kleveblog-Leser fragen – Rolf Janßen antwortet

Was qualifiziert Sie für das Bürgermeisteramt?

Ich verfüge über eine umfangreiche Verwaltungserfahrung auf nahezu allen hierarchischen Ebenen. Ergänzend kann ich auf vertiefte betriebs­wirtschaft­liche Kenntnisse verweisen sowie eine mehr als 17-jährige Leitungs-/Management­erfahrung auf Geschäfts­führungs­ebene (Werk-/Betriebs­leiter, Vorstand einer AöR, Amts­leiter, Geschäfts­führer einer GmbH). Dabei war ich für Kommunal­betriebe von bis zu rund 500 Mitarbei­tenden verant­wortlich. Ich hatte das Privileg, nachweislich kreativ und innovativ zielführende Veränderungen herbeiführen zu können und zu dürfen. Dies im Übrigen immer im engen Konsens und Austausch mit Aufsichtsgremien, politischen Gremien und vor allem den Mitarbeitenden. Nicht zuletzt würde ich mich mit Leidenschaft den Dingen annehmen.

Was würden Sie besser machen als Frau Northing?

Ich würde Ratsbeschlüsse zeitnah umsetzen und Entwicklungskonzepte (Stadtgestaltung, Sport, Schule, Plätze, Quartier, Barrierefreiheit) fortschreiben sowie Schritt für Schritt realisieren. Zudem würde ich mit allen Fraktionen regelmäßig das Gespräch suchen.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Mein Führungsstil ist nach meiner Einschätzung kollegial und offen, „auf Augenhöhe“ geprägt. Mir liegt es daran, die Mitarbeitenden zu ermuntern, sich im Sinne einer optimalen Zielfindung/eines optimalen Arbeitsergebnisses in der Sache aktiv, initiativ und durchaus auch kreativ einzubringen. Vorschläge zu entwickeln, aber auch konstruktiv Kritik an Abläufen zu äußern, ohne hierdurch Nachteile o.ä. zu befürchten. Damit letztlich ein gutes, gemeinsam erarbeitetes und auch gemeinsam getragenes Ergebnis entsteht. Selbstverständlich habe ich die Entscheidung zu treffen; im „abschlägigen“ Fall kommuniziere ich regelmäßig aber auch die Gründe. Im Übrigen war und ist mir wichtig, den Mitarbeitenden zu verdeutlichen, dass ich hinter ihnen stehe. Aus meinen bisherigen Erfahrungen an verantwortlicher Stelle habe ich bislang das Feedback erhalten, damit den richtigen Weg einzuschlagen.

Wie bewerten Sie die gegenwärtigen Gestaltung der direkten Bürgerbeteiligung, welche Möglichkeiten einer Verbesserung sehen Sie, und was halten Sie in diesem Zusammenhang von sogenannten Bürgerräten (ein Gremium, das aus zufällig ausgelosten Bürgern besteht)?

In den Kommunen beschränkt sich (außerhalb der Wahlen) die Bürgerbeteiligung gegenwärtig und im Regelfall auf gesetzlich vorgesehene Beteiligungsformate, z.B. in Bebauungsplanverfahren. Ergänzt wird dies um „freiwillige“ Maßnahmen wie beispielsweise in Kleve u.a. die Werkstattverfahren im Zuge der Erstellung des Stadtentwicklungskonzeptes. Aber auch um die Möglichkeit, z.B. zu Beginn von Ratssitzungen Fragen zu stellen. Ich vertrete die Auffassung, dass in dieser Hinsicht noch Verbesserungspotential besteht. Eine intensivere Beteiligung von Bürger*innen an öffentlichen Angelegenheiten und zu bestimmten Themen ist wünschenswert und letztlich auch zielführend. Bürgerbeteiligung ist auch wichtig, um Entscheidungsträgern Entscheidungshilfen zu geben. Daher würde ich mich dafür einsetzen. Ob hierzu die erwähnten Bürgerräte das richtige Format sind, möchte/kann ich pauschal nicht beantworten. Bei einer zufälligen Auswahl von Bürger*innen zu einem bestimmten Thema ist nicht auszuschließen, dass die Angeschriebenen nicht zur tatsächlichen Mitwirkung motiviert werden können, weil sie beispielsweise von dem in Rede stehenden Thema nicht betroffen sind, ihr Interesse dazu nicht gegeben ist. Auch ist nicht zu vergessen, dass die politischen Gremien monatlich über viele Tagesordnungspunkte beraten und es daher schon aus zeitlichen/administrativen Gründen fraglich ist, ob man zu allen Punkten ein solches Format der Bürgerräte einberufen kann. Wenn man so mag, muss auf eine gewisse „Beteiligungskompatibilität“ geachtet werden. Allerdings halte ich ein solches Format bei grundlegenden, wesentlichen sowie weitreichenden Themen/Entscheidungen für angezeigt und wünschens- sowie erstrebenswert. Und dies sollte angegangen werden. In die weiteren, zukünftigen Überlegungen sollte man aber auch einbeziehen, ergänzend oder alternativ gegebenenfalls ein Format zu finden, bei dem sich Bürger*innen z.B. digital zu bestimmten Themen positionieren/äußern können. Zusammengefasst ist meine Position mithin, dass eine Bürgerbeteiligung forciert werden sollte und ich mich auch dafür einsetzen würde. Zuvor wäre jedoch in gemeinsamer Anstrengung und konsequent ein geeignetes Format zu eruieren.

Welche konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz könnten Sie sich vorstellen?

Eine Vielfalt konkreter Maßnahmen ergibt sich bereits aus vorliegenden/beschlossenen Konzepten bei der Stadt Kleve. Beispielsweise dem Klimaschutzfahrplan, dem Stadtentwicklungskonzept und dem Konzept Insektenfreundliches Kleve. Meine Zielsetzung ist es, diese Dinge dann aber auch aktiv, zeitnah und konsequent umzusetzen.

Nur einige konkrete Beispiel wären: Ausbau von Solarenergie (Freiflächenphotovoltaik auf ehemaliger Deponiefläche sowie auf kommunalen Gebäuden; Konzept z.B. gemeinsam mit den Stadtwerken zum Ausbau von Photovoltaik auf privaten Gebäuden); Forcierung der Nutzung weiterer regenerativer Energien (Solarthermie, Kraft-Wärme-Kopplung, energetische Nutzung von Biomasse) an/auf städtischen Gebäuden im Sinne auch einer Vorbildfunktion; Förderung der Biodiversität (Programm einschließlich eines Anreizsystems für Dachbegrünungen, Wildblumenflächen, Flächenentsiegelung); primäre Nutzung nachhaltiger Baustoffe bei der Realisierung von Um- und Neubauten; schnellstmögliche Entwicklung und dann Umsetzung eines „Masterplan Mobilität“, der in jedem Fall auch den verstärkten Ausbau des Radverkehrs und des ÖPNV vorsieht.

Sie haben gesagt, dass Sie sich ein Gründerzentrum für Kleve wünschen – von wem getragen, mit welchem Schwerpunkt, in welcher Beziehung zum „Technologie-Zentrum“, an welchem Standort?

Das Technologiezentrum erfreut sich unverändert großer Beliebtheit und räumlicher Nachfrage. Für Existenzgründer und junge Unternehmen eine Basis, die das Anfangsrisiko stark verringert. Es ist jedoch „in die Jahre gekommen“ und könnte ob der Nachfrage auch größer sein. Weiterhin ist von Seiten der Hochschule Rhein-Waal die Initiative „Startglocal“ gestartet. Diese soll eine aktive Gründungskultur an der HSRW etablieren und forschungsnahen Start-up und Unternehmensgründungen ihrer Studierenden etc. fördern. Dadurch drängt sich der Gedanke auf, diese Initiativen, aber auch bestehende sonstige Initiativen in der regionalen Wirtschaft an einem Ort zusammenzuführen. Dort zu günstigen Konditionen eine gute Büroinfrastruktur mit ergänzenden Services/Unterstützungsleistungen anzubieten, den Austausch und die Kooperation mit Unternehmen zu forcieren (Netzwerke) und auch Beratungs-/Informationsveranstaltungen anzubieten. Mögliche Schwerpunkte können sich an den Fakultäten der HSRW anlehnen, jedoch nicht nur. Wünschenswert wäre auch ein Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“ i.w.S., also z.B. einschließlich innovativer Konzepte zu regenerativen Energien. Träger könnte eine Betreibergesellschaft sein, ähnlich wie beim jetzigen Technologiezentrum aus Wirtschaft, Banken, kommunalen Körperschaften aber eben auch der HSRW. Zum Standort könnte sich beispielsweise ein Bereich auf dem ehemaligen Clever-Stolz-Gelände anbieten bzw. in die konkreteren Überlegungen einbezogen werden. Dies wäre mit einer relativen Nähe zur Innenstadt, zum Bahnhof, zur Hochschule, zum (zukünftigen) Berufsbildungszentrum Kleve verbunden. Dies nur in aller Kürze; positive Beispiele gibt es.

Wie wollen Sie erreichen, dass es zu keiner Blockadehaltung kommt, insbesondere dann, wenn Sie nicht der Bürgermeister der Ratsmehrheit sind?

Da ich parteilos bin, kann ich kein Bürgermeister einer Ratsmehrheit sein. Aber genau da sehe ich die Chance, eine solche Blockadehaltung zu vermeiden. Denn aufgrund dieser Tatsache ist es möglich, ohne Vorbehalte in einen sachlichen, zielorientierten Dialog mit allen Fraktionen einzutreten. Es gilt, in der Sache und alleine zum Besten der Stadt, der Bürger*innen zu überzeugen. Dies ist mir in den vergangenen Jahren an leitenden Stellen gelungen.

Wie viele Mitarbeitende sind Ihrer Ansicht nach in der Stadtverwaltung noch nötig, um für eine dauerhaft solide Aufgabenerfüllung zu sorgen und was wird das kosten?

Dies kann ich nicht definitiv belastbar beantworten. Dazu muss man sich zu Beginn seiner Tätigkeit erst ein eigenes Bild machen, dies im Dialog mit den Verantwortlichen analysieren. Für eine dauerhaft solide Aufgabenerfüllung kommt es jedoch nicht nur auf die Anzahl der Mitarbeitenden an. Parallel dazu sind die derzeitigen Abläufe/Prozesse ebenfalls mit in die Betrachtung einzubeziehen, um auch über diesen Weg Optimierungen zu generieren. Das schließt auch eine mögliche Digitalisierung von Services/Dienstleistungen ein.

Auf Grundlage Ihres Einblicks in die Arbeitsweise der Klever Verwaltung: Bitte schätzen Sie, welchen Anteil Ihrer Zeit (tägliche Stunden oder Prozentzahl, ca.) die Aufsicht über die Klever Verwaltung erfordern wird – zur zeitnahen Umsetzung von Ratsbeschlüssen, und allgemein zur besseren Performance als Dienstleister gegenüber den Bürgern!

Aus meinen bisherigen Erfahrungen an ebenfalls verantwortlichen/leitenden Stellen habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass für eine effektive Steuerung ein pragmatisches, zeitgemäßes Controlling-Instrumentarium zielführend ist. Anhand dessen sind Abweichungen von den Zielen sehr zeitnah erkennbar mit der Möglichkeit entsprechender Nachsteuerung. Im Übrigen gibt es nach meinem Kenntnisstand bei der Stadtverwaltung auch an verantwortlichen Stellen viele motivierte Mitarbeitende, die aktiv in ein solches System eingebunden werden sollten.Vorsichtig geschätzt denke ich, dass bei Implementierung eines solchen Systems die eigentliche Zeit „der Aufsicht“ vielleicht mit 10 % anzusetzen wäre.

Welche Rolle spielen städtische Immobilien und Grundstücke für Sie im Rahmen der städtischen Finanzplanung, wie sollte die Stadt Kleve mit ihren Immobilien und Grundstücken umgehen und welche Kriterien sollten bei der Neuplanung von Gebäuden angewandt werden?

Städtische Immobilien und Grundstücke sind wichtiges kommunales Vermögen. Insbesondere die Immobilien sind modernen Ansprüchen Rechnung tragend zu unterhalten und auszustatten. Dazu gehört auch eine energetische Optimierung/Ausstattung mit Vorbildcharakter. Photovoltaikanlagen, Solarthermie, Kraft-Wärme-Kopplung, Nutzung biogener Ressourcen für Heizung etc. sollten, soweit technisch dort realisierbar, obligatorisch sein. Bei der Neuplanung von Gebäuden sind natürlich die genannten energetischen Sachverhalte zu berücksichtigen, durchaus aber auch der „Cradle-to-cradle“-Ansatz einzubeziehen. Das heißt vereinfacht, dass man sich bei der Auswahl der Baustoffe, -materialien und Ausstattungen bereits im Vorfeld Gedanken zur späteren (nach Ablauf der Nutzungsdauer) Verwertung macht – also primär ökologische, recycelbare, verwertbare Materialien verwendet. Im Sinne einer Nachhaltigkeit. Hinsichtlich der kommunalen Grundstücke gehe ich davon aus, dass hier nicht diejenigen gemeint sind, die für bestimmte Zwecke „gebunden“ bzw. vorgesehen sind (Straßen und Wege, Parkanlagen, Grünzonen, Friedhöfe, Gewerbeflächen, Sportanlagen usw.) und die Frage auf potentielle Bauflächen abzielt. Diese sollten vor dem Hintergrund des bekannten Wohnungsmangels in Kleve entwickelt und zu angemessenen Konditionen z. B. jungen Familien bereitgestellt werden. Dabei darf man für die Zukunft durchaus auch darüber nachdenken, solche Grundstücke über Erbpachtlösungen anzubieten.

Wie werden Sie als Bürgermeister sicherstellen, dass die IT-Ausstattung der Schulen nachhaltig ist und welchen Beitrag kann die Stadt leisten, dass die Digitalisierung auch „gelebt“ wird?

Die Kommune ist als Schulträger für die Ausstattung der Schulen und der Schülerinnen zuständig. Aktuell werden die Schulen mit der bekannten zeitlichen Verzögerung wohl endlich entsprechend ausgestattet. Das gleiche gilt für die Breitbandanbindungen der Schulen. Für die Zukunft wird hier die Herausforderung bestehen, mit den schnellen Entwicklungen im IT-Bereich Schritt zu halten. Solche Anpassungen sehe ich aber als notwendig an und verbinde damit eine Nachhaltigkeit. Denn nur eine zeitgemäße Ausstattung kann dazu beitragen, dass eine solche Digitalisierung auch tatsächlich gelebt wird. Darauf sind dann die zukünftigen Handlungen zu fokussieren. Aber auch für die seitens des Landes bereitzustellenden Ausstattungen der Lehrerinnen und der Lernplattformen muss dies gelten.

Wie kann die Verwaltung – ganz konkret – digitaler werden?

Es gibt verschiedene Ansätze/Möglichkeiten. Ich möchte mich hier aber auf ein ganz wesentliches und weitreichendes Beispiel beschränken: die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes. Dieses Gesetz verpflichtet Bund, Länder und im Ergebnis Kommunen, ihre Verwaltungsleistungen auch elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten. Nutzer sollen einen medienbruch- und barrierefreien Zugang zu elektronischen Verwaltungsleistungen/Services erhalten. Es gibt hierzu einen sehr umfänglichen Katalog von Verwaltungsleistungen, für die digitale Lösungen umgesetzt werden müssen, und zwar bis Ende 2022. Die termingerechte Umsetzung dieser Vorgabe ist eine Mammutaufgabe, jedoch auch ein ganz wesentlicher Schritt zur Digitalisierung.

Dauerthema Minoritenplatz: Was spricht Ihrer Meinung nach für den aktuellen Bebauungsplan? Was halten Sie von dem Entwurf, den eine Gruppe Klever Bürger von dem Wiener Architekten Podrecca hat anfertigen lassen? Was halten Sie von dem Vorschlag, dort Stadtbücherei und Volkshochschule unterzubringen?

In der Tat ist der Minoritenplatz ein Dauerthema. Die verschiedenen Ansätze/Diskussionen der Vergangenheit haben nach meiner Einschätzung auch dann zum jetzigen Bebauungsplan geführt. Zielsetzung war es, einen Bebauungsplan zu entwickeln, der von möglichst Vielen mitgetragen werden kann. Was den Entwurf auf Veranlassung durch eine Gruppe Klever Bürger angeht, so halte ich dies für einen perspektivisch sehr interessanten, guten und tragfähigen Ansatz. Besonders positiv ist hierbei die Berücksichtigung der Sichtachsen. Ein Stück weit diskussionswürdig ist meines Erachtens die Versiegelung eines großen Platzes; hier gibt es sicherlich Alternativen. Die Unterbringung der Stadtbücherei und der Volkshochschule dort im Stadtzentrum begrüße ich. Ein für die Bürger*innen nutzbares öffentliches Gebäude an dieser Stelle wäre passend!

Welche konkreten Maßnahme würden Sie anstoßen, die noch in der kommenden Wahlperiode die Situation für Radfahrer im Stadtgebiet deutlich verbessert?

Ich würde mich dafür einsetzen, so schnell als möglich einen „Masterplan Mobilität“ zu erstellen. Es ist ein gesamtes, abgestimmtes System für alle Verkehrsmittel (PKW, ÖPNV, Radverkehr, Fußgängerverkehr,…) notwendig. Denn einerseits stehen aufgrund begrenzter räumlicher Verhältnisse die verschiedenen Verkehrsmittel „in Konkurrenz“, andererseits hängt die Wahl eines Verkehrsmittels auch von deren Verfügbarkeit ab und diese stehen damit ebenfalls in Abhängigkeiten. Derzeit ist nach meinem Kenntnisstand eine Modal-Split-Erhebung seitens der Stadt beauftragt, also eine Erhebung der Ist-Nutzung verschiedener Verkehrsmittel. Ich halte es für zielführend und damit erforderlich, bereits jetzt zeitnah unter Einbeziehung der Bürgerschaft parallel zu dieser Ist-Erhebung in den Zielfindungsprozess einzutreten. Also zu formulieren, was man sich in der Stadt Kleve hinsichtlich der Mobilität, der verschiedenen Verkehrsmittel vorstellt, was man möchte, was zukunftsweisend ist. Und dabei ist auch ganz besonders dem Radverkehr Rechnung zu tragen. Ich schätze dies so ein, dass bei der dargestellten parallelen Herangehensweise letztlich „Projektzeit“ eingespart werden kann und dann dementsprechend das Ergebnis eines solchen Masterplanes Mobilität einschließlich der konsequenten Umsetzung erster Maßnahmen (besonders für den Radverkehr) in der kommenden Wahlperiode machbar ist. Das schließt jedoch nicht aus, im Sinne einer Verbesserung des Radverkehrs zeitnah auch kreative Projekte in anderen Kommunen zu recherchieren und auch in Kleve umzusetzen. Das würde ich gerne angehen wollen. Nicht zuletzt ergeben sich selbst aus dem derzeitigen Radverkehrskonzept noch Maßnahmen, die der Umsetzung bedürfen und zeitnah angegangen werden sollten.

Was ist Ihre Meinung zur aktuellen Situation an der Kaskade?

Die aktuelle Situation an der Kaskade ist unzweifelhaft unbefriedigend. Aber diese Situation ist wohl dem Umstand geschuldet, dass hier quasi im Rahmen einer „Notsituation“ schnell gesichert und gehandelt werden musste. Ungeachtet dessen sind nunmehr zeitnah und für die Zukunft Überlegungen anzustellen, wie an dieser Stelle die notwendige (technische) Funktion der Niederschlagswasserableitung sichergestellt werden kann. Dazu sind nach meiner Einschätzung technische Alternativen notwendig. Und in diesem Gesamtzusammenhang muss dann auch die Kaskade und dessen Umfeld einbezogen werden, die Situation vor Ort gestalterisch nachgebessert als auch das Bauwerk der Kaskade gesichert werden. Es wäre zielführend, hierbei auch Bürger*innen einzubinden, die schon Vorschläge/Kritik geäußert haben.

Braucht Kleve ein Kulturzentrum, wenn ja, wie soll das aussehen und wie würden Sie das Projekt angehen?

Die Vereinigung „Kultur Raum Klever Land“ hat bekanntlich ein Konzept für ein soziokulturelles Zentrum im Pannier-Quartier entwickelt und vorgestellt. Dieses steht in Bezug zur dortigen Quartiersentwicklung, beinhaltet aber auch Aussagen zur Schaffung eines Kulturzentrums dort. Letzteres ist nach meiner Auffassung begrüßenswert, zumal ohne Zweifel in diesem Bereich ja schon „organisch“ einiges entstanden ist. Was den Vorschlag eines Bürgersaales dort betrifft sehe ich dies nicht ohne Vorbehalte. Hier bedarf es der Prüfung, ob ein solcher an der Stelle überhaupt baulich/finanziell realisierbar wäre. Andererseits ist in die Überlegungen einzubeziehen und abzuwägen, ob ein solcher Bürgersaal für die Situation verschiedener anderer, existierender Veranstaltungsorte verträglich ist (z.B. Stadthalle, Begegnungsstätten, etc.).

Ungeachtet dessen denke ich aber, dass eine Etablierung eines Kulturzentrums am genannten Ort grundsätzlich sinnvoll und erstrebenswert ist. Das soll und darf aber nicht dezentrale, etablierte Initiativen im Kulturbereich ungewollt konterkarieren. Eine gewisse, über ein Kulturzentrum hinausgehende Dezentralität ist m.E. sinnvoll. Warum nicht z.B. als Veranstaltungsorte die Stadthalle, das Museum Kurhaus, vielleicht auch die Bahnhofshalle einbeziehen?

Für weitaus wesentlicher halte ich aber einen anderen Aspekt, der mir bei meinem letzten Bürgerinnen-Expertinnen-Gespräch zum Thema ‚Wieviel Kultur-Raum braucht Kleve` deutlich gemacht wurde. In Kleve bedarf es eines zentralen Kulturmanagements. Jemanden, der/die die vielen Kulturschaffenden und Kulturinitiativen vernetzt sowie engagiert unterstützt/koordiniert. Hierfür ist eine personelle/organisatorische Lösung zu schaffen.

Insoweit bin ich der Auffassung, dass es in Kleve eines Kulturzentrums (im Pannier-Quartier) bedarf, dabei bewährte (oder auch neue) dezentrale Orte nicht unberücksichtigt bleiben dürfen und organisatorisch ein Kulturmanagement notwendig ist.

Was können Sie sich vorzustellen zu unternehmen, um Menschen, die sich frustriert von der Politik abgewandt haben, wieder für die Sache der Demokratie zu gewinnen?

Es wird viele Ursachen für eine solche Entwicklung geben, die nicht zwingend vollumfänglich auf kommunaler Ebene beeinflussbar/steuerbar sind. Das, was man jedoch in dieser Hinsicht unternehmen kann, sollte man auch angehen. Eine der Ursachen eines solchen Frustration dürfte es sein, dass man zu einer Mitwirkung/Beteiligung wie beispielsweise bei Themen wie „Klever Sprossen“ oder „Stadtentwicklungskonzept“ aufgefordert wurde und sich eingebracht hat. Darauf basierend auch Beschlüsse gefasst wurden, die aber in der Folge erst sehr spät, ganz anders oder vielleicht auch überhaupt nicht umgesetzt werden. Wenn aber Verzögerungen/Änderungen/Hinderungsgründe nicht zeitnah kommuniziert werden, resultiert daraus mitunter das Gefühl, nichts bewirken zu können bzw. nicht ernst genommen zu werden. Mit der Konsequenz, sich abzuwenden bzw. zukünftig nicht mehr mit zu wirken.

Insofern ist es elementar, in solchen Mitwirkungsprozessen den jeweiligen Stand, die Hinderungs- oder Änderungsgründe zeitnah, offen und transparent zu kommunizieren. Dies muss das Ziel sein. Des Weiteren bin ich der Auffassung, dass Jugendliche durchaus ein hohes Engagement bei Zukunftsfragen zeigen. Hier gilt es ebenfalls anzusetzen und diesen geeignete, auf sie abgestimmte Beteiligungsformate zu kreieren. Dies mit dem Ziel, sie für Kleve zu begeistern.

Kleve ist für mich eine Stadt, … (bitte ergänzen!)

… die liebens- und lebenswert ist, über ein erhebliches Entwicklungspotential verfügt, von ihren Bürgern aber auch als ihr Kleve wiedererkannt werden will.

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2 Kommentare

  1. 2

    Lieber Herr Janßen,

    man merkt, dass Sie sich mit vielen Themen Kleve betreffend auseinander gesetzt haben und dass Sie etwas wollen. Sie haben auch Kenntnisse, die man von einem Neuling auf der Klever Politbühne nicht unbedingt erwartet. Es wird deutlich, dass Sie sich mit dem Thema Management schon länger befassen. Ich traue Ihnen Umsicht, Realismus und Transparenz zu. Auch die Vermittlung zwischen den Generationen.
    Ihre Vorstellungen sind teilweise sehr konkret, auch zum wichtigen Thema Klimaschutz. Ihre Argumentation contra Bürgerräte finde ich nachvollziehbar und richtig, was natürlich nicht jeder hier teilt.

    Kurz: Ich glaube Ihnen und wünsche Ihnen deshalb viele Stimmen.

    P.S.: Eine Anmerkung möchte ich mir erlauben: Das Wort ‚zeitnah‘ nicht zu oft verwenden, auch wenn es genau das trifft, was Sie meinen 😉

     
  2. 1

    Vielen Dank für die ausführliche Meinungsäußerung zum Thema Bürgerbeteiligung und Bürgerräte. Die Antwort zeigt m.E., dass Herr Janßen sich mit dem Thema Bürgerbeteiligung und deren Formate auseinandergesetzt hat und bereit ist sich dafür einzusetzen.