Mann, Frau, wer weiß das schon genau? Am Sonntag gegen 19 Uhr Sie!

Was will uns diese Collage sagen: Sechs Kandidaten stehen zur Wahl, drei Frauen und drei Männer, eine Amtsinhaberin und fünf neue Kandidaten, zwei Anwälte, drei gelernte Verwaltungsmitarbeiter, eine Unternehmensberaterin, drei Verheiratete, zwei in Partnerschaften Lebende, eine Blumenliebhaberin, eine bekam Besuch vom Ministerpräsidenten (in einer Gärtnerei), einer Schützenhilfe von den Grünen, dreimal geht die CDU ins Rennen, zweimal unterstützen alle anderen den Gegenkandidaten, einmal nur die SPD – alles sehr spannende Konstellationen!

Im Kreis Kleve sind 265.011 Menschen aufgerufen, einen neuen Landrat oder eine neue Landrätin zu wählen – entweder eine Frau, Silke Gorißen, Rechtsanwältin, oder einen Mann, Peter Driessen, Bürgermeister in Bedburg-Hau. In der Stadt Kleve sollen 42.620 Wähler das höchste Amt der Stadt besetzen – entweder mit einer Frau, der Amtsinhaberin Sonja Northing, oder mit einem Mann, dem Herausforderer Wolfgang Gebing. Und in Bedburg-Hau werden 10.981 Bürger aufgefordert, den neuen ersten Bürger der Gemeinde zu küren – entweder eine Frau, Dr. Ursula Pitzner, oder einen Mann, Stephan Reinders.

Spannend! Aber wie spannend wird es genau? Hier ein bisschen Futter für die Diskussionen morgen an den Tresen in Stadt und Landkreis:

Kreistagswahl: Wir nehmen die gleiche Wahlbeteiligung an (51,52 %) an. Dann reichen 68.218 Stimmen zum Sieg. Wie viele Stimmen hatte Silke Gorißen vor 14 Tagen? 64.707. Das war also schon ganz schön knapp. In den vergangenen zwei Wochen, das war allerdings deutlich zu sehen, haben die Wahlkämpfer, die hinter Driessen stehen, eine deutliche Kurskorrektur vorgenommen und die Wucht der Parteien (SPD, Grüne, FDP, freie Wähler) mit dem Kandidaten zu verbinden versucht. Ob das reicht? Zusammen kamen die Parteien am 13. September auf 66.025 Stimmen. So gesehen, könnte es vielleicht knapper als in der ersten Runde ausgehen – zumal der Schiedsrichter nicht mehr zur Wahl steht (dessen Achtungserfolg aber außer Frage steht: Er blieb am 13. September nur 1215 Stimmen hinter Peter Driessen).

Bürgermeisterwahl in Kleve: Sonnenblumen duften nicht. Egal, für den Wahlerfolg ließ sich Amtsinhaberin in einem Feld mit Sonnenblumen ablichten, mit dem Näschen an einer Blüte. Am Samstag war sie auf dem Markt an der Linde. Am Freitag bei den Fridays-for-Future-Aktivisten. Wer sie kennt, weiß: Sie kämpft. Sie ist not amused, weil sich viele Unterstützer von ihr abgewandt haben. Sie fühlt sich mitunter unverstanden, weil Politik anders geht als Verwaltungsarbeit. Und sie will es allen noch mal zeigen. Aber wie sehen die Zahlen aus? Northing kam am 13. September auf 5002 Stimmen. Der Mann, der ihr Büro beziehen möchte, holte im ersten Wahlgang 5851 Stimmen, also 849 mehr. Zünglein an der Waage sind in diesem Fall die Stimmen der Kanidaten, die aus dem Rennen sind (Rolf Janßen (Grüne), Daniel Rütter (FDP), Udo Weinrich (Offene Klever), Michael Kumbrink). Zwei der Parteien haben eine eindeutige Wahlempfehlung ausgesprochen – Grüne und FDP legten ihren Wählern Wolfgang Gebing ans Herz. Das sind 4424 und 882 Stimmen. Sollten die Anhänger der Parteien ihrer Führung folgen, ist das Rennen am Sonntag entschieden – aber genau vor diesem Hintergrund sind die Sonja-im-Sonnenblumenfeld-Fotos erklärbar: Die Amtsinhaberin setzt darauf, dass die Basis der Grünen ihren Einsatz fürs Klima honoriert und ohnehin mit einem christdemokratischen Kandidaten fremdelt. Also auch hier: Auf dem Papier ist die Sache vielleicht klarer als am Sonntag an der Urne. Mit der Wahlbeteiligung vom vorvergangenen Sonntag gerechnet, reichen in Kleve 9109 Stimmen zur Mehrheit.

Bürgermeisterwahl in Bedburg-Hau: Stephan Reinders darf sich als der klare Sieger der ersten Runde in der Gemeinde Bedburg-Hau sehen. Er holte 2934 Stimmen, was einem Anteil von 45,5 Prozent entsprach. Die CDU mag sich fast schon wieder an die gute, alte Zeit erinnert gefühlt haben, als alle CDU wählten. Wer nicht, ging auch sonntags nicht in die Kirche. Doch Reinders Erfolg vom 13. September könnte auch darin begründet liegen, dass die beiden anderen Kandidaten, Stefan Veldmeijer und Dr. Ursula Pitzner, sich gegenseitig das Wasser abgegraben haben. Nun ist einer weg (Veldmeijer), und die zweite könnte noch einiges an Stimmen auf sich vereinigen, weil sie nun alle Parteien hinter sich weiß: SPD, Grüne, FDP. Das hat einen Grund: Mit Pitzner hätten die drei Parteien die Mehrheit im Rat. Mit dem CDU-Kandidaten Reinders hätten die Christdemokraten eine Stimme Mehrheit. Das ist ein starkes Argument in beide Richtungen, und nicht umsonst betonte Reinders zum Ende des Wahlkampfs, natürlich nicht nur als CDU-Bürgermeister zu agieren. Also: Auch sehr spannend! Die Rechnung mit der Wahlbeteiligung vom 13. September ergibt, dass dem Sieger 3273 Stimmen reichen. Reinders hatte 2900.

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10 Kommentare

  1. 10

    Minus 14 Prozentpunkte… Die Wahlbeteiligung bei der Landrats-Stichwahl im Kreis Kleve am heutigen 27. September 2020 (Urnen- und Briefwähler) lag bis 16.00 Uhr bei insgesamt 34,46 Prozent.

    Bei der Landrats- und Kreistagswahl am 13. September 2020 lag die Wahlbeteiligung bis 16.00 Uhr bei 48,72 Prozent.

     
  2. 9

    @8. rd danke!
    dann brauchen ja heute Mittag nur noch schlappe 190.000 Wahlberechtigte wählen zu gehen 🙂
    Dann steht zumindest bei der Landrätinnenwahl für mich die Gewinnerin schon fest.

     
  3. 8

    j-b Zurzeit 6 Prozentpunkte schlechter als vor 14 Tagen (Landratswahl): Kreis Kleve – Die Wahlbeteiligung bei der Landrats-Stichwahl im Kreis Kleve am heutigen 27. September 2020 (Urnen- und Briefwähler) lag bis 12.00 Uhr bei insgesamt 28,29 Prozent.

    Bei der Landrats- und Kreistagswahl am 13. September 2020 lag die Wahlbeteiligung bis 12.00 Uhr bei 34,94 Prozent.

    Bei der Landratswahl 2015 (ohne Kreistagswahl, ohne Stichwahl) lag die Wahlbeteiligung bis 12.00 Uhr bei 24,63 Prozent.

    Im Kreis Kleve sind nach dem aktuellen Wählerverzeichnis 264.836 Wahlberechtigte zur Kommunalwahl aufgerufen (Kommunalwahl 2015: 259.549)

     
  4. 7

    @rd # Teilnehmerzahlen
    Herr Daute, gibt es schon Zwischenzahlen über die Wahlbeteiligung zu Mittag ?
    Ich habe noch nichts finden können.

     
  5. 6

    Am 3. Okt., Tag der Deutschen Einheit, wird uns wieder vermittelt, wie wertvoll Demokratie ist. Umso unverständlicher ist das Nichtnutzen der Wahlmöglichkeit. Anerkennen muss man, dass sich eine recht große Zahl Kandidaten zur Wahl stellt. Dass es in den Parteien Unzulänglichkeiten gibt, ist auf persönliche Einstellung und Befindlichkeit zurückzuführen. Wem der geneigte Wähler seine Stimme gibt, ist von ganz persönlichen Betrachtungen abhängig.

     
  6. 5

    @4. rd „unglückliche Wortwahl“
    In der deutschen Sprache muss man sich mit solch einem Dilemma nun einmal abfinden. Eine Onlinesuche nach Synonymen hat 39 Alternativen https://www.deutschesynonyme.com/synonym/wahl-zwischen-pest-und-cholera , ergeben, wo Keine auch nur annähernd den Nagel auf den Kopf trifft.
    Wie viel glücklicher sind da unsere Nachbarn, bei den Holländern ist es die Wahl zwischen Blei und der Schrott, also lood om oudijzer, der Franzose macht seine Wahl entre place en chef de file et la feraille und im Englischen between lead place and scrap zu sein, also keine grausigen Krankheiten. Dann kann man feststllen, dass auch Alles om het even ist, no difference makes und que c’est tout pareil.
    Nur unsere deutsche Sprache lässt uns da irgendwie im Stich.

     
  7. 4

    @Escorial Grün Das mit den beiden Krankheiten sagt sich so schnell dahin, aber ich war von Anfang an nicht glücklichb mit der Wortwahl, die hier in den Kommentaren verwendet wurde. In 99 % der Fälle ist Demokratie kein Wunschkonzert, sondern Kompromiss. Das muss man auch akzeptieren. Man wählt eben den oder die, der/die einen mehr zusagt als die/der andere.

     
  8. 3

    In Bezug auf die Landratswahl wurde in diesem Blog von der Wahl zwischen Pest und Cholera geschrieben. Werde dann leider zu denen gehören, die sich dafür entscheiden, auf diese Wahl zu verzichten. Hat mir mein Hund gerade beim Spaziergang zugebellt.

     
  9. 1

    Sechs Kandidatinnen stehen zur Wahl, drei Frauen und drei Männer, eine Amtsinhaberin und fünf neue Kandidatinnen, zwei Anwältinnen, drei gelernte Verwaltungsmitarbeiterinnen, eine Unternehmensberaterin (…)