Klever Rathaus: Entscheiden 6 Minuten über 11 Millionen?

Groß war das Erstaunen, als in der jüngsten Sitzung des Klever Hauptausschusses im nicht-öffentlichen Teil nur ein Mitarbeiter der Firma Erich Tönnissen das Angebot des Unternehmens zum Rathausneubau erläuterte. Als ein Mitglied des Gremiums sich beim Kämmerer Willibrord Haas erkundigte, wo denn die Vertreter des anderen Bieters seien, vernahmen Ohrenzeugen die hingetuschelte Antwort: „Zu spät.“

Es ist die vermutlich letzte verrückte Wendung in dem Bieterverfahren um die Sanierung des Klever Rathauses, das vor zwei Jahren mit einer europaweiten Ausschreibung begann, das dann aber doch nur zwei Bieter anlockte, das nach einer ersten Entscheidung die Vergabekammer der Bezirksregierung beschäftigte, das – weil in der ersten Runde, vereinfacht gesagt, Äpfel mit Birnen verglichen wurden – neu ausgeschrieben werden musste – und das nun damit endete, dass einer der Bieter, die in Bocholt ansässige Firma Ten Brinke, seine Offerte zu spät einreichte (der Kurier am Sonntag berichtete übrigens als erster darüber: Klever Rathaus: Droht jetzt wieder eine Klage?).

Um sechs Minuten, so ist aus dem Rathaus zu hören, sei die Frist überschritten worden. 360 Sekunden also, die nun darüber entscheiden, dass der Rat der Stadt Kleve in seiner nächsten Sitzung einen Auftrag über geschätzt elf Millionen Euro an das Klever Unternehmen Erich Tönnissen vergeben wird. Noch ist die Sache allerdings nicht hundertprozentig durch, denn das Unternehmen aus Bocholt hat seinerseits eine Einspruchsfrist von zehn Tagen.

Allerdings: Die Sachlage dürfte schnell und eindeutig aufzuklären sein, denn wenn ein Bieter ein Angebot eingereicht, erhält er einen Beleg, auf dem Datum und Uhrzeit vermerkt sind und den er gegenzeichnet. Es handelt sich um eine Formalie, aber auch solche Dinge können mitunter kriegsentscheidend sein.

Dass aber nun ausgerechnet diese Formalie den Ausschlag geben könnte, dürfte beim Geschäftsführer der Firma Tönnissen, Frank Smola, für ein wenig Genugtuung sorgen, denn die Stadt Kleve hatte im vergangenen Jahr nach einem Zeitungsinterview in einer internen Stellungnahme, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte, folgenden Satz über ihn geschrieben: „Die Stadt Kleve hat im Rahmen der Verhandlungen mit Herrn Smola nicht erkannt, dass diesem die Besonderheiten des vergaberechtlichen Verhandlungsverfahrens unbekannt waren und er entsprechende Hilfestellung durch einen erfahrenen Fachanwalt für Vergaberecht benötigte.“ Nun war es offenbar so, dass dem Konkurrenten nicht einmal das kleine Einmaleins der Vergabeverfahren bekannt war…

Hier der Link zum damaligen kleveblog-Artikel: Klever Ratloshaus: Jetzt wird`s hässlich (soll aber keiner mitkriegen)

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26 Kommentare

  1. 26

    und in wieVielen – oder : wieWenigen – Minuten wurde heute über 11 Millionen entschieden ?

     
  2. 24

    @Udo

    Wenn Du mich fotografierst ist es mit einer Panorama-Linse. Dann passt aber leider kein anderer mehr aufs Plakat.

    Du kannst besser Willi H.aus S.fragen. Der zeltet ja schon vor Deiner Türe.

     
  3. 23

    Ralf der Tipper –
    also ich mache mal ein Fotoangebot
    alle Kleblogger lassen sich mal so lachend wie Theo -:)
    Knipsen – ja ne man kann auch weinen
    muss ja nicht nackt sein

    Zeigt euch doch alle mal – und dann ein Plakat –
    ich glaub da kommt nix – wetten?

     
  4. 19

    Es könnte ja durchaus die Möglichkeit gewesen sein, dass der Angebotsüberbringer nach oder vor einem einem anderen wichtigen Termin eben das Angebot der Form halber noch abgegeben hat.

     
  5. 17

    @ 15. ralf.daute :
    Ich würde dann noch nicht einmal einen BüroBoten losSchicken, überhaupt noch ein Angebot abzuliefern.

    @ 8. der Vermuter :
    War es denn jemals anders ?
    MaulKorb + ZensurSchere + DenkVerbot sind doch StandardAusrüstung jeder HofBerichtErstattung.

    @ 7. Der Laie :
    Ja, wir bekommen ein neues RatHaus “ koste es, was es wolle “
    – ob von X oder Y gebaut, ist der StadtFührung im Grunde schnuppe.
    HauptSache, der TheokratieTempel wird gebaut.

    Damit endlich alles läuft wie geschmiert, wird sicher auch so mancher Deal im HinterGrund geschmiedet. ( s. 5. Gallus )

    @ 2. Prasinus :
    ### Es gibt Regeln …
    Wer nicht in der Lage ist ein Angebot für ein Projekt dieser Dimension pünktlich einzureichen, hat eventuell auch ansonsten nicht die notwendige Zuverlässigkeit. ###
    Das gilt auch für die andere Seite :
    Wer nicht in der Lage ist, eine Ausschreibung korrekt anzulegen und abzuwickeln, sondern erst von Gerichten belehrt werden muß, der hat wahrscheinlich auch ansonsten nicht die notwendige Zuverlässigkeit.

     
  6. 15

    @Fisch Aber dann würde ich meine Truppen nicht vorher monatelang damit beschäftigen, das Angebot zu überarbeiten.

     
  7. 14

    Könnte es sein, dass man von einem eventuellen Auftraggeber „Stadt Kleve“ genug hat und zu diesem schlechten Monopoly-Spiel keine Lust und kein Interesse mehr hat, die kostbare Zeit nicht mit derartigem kleinkarrierten, unprofessionellen Gehabe zu verplempern?

    Ich würde dann auch vielleicht 360 Sekunden zu spät sein,
    weil ich an der Ampel warten musste, es keinen Parkplatz gab oder die Autotür klemmte….

    Man kann und sollte darüber nur noch ein bisschen lächeln, die Konsequenzen sind nur eine Frage der Zeit….darüber könnten sich die Verantwortlichen ein paar ernsthafte Gedanken machen und sich selber als Person nicht so wichtig nehmen.

     
  8. 13

    @ 1. isjadoll,
    @ 3. ralf.daute :
    Wie es sein kann, daß die RP berichtet, beide Angebote seien fristGerecht eingeliefert worden,
    doch es nun heißt, eines sei zu spät gekommen ?

    ganz einfach :
    Es handelt sich um das faszinierende Fänomen der *** relativen Realität ***,
    welches in Daute’s berühmter ungöttlicher Komödie vielfach beschrieben wird
    ( veröffentlicht als FortsetzungsFarce unter http://www.kleveBlog.de ).

    Sie beruht auf der Technik des RealitätsZappings.
    Bekanntlich existieren unendlich viele Universen parallel zu einAnder
    und in jedem gilt eine eigene Realität,
    die sogenannte EigenRealität,
    welche jeweils einen eigenen Nutzen erbringt, den sogenannten EigenNutz.

    Gemäß der Formel “ E = mc² “
    kann der gewünschte *E*igenNutz E erzielt werden,
    wenn nur m, die *m*omentan opportune Meinung ( moM ),
    mit genügend c durchGesetzt wird.
    Andere Faktoren, zum Beispiel a ( wie Anstand ), b ( wie BürgerWille ), d ( wie Demokratie ), …
    spielen dabei keine Rolle, weil c ( wie Clique der UnterStadtFrevler ) durch die Quadrierung das ganze monopolisiert.

    So wie der Fahrer eines Autos sein Gefährt ( ohne zu Blinken ) von einer FahrSpur zur anderen wekseln kann,
    so kann auch die FührungsSpitze einer Stadt nicht nur die Gefährten sondern sogar die ganze Stadt ( ohne mit der Wimper zu zucken ) von einem Universum zu einem anderen katapultieren – damit von einer Realität zu einer anderen und folglich auch von einem EigenNutz zu einem anderen.

    z.B. von
    “ Die AbgabeFrist wurde um einen Tag verlängert. “
    zu
    “ Die Frist ist seit 6 Minuten abgelaufen. “

    Solche abrupten Weksel von einer Realität in eine andere gab es in Kleve schon oft;
    hier nur ein paar Beispiele des Realitäts-Zappings :

    “ Es gibt eine Straße KönigsGarten “
    – ZAP ! –
    “ Der KönigsGarten ist gar keine Straße ! “

    FreiTag vor der Wahl : “ Wir wollen kein neues RatHaus. “
    – ZAP ! –
    MonTag nach der Wahl : “ Wir brauchen unbedingt ein neues RatHaus. “
    – ZAP ! –
    “ Wir lassen ein Gutachten erstellen, ob das alte RatHaus saniert werden kann,
    oder ob es billiger ist, ein neues zu bauen. “
    Das GutAchten ergibt : NeuBau viel zu teuer.
    – ZAP ! –
    “ Das GutAchten, das wir gerade teuer bezahlt haben, kann das doch gar nicht richtig ausrechnen,
    die Zahlen sind doch alle nur vorläufig.
    Wir lassen die Bürger entscheiden. “
    Die Bürger entscheiden : altes RatHaus sanieren.
    – ZAP ! –
    “ Die Bürger haben gar nicht dafür gestimmt, das alte RatHaus zu sanieren,
    sondern in Wirklichkeit ist ihr Wille, daß das RatHaus *** an der selben *** Stelle bleibt.
    Also reißen wir das alte RatHaus ab und bauen an der selben Stelle ein neues. “

    Vielleicht wird es SO weiterGehen :
    Ruffing braucht dringend einen Dummen,
    der ihm die TiefGarage für seinen ProtzKlotz finanziert und betreibt,
    Sontowski aber macht nicht mit.
    Die Stadt „muß“ einspringen.
    Also : neues RatHaus „muß“ – samt TiefGarage – neben VoBaPalast gebaut werden.
    – ZAP ! –
    “ Der wahre Wille der Bürger war weder, daß alte RatHaus zu erhalten,
    noch, an der selben Stelle neu zu bauen,
    sondern entscheidend für die Bürger war einzig und allein,
    daß *** die FensterRahmen weiß *** sind.
    Wir bauen also jetzt ein völlig neues RatHaus an eine ganz andere Stelle
    und erfüllen den BürgerWillen, inDem wir weiße FensterRahmen einbauen lassen. „

     
  9. 12

    Was mir nicht klar ist: Sind’s wirklich (jetzt geboren aus einstmals 6 Komma und Mio)“nur“ 11 Mio? Ich weiß ja nicht…

     
  10. 11

    Zu spät ist zu spät…
    – Wenn es denn so war ( mit den 360 Sekunden)
    – Wenn denn der TenBrinke-Einreicher nicht evtl. 1,5h einen Parkplatz suchen mußte…
    – Wenn man nicht den Eindruck haben könnte, dass da (durch 180 Grad-Wendung)evtl. nicht was „gut gemacht“ werden sollte…
    – Es nicht äußerst selten anmutet, dass TenBrinke so „doof“ sein soll, dass die zu spät einreichen.

    Hatten die keinen Bock mehr und suchten nach ’ner „sauberen Lösung“, hatte die Stadt( also nun die Strippenzieher…) eine Vorentscheidung getroffen und brauchten einen Vorwand?

    Es hieß mal, großmundig, seitens der Verwaltung “ Die Investoren stehen Schlange“.
    Ich glaub‘, da fehlte ein „vor der“.

     
  11. 8

    @Wunder

    Weil zumindest das voba-hausblatt -ach neee die rp- sicherlich inzwischen einen politischen maulkorb umgeschnallt hat!!

     
  12. 7

    Bedeutet das jetzt, der einzige Bieter erhält damit automatisch den Zuschlag, koste es was es wolle.

     
  13. 5

    Wer weiss schon welche Zusagen unsere Verwaltung (der ist ja alles zu zumuten) der Firma Ten Brinke im Vorfeld gemacht hat. Ist auch nur ein Gedankengang……….

     
  14. 3

    @isjadoll In der Tat scheint hier gegen das eherne Grundgesetz der Öffentlichkeitsarbeit verstoßen worden zu sein, welches da lautet: Du sollst nicht lügen. MG denkt sich das ja nicht aus…

     
  15. 2

    Es gibt Regeln an die man sich halten muss.
    Wer nicht in der Lage ist ein Angebot für ein Projekt dieser Dimension pünktlich einzureichen, hat eventuell auch ansonsten nicht die notwendige Zuverlässigkeit.
    Von daher doch alles im grünen Bereich.