Klever Unternehmerpreis (neu verliehen)

Ein Unternehmerpreis erwischt einen heute ja etwa so schnell wie das Norovirus. Ich wage zum Beispiel die Behauptung, dass Uhren Rüger schon dann in die engere Auswahl für den Klever Unternehmerpreis käme, wenn der Inhaber das Geschäft in Rüger clocks & jewels umbenennen würde. Würde er obendrein noch ein paar iPods zu den irgendwie zeitlosen Uhren ins Schaufenster schummeln, wäre der Preis eigentlich so gut wie sicher. Ich kann mir schon vorstellen, wie ein Moderator vom Schlage eines Thomas Helmer von seiner Karteikartensammlung einen Satz abliest, der sich in etwa so anhört: „… hervorragendes Beispiel für die gelungene Transformation eines alteingesessenen Familienbetriebs im Zeitalter des globalisierten Einzelhandels.“

Und wie immer bleiben diejenigen Geschäfte & Unternehmen außen vor, die nun wirklich das gewisse „Etwas“ haben („Etwas“ hier allerdings mehr verstanden im Sinne des Romans „Geht in Ordnung – sowieso — genau —“ von Eckhard Henscheid). Dieser kleine Cyberpreis hier wird verliehen an wirklich visionäre Unternehmen. Für Geschäfte, die etwas haben, das andere nicht haben. Oder, weitaus wahrscheinlicher, für Geschäfte, die etwas nicht haben, das andere haben. So verhält es sich beispielsweise beim Drittplazierten, der heute hier vorgestellt wird. Es handelt sich um das

Elektroeck Heinz Pruys, das uns den
geheimen Zauber des Stabmixers zurückgegeben hat

Geschäft
Begründung der Jury: Wie oft ist man schon im Saturn gewesen und hat sich gefragt, wie sähe das Geschäft wohl aus, wenn alles Nervige verschwunden wäre. Keine Computer, keine Drucker, keine CDs, keine Handys und MP3-Player, und auch keine Digitalkameras mit 5, 7 und 10 Megapixel mehr. Was, wenn sich außerdem noch alle doppelt und dreifach aufgestellten Geräte in Luft auflösen würden und die Verkaufsfläche infolgedessen um 90 Prozent schrumpfen könnte? Dann befindet man sich eigentlich schon im Elektroeck Heinz Pruys (Hoffmannallee/Ecke Brahmsstraße), dessen griffige Erfolgsformel seit vielen Jahren lautet: „Tauchsieder und noch zwei, drei Sachen mehr, schöne Stehlampen zum Beispiel“.

Doch zur Überraschung des übersättigten Kunden stellt sich ein ähnlicher Effekt ein wie im Urlaub, wenn man die ausgemergelten Fischer am Strand um ihr einfaches Leben beneidet. Brauche ich wirklich diesen neuen Plasmafernseher mit 84 Zoll Bilddiagonale? Oder tut’s nicht auch ein Stabmixer? Die Schaufensterdekoration widmet sich Tauchsiedern und Toastern noch mit der Liebe, die diese unentbehrlichen Haushaltshelfer tatsächlich verdienen. Der Knüller in dieser Saison: Kaffeemaschinen für Filter der Größe 4. Mit Tropfenstopp.

(Applaus im Publikum. Thomas Helmer auf der Bühne wirkt unsicher, seine Augen suchen seine Frau Yasmina im Publikum, doch die ist in ein Schwätzchen mit Kleves stellvertretendem Bürgermeister Dr. Artur Leenders (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) vertieft, sodass dem ehemaligen Fußballprofi nichts anderes übrig bleibt, als überzuleiten zum Showteil, in dem reisende Künstler aus der Mongolei irgendwas mit Feuer und Tellern machen und auf diese Weise die Spannung ins Unermessliche steigern, was denn nun noch besser sein könnte als das Elektroeck Heinz Pruys.)

(Wird fortgesetzt.)

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Ein Kommentar

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    Frau K. von Taschen und Travel nach Nirgendwo steht fast jeden Tag in der Zeitung, ist doch offenbar „Pressegeil“ oder Pressegeil gemacht worden!!