Heimatabend: Von oben herab

Margret Ostermann besuchte im Restaurant zum Aussichtsturm den „Heimatsabend: Von oben herab“, einen satirischen Jahresrückblick mit dem WDR-Redakteur Ludger Kazmierczak. Hier ihr Bericht:

Während draußen Xaver in den letzten Zügen um den Aussichtsturm pfiff, ging im Inneren des Turms ein Sturm los: Ludger Kazmierczak eröffnete seinen satirischen Jahresrückblick mit einem Song:

An der Minoritenstraße, kurz vor den Mauern der Stadt
Liegt eine freie Fläche, wie sie noch keiner gesehen hat.
Sie hat das Fassungsvermögen des neuesten Einkaufszentrums der Stadt,
doch warum was Neues bauen – leere Geschäfte hab`n wir doch satt

Gefolgt von dem Refrain, der das Zeug hat, ein Hit in der aktuellen Klever Karnevalssession zu werden:

Hey, hey, hey – Ihr seid Sontowski und Partner,
hey, hey, hey – ihr macht uns hier alles platt,
Hey, hey, hey – verschont uns mit Euren Plänen,
ja, ihr versaut unsere Stadt, ihr versaut unsere Stadt

Der singende Ludger brachte binnen Sekunden die Besucher seines Jahresrückblicks mit seiner Sontowskivertonung auf Hochtouren und man wusste, hier herrscht ein Windchen, da bleibt kein Blatt vor dem Mund. Es hagelte witzige Sentenzen, und der bevormundete Klever Bürger fühlte sich verstanden und immer wieder tief in seiner verletzten Seele berührt: Man wurde durch Kacmierczaks Zunge auf Moms neuer Kermisdahlhotelterrasse hypnotisiert, trank dort schick und zeitgeistig einen Cappucco mit dem Blick auf ein Volksbankgebäude, das in der Republik Furore macht, weil es als erstes über eine Fleischtheke verfügt, wo die Volksbanker die Kinder fragen: „Na, möchtest Du denn auch ein Scheibchen Wurst?“

Der Saal folgte der „Betonmafia“ vorbei am einstigen Rathaus, das vermutlich demnächst von außen weiß verputzt und von innen verklinkert ist… Für die CDU gilt: Hauptsache, der Bagger kommt, da kann man das Rathaus abreißen. Und weiter ging es mit der Betonmafia durch die Stadt – „hier ist noch zu viel Grün, und hier ist noch zu viel Grün“ – vorbei an Arthur Leenders quasi, der eigentlich auch noch viel zu grün ist dafür, dass er demnächst die Umwandlung des Kernwasserwunderlands in einen schnellen Brüter verlangen wird. Die echten Grünen sind eh im Moment die FDP, die kein sehr „libidinöses Verhältnis“ zu unseren Besatzern „Kik und Tacco“ hat.

Ein unwiderstehlicher Rathaussong mit dem Titel: „Theooooo, hau auf den Putz“ stellte nicht nur unseren Bürgermeister in einen strahlenden Lichtkegel, sondern auch seinen derzeitigen Kontrahenten mit den Zeilen: „Was mischt sich da der Udo ein? Der kommt doch nicht ins Rathaus `rein“.

Kleve bekommt das Verkehrsleitsystem, sodass man endlich am Fuße der Gruft mit dem Blick auf den Gipfel weiß, wo ist hier die Oberstadt?! Es ist echt großstädtisch, denn es schafft den Stau und verhindert die grüne Welle und wird insgeheim von Theo ferngesteuert. Der sitzt an seiner Spielekonsole und ruft: Da kommt der Daute an, da kommt der Daute an… Drei Minuten warten – dann ruft er: Denkpause, Daute!

Kazmierczak hat scharf geschossen; seine Spitzen flogen rund um den Globus und landeten doch immer wieder in der Region. Ein köstlicher Rückblick, sehr zu empfehlen. Mehr wird nicht verraten, denn es gibt noch zwei weitere Termine im Aussichtsturm mit Ludger Kazmierczak, dem Schmickler von Kleve.

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5 Kommentare

  1. 5

    Hatte das Glück dabei zu sein.

    Es gab neben die Songs gestern vielen Höhenpunkte. Ales in allem Klasse.

    Sehr komisch fand ich auch der Witz über Theo im Bureau mit seinem Joystick zum bedienen einiger Ampel, dies vor allem um sein „Feind“ Ralf Daute zu ärgern 🙂

    Der Witz über die holl. Fussballmannschaft fand ich als Holländer etwas weniger gut.

     
  2. 4

    @ 1

    Kann ich nachempfinden. Diese Zeitung ist wirklich absolut nicht frei, weder politisch noch in der Kunst.