren ein herausragendes und vorbildliches Ehepaar, das beispielhaft vorgelebt hat, warum es gar nichts Schlimmes ist, wohlhabend und sogar reich zu sein, wenn man mit seinem Reichtum verantwortungsvoll umgeht.

     
  2. 5

    Meinen Respekt…Eine Generation von Unternehmern geprägt von christlichen Werten und sozialem Gewissen. Sie werden heute ersetzt von Figuren die einem perversen ,Menschen verachtendem,egoistischem,gleichgültigem,Wirtschafts System dienen, natürlich auch sehr gerne von der Politik gedeckt und unterstützt, die dann für den guten Gewinn , verbrannte Erde hinter sich lassen (soziales Elend) und über Leichen gehen.

     
  3. 4

    Und nicht zu vergessen das Engagement im Bereich Kultur. Soweit ich weiß, gehen die historischen Info Tafeln in der Klever Innenstadt auf eine Anregung des Ehepaares Kisters zurück. Auch der AK Kermisdahl Wetering erfuhr finanzielle Unterstützung durch die Kisters Stiftung. Die Breite des Wirkens der Eheleute Kisters für Kleve und die Menschen hier und jenseits davon fordert tiefen Respekt und Dankbarkeit.

     
  4. 3

    @2.Klaus van Briel,

    …..und das Tonstudio, das Kolpinghaus, die Realschule, usw. die Aufzählungen nehmen kein Ende. Schön wie du
    geschrieben hast.

    Mein Nachtrag nur deshalb, da ich von der Rheinischen Post im Lokalteil bis auf einen kleinen Artikel nichts gelesen habe. Dafür widmet sich dieser fürchterliche Lokalteil intensivst mit Drogen, Mord und anderen
    Klamaukartikel. (Armseliger Zukunftswerkstattpartner)

     
  5. 2

    Das Engagement des Ehepaars Kisters für die Ausbildung von jungen Menschen ging weit über Kleve hinaus: Karl und Maria Kisters gehörten zu den ersten Förderern der Schul- und Berufsausbildungsarbeit von pro dogbo e.V. in Benin / Westafrika.

    Aufgrund ihrer Unterstützung können junge Menschen heute dort eine qualitativ gute Berufsausbildung machen. In den Werkstätten von pro dogbo werden mittlerweile duale Ausbildungen im Kfz-Handwerk und Metallbau angeboten.

    Dank des Ehepaars Kisters konnte 2008 auch die erste Bäckerei in Dogbo eröffnet werden, in der bis heute junge Menschen das Back- und Feinbackhandwerk erlernen. Jeder ausgebildete Lehrling hat seitdem im Anschluss an seine Ausbildung eine Anstellung in einem Betrieb in Benin gefunden.

    Soziale Verantwortung und unternehmerische Tätigkeit bildeten für Karl und Maria Kisters immer eine untrennbare Einheit, ja eine Selbstverständlichkeit. Danach lebten und handelten sie und wollten von großen Ehrungen und öffentlichen Dankeshymnen eigentlich nie viel wissen. Darum höre ich hier auch auf (es musste nur kurz noch erwähnt werden).

    Vielen Dank, Karl und Maria Kisters!