He’s gone, „Das war es jetzt aber auch!“, Happy: Das erste Landgerichts-Musical

Auf der Einladung stand in kursiver Schnörkelschrift unter einem Stich der Schwanenburg: „Festakt anlässlich der Verabschiedung des Präsidenten des Landgerichts Ulrich Schambert und der Amtseinführung des Präsidenten des Landgerichts Gerd Waldhausen“. Der nordrhein-westfälische Justizminister Kutschaty war da, Bürgermeister Theo Brauer ebenfalls, mit Amtskette natürlich. Alles hochoffiziell also – wenn da nicht die Musik gewesen wäre…

Zu Beginn des Festaktes intonierten Christian Spelz, Pressesprecher des Landgerichts Kleve, und seine Frau Isabel vor rund 300 Gästen in der Stadthalle den Bill-Withers-Klassiker „Ain’t no sunshine“, wobei die Sängerin in der zweiten Zeile das Personalpronomen von der weiblichen in die männliche Form abänderte: „… when he’s gone“. He’s gone: Das ist Ulrich Schambert, der Kleve nach sieben Jahren verlassen hat und neuer Präsident des Landgerichts Münster geworden ist. Seine offizielle Verabschiedung war die erste Zutat der Feier. Sein Nachfolger als Chef der Justiz in Kleve wurde Gerd Waldhausen, zuvor in Krefeld tätig – seine Einführung war der zweite Anlass zum Feiern.

Das Werkzeug der Justiz ist das Wort, das gesprochene insbesondere. Davon gab es reichlich, acht Reden oder zumindest kurze Grußworte wurden gehalten. Doch im Grunde ließ sich der Festakt auch als Musical verstehen, denn die Auswahl der Musikstücke spiegelte die Dramaturgie des Wechsels perfekt.

Am Anfang also die Betrübnis über den Weggang eines allseits beliebten Chefs mit der Vermutung, dass die Sonne fortan nie wieder scheinen werde: „Ain`t no sunshine, when he`s gone.” Es folgte eine Interpretation des Hits der Commodores „Easy like Sunday morning“, in dessen Mitte es heißt: „I wanna be free to know the things I do are right“, was ein wenig die Perspektive wiedergab, die Ulrich Schambert empfunden haben mag – dass es die richtige Entscheidung gewesen ist, nach vielen Jahren im Beruf einmal in den Genuss zu kommen, am selben Ort wie seine Frau zu leben und zu arbeiten, in seiner Heimatstadt Münster.

Daran schloss sich an, vorgetragen vom Chor der städtischen Singgemeinde Kleve unter Leitung von Stefan Burs, ein Auszug aus der „Petite Messe Solennelle“ von Gioacchino Rossini (von diesem Musikstück habe ich kein Video gefunden). Schambert war während seiner gesamten Zeit Kleve Mitglied des Chors und führte den Verein auch mehrere Jahre. Die sieben Jahre in Kleve seien sehr glückliche für ihn gewesen, so Schambert. Das wesentliche Element aus der Messe, das zur Dramaturgie des Nachmittags passte, benannte er lächelnd, indem er das mehrfach darin vorkommende Wort „Amen“ etwas frei so übersetzte: „Das war es jetzt aber auch!“

Damit räumte er unter großem Applaus die Bühne für seinen Nachfolger Gerd Waldhausen, der vor den Gästen gestand, dem Charme und Flair der Schwanenburg erlegen zu sein. Waldhausen: „Es hat etwas einzigartiges, im Wahrzeichen der Stadt zu arbeiten. Der unkonventionelle Umgang miteinander dort, so etwas habe ich noch nirgendwo so erlebt. Ich wusste schon am Tage des Dienstantritts, dass es die richtige Entscheidung war, so warmherzig, wie ich in der Bibliothek von den Mitarbeitern empfangen worden bin.“ Da kam es gerade richtig, dass zum Abschluss des offiziellen Teils nochmals das Ehepaar Spelz auf die Bühne kam, diesmal in Begleitung des Staatsanwalts Alexander Nüske, und sie zu Dritt mit dem aktuellen Gassenhauer „Happy“ die Gäste zum Büffet verabschiedeten.

Auch durch die vorangegangenen Ansprachen zog sich das Thema Musik wie ein roter Faden – angefangen damit, dass Anne-José Paulsen, Präsidentin des Oberlandesgerichts Düsseldorf, daran erinnerte, dass Jahre zuvor unter Schamberts Mitwirkung bei ihrer Amtseinführung in Bochum „Baby, come back!“ angestimmt worden sei. Schambert habe in Kleve Akzente gesetzt, auch modisch – bisweilen sei er auch im Jogginganzug auf den Fluren der Schwanenburg zu sehen gewesen, allerdings nur frühmorgens auf dem Weg zur Rückenschule. Paulsen lobte Schambert für zahlreiche „gute Momente bester Personalführung“ und bekannte: „Ich habe ihren klugen, oft unorthodoxen, aber immer interessanten Rat geschätzt. Herzlichen Dank!“

Dann wandte Paulsen sich dem Nachfolger zu: „Wer kann das schon von sich sagen, als Landgerichtspräsident auch Burgherr zu sein?“ Allerdings sei ihr bekannt, dass Gerd Waldhausen in Kleve auch auf Wohnungssuche sei; als Ergebnis einer kleinen Internetrecherche präsentierte sie ihm als ersten Vorschlag die Villa Nova mit insgesamt 15 Zimmern, die schon für 1,5 Millionen Euro zu haben sei. Da musste sogar Volksbank-Chef Frank Ruffing, neuerdings auch Handelsrichter, herzlich lachen. Den Mitarbeitern der Schwanenburg beschrieb Paulsen ihren neuen Chef als einen „höchst kompetenten Präsidenten, der jederzeit ein offenes Ohr hat“.

Der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty beschäftigte sich in seiner Ansprache mit dem Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Justiz und lobte Schamberts Fähigkeit, Nachwuchskräfte an Kleve zu binden. Grußworte sprachen Bürgermeister Theo Brauer, Rechtsanwalt Wolfgang Gebing in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Klever Anwaltvereins, Dr. Jörg Buchholz für die Klevern Notare sowie die Vorsitzende Richterin am Landgericht Beate Hillgärtner für den Personalrat und den Richterrat. Brauer berichtete zum Amüsement des Publikums, wie es ihm beinahe gelungen sei, den Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Umzug nach Kleve zu bewegen.

Einen bewegenden Moment hatte die Feier, als der einer der Vorgänger Schamberts, der hochbetagte Landgerichtspräsident a. D. Dr. Wilfried Beier die Bühne erklomm und Waldhausen darum bat, als neuer Burgherr die Tradition der Zählung der Klever Herzöge fortzuführen. Er selbst sei als Landgerichtspräsident der 14. gewesen, Waldhausen möge nun als Gerd der 20. in die Geschichte der Burg eingehen.

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kleveblog wünscht dir, Ulli, alles Gute an deiner neuen Wirkungsstätte und hofft, dass er dieser Seite als treuer Leser gewogen bleibt, und begrüßt Gerd Waldhausen herzlich in Kleve!

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