Kleve zwischen 8 und 9: Regen in Indien

Private Umstände zwangen mich, entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten vor acht Uhr morgens das Haus zu verlassen. Was man da alles erlebt! Eine andere Welt. An der Kreuzung am Stein-Gymnasium ist die Ampel ausgefallen, und ein echter Polizist regelt den Verkehr. Zuerst sieht es sogar so aus, als ob er auf einem kleinen Podest steht, wie ein Seehund im Zirkus. Doch das ist eine optische Täuschung, wegen der Linien auf der Straße. Erinnerungen an die Fahrschule: Siehst du Brust und Rücken, musst du auf die Bremse drücken! Der gute Mann setzt auch eine Trillerpfeife ein. Insgesamt sehr souverän (vor acht) und sehr fürsorglich (nach acht ist die große Show zu Ende, aber verspätete Schüler werden einzeln über die Straße geleitet). Hundert Meter weiter hat irgendeine Firma neue Bürostühle bekommen. Livarno. Für Eames hat’s wohl noch nicht gereicht. So viele radfahrende Gymnasiasten – um unsere Zukunft muss uns nicht bange sein. Rückweg über Stechbahn, wegen erster Erschöpfung kurze Rast im Café Heicks (bayerische Wochen? Oder warum sonst überall diese weiß-blauen Rauten). Am Nebentisch sitzen eine dem Anschein nach türkische Familie (Vater, Mutter, jungerwachsener Sohn), ein Dolmetscher und ein Rechtsanwalt. Es geht um die beste Verteidigung. Das Problem: Es waren wohl 1,5 Kilogramm Heroin, da wird’s mit dem „nur für den persönlichen Gebrauch“ wohl schwierig. Die RP berichtet, dass die Studentenwohnungen in der Kirchberggalerie wohl erst im zweiten oder dritten Bauabschnitt errichtet werden (also nie), dafür zieht im Erdgeschoss die Drogeriekette Rossmann ein. Immerhin. Als der Latte sich dem Ende neigt, setzt sich ein Bekannter an den Nebentisch: „Ich war in Indien, eigentlich wollte ich drei Wochen bleiben, aber dann bin ich nach zwei Tagen wieder zurückgeflogen. So dreckig, und nur Regen, von morgens bis abends. Dann schon lieber in Kleve in der Sonne sitzen.“ Kosten für diese Erkenntnis: 1800 Euro (Flug, zusätzlich gebuchter Flug (Umbuchung nicht möglich), 150 Euro pro Nacht im Hotel). Und hier wird sie kostenlos weitergereicht. Viel Stoff für die Uhrzeit (und das nicht nur wegen des Heroins).

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5 Kommentare

  1. 4

    Für mich war der Polizist eine angenehme Ãœberraschung. Ich stehe jeden Morgen auf der Römerstraße im Rückstau der Ampel. Nicht so heute. Man konnte durchfahren bis zur Ampel. Der Schutzmann hatte den Verkehr sehr gut im Griff. Wollen wir nicht morgen wieder die Ampel ausschalten?

     
  2. 3

    @alle Strafrechtler Ich wiederum kann nicht ausschließen, dass die Verteidigungsstrategie den auf freiem Fuß befindlichen Familienmitgliedern erläutert wurde. Mal sehen, was morgen in der Zeitung steht…

     
  3. 1

    Ich habe den Schutzmann von meiner angrenzenden Wohnung aus beobachtet. Er hats wirklich gut gemacht, jedoch kapiert der durchschnittliche Autofahrer die Zeichen nicht und so gab es die ein oder andere haarsträubende Situation. Besser als Kino!

    Interessanter Tagesanfang Herr Daute.

    Man fragt sich am Ende jedoch warum man mit 1,5 kg Heroin nicht in U-Haft sondern bei Heicks sitzt.

    Die Rechtssprechung geht ab 1,5 g Heroin von einer nicht geringen Menge aus und kann ein Strafmaß ab 1 Jahr verhängen. Erhöhtes Strafmaß = Fluchtgefahr.

    Sehr verwunderlich, außer Heicks ist eine Außenstelle der JVA Kleve!