Hendricks und der Veggie-Zwang

Barbara Hendricks
Medienumtost: Barbara Hendricks
Dann ist ja alles wieder gut
Dann ist ja alles wieder gut

Sie rettet (vielleicht) das Weltklima, sie kämpft für bezahlbaren Wohnraum, sie bringt die Bauern mit ein paar flapsigen Sprüchen auf die Palme und holt sie wieder runter – und nebenbei füllt unsere Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks auch noch die Schlagzeilen des Boulevards, allerdings mit einem reichlich absurden Thema: Wie die Bild-Zeitung zunächst exklusiv berichtete und seitdem mit einigen Übertreibungen und Verdrehungen fortführte, herrscht im Bundesumweltministerium der Zwang, sich vegetarisch zu ernähren.

Naja, fast.

Streng genommen handelte es sich nur um einen Hinweis an die Caterer, die das Haus zu Veranstaltungen heranzieht, nur vegetarische Kost zu liefern. So ein bisschen Symbolpolitik für die Gäste des Haus also (mit gutem Beispiel vorangehen, Umweltministerium = Fleischverzicht).

Was die Ministerin auch brav erläuterte: „Das BMUB schreibt niemandem vor, was er oder sie essen soll. Das ist jedermanns und jederfraus private Entscheidung. Deshalb bietet die öffentliche Kantine des BMUB Menüs mit und ohne Fleisch an. So soll es auch bleiben. Bei Veranstaltungen des BMUB im eigenen Haus, zu denen wir selber Gäste einladen wollen wir jedoch in Zukunft ein klares Zeichen in Richtung Klimaschutz setzen. Wir bevorzugen deshalb bei der Bewirtung unserer Gäste saisonale und regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen, die aus ökologischem Landbau stammen, und verzichten auf Fisch- und Fleischprodukte. Damit verbieten wir niemandem, Fleisch oder Fisch zu essen, auch unseren Gästen nicht. Aber als Gastgeber bei Veranstaltungen unseres Hauses entscheiden wir selbstverständlich, was auf den Tisch kommt – so wie jeder Gastgeber das tut. Niemand wird bevormundet, wenn er als Gast mit Speisen bewirtet wird, die der Gastgeber für ihn ausgewählt hat – egal, ob mit Fleisch oder ohne.“

Mitarbeiter des Hauses können also auch weiterhin der Fleischeslust frönen, die Kantine bietet jedenfalls nicht nur Vegetarisches. Doch aktuell schaffte es die Ministerin trotz gegenteiliger Faktenlage sogar bis in die Rubrik „Verlierer des Tages“ – weil die Kantine des Ministeriums freitags keinen Fisch im Angebot habe (was aber weder für den Ministeriumsstandort Bonn noch für den in Berlin stimmte).

Eine gute Zusammenfassung liefert Bildblog: Nicht Fisch, nicht Fleisch

Der Ministerin hingegen sei eine alte Presseweisheit ans Herz gelegt: Nächste Woche wird eine andere Sau durchs Dorf gejagt.

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33 Kommentare

  1. 33

    Es wird auf Deubel komm heraus Wahlkampf betrieben. Egal womit. Selbst das Essen ist nicht mehr tabu. Zudem ist es allmählich beschämend, wie die Kandidaten für den neuen Landtag in der Presse dargestellt werden. Was ist deren Kompetenz?

     
  2. 32

    @ 31. Wolfgang Look
    Fleischverbot hin oder her, ich ernähre mich immer konform der Ministermeinungen.
    von fettem Schweinefleich
    https://www.tag24.de/nachrichten/ernaehrungsminister-fordert-schweinefleisch-an-deutschen-schulen-csu-christian-schmidt-197116
    bis hin zu völligem Fleichverzicht und Tierprodukten allgemein >Frau Hendriks<
    finde ich wohl immer irgendeinen ministeriellen Ukas der mich bei der Auswahl vom Denken befreit.

    Das wahre Dilemma hat aber hier im Blog anscheinend noch niemand ausgesprochen.
    Wie behandelt man Gäste.
    Denen, die aus ganz anderem Beweggrund als das Essen in ein Ministerium kommen den ministeriellen Lebensstil aufzuzwängen, das ist fern jeder Höflichkeit.
    Ministrare heisst Dienen, das scheint man aus dem Auge verloren zu haben.

    Wenn ich Frau Hendricks, die ich aus früheren Zeiten persönlich kenne und auch weiterhin schätze, einen guten Rat geben dürfte, dann wäre sie besser beraten, sich einmal um ihr Dienstauto zu kümmern.
    Das ist nämlich nicht gerade klimaschonend. Da würde sie bei mir besser punkten als bei einseitiger Speisenauswahl für geladene Gäste.
    http://www.n-tv.de/politik/Umweltministerin-faehrt-Spritschleuder-article17668221.html

    Zum Thema Religion:
    Müssig, sich darüber zu streiten, für Alles lassen sich die passenden Bibelzitate finden, und jeder pickt sich nur das heraus, was ihm opportun ist.

     
  3. 31

    Die ursprüngliche Wurzeln des Fleischverbots liegt meines Wissens in den asiatischen Religionen und hängt mit der Idee der Seelenwanderung zusammen. Ein geistig strebender Mensch (Mönch) darf an der Tötung von Leben nicht beteiligt sein, da er ansonsten negative Energie in sich aufnimmt, hinduistisch ein schlechtes Karma bekommt, dass ihm im nächsten Leben wiederrum in schlechten Erfahrungen entgegentritt oder zu einer negativen Wiederverkörperung führen kann, etwa als „Paria“, oder „Schlange“. Fleichverzicht bedeutet daher Sammlung von gutem Karma. In der jüdisch-christlichen Tradition hat sich dies nicht durchsetzen können, obwohl es Ansätze gab und gibt, etwa in Zisterziensterorden oder in R. Steiners Antroposophie, die den Gedanken der Wiederverkörerung für vereinbar mit dem Christentum hält. In der biblischen jüdisch-christlichen Tradition allerdings gibt es keine Fundierung dafür. Man darf sich die Erde untertant machen, d.h. im Rahmen der Gebote Gottes, maßvoll die Segnungen der Welt nutzen. Wichtig aber ist maßvoll. Auch gilt es Fastenzeiten einzuhalten. In katholischen Traditionsgegenden wie dem Niederrhein hat sich das Freitagsverbot durchgesetzt, wo viele nur Fleisch essen, womit sie die große Fastenzeit vor Ostern ersetzen. Es ist also biblischk eine Sünde maßvoll Fleisch zu konsumieren. Auch natürlich hält die Natur dies aus, da sie sich regenerieren kann, aber natürlich bei bei gemäßigtem Konsum

     
  4. 30

    @29
    Boah fietser, jetzt bleiben Sie doch mal entspannt bitte. Natürlich lasse ich mir von Ihnen nicht vorschreiben, wozu ich mich äußere. Und schon dreimal nicht, wenn irgendwelche Kommentare von meiner Ursprungsaussage ablenken. Dennoch möchte ich Ihrer Bitte nachkommen und Ihren Kommentar zu #27 erläutern. Wenn das Ministerium bei einem Caterer anruft und sagt: „Guten Tag, hier ist Barbara Hendricks. Für meine Besucher heute hätte ich gerne zehn vegane Pizzas“ – dann ist das eine BESTELLUNG (Großbuchstaben jetzt nur ihretwegen gewählt). Wenn das Ministerium an seine Caterer den allgemeinen Hinweis herausgibt, dass Fleischlieferungen ab sofort unerwünscht sind, dann ist das ein VERBOT – freilich keines mit gesetzlicher Wirkungskraft. Der Begriff „Verbot“ ist durchaus weiter auslegbar. Sie, lieber fietser, sind darüberhinaus herzlich eingeladen, sich zu meinem ursprünglichen Post unter #21 zu äußern.

     
  5. 29

    @28. Markus van Appeldorn

    „@fietser und laloba … Wie ich unter #21 schrieb, …“

    Lieber Herr van Appeldorn,
    zu Ihrem Kommentar @28 kann man nur sagen: Thema verfehlt!
    Weder „laloba“ noch ich haben sich zu Ihrem Kommentar @21 (Thema: „ministerielle Sprachverhunzung“) geäußert, sondern zu Ihren Kommentaren @23 und @25, in denen Sie von „Fleischverbot“ fabulieren.
    Damit Sie nicht lange suchen müssen, hier ein Satz aus einem Ihrer Kommentare: „Es ist ein Fleischverbot. Es ist den Caterern untersagt Fisch oder Fleisch zu liefern.“
    Darauf bezog sich mein Kommentar.
    Noch eine Bitte: Sollten Sie sich dazu entschließen, einen Kommentar zu diesem meinem Kommentar (@?) zu verfassen, dann wäre es nett, wenn Sie sich nur zum Thema „Fleischverbot an Cateringfirmen“ äußern würden.

     
  6. 28

    @fietser und laloba
    Mir ist das auch völlig wurscht – oder soja. Wie Sie wollen. Wie ich unter #21 schrieb, galt mein Anliegen nicht dem Catering-Bestellwesen, sondern der genderverschwurbelten ministeriellen Sprachverhunzung, aus dem geschlechtsneutralen und daher auch aus radikalfeministischer Sicht unbedenklichen Wort „jederman“ ein „jedermann“ und „jederfrau“ zu schöpfen.

     
  7. 27

    @23; @25. Markus van Appeldorn
    „Es ist ein Fleischverbot.“

    Ihre Behauptung ist Quatsch!
    Wenn ich bei einer Cateringfirma Essen bestelle mit dem Hinweis, dass kein Fleisch gewünscht ist, dann ist das KEIN VERBOT, sondern nichts anderes als eine BESTELLUNG.

     
  8. 26

    @23 Das ist jetzt aber hingedreht. Um die Caterer geht’s nicht, sondern um die Gäste, die bei BMU-Veranstaltungen kein Fleisch oder Fisch mehr serviert bekommen sollten. Und das Essensangebot ist Sache der Gastgeberin.

     
  9. 23

    @22 Nix Bild und in aller Munde. Es ist ein Fleischverbot. Es ist den Caterern untersagt Fisch oder Fleisch zu liefern.

     
  10. 22

    @18 Was soll der Gesetzgeber regeln? Den Fleischkonsum? Mit Lebensmittelmarken?

    Habe wahrscheinlich gut reden, weil mir nichts fehlt, wenn ich nur einmal in zwei Wochen Fleisch esse und ab zu eine Currywurst, meistens an Bahnhöfen … wegen der Sauce :-). Fisch esse ich jede Woche ein- oder zweimal, @20 manchmal auch Heringssalat aus der Dose, vorm Fernseher … anrufen zwecklos

    @21 ‚Bild‘ hat es offenbar geschafft, dass ein angebliches Fleischverbot in aller Munde ist … Ist aber doch normal, dass der/die Gastgeber/in bestimmt, was angeboten wird …

     
  11. 21

    Schlimmer als das Fleischverbot finde ich die ministerielle Sprachverhunzung, aus dem völlig geschlechtslosen Wort „jederman“ ein gendergerechtes „jedermann“ und „jederfrau“ zu machen.

     
  12. 20

    Hallo,
    Eine meiner schlechtesten Essensangewohnheiten ist Dosenfisch direkt aus der Dose zu essen.
    Diesen Ring von einer Fischdose…., den Öffnungsring mit dem Fingernagel rausknlbbeln dann den Zeigefinger in den Öffnungsring stecken und die Fischdose von ihrem Deckel befreien. Und dann….. Heringshäppchen in Mayonnaise

     
  13. 19

    @ #10, rd:
    Ich habe keine Ahnung, was „OT“ bedeuten soll/ kann – kenne das nur als Abkürzung für „Ortsteil“…
    Darüber hinaus bestätige ich meinen Verdacht, dass eben auch hier eine sehr, sehr subjektive Zensur stattfindet, z.B. wenn man „Lieblinge“ des Redakteurs in der Sache kritisiert ( und die Kritik nicht oder kaum entkräftet werden kann).
    Mir ist schon klar, dass man diesem Auftritt irgendwie lebt, leben muss, Anzeigen (bzw. Anzeigengelder) von z.B. SOP gerne nimmt oder nehmen muss – aber: Stellt man einen Anspruch auf Authentizität, sollte man die auch leben..?
    Seit 2008 oder 2009 verfolge, und beteilige, ich (mich) nun an diesem Blog – mein, durchaus persönliches, Fazit:
    Eine so von mir nie erwartete Konformität greift um sich und ist bald die bessere RP…

     
  14. 18

    @laloba
    Das war Ironie.
    Selbst der Verzehr noch vieler Schlangen kann uns nicht mehr zurück ins Paradies beamen.
    Und ja, es ist richtig ressourcenschonend zu leben.
    Wir können dies versuchen, aber die Masse folgt uns solange nicht, wie der Gesetzgeber es nicht regelt.
    Das braucht keine Wahlkampfhetzkampagne gegen Bauern, sondern klare Gesetzgebung.
    Da sollte Frau Hendricks handeln und nicht nur reden und diffamieren.

     
  15. 17

    @15 Und der Preis, den das hat?

    Wenn im Jahr 2050 noch ca. 2,5 Milliarden mehr Menschen auf der Erde leben, wird es noch um ganz andere Dinge gehen. Wir werden noch eine Zeit erleben, in der wir froh sind, wenn Trinkwasser noch genügend vorhanden bzw. bezahlbar ist.

    Man muss nicht Vegetarier werden, aber manchmal ist weniger mehr.

     
  16. 16

    @labola
    Muuuuhhh, deshalb bin ich ja auch hier am schönen Niederrhein zu hause – und nicht in Südamerika, wie der Nasenbär. Hier kann ich stets auf bestem Dauergrünland weiden, das immer schon so war, für das kein Wald gerodet werden mußte und das auch nicht zum Sojaanbau (der kann zum Beispiel auch in manchen Jahren links der Nymwegener Str. am Kranenburger Ortsausgang Richtung Wyler beobachtet werden) umgebrochen werden darf. Muuuuhhhh!

     
  17. 15

    Wenn Eva dem Adam die Schlange statt des Apfels zum Verzehr gereicht hätte, würden wir heute alle noch im Paradies leben.
    Heute wird uns die Fleischeslust durch die Vermittlung eines schlechten Gewissens durch die Veggie-Front vergrault.

     
  18. 14

    Es ist leider nicht alles wieder gut (nehme auch an, das war ironisch gemeint), weil ‚Bild‘ das Thema auf das Fischangebot in irgendwelchen BMU-Kantinen reduziert statt das Anliegen der Bundesumweltministerin ins rechte Licht zu rücken. Aber das bringt ja auch nicht so viel Leseraufregung. ‚Bild‘ hatte das eigentliche Ziel schon vor der ‚Korrektur‘ erreicht.

     
  19. 13

    Der Ansatz von Barbara Hendricks ist richtig.

    Für Massentierhaltung wird Kraftfutter gebraucht, in dem viel Soja steckt. Ca. 80 Prozent des nach Deutschland importierten Soja stammen aus Südamerika. Dort gehen u.a. große Flächen Regenwald für den Sojaanbau (und für Rinderweiden) drauf. In Brasilien wurde 2009 auf einer Fläche der Größe von Großbritannien (ca. 22 Millionen Hektar) Soja angebaut.

    Die Abholzung des Regenwaldes fördert den Klimawandel.

     
  20. 12

    Ich halte solche Veggie-Diskussionen um Ablenkungsmanöver, sowohl von den Beführwortern als auch von den Gegnern. Ãœbrigens nicht nur Veggie-Diskussionen. Wer wirklich schnell und viel CO2 einsparen will, kann innerhalb kürzester Zeit die Braunkohlekraftwerke abschalten, dass gibt auf einen Schlag 20% CO2 weniger, die Kraftwerksmitarbeiter müssten halt bis zu ihrer Rente für den Rückbau und die Renaturierung eingesetzt werden. Die Zahl der Betroffenen ist aber ungleich kleiner als die aller Autofahrer oder Esser.
    Und: Gesundes Essen braucht eine Diskussion um gesundes Essen und nicht (nur) um Vegetarismus. Also: Veggie beiseite und zu den wichtigen Fragen:

    Sind die (Schul-)Kantinen in Kleve in der Lage abwechslungsreiches, gesundes Essen zu liefern?
    Ist der ÖPNV so aufgestellt, dass der Klimagasausstoß durch weniger Autofahrten reduziert werden kann?
    Haben Arbeitnehmer genug Freizeit um sich nicht nur gesund zu ernähren, sondern auch um sich gesund zu bewegen und sozial gesund zu sein? (Ãœberstunden und Schichtarbeit sind tendeziell familienfeindlich, auch in Ministerien!)

    Da liegen wichtige Fragen, dauerhafte und keine Kampangen. Aber der Medien- und Politikbetrieb scheint in seinem Kampangismus gefangen zu sein. Wo liegt da also ein rationaler und funktionaler Ausweg? Sorry, sicher nicht im ablenkenden Event-Karnevalismus: Menschen brauchen Brot und Spiele, nicht nur die Spiele (anderer im TV oder auf der Bühne). Am Ende ist da wie beim Essen jeder ein wenig selbst verantwortlich, allerdings muss man allen da die Möglichkeit für geben, z.B. durch genügend Einkommen für gute Lebensmittel oder Zeit für Beteiligung und „Durchschauen“ von Ablenkungsmanövern ohne dabei radikalen Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

     
  21. 11

    Vielleicht gibt es dann zum Aschermittwoch ein KATERFRÃœHSTÃœCK mit Saurem Hering, Heringssalat und Rollmöpsen? 😉

     
  22. 9

    Muuuuhhu, na denn mal saure (Spreewald-) Gurkenzeit in Berlin – denn die erfüllen alle aufgestellten Kriterien exzellent – und zu dem vielen Alkohol über Karneval sowieso. Esst mehr Spreewaldgurken! Muuuhhh!

     
  23. 8

    @kleinendonk: Man kann schreiben was man will – die Veröffentlichung unterliegt der subjektiven Einordnung des Redakteurs.
    So hat dieser Artikel, wenn auch in Nebensätzen, m.E. nach einen höheren Diksussionswert als „Veggie“ oder „Fleischeslust“…

     
  24. 2

    Wow….Fleischeslust frönen ?…im Bundesumweltministerium ? Wann werde ich eingeladen ? Ich hoffe schon bald.