Kleve-Block: Warum man auf Herrn Plotke hören sollte

Nur wenigen Klevern wird bekannt sein, dass Olaf Plotke, der umtriebige Redakteur des Kurier am Sonntag, auch als Kochbuchautor einigen Erfolg hat. Noch weniger Mitbürger dürften wissen, dass der gute Mann in einem früheren Leben mal für die Öffentlichkeitsarbeit einer Essener Projektentwicklungsgesellschaft zuständig war, also für ein Unternehmen, das professionell damit beschäftigt ist, Innenstädte zuzuklotzen. Von daher sollte sein – mit einer profunden Innensicht geschriebener – Beitrag Pflichtlektüre für alle an der Klever Stadtentwicklung interessierten Bürger (und insbesondere für Ratsmitglieder) sein. Hier eine (der zahlreichen) schönen Passagen: »Kleves Kämmerer Willibrord Haas sieht das Minoritenplatz-Center als Startschuss, die „Innenstadt fortzuentwickeln“ (RP vom 30.6.). ich kann mir denken, dass ihm diese Worthülse vom Investor eingeflüstert wurde. Es ist eines der beliebtesten Argumente der Entwickler von Shopping Centern. Man kann nur hoffen, dass Haas sich nicht vertut. „Investoren, welche euphorisch erklären, sie würden mit ihren Projekten die Innenstädte beleben wollen, sind nichts anderes als Pharisäer, die in Wirklichkeit genau das Gegenteil des Gesagten verursachen, und dies wissentlich!“, schreibt Experte Brune.« Und hier der Link zum ganzen Werk:

Kurier am Sonntag: Angriff auf die City

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19 Kommentare

  1. 19

    Wird Geld benötigt, schnelles Geld, weil die Finanzen schon seit längerer Zeit aus dem Ruder laufen? Wenn dem so wäre, würde das alles erklären, wie z.B. die Angst, dass der einzige Investor abspringen könnte.

    Wozu Menschen in finanzieller Not fähig sind, brauche ich nicht zu erläutern.

     
  2. 18

    Die Klever Geschäftswelt war mal schnuckelig kleinteilig. Dafür kamen und kommen (noch) die Holländer.
    Dafür stimmten die Bürger bei den Entwürfen für den Minoritenplatz.
    Kleve bekam schon im vorigen Jahrhundert an seinem Haupteingang zur Innenstadt die Klötze Spoycenter/Woolworth und die deutsche Bank.
    Da kann der flanierende Besucher wenig.
    Weiter nördlich stehen jetzt die Klötze der Hochschule, überdimensinierte Schuhkartons mit willkürlich ausgeschnittenen Fensterstreifen.
    Die Lücke zwischen Innenstadt und Hochschule schließt man jetzt mit dem Hotel, der Voba und der Minoritenplatzbebauung. Durch das flair dieser Macht und Kühle ausstrahlenden Bank- und Großhandelsklötze wird niemand zusätzlich nach Kleve gelockt.
    Die Chance, das Wasser als Zentrum des Klever Lebens in die Gestaltung einzubeziehen, wird vertan.
    Stattdessen städteplanerischer Wahn- und Unsinn.
    Die beiden großen Fraktionen lassen sich blenden vom großen Geld. Hauptsache Investor!
    Kleve hat demnächst an seinem Eingang das flair einer 70er-Jahre-Uni und eines Mini-Bankenzentrums.
    Zur Vervollständigung sollte man der Sparkasse noch das Opschlag-Grundstück zur Verfügung stellen…
    Studenten flüchten wieder, denn hier ist nichts los.
    Die Holländer kommen spürbar weniger.
    Kleve wird nach dem Empfinden vieler seiner Bürger städtebaulich vergewaltigt.
    2/3 des Klever Rates halten dagegen diese Entwicklung für richtig. Die haben in nichtöffentlicher Sitzung die ausschlaggebenden Argumente gehört, die sonst keiner kennt.
    Ihr einziges öffentliches Argument: Der Investor springt sonst ab.
    Ja hoffentlich!

     
  3. 16

    ich gehe eigentlich davon aus, das unsere lokalpolitiker stets optimal informiert an die jeweiligen sachthemen herangehen. ob dies immer dann auch so ist mag man hinterfragen. verblödet ist da sicher niemand. letztendlich geht es doch nur um das wohl unserer stadt. und da scheiden sich nun einmal die wege von befürwortern und gegnern der sontowski platzbebauung. für die ja sager, immerhin 2/3 drittel mehrheit, ist dies ganz klar die letzte chance das ewig thema minoritenplatzbebauung in die trockenen tücher zu bekommen. baulich wäre dann die letzte offene großfläche zwischen hochschule und fussgängerzone geschlossen. hat nicht jemand mal von „klammer“ gesporchen?? egal. kleve soll durch das mino-center shopping mäßig aufgeladen werden, mehr besucher, mehr kaufkraft und wie wim h. auf anderen pages immer betont wettbewerb. das für und – aber mehr noch – das wieder ist hier ausführlich diskutiert worden. ich will nur einen anderen aspekt ansprechen, der für kleve, wie ich finde charkteristisch ist: die stete suche nach neuen shopping und damit „lebens/aufenthalts-hotspots“.
    kleves topografie spielt hier eine rolle. einerseits unschlagbar reizvoll im sonst flachen niederrheinland. andererseits aber auch nachteilig für die entwicklung konstanter einkaufs- und aufenthaltsplätze, z. B. eines marktplatzes im zentrum. in kleve städtebaulich ein alter hut. die beiden marktplätze auf dem kirch- und heideberg konnten sich nie so etablieren wie andere plätze in flachlandstädten wie goch, kalkar, rees usw., die noch heute einen festen stellenwerte im stadtleben haben. diese funktion übernahm in kleve seit jeher die große str., die hauptverkehrsachse den hügel rauf wie runter. das hat man früher recht schnell erkannt und so entstand das erste klevische rathaus an bzw. in der großen str. und nicht auf den vom verkehr abgelegenen marktplätzen. diese aus der topografie begründeten erscheinungen für kleve hat die bürgerschaft nach dem letzten krieg versucht mit baulichen eingriffen neu zu lenken. jedoch ohne erfolg wie ich finde. das spoycenter hat es nicht gebracht und auch die neue mitte reiht sich in diese negativliste ein. mit dem aktuellen projekt steht ein erneuter versuch der lenkung an, leben, einkaufen und aufenthalt an einem platz fest zu etablieren.
    auch dieses projekt wird nicht das bringen was kleve in wirklichkeit braucht. ein, auf seine städtebauliche lage abgestimmtes und den gewachsenen strukturen gerecht werdendes konzept. unsere vorväter haben es durch jahrhunderte gut vorgelebt und aus den gegebenheiten vor ort das beste gemacht. kleve muss sich auf seine wahren werte besinnen und nicht endlose „liftings“ über sich ergehen lassen, die nicht zu ihm passen.

     
  4. 15

    @Klever

    „Wäre der Rat clever, würde er auf dem Minoritenplatz ein neues Rathaus bauen ..“

    Es wäre der Vollzug der ursprünglichen Absichten und Wünsche der CDU. Namentlich auch des ehemaligen Mitglieds des Stadtrats Theo Brauer. Die konnten sich bereits vor 20 Jahren keinen anderen Standort als ebenda vorstellen.

    @Voba
    Ich finde es gemein, wenn Teile des Rates und die Verwaltungs-Spitze die Bürger in Kleve für dumm verkaufen und an der Nase herum führen.

     
  5. 14

    @Voba

    Es geht hier nicht darum irgendeinen Hobbypolitiker unserer Stadt persönlich anzugreifen oder für blöd zu befinden.

    Es geht mir vielmehr darum auf mögliche Einzelinteressen von Personen hinzuweisen, die hier ja sehr nahe liegen könnten…

     
  6. 13

    Der Artikel beschreibt genau die Entwicklung, die ich befürchtet hatte. Die Innenstadt wird nur noch weiter aussterben, noch mehr Ein-Euro-Läden werden entstehen, noch mehr Leerstand usw… Es war schon falsch, das EOC an dieser citynahen Stelle ins Leben zu rufen – damit hat man der City schon den ersten Stoß versetzt und nun kommt der zweite. Ein Bürgerbegehren ist sicher eine gute Idee. Die Entwicklung in Aachen konnte ich auch mitverfolgen und kann mich Max Knippert nur anschließen: es müssen Fachleute geholt werden, die ein Innenstadtkonzept entwickeln.

    Wäre der Rat clever, würde er auf dem Minoritenplatz ein neues Rathaus bauen und das alte nach dem Umzug abreißen und dieses Grundstück gewinnbringend an den Einzelhandel verkaufen – schließlich liegt es in unmittelbarer Nähe der Fußgängerzonen. Damit wäre auch das Rathaus wieder zu einem finanziell kalkulierbaren Objekt geworden (und mit Sicherheit günstiger als die Sanierung des Bestandsgebäudes) und es würde nicht soviel Geld verschwendet durch das Umsiedeln der Verwaltung in Container etc.

    Aber so ist das eben, wenn Laien entscheiden, auch das hat Plotke gut beschrieben… Traurig für Kleve.

     
  7. 12

    @ohnmeingott

    Und wo ist das Problem?

    Ich denke, dass die verantwortlichen Ratsmitglieder nicht erst hier im kleveblog über die Zusammenhänge aufgeklärt werden, sondern das alles schon wussten, als sie für das Projekt im Rat stimmten.

    Ich finde es gemein, wenn man Politiker in Kleve immer für so blöd hält.

     
  8. 10

    hab so den verdacht das minoplatz verkauf zwecks rathaussanierung forciert wird. geld kann man für den neuen theotempel gut gebrauchen.

     
  9. 9

    Kann es nicht sein, dass die VoBa Wurzel allen Ãœbels ist ?

    ich mein die werden wohl der Sontowski Gruppe den Kredit vermitteln um den KLOTZ zu bauen…. mit dem Kredit im Rücken und mit den Provisionen die damit einhergehen, könnte dann die VoBa gebaut werden.
    naja… nur eine idee…

     
  10. 8

    Ja sind denn jetzt alle vom Wahnsinn umjubelt?

    Erst leistet man sich mit der Klinkerhölle am Opschlag eine optische Beleidigung der Sonderklasse. Dann erlaubt man die Errichtung eines monströsen Hotelklotzes „Spoycenter II“ der im Rohbau schon aussieht wie ein gestrandeter Wal und das ganze Viertel erschlägt und jetzt packt man noch einen zweiten Sperriegel mit dem Charme einer Wehrbefestigung obendrauf.

    Sagt mal habt ihr sie noch alle?

     
  11. 7

    Der Artikel von Plotke ist stark. Gefällt mir sowieso gut was er so schreibt. Immer kritisch, manchmal vielleicht zu plakativ. Aber das muss vielleicht so sein um Aufmerksamkeit zu erregen. Ich lese ihn auf alle Fälle gern.
    Da er so viel über Einkaufzentren weiß hätte man ihn vielleicht zu der seltsamen RP-Laberrunde (Voba-Werbetreff) einladen sollen. Aber da sind kritische Stimmen wohl nicht so gern gesehen.

     
  12. 6

    Hat sich denn schon mal einer der Planer ernsthaft gefragt, wer denn dort auch noch einkaufen soll? Die Studenten vielleicht? Soviel ich weiß steht ihnen nicht so viel Geld zur Verfügung… Wie wärs denn mit einem Stadtgarten oder -Park einfach nur so zum erholen, Luft holen, chillen… Und und und… Grillkohle und Getränke kann man ja mitbringen.
    Schönen Tag auch

     
  13. 5

    Das Ganze ist wirklich ein grosser Skandal. Da lassen sich wiedermal ein paar Leute vom großem Geld beeindrucken. Es wird Zeit für die 1. Kleveblog(ck) Demo. Auf Worte sollten nun Taten folgen! Bis zur nächsten Bürgermeisterwahl ist es noch lange. Wie sieht es aus liebe Klever ? Wollt Ihr das über Euch ergehen lassen? Da sind mir ja selbst die Projekte von Klevern für Klever lieber. Das ist das erste mal, dass ich darüber nachgedacht habe, wegzuziehen.

     
  14. 4

    100% Deckung mit Günter’s Kommentar!
    Es dürfte allerdings nicht reichen, wenn man – selbst die Ratsleute – hier was lesen. Nein, es muss etwas geschehen gegen diese (sag‘ ich schon seit 30 Jahren!)seelenlose „Amerikanisierung“!

     
  15. 3

    Ralf, dieser Artikel bringt es auf den Punkt.

    10.2008 wurde in Aachen trotz genug Einzelhandelsfläche die sogenannten Aachen Arkaden gebaut. 21600 m2 Gewärbeflächen weitere 5000 m2 für Büros.

    Parallel wurden ein weiterer Shoppingcenter in gleicher Dimension geplannt. Diesem Gebäude ist das alte Gloriakino zum Opfer gefallen. Diese Kaiserplatz Galerie will auf einem Grundstück von 17000m2 250 Millionen € verbauen und weitere 25000m2 schafffen.

    2.2008 Ca. 4 Jahre später soll das riesige Hirschzenter mit 13000 m2 (ehemaligen Wollmark) umbebaut und vergrössert wurde, nochmals vergrößert, werden.

    Zur Zeit sind die Aachen Arkaden halb voll und ca. 13000m2 liegen leer.
    Das Kino ist einem Projekt gewichen das voraussichlich, auch nach 10 Jähriger Planung, nicht gebaut wird.

    Erwartungsgemäß haben sich die städtischen Planungspolitiker gegen eine Ausweitung der Verkaufsflächen auf dem Gelände des Hirsch-Centers im Aachener Osten ausgesprochen. In nichtöffentlicher Sitzung folgten CDU, SPD, Grüne und Linke damit der im Einzelhandelskonzept der Stadt vorgesehenen Linie, den Handel in der Innenstadt zu schützen und das Einkaufen auf der «grünen Wiese» einzuschränken.

    Harald Kunde und Frau Marie Luise Klotz kommen aus Aachen und könnten gefragt werden. Ewald Matare kam auch aus Aachen und kann mir kaum vorstellen, das zu seiner Zeit die Menschen den ganzen Tag geweint haben weil es keine Shopping-Center gab.

    Ich würde/werde mich Bürgerbegehren einsetzen!

     
  16. 1

    Bravo Herr Plotke für diesen guten und zutreffenden Beitrag. Hoffentlich wird der Kurier am Sonntag auch von allen Ratsherren und Ratsdamen gelesen. Und hoffentlich haben diese „Experten“ wie Lehrer, Ex-Lehrer, Anwälte und Beamte und Beamtinnen eine schlaflose Nacht.