Klever unter sich in München

Klever unter sich: Uwe Barth (Colt International GmbH), Lukas Verlage (Geschäftsführer Colt International GmbH), Thorsten Haase (Colt International GmbH), Dr. Barbara Hendricks (Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Dipl.-Ing. Ulrich Zink (Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung - BAKA)
Klever unter sich: Uwe Barth (Colt International GmbH), Lukas Verlage (Geschäftsführer Colt International GmbH), Thorsten Haase (Colt International GmbH), Dr. Barbara Hendricks (Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Dipl.-Ing. Ulrich Zink (Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung – BAKA)

Die Messe Bau München ist eine Großveranstaltung mit internationaler Besetzung – Zehntausende Fachbesucher reisen in die bayerische Metropole, um dort bei 1900 Ausstellern aus 40 Ländern die neuesten Trends in der Baubranche zu erkunden. Am Ende aber sind doch, wie immer auf der ganzen Welt, die Klever unter sich – in diesem Fall Lukas Verlage, Geschäftsführer der Colt International GmbH (sowie seine Mitstreiter Uwe Barth und Thorsten Haase) und Dr. Barbara Hendricks (Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit). Der Grund: Die Ministerin überreichte dem Manager einen weiteren Preis – diesmal errang Colt den Award des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung 2015. Ausgezeichnet wurde der „Colt ClimaTower“, ein besonders innovatives Energiekonzept, welches dezentral in einzelnen Hotelzimmern das Heizen und Kühlen sowie die legionellenfreie Trinkwassererwärmung übernimmt.

Jedes Jahr verbrauchen Hotels in Deutschland im Mittel 145 kWh/qm für Wärme und ca. 80 kWh/qm für Strom. Im Derag Livinghotel „Am Viktualienmarkt“ konnte die Effizienz des ClimaTower durch ein Monitoring der FH Rosenheim nachgewiesen werden. Der durchschnittliche Energieverbrauch für Heizen, Kühlen und Warmwasser liegt in diesem Hotel bei ca. 55 kWh/qm pro Jahr, somit spart der ClimaTower hier ca. 70% an Energie ein. (Weitere Infos: www.climatower.de.)

Ein Porträt des erfolgreichen Managers ist in der Dezember-Ausgabe des Magazin DER KLEVER erschienen. Hier der Anfang der Geschichte:

Im Testlabor
Im Testlabor

Die Tage, an denen Lukas Verlage seinen grauen Werkskittel überzieht, sind selten geworden. Doch dieser Dienstag ist so ein Tag, Franz-Josef Jürgens hat seinen Geschäftsführer in das Forschungslabor des Unternehmens gebeten. Das Labor heißt, weil die englischen Besitzer des Unternehmens ein Faible für wohlklingende Namen haben, Pegasus, nach dem Musenross, das mit seinen Flügelschlag reichlich Luft aufwirbeln kann. Um Luftbewegung geht es hier auch, in dem ganzen Unternehmen, immer und überall.

Die Maschine, die getestet werden soll, wird im angelsächsischen Raum unter dem Namen „Liberator“ verkauft, und der Name ist Programm – sie soll befreiend wirken, indem sie möglichst effektiv große Mengen Rauch aus Gebäuden schaufelt, oder andersherum große Mengen Frischluft hinein. Es geht um Feinheiten bei der Einstellung der Flügel, und Laborleiter Jürgens erläutert mit viel Freude am Detail, was er ändert und notiert die Unterschiede, die am Ende allesamt in einer großen Excel-Datei landen.

Eigentlich würden die Zahlen – am besten hübsch in einer Präsentation aufbereitet – dem Chef reichen, um eine Entscheidung zu fällen. Verlage ist anders. „Ich möchte genau verstehen, welche Produkte ich verkaufe“, sagt er. Deshalb der Laborbesuch, deshalb der Kittel, auf dessen Rücken steht: „People feel better in Colt conditions“.

Das ist natürlich eine Anspielung darauf, dass die Geschäftskunden, die Produkte der Firma Colt kaufen, ihren Mitarbeitern eine bessere Arbeitsumgebung verschaffen. Im Falle von Lukas Verlage spiegelt es allerdings seine eigene berufliche Biografie. Lukas Verlage und Colt haben sich gesucht und gefunden, er hat sein gesamtes berufliches Leben (von einem zweijährigen Intermezzo abgesehen) bei dem britischen Konzern verbracht, und seit nunmehr zehn Jahren ist er der Geschäftsführer der Colt International GmbH, zuständig für die Belüftungsprodukte des Unternehmens in Kontinentaleuropa, verantwortlich für einen Jahresumsatz von 120 Millionen Euro (2013).

10 Jahre an der Spitze, „diese lange Zeit ist für ein englisches Unternehmen nicht gerade selbstverständlich“, so Verlage. Normalerweise wechseln die Manager schneller. Dass es so ist, liegt für Verlage daran, dass sein Unternehmen nicht irgendwelche Massenprodukte verkauft, sondern, wie man heute gerne sagt, Problemlösungen. Verlage: „Wenn ein Kunde das Problem hat, dass eine Produktionshalle zu warm wird, kann ich das mit zehn verschiedenen Geräten lösen. Entscheidend für die Auswahl ist unser Erfahrungsschatz. Wir leben von dem, was in unseren Köpfen steckt.“

Nun ist die Belüftung von Produktionshallen als Geschäft nicht ganz so sexy wie die Entwicklung eines neuen Mobiltelefons, und so lief das, was das am Klever Stadtrand zwischen TrinkGut und dem Wertstoffhof gelegene Unternehmen so trieb, lange unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. Dann kann die Energiewende, und plötzlich zeigte sich, dass in all den Dingen, die in Kleve entwickelt und gefertigt werden, das Thema Energieeffizienz steckt.

Im Augenblick, so sagt es der Geschäftsführer, fühlt er sich „ein wenig wie Bayern München“. Wegen der Anhäufung von Titeln, denn für innovative Energie-Lösungen winken zurzeit allerorten publikumsträchtige Preise.

Im September gewann Colt in London den mit 50.000 Euro dotierten, renommierten Zumtobel Group Award für eine Fassadenkonstruktion, in der Algen durch Fotosynthese Energie produzieren. Als Verlage diese Innovation auf einer Veranstaltung der Grünen in der Wasserburg Rindern vorstellte, stieß dies auf reges Interesse. Am Ende bekam das Rathaus dann aber doch Klinker. Verlage brachte es dafür mit der Innovation zu einer Erwähnung in der New York Times, vermutlich als dritter Klever nach Joseph Beuys und Dr. Barbara Hendricks.

Im Oktober erhielt Colt in Nürnberg den bayerischen Energiepreis für das Energiekonzept des Münchener Hotels „Am Viktualienmarkt“, dessen „Clima Tower“ den Energieverbrauch des Hotels minimierte und das dem Ziel des Null-Energie-Hotels schon sehr nahe kommt.

Im November gab`s dann zur Krönung noch den Klever Unternehmerpreis. Bei dem Festakt in der Stadthalle erhielt Verlage die Auszeichnung, obwohl er kein Unternehmensgründer bzw. -inhaber, sondern angestellter Manager eines Konzerns ist.

Nun ist das, was Verlage bei Colt geleistet hat (und noch leistet) allerdings schon etwas anderes als das Engagement eines Managers, der kurz einfliegt, viel aufwirbelt und sich dann den nächsten Aufgabe in der nächsten Stadt zuwendet.

Verlage ist ein Klever Junge, alte Klever kennen noch das Geschäft für Damenoberbekleidung, das seine Mutter Reinhildis an der Großen Straße führte. Sie legte ihm das Geschäftsleben gewissermaßen in die Wiege. „Wir hatten in unserem Haus an der Lindenallee eine Näherei, in der 25 Mitarbeiterinnen Röcke und Blusen schneiderten“, erinnert sich Verlage. Das Geschäft bestimmte das Leben. Noch vor knapp 30 Jahren brachte er, vor Beginn seiner Arbeit, Körbe mit Rohmaterial zu Heimarbeiterinnen im Raum Xanten und holte die fertige Ware ab.

Seine Schullaufbahn führte ihn über zum Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, zur Realschule, zur Höheren Handelsschule und anschließend zum damals neu eingerichteten Gymnasialzweig am Berufskolleg. Dann machte er seine Ausbildung zum Industriekaufmann – bei Colt.

(Die ganze Geschichte im Magazin, das im Zeitschriftenhandel erhältlich ist.)

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8 Kommentare

  1. 8

    Die Rubrik ist schon passend, Otto. Tatendrang, die Freude am Experimentieren, Neugierde, das Verlangen an Zäunen zu rütteln, endet manchmal mit einem Unternehmerpreis, im Knast oder sogar bei Gazprom.

     
  2. 7

    @ 6, Sp. Mit dem Investor G.R. sind wir in die falsche Rubrik gerutscht, XOX halte ich hier für angebrachter.

    Aller Voraussicht nach wird er das chin. Geisterfest im August nicht feiern können, zumal gerade an diesem
    Tag alle sein Genossen, bzw. deren Seelen aus der Unterwelt auf die Erde kommen werden.

     
  3. 6

    @Otto, wahrscheinlich liegt es aber doch eher am alle 60 Jahre wiederkehrenden 43. Jahr des chinesischen Kalenders, Feuer-Pferd genannt, dem m.E. nicht zufällig auch der umtriebige „Investor“ Georg R. aus K. (Kleinstadt im ehem. Kreis Geldern) entsprang, sozusagen als Beispiel dafür, dass es solchen oder solchen Erfolg gibt…

     
  4. 5

    @ 4. Supi,

    so ist es aus meiner Sicht wie du beschrieben hast. Im übrigen empfehle ich jeden, der versucht, sein Urteil nur nach akademischen Kriterien zu bilden, D. Goleman -Emotionale Intelligenz- nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen.

     
  5. 4

    Diese Schullaufbahn ist aus meiner Sicht gar nicht ungewöhnlich. Bei mir ging’s direkt von der Grundschule auf Empfehlung zur Realschule, wo mir dann Lukas später auch über den Weg lief. Von dort aus ging’s dann zufällig weiterhin gemeinsam zur bekannten Höheren Handelsschule, eine damals sensationelle Einrichtung, und bei mir folgte noch eine Lehre mit anschließendem Studium an der FHN und gelungenem Abschluss. Alles genau richtig gemacht, nicht nur für mich war es bisher der perfekte Weg, denn seit dem bin ich im Dauerzustand steinreich und vor allem glücklich!

    I.d.R. sehe ich in meinem Umfeld unter den Unternehmern, den „Machern“ statistisch ohnehin weitaus mehr Realschüler oder Hauptschüler als Gymnasiasten. Dieses Phänomen hat mir gestern zufällig noch ein Arzt meines Vertrauens ein einer philosophischen Runde beim Ultraschall versucht zu erklären, mit Eigenschaften wie „lebensnah“ bzw. „praxisnah“, aber ganz klären konnten wir das nicht.

    Interessant ist übrigens, dass – auch als Hinweis für obligatorisch verunsicherte Eltern, die nicht wissen, auf welche Schule das wertvolle Kind denn nun gehen soll – lt. irgend einer nicht von mir gefälschten Gesamtübersicht neben dem Gymnasium Gaesdonck die „fittesten“ Gymnasiasten des Kreises Kleve vom Berufskolleg kommen und nicht von den bekannten Gymnasien geschweige denn von einer Gesamtschule.

    Fazit: Alles im grünen Bereich- lang lebe die Vielseitigkeit und vor allem die Realschulen, bevor irgend welche Ideologen sie genau wie die HS auch noch kaputt machen.

    Yaqui Yagua…

     
  6. 3

    Colt Liberator…. geistiger Erguss aus England (Havant Colt Mutterhaus)der 70 er Jahre. Nix neues im Westen.

     
  7. 2

    @jean baptiste Der zweite Kommentar ging leider nicht, da die Ausgangsgeschichte einfach nur Quatsch war.

     
  8. 1

    hm… das mit der Schullaufbahn ist interessant , da können ja die Jugendlichen die nicht direkt durchmarschieren noch hoffen. Erst Stein, dann Realschule, dann höhere Handelsschule, und dann Abi am Berufskolleg.
    Typischerweise ist das der Weg, den Spätzünder machen, aber auch der Weg von verkannten und ddeshalb nicht geförderten Hochbegabten.
    Bei Verlage fürchte ich Letzteres.