In the Ghetto mit Pommes

Strenger Formationstanz vor den Augen der Mavericks
Strenger Formationstanz vor den Augen der Mavericks

Die Mavericks im Biertönnchen, da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Sie kamen allerdings nicht aus Dallas und ohne Dirk, und spielten auch nicht zu fünft Basketball, sondern zu zweit Johnny Cash, was aber auch nicht verkehrt war. Dazu squaredancende Männer und Frauen in schwarzroten Cowboykostümen, wo blieben eigentlich Viethen’s Bullen?, an der Wand die Hinweise „Bier Tower 5 Liter für 26 €“, „Donnerstags Tequila 1 €“ sowie Fansschals des SV Rindern, des BV Borussia Dortmund sowie des FC Schalke 04. Mein persönlicher Start ins zehn Euro teure 1. Klever Kneipenfestival mit „7 Bands in 7 handverlesenen (sic!) Lokalitäten“ war also ein Griff ins pralle Leben, und nur eine Frage stellt sich mir im Nachhinein: Warum findet sich in meinen Notizen zu dem Auftritt das Wort Radwegekonzept? Das ist doch kein Johnny-Cash-Song!? War ich mit den Gedanken woanders?

Zugang nur mit dem orangen Band
Zugang nur mit dem orangen Band

Die erste Pause nutzte meine kleine Reisegruppe für einen Ortswechsel – ins benachbarte Haus Royen, wo Funtime seinen Gig hatte. Funtime standen allerdings vor der Tür und machten Pause. Die Gäste drinnen sahen nicht nach Funtime aus, eher nach so wie immer. Also weiter zum Le Journal, zur Joris Hendrick Band. Kein Reinkommen, zu voll! Ludger T. weiß, wie man’s macht – zu meiner großen Überraschung war er aber gar nicht im Le Journal selbst, sondern um die Ecke in seiner Filialkneipe Franziskaner, wo Stringray eine interessante Musikmischung ablieferten: Beatles, irgendwas anderes Altes, Beatles, irgendwas anderes Altes, Beatles – also immerhin 50 Prozent Star-Club-Ambiente! (Mit Dank an Herbert für die überraschende Assoziation.) Später kommende Gäste flüsterten uns zu, dass die John de Silva Band im Königsgarten „zu sehr Kirmes“ sei, einem ausgewogenen Expertenurteil, dem wir auch deshalb vertrauten, weil die Lokalität ein bisschen ab vom Schuss liegt. Also gleich die Stadt hoch – hin zu Curry Q.

Ein Fest für Ohren und Gaumen
Ein Fest für Ohren und Gaumen

Es wäre jetzt ein Leichtes, Häme über das Konzert in einer gleißend ausgeleuchteten Imbissbude auszuschütten - indes: Daddy Longleg (Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug) aus Emmerich lieferten mit Abstand das beste Konzert („Rock’n’Roll und Oldieklassiker swingend interpretiert“, hier der Link zu „In the Ghetto“ (es handelt sich nicht um den Kneipenfestival-Auftritt), und die Stimmung im Publikum war entsprechend (viele Besucher waren nach Kurzvisiten in der Unterstadt wieder dorthin zurückgekehrt), wohl auch wegen der ungewöhnlichen Möglichkeit, die Lieder in Verbindung mit Grünkohl oder Pommes zu genießen - ein Fest für alle Sinne, sozusagen. Bliebe die Sache mit der taghellen Illumination: Lothar Quartier, der Chef, sagte mir, diese habe sich nicht vermeiden lassen, weil die Beleuchtung des Gastraums nicht von der in den Sanitärräumen zu trennen gewesen sei. Er sinne aber auf Abhilfe (wie wäre es mit Kerzen auf dem Klo?) – und auf Fortsetzung…

Schweren Herzens wandte sich mein Kritikerteam von Curry Q ab, nicht ohne in Erfahrung zu bringen, dass die Band für vergleichsweise kleines Geld zu buchen ist (was ich uneingeschränkt empfehlen kann), doch unsere Mission wäre nicht vollständig ohne Inge, in deren Bodega Raphael Monsanto, ein „Vollblutmusiker mit Salsa im Blut“, sein Stelldichein gab. Schnell wurde klar, dass er den südamerikanischen Tanz zwar im Blut hat, aber eigentlich nur am Keyboard das Übliche spielte, was aber da auch schon egal war, weil die Stimmung in der Bodega sich bereits verselbständigt hatte. Noch lange nach dem Ende des Kneipenfestivals tanzten die Gäste dort auf den Tischen, dann aber sagte Inge recht resolut: „Jetzt ist Schluss hier!“, und die Vorbereitung auf einen kulturell hochwertigen Sonntag konnte beginnen.

Das schaute Inge sich noch genau fünf Minuten an
Das schaute Inge sich noch genau fünf Minuten an

Deine Meinung zählt:

22 Kommentare

  1. 22

    @ralf.daute

    Ich kopiere die russische Methode:

    „Während sich das Publikum in den meisten Sprachversionen von „Who Wants to Be a Millionaire?“ bemüht, dem Kandidaten zu helfen, neigt das Studiopublikum der russischen Sendung dazu, dem Teilnehmer absichtlich schaden zu wollen.“

     
  2. 20

    @ralf.daute

    Vielleicht wollten 65% auch nur zum Ausdruck bringen, wie albern sie diese Sorte Umfragen finden, indem sie das genaue Gegenteil angeklickt haben.

    Ich mache das immer.

     
  3. 19

    @Beobachter: Ein Ergebnis von 35:65 heißt immerhin, dass mindestens 20 Leser teilgenommen haben. Repräsentativität ist was anderes, klar – und natürlich melden sich tendenziell eher die Unzufriedenen. Trotzdem war ich überrascht…

     
  4. 18

    Zu ralf.daute, 14.04.10, 17:21 Uhr:

    Die Umfragen im RegioTeil des königlichen Blattes sind weder represäntativ, noch überhaupt etwas wert. Wenn nur zwei Personen teil nehmen und beide für „ja“ sind, steht da am nächsten Tag was von 100%. Eine Farce. Ich hatte ganz am Anfang mal angeregt, wenigstens die Anzahl der an der Umfrage teilgenommenen Personen zu nennen und erhielt aus Kleve die Antwort, dass die Umfrage von Düsseldorf aus generiert werde, man damit auch nicht glücklich sei, aber keinen Einfluss habe … So kann man auch Zeitungen füllen …

     
  5. 17

    Danke für die Info!!

    Schade…. Das wäre toll gewesen, wenn die Kirmes vorübergehend wieder an ihren alten und schöneren Standort zurück gekehrt wäre….

     
  6. 15

    @Der Spieler Interessante Frage. Unten ist ja eigentlich auch dafür kein Platz mehr. Gleich mal Ralph van Hoof fragen…

     
  7. 14

    @ Manny, geh mal am Fr. 16.04 ins Coffehouse am EOC, da spielen zwei Bands nur Eigenes – ist eine Veranstaltung der Klangfabrik Kleve

     
  8. 13

    Ich weiß, dass es eigentlich OT ist, aber in diesem Zusammenhang habe ich bei Inge gehört, dass die Kirmes wieder auf den Markt zurück soll, weiß da zufällig jemand was genaueres zu???

     
  9. 11

    Ãœbrigens hat die RP-Umfrage zum Kneipenfestival ergeben, dass sich 65 Prozent gegen eine Neuauflage ausgesprochen haben. Damit hätte ich nicht gerechnet. Dass die Stimmung bei Inge am besten war, daran gibt es keinen Zweifel.

     
  10. 10

    War auch bei Inge… ein toller Abend mit einem klasse Musiker,der garantiert kein Keyboard und alles live gespielt hat.Kompliment!!
    War meiner Meinung nach die beste Stimmung aller Kneipen an diesem Abend…

     
  11. 9

    Wir haben es bei Royen gestartet, aber da war gleich klar das es wohl Schlager sein wird, war dann auch so. Umzug ins Lé Journal hat sich gelohnt. Joris Hendrick und seine beiden Kollegen haben schön den Blues-Rock zelebriert. Der Sound war anständig und das Repertoire sowie Umsetzung waren einwandfrei und machten Spaß. Auch einige Hendrix-Kracher wie Freedom oder Purple Haze und Foxy Lady waren im Gepäck. Die hat der Gitarrenheld einwandfrei und authentisch zum besten gegeben. Im Königsgarten war in der Tat a bissl Kirmesmässig aber die Stimmung war gut. Mann sollte sowas mal mit non cover Bands machen, aber ich glaube das traut sich keiner.

     
  12. 8

    Vielleicht hatte Ralf auch zuviel Spritus Sanctus innen, um die Gitarre noch von einem Keyboard unterscheiden zu können.

     
  13. 7

    Hallo Lieber Raphael
    Mach dir keinen Kopf über diese leute ,, du warst super und wir fanden dich spitzenmäßig ein großes Kompliment an dich ,,liebe grüße gaby

     
  14. 6

    Jetzt ist mir der Künstler zuvorgekommen. Ich frag mich nämlich auch grad welches Keyboard?? Vielleicht dachten die Leute das Drumpad wäre ein….aber seit wann spielt man mit Drumsticks Keyboard ? Kompliment an Raphael für seine Gitarren- und Loopkünste.

     
  15. 5

    Hallo ihr lieben,

    Ich hatte nicht mal ein keyboard dabei. hahaha. Auf der Bühne waren einen Schlagzeug Modul, eine Gitarre und eine Bassgitarre. Alles würde live gespielt und nichts kam vom Band. So damit das auch mal klar gestellt würde hehehe.

     
  16. 4

    (Bildkommentar)
    Fünf Minuten ?? Es gab Zeiten, zu denen Inge keine fünf Minuten brauchte, um auf einen der Tische zu klettern und dort eine 1A-Tanzeinlage zu zelebrieren….
    (Man beachte die Macken der Schuhabsätze in einigen der Tische)

     
  17. 3

    Ich war in Inges Bodega und er spielte nicht nur am Keyboard sondern auch sehr viel Gitarre was super war ich habe selbst in Curacao gelebt wo auch er geboren ist das war spitze und die stimmung war super bei Inge ,,in den anderen gKneipen war es nur halb so voll,, wie bei Inge fand es dort am Besten

     
  18. 1

    Leider war Opa mit Oma zum colores do brasil in der Stadthalle – hätten wir gewußt wie toll das Kneipenfestival werden würde – na dann hätten wir uns dem gerne angeschlossen. Brasilien zu Gast in der Stadthalle Kleve, war versprochen, die waren ja auch hier, aber das war es dann auch schon. Vier nette Tanzmäuskes, ein bißchen Selbstverteidigung der Rest so la la. Die versprochene Band fast im Vollrausch, immerhin haben rund 30 Pers. bis zum Ende durchgehalten und getanzt.