Ipsen wird halbiert, Abbau von 138 Stellen beschlossen

Firmensitz von Ipsen an der Flutstraße

Ein sozial abgefederter Kahlschlag – Sozialplan, Transfergesellschaft, Förderprogramme, Unterstützung bei Frühverrentung -, so fängt das neue Jahr für die Mitarbeiter eines der größten Klever Industrieunternehmen an. Bei Ipsen, dem renommierten Hersteller von Industrieöfen, müssen 138 Mitarbeiter gehen. Das kommt einer Halbierung des Unternehmens gleich, denn am Standort Kleve, künftig „Exzellenzzentrum für Atmosphärentechnik“, werden nur noch 154 Stellen verbleiben.

Über die Einschnitte konnte zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat Einvernehmen erzielt werden. „Wir sind froh, dass wir mit dem nun beschlossenen Paket einen Weg gefunden haben, die beschlossene Strategieänderung sozialverträglich abzufedern“, so Paul van Doesburg, Geschäftsführer von Ipsen Deutschland in einer soeben versandten Pressemitteilung. Und weiter: „Wir werden jetzt mit Hochdruck an die Umsetzung der neuen Strategie gehen und damit dem Standort langfristig eine Alternative geben.“

Das Exzellenzzentrum soll sich der Innovation widmen, und wie immer, wenn das Wort fällt, wird dann auch schnell die (aus Ipsen-Sicht benachbarte) Hochschule Rhein-Waal ins Feld geführt. In der Pressemitteilung heißt es: „Um die Entwicklung von Innovationen zu erleichtern[,] gibt es bereits Spräche mit der Stadt zur möglichen Einrichtung eines Innovationsclusters mit der Hochschule Rhein-Waal bzw. dem Zentrum für Forschung, Innovation und Transfer (ZFIT).“ Das ist natürlich, man muss es nicht extra betonen, Geschwurbel in Reinkultur.

Mitarbeiter von Ipsen sind jedenfalls sehr enttäuscht über die Entwicklung: Die Vakuumlinie die spannendere und zukunftsträchtigere Technologie. Die „Atmosphärentechnologie“ bzw. „Atmosphärentechnik“ (in der Pressemitteilung tauchen beide Formulierungen auf) gilt als Trostpflaster. Atmosphärenöfen werden für konventionelle Verfahren der Wärmebehandlung eingesetzt (z. B. Härten). Ihre Technik zeichnet sich durch einfaches Design und vergleichsweise geringe Kosten aus. Mit Vakuumöfen sind neben konventionellen auch anspruchsvolle Wärmebehandlungen durchführbar. Die Umwandlung des Gefüges unter Vakuum und das Abschrecken mit Kühlgas führen zu einer optimalen Härte und einer blanken Oberfläche der Werkstücke.

Der Betriebsrat kann seinen Unmut über die Entscheidung auch nicht verhehlen. In der Pressemitteilung heißt es: „Der Betriebsrat ist nach wie vor der Meinung, dass der Unternehmerentscheid[,] die zukunftsträchtige Vakuumlinie zu verkaufen[,] nicht richtig ist. Es ist immer besser, ein zweites Standbein zu haben, wie sich in der Vergangenheit schon häufig gezeigt hat.“ Ein Alternativkonzept des Betriebsrates habe jedoch keine Beachtung gefunden. „Dagegen sind wir machtlos“, so das Gremium. Den Sozialplan indes hält Betriebsratschef Werner Schulte für gelungen.

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4 Kommentare

  1. 3

    Bisher der traurigste Tag in der Firma, den ich seit 10 Jahren Betriebszugehörigkeit erlebt habe. In der Produktionshalle kann man eine Stecknadel fallen hören. Kein Lächeln, kein Lachen. Der Kollege, mit dem man 10 Jahre vertrauensvoll zusammen gearbeitet hat, kommt auf einmal nicht mehr. Wer teilt mit mir nun die BILD ? 🙁

    Trotz allem lobend zu erwähnen sind der Sozialplan und der Interessensausgleich, den die Verhandlungskommission aus Gewerkschaft, Betriebsrat, Wirtschaftsprüfer und Fachanwälten mit der Geschäftsführung ausgehandelt hat. Die Leute, die gehen müssen, gehen bestmöglich. Da kann sich keiner beschweren. Danke dafür IG Metall ! Ich bin kein Freund von Gewerkschaften, aber hier gilt Chapeau !

    Wollen wir nun hoffen, dass wir wieder auf die Beine kommen und sich die Amerikaner unserer verkauften Vacuum-Technik als würdig erweisen und die gleiche gute Qualität anbieten, wie wir es in Kleve geschafft haben.

    So long ! Stay strong !

     
  2. 2

    ☝🏽 Nur mal so ,ich sehe die zufällige China Reklame als böses Omen für Expansion und Ãœbernahme von immer mehr deutscher Industrie durch die aggressive Wirtschaft Politik der Rot Chinesen in Deutschland. Der deutschen Politik scheint das relativ gleichgültig zu sein denn der Ausverkauf ,ohne viel Protest ,findet seit Jahren statt.😟 😠

     
  3. 1

    Die neue Landrätin wird doch sicher ihren Worten Taten folgen lassen und die Entlassenen problemlos am Jobmotor Flughafen unterbringen können?