Kleves einsamster Arbeitsplatz

Wunder der kapitalistischen Arbeitswelt, Teil 3551:

Der Pförtner ohne Pforte

Als Unternehmen noch eine Pforte als Eingang hatten und die Menschen, die an dieser Pforte ihren Dienst taten, Pförtner hießen, waren Menschen, die diesen Beruf zumeist in einem Pförtnerhäuschen oder sogar in einer Pförtnerloge ausübten, meist erfahrene Mannsbilder, häufig mit einem unsichtbaren Schicksalsschlag im Hintergrund, die sich entweder aufführten wie lauernde Kettenhunde oder – weitaus häufiger – die Freundlich- und Verbindlichkeit in Person waren.

Die zweite Gattung Pförtner war deshalb auch stets gut informiert und wusste deshalb z. B. beim Express meist früher als der Chefredakteur selbst, wann dieser kein Chefredakteur mehr war. Von dieser (nennen wir es ruhig mal so:) Romantik ist in der postindustriellen Welt der ausgelagerten Wach- und Schließdienste nicht mehr allzu viel übrig geblieben, was aber noch gesteigert wird durch den Dienst in dem oben abgebildeten Pförtnerhäuschen an der Kalkarer Straße, denn er ist einer ohne Sinn.

Hinter dem Eingang liegt das Werksgelände von National Starch, seit numehr etwa einem Jahr vom Düsseldorfer Henkel-Konzern stillgelegt. Kein Mensch arbeitet dort mehr, keine Maschine läuft. Keiner kommt rein, keiner geht raus. Bis auf den Mann im Pförtnerhäuschen, der dort brav seine achtstündige Schicht verrichtet, bevor ihn ein Kollege ablöst, der auch wieder eine Schicht verrichtet, in der nichts passiert. »Ich lese ein wenig«, sagt der Mann. »Zeitung und so.« Und das 24/7, wie es im Fachausdruck heißt – an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr. Auch irgendwie menschenverachtend.

Deine Meinung zählt:

12 Kommentare

  1. 11

    Endlich kommt wieder Leben in die Bude, das ehem. Verwaltungsgebäude und wahrscheinlich das dahinterliegende Labor wurden von der Fachhochschule in Kleve belegt!

     
  2. 10

    Komme täglich mindestens zwei Mal mit dem Rad vorbei, fahre manchmal sogar rüber auf die Seite der Pforte, um kurz zu grüßen.

    Doch da geht was – zwar nicht rein, aber raus: genau das (Alt) Metall. Seit etwa zwei Wochen steht dort hin und wieder ein Autokran, der Hochbehälter aus den Hallen auf Tieflader hievt, die die Teile, wohin auch immer, verschuben.

    Der Ausverkauf hat angefangen 🙁

    Schade, dass man nicht mal rein darf 🙁

     
  3. 6

    @rainer: Zu den bunten Afrika-Kostümen…Das ist der Design-Vorschlag von Hr. Garisch zur Rathaus-Uniform. Wie man sich erinnert, hat er ja ein Problem mit „unangemessener Kleidung“…(was auch immer das sein soll)

     
  4. 5

    Am Samstag Mittag habe ich dem Pförtner aus Mitleid einen Kaffee und ein Stück Kuchen gebracht.Darüber hat Er sich sehr gefreut.

     
  5. 4

    hallo, ein schönes foto, ich glaub auch nicht dass der Pförtner sich wegen seiner Arbeit schämen muss. Arbeit ist keine Schande. Da kenne ich schlimmere Bilder, z.B. (…) in „bunten Afrika“-Kostümen

     
  6. 3

    Ich werde sie ab jetzt im Vorbeifahren mit einem freundlichen Hupen grüßen. Sollte das nicht gewünscht sein, dann möge man sich kurz hier melden.

     
  7. 2

    Dieser Pförtner zählt bestimmt vor Langeweile die Pkws
    die vorbei fahren. Und wird da auch noch für bezahlt.

     
  8. 1

    Nun um es mal objektiv zu bewerten, es sind doch noch Sachwerte dort vorhanden. Denken wir an die derzeitigen Horrorpreise für Altmetall. Vandalismus läßt sich auch nicht gut vermarkten. Ich halte die Bewachung schon für sinnvoll. Die Bewachung wird wohl noch länger dauern. Mir ist zu Ohren gekommen, dass ein ernsthafter Interessent aus den Niederlanden wieder abgesprungen ist. Weiß da jemand mehr ?
    Was passiert denn da jetzt ? Nach „Kerny“ der „Starchy“ ?