Hochschule: Der Präsident spricht selbst, Pressesprecherin geht nach Kamp-Lintfort

Versetzt nach Kamp-Lintfort: Gabriele Stegers

(Aktualisiert) Ihr war es zu verdanken, dass die Außendarstellung der Hochschule Rhein-Waal in den vergangenen Jahren professionell geworden war. Als Marketingchefin und Pressesprecherin sorgte Gabriele Stegers seit 2017 an der HSRW dafür, dass der Schwall an verrückten Nachrichten, der in den Jahren zuvor über die Presse ergossen wurde, fokussierter floss und ein bisher nicht gekanntes Kriterium namens Relevanz Einzug hielt bei der Entscheidung, was nach draußen gegeben wurde und was nicht.

Doch erfolgreiche Arbeit führt an der HSRW nicht unbedingt dazu, dass man auf seinem Posten bleiben kann, und so verlässt nun Gabriele Stegers die Stabsstelle Kommunikation und Marketing. Die Kommunikationsfachfrau, die vom Hochtief-Konzern an die Hochschule gewechselt war, geht zur Fakultät Kommunikation und Umwelt nach Kamp-Lintfort. Das teilte der Präsident der Hochschule Rhein-Waal, Dr. Oliver Locker-Grütjen, heute persönlich im für ihn typischen gestelzt-gespreizten Stil der Öffentlichkeit mit. Unter dem Betreff „Umstrukturierung der Stabsstelle und des Teams Kommunikation und Marketing“ versandte Locker-Grütjen die folgende Mail an die Presse:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

gerne setze ich Sie darüber in Kenntnis, dass Frau Stegers seit dem 1.7. nicht mehr für die Pressearbeit der Hochschule Rhein-Waal im Präsidium verantwortlich ist. Frau Stegers ist in die Fakultät Kommunikation und Umwelt an den Standort Kamp-Lintfort gewechselt. Vor dem Hintergrund einer breiten Umstrukturierung der Stabstelle und des Teams Kommunikation und Marketing der Hochschule wenden Sie sich bitte, zunächst bis auf Weiteres, an mein Sekretariat oder Frau Dr. Radtke, meine Persönliche Referentin.“

kleveblog meint: Man kann vermuten, dass dieser Wechsel nicht ganz freiwillig erfolgt ist, und die Tatsache, dass die neue Aufgabe nicht einmal umrissen wird, scheint darauf hinzudeuten, dass es sich eher um eine Form der Beschäftigung handelt, die im Japanischen als 窓際族 (madogiwa zoku, Fenstergucker) bezeichnet wird. Das Wort „gerne“ ist auch nicht dem Handbuch der ordentlichen Kommunikation entnommen, und der Umstand, dass der Dank für das bisher Geleistete fehlt, spricht auch für sich – bzw. gegen das Vorhandensein von Umgangsformen an der HSRW überhaupt.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alles

Deine Meinung zählt:

13 Kommentare

  1. 13

    @9. Kostnix
    Das pikante daran ist, dass die Schaffung von vergleichsweise vielen unbefristeten Stellen im Bereich der Stabsstellen (Marketing, Controlling, o.ä.) der direkten Vorgängerin von Herrn Dr. Locker-Grütjen vorgeworfen wurde und angeblich die Leute in der Hochschule dermaßen auf die Palme gebracht haben soll, dass ihnen nichts anderes übrig blieb als sich der damaligen Präsidentin zu entledigen.

     
  2. 12

    @11. Chewgum Das ist bekannt. Wobei befristete Arbeitsverträge genau genommen nicht für Aufgaben bzw. Arbeitsbereiche zulässig sind, die immer zu leisten sind. Darunter fallen i.R. Aufgabenbereiche in der Lehre. Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, die für ein Forschungsprojekt eingestellt wurden, sind üblicherweise durch Drittmittel finanziert und vollkommen ordnungsgemäß befristet beschäftigt. Diese sollen aber keine Aufgaben, deren Erfüllung permanent wie beispielsweise in der Lehre erforderlich sind, leisten, sondern nur Aufgaben, deren Erledigung im Rahmen des Drittmittelprojekts, wodurch der oder die wissenschaftliche Mitarbeitende finanziert wird, nötig sind. Die Faustregel ist: Schwerpunktmäßig in der Lehre tätige wissenschaftliche Mitarbeitende dürfen nicht immer wieder durch befristete Arbeitsverträge (Kettenbefristung) beschäftigt werden, da deren Aufgaben immer zu leisten sind, sondern müssen einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten. Wissenschaftliche Mitarbeitende, die in der Forschung (Drittmittelprojekte) tätig sind, können i.R. nur befristet beschäftigt werden. Sie dürfen aber nicht oder nur in sehr geringem Umfang stetige Aufgaben in der Lehre erledigen.

    Hochschulen sind wegen Personalmangel oft sehr kreativ darin drittmittelfinanzierten wissenschaftlichen Mitarbeitenden Aufgaben in der Lehre aufzubürden.

     
  3. 11

    @9 kostnix Für Stellen in der Verwaltung – dazu gehören auch die Bereiche Hochschulkommunikation und Marketing – ist ein befristeter Vertrag nicht ohne Weiteres möglich. Beim wissenschaftlichen Personal (Lehre) sieht das anders aus – hier ermöglicht das Wissenschaftszeitvertragsgesetz befristete Arbeitsverträge für Lehrpersonal ohne Sachgrund.

     
  4. 10

    @Kostnix Man könnte sagen, das Marketing war eine der wenigen Sachen, die an der Hochschule professionell betrieben wurden. Insofern passte es natürlich nicht zum Rest 😉

     
  5. 9

    Natürlich braucht eine Hochschule professionelles Marketing. Man fragt sich aber, ob es der Sinn der Sache ist bei einer teilweise ziemlich dünnen Besetzung im Bereich der Lehre in anderen Bereichen relativ großzügig entfristete Stellen zu schaffen bzw. zu besetzen.

     
  6. 7

    Demnächst gibt es vielleicht auch nicht mehr so viel zu verlautbaren.
    Vor Kurzem noch wetterte die Bundesregierung (zurecht) gegen die Trump-Administration , die ausländischen Studenten die Einreise verweigern wollte, wenn diese wegen Covid nur ein Onlinestudium absolvieren können.
    Was für eine böse Ãœberraschung jetzt für nicht-EU Sutdenten in Deutschland :
    https://www.tagesschau.de/inland/corona-studierende-ausland-101.html
    Glaubwürdigkeit einer Regierung sieht für mich anders aus.

     
  7. 6

    Ich kenne Gabriele Stegers aus meiner beruflichen Vergangenheit. Eine so erfahrene und versierte Kommunikations-Managerin kalt zu stellen, wird sich für den Außenauftritt der Hochschule sehr negativ bemerkbar machen. Wahrscheinlich denkt der Präsident der Hochschule, er könne ja auch Sprechen und Schreiben also kommunizieren. Und eine aus seiner Sicht einfache Tätigkeit kann auch ein Sekretariat nebenbei übernehmen. Leider weit gefehlt, wie man an der Mitteilung an die Medien deutlich erkennen kann. Zu guter Unternehmenskommunikation gehört nämlich vorausschauendes Denken, entsprechendes Handeln und zielgruppenorientierte Kommunikation. Ein sehr sensibles Handwerk, das Gabriele Stegers perfekt beherrscht. Ich kann der Hochschule nur raten, ihre Kommunikation schnell wieder zu professionalisieren, bevor am öffentlichen Himmel dunkle Wolken aufziehen und das Präsidium im krisenkommunikativen Regen steht und sehr nass werden wird.

     
  8. 5

    @4

    >Als Beschäftigte der Hochschule wurden wir über diesen Wechsel noch nicht informiert,

    ?

    Es gibt doch die Pressemeldung.

     
  9. 4

    Als Beschäftigte der Hochschule wurden wir über diesen Wechsel noch nicht informiert, aber zum Glück gibt es diesen Informationsdienst hier: Kleveblog sei Dank!

     
  10. 3

    Als wäre Anstand für eine leitende Position gar kein Kriterium. TRUMPismus in der Berufswelt.

    Wenn man das liest, möchte man nicht an der Hochschule arbeiten. Möchte man nicht in Deutschland arbeiten. Möchte man eigentlich gar nicht arbeiten.

     
  11. 2

    Mmuuuh, Frau Stegers, nehmen Sie es nicht zu schwer, mmuuuhesgibtaucheineWeltaußerhalbderHochschule! Hochschule Rhein-Waal ist doch, wenn Sie trotzdem lachen, mmuuuhToparbeitgeber!

     
  12. 1

    @ kleveblog Nachtrag
    Den Satz „Vor dem Hintergrund einer breiten Umstrukturierung der Stabstelle und des Teams“ kann sich OLG ja schon mal als Macro im Textverarbeiter vorbereiten, wenn demnächst die Nacht der langen Messer anbricht.
    Zu erwarten war die Aktion ja schon irgendwie, hatte seine Habilitationsschrift doch „Wissenschaft in Ketten oder entfesselte Hochschule“ in seinem Thema.
    Vermutlich konnte sich auch Gabriele Stegers schon ausmalen, dass nach und nach die „Altlasten“ aus der Zeit von Heide Naderer kaltgestellt werden.
    Apropos Frau Naderer, vielleicht hat der Nabu ja noch Verwendung für einen Head Communication und Marketing, immerhin haben die Damen ja schon miteinander zusammengearbeitet.
    Ãœbrigens haben Fenstergucker auch schon manchmal ihren Leerlauf in der Registratur dazu benutzt, ihre Doktorarbeit zu schreiben. Der Möglichkeit, die aufgabenfreie Zeit zu nutzen gibt es da viele.