Horlemania in Uedem: Was hat das mit Kakaotrinken zu tun?

Zufälle gibt’s, da kann man als Uedemer Bürgermeister eigentlich nur hoffen, dass es keine guten Anwälte gibt, die sich dieser Sache annehmen. Andernfalls müssten wohl bis in alle Ewigkeit Pfarrbüchereien auf Zuschüsse und Senioren auf jegliche Präsentkörbe zu runden Geburtstagen verzichten. Von dem eingesparten Geld könnte dann zumindest in symbolischen Ansätzen der angerichtete Schlamassel bezahlt werden. Doch der Reihe nach:

Georg Thissen kommt aus Straelen. Peter Horlemann aus Uedem. Es ist also für Georg Thissen ein Auswärtsspiel, wenn er im Gewerbegebiet am Molkereiweg in Uedem einen Betrieb ansiedeln will, eine Werksvertretung des Nutzfahrzeugfabrikanten MAN, um genau zu sein. Eigentlich eine schöne Sache für die Gemeinde, die deshalb Anfang 2011 eine Art Vorvertrag über den Kauf von Grundstücken (Flurstücke 166 und 167) abschloss.

Dann berichtete Anfang Juni die Rheinische Postexklusiv, wie sie betont und was auch stimmt -, dass es einen weiteren Bewerber für diese Werksvertretung gebe. Plötzlich arbeitet die Uedemer Verwaltung ganz fix: Bereits am 21. Juni, also nur 19 Tage nach Erscheinen des RP-Berichts, wird Thissen darüber informiert, dass die Vereinbarung vom Jahresanfang nicht mehr gelte.

Jetzt beginn etwas, das wohl am besten mit Heimspiel umschrieben werden kann: Wer weiß, wie gründlich Verwaltungen manchmal damit beschäftigt sind, Vorgänge zu prüfen – normalerweise liegen solche Dinge ein paar Tage irgendwo rum, sind im Hause unterwegs, werden von verschiedenen Abteilungen geprüft, müssen niedergeschrieben, abgestimmt und überarbeitet werden -, der staunt nun ein weiteres Mal, wenn die Verwaltung bereits am 4. Juli, also 13 Tage nach der Absage an Georg Thissen, mitteilt, »nun« mit der Firma Horlemann (560 Mitarbeiter, 80 Millionen Euro Jahresumsatz) eine Vereinbarung über den Verkauf von Grundstücken geschlossen zu haben. Ja, lieber Leser, es handelt sich um die Flurstücke 166 und 167, die – wie bereits berichtet – dem Platzhirschen auch noch um fünf Euro/Quadratmeter günstiger angeboten werden als anderen Bewerbern.

Allein die zeitliche Abfolge legt den bereits Verdacht nahe, dass hier unsauber gespielt wurde.

Der Rheinischen Post von heute ist dafür zu danken, dass sie daraus fast schon eine Gewissheit macht, indem sie ausführlich Peter Horlemann zu Wort kommen lässt, der nun eifrig Legendenbildung betreibt. Auszüge:

Gerüchten zufolge zeigte auch die Maks Mobil GmbH, ein freier Fahrzeugdienstleister aus Uedem, Interesse. Doch die Firma dementierte… Jetzt die Kehrtwende… Wie kam es dazu? Nach Angaben des Geschäftsführers der Horlemann-Gruppe hat erst der RPBericht ihn auf die – wie er sagt – »geniale Idee« gebracht. »Ich dachte danach, das wäre doch eigentlich etwas für die Maks. Also habe ich dem Geschäftsführer Klaus Gerats davon erzählt, ihm sozusagen einen Denkanstoß gegeben«, berichtet Horlemann, der dem expandierenden Unternehmen seit der Gründung im Jahre 2005 sehr wohl gesonnen ist… So befindet sich der Sitz der Maks Mobil GmbH, eine gemietete Werkstatt, auf dem Betriebsgelände des Uedemer Familienunternehmens aus dem Jahr 1933. Der junge Fahrzeugdienstleister mit 15 Mitarbeitern darf sich zudem an Farbe und Form des traditionellen Horlemann-Logos orientieren. Selbst die Telefonanlage teilen sich die beiden eigenständigen Unternehmen. Und damit nicht genug: Falls Maks Mobil, die im Übrigen Gefallen an der MAN-Vertretung bekommen hat und sich derzeit für die Standards des Münchener Fahrzeugbauers qualifiziert, den Zuschlag bekommt, dann würde die Horlemann-Gruppe sogar als Investor auftreten. »Ich habe bei der Gemeinde Uedem ein etwa 10 000 Quadratmeter großes Grundstück an der Molkereistraße reserviert«, sagt Peter Horlemann. Mehr wollte er aber noch nicht verraten.

Wie süß!

Und wie immer, wenn trotz gleicher Telefonanlage und ähnlichem Logo von »eigenständig« und »frei« die Rede ist und der liebe Peter Horlemann allenfalls »sozusagen Denkanstöße« zu geben in der Lage ist, empfiehlt sich der Blick ins Handelsregister, Dokumentenansicht, Liste der Gesellschafter. In diesem Fall teilen sich also am 13. Oktober 2005 die 40.000 Euro Stammkapital der Firma Maks GmbH zu gleichen Teilen auf die folgenden Personen auf:

  1. Katrin Horlemann, *26.4.1964, Uedemer Str. 32, Weeze
  2. Marion Horlemann, *26.8.1966, Katzenberg 33, Uedem

Das änderte sich am 7. Mai 2006 wie folgt:

  1. Marion Horlemann, *26.8.1966, Katzenberg 33, Uedem
  2. Horlemann Vermögens- und Verwaltungs-GmbH, Horlemannplatz 1, Uedem

Das änderte sich am 7. Mail 2008 wie folgt:

  1. Marion Horlemann, *26.8.1966, Katzenberg 33, Uedem
  2. Judith Horlemann *19.10.1993, Op den Bongert 8, Kevelaer

Es gilt hier Erich Kästner: »Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!«

Deine Meinung zählt:

8 Kommentare

  1. 8

    Das ist ja lustig ….
    Heimvorteil ist ein gutes Wort!

    Die anderen Grundstücksbesitzer werden das wohl nicht auf sich sitzen lassen ….

    Ein Geschäftsmann der im Jahr 80mio Umsatz macht kann Schnäppchen machen …
    Und der Rest darf teuer bezahlen !

    Ich bin gespannt wie es weiter geht, ist leider nicht das erste mal das unangenehme Dinge ans Licht kommen…

     
  2. 6

    Dem Vernehmen nach wurde die Entscheidung, das Grundstück für 30 €/qm an Horlemann zu verkaufen, in nichtöffentlicher Sitzung mit den Stimmen des Bürgermeisters, CDU und FDP getroffen, gegen SPD und Grüne.

     
  3. 5

    jaja…wieder mal ist es passiert…und diesmla auch mal ans Licht gekommen…

    aber ist doch nichts neues…passiert mal hier und mal dort…wundern tut mich sowas nicht mehr wirklich…und andere scheints auch nicht sonderlich zu stören, denn diese spielchen gehen immer lustich weiter….

     
  4. 3

    Ralf sollte mal Hans-Gerd Perau bei Wolters und in München bei MAN anrufen und nachfragen, was diese von dieser Nummer halten. Immerhin will Wolters auch nach Uedem. „Weil die MAN-Niederlassung in Kalkar über kurz oder lang schließen wird, qualifizieren wir uns derzeit für eine neue Markenvertretung. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren, erste Schulungen haben wir bereits absolviert“

    http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/goch/nachrichten/ringen-um-man-vertretung-1.1292835

    „Am allerliebsten würden wir natürlich einen neuen, fünften Wolters-Standort in Uedem errichten. Falls das jedoch nicht klappt, hängen wir auf jeden Fall ein weiteres Fähnchen an unserem Sitz in Kalkar auf. Der Markt von MAN ist für uns einfach zu groß.“

    Oh. Horlemann und Gemeinde Uedem, wenn diese Kungelei mal nicht mächtig in die Hose geht!

     
  5. 2

    Also zusammengefasst: Thissen hätte 35 €/qm zahlen müssen und bekam das Grundstück nicht, weil MAN noch nicht entschieden hat, wer die Werksvertretung bekommt. Horlemann zahlt für das gleiche Grundstück 30 €/qm, wenn er die Werksvertretung bekommt. Na das ist ja mal ein fairer Umgang……