Hallenbad besetzt?

 Schrecksekunde für die Stadt Kleve

Zwei Wochen zeigten die Künstler der Stadt Kleve, wie vielfältig die Kulturszene im Zeichen der Schwanenburg ist – und zwar zum Abschied vom alten Hallenbad, das bis einschließlich gestern zu einem Kulturzentrum umfunktioniert worden war. Zu jenem Veranstaltungsort also, der seit dem Bürgermeisterwahlkampf 2015 als Sehnsuchtsbegriff durch die Stadt waberte („Klever Doornroosje“), von dem aber sicher sein dürfte, dass eine Realisierung in den nächsten Jahren nicht erfolgen wird.

Dabei ist klar, dass die zwar modernisierte, aber für viele Veranstaltungen absolut überdimensionierte und zudem vom ganzen Erscheinungsbild her sehr trutschige Stadthalle für viele Veranstaltungen nicht geeignet ist, und auch das grundsätzlich bewährte Radhaus nicht für alles, was die Kultur so hervorzubringen imstande ist, der geeignete Veranstaltungsort ist.

Bruno Schmitz, die Galionsfigur der „Kulturwelle“, die jetzt das Hallenbad bespielte, verwies auf andere Städte, in denen ein nicht mehr genutztes Bad zu einem Kulturzentrum umgewidmet wurde. Den Gedanken griffen am Sonntag die Künstler zum Abschluss der Veranstaltungsreihe mit einem kleinen Happening auf: Sie erklärten das Hallenbad für „besetzt“ und rollten ein Banner mit der Aufschrift „Kulturzentrum jetzt“ aus.

Den Verantwortlichen der Stadt und der Stadtwerke, die die „Kulturwelle“ mit ermöglichten und diese auch unterstützten, dürfte kurz der Atem weg geblieben sein. Doch auch die freie Kulturszene weiß um ihren Platz in der städtischen Hackordnung, und so ließ sich die Gruppe der Besetzer von zwei kostümierten Polizisten von der Bühne vertreiben. Puh! Noch mal gerade gut gegangen.

Immerhin rief die kleine Aktion endlich einmal wieder ins Gedächtnis, dass die Stadt – genauer gesagt: die Mitglieder des Stadtrats – die Möglichkeit hätten, dieses Thema auf die Agenda zu heben, wenn sie es denn wollten. Sicher aber ist nur eins: Das Hallenbad wird abgerissen (was jetzt nicht wirklich ein Verlust ist), und an gleicher Stelle wird derzeit eine Wohnbebauung geplant (über deren Ausmaß wird gestritten, nicht aber über deren grundsätzliche Erfordernis).

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6 Kommentare

  1. 6

    Zum Thema eines möglichen Kulturzentrums in Kleve gibt es heute am 19.05. eine Veranstaltung im Theater im Fluss an der Ackerstrasse.
    https://www.facebook.com/events/870366373311764

    „Von der Schuh- zur Kulturfabrik

    Anlässlich der KreisKleverkulTOURtage steht bei Theater im Fluss der Tag im Zeichen von „Stadtwandel und Erinnerung“. Um 15 Uhr gibt es ein Infogespräch aus soziokultureller Sicht, u..a. mit zwei Künstlern zum Thema „Pannier im Quartier – Von der Schuh- zur Kulturfabrik“. Beide forschten in der Klever Stadtgeschichte. Harald Kleinecke entwickelte ein dreieinhalbstündiges Theaterstück über die Historie von Kleve. Max Knippert fertigte zwei Ausstellungen zur Geschichte der Schuhfabrik „Pannier“ an. Rund um die ehemalige Fabrik ist zurzeit die Ausstellung mit Arbeiter*innen der Schuhfabrik zu sehen. Seit der Stilllegung der Produktion entwickelte sich auf dem Gelände neben Handwerk und Gewerbe auch Kultur und Sport. In Ansätzen ist Soziokultur vorhanden, welche in Ãœbereinstimmung mit der Forderung nach einem Kulturzentrum ausgebaut werden könnte. Beide haben dazu etliche Visionen parat.
    Um 17 Uhr werden dann als deutsche Erstaufführung zwei Kurzfilme von Documentary Maker und (Visual) Anthropologist Katinka Schlette und Morven Oliver-Larkin gezeigt. Die Filme, gedreht in Rotterdam und England, werfen vom Thema her auch ein Licht auf das Klever Quartier im Wandel“

     
  2. 4

    Bruno Schmitz müsste jetzt wissen, dass das Hallenbad geschlossen und abgerissen werden musste, weil es wie die Fachleute es ausdrücken, „abgängig“ ist. Auch ohne die von Stadt und Stadtwerken großzügig unterstützte Kulturwelle wäre das Bad geschlossen worden.
    Da ist es einfach kindisch, immer wieder die Umwandlung von maroden Gebäuden in ein Kulturzentrum zu fordern.

     
  3. 3

    Waren die „Banner“ wenigstens Originale aus den 70igern …………. 😉

    oder extra für „Kultur im Dorf“ ………. ? 😉

     
  4. 2

    In Oberhausen gibt es auch das Ebertbad.

    Mit dem Unterschied, dass sind echte alte Bäder und nicht so ein 1950er Zweckbau der längst marode und absolut NICHTS erhaltenswertes hat. Das ding hat ausgediehnt und eignet sich keinen Meter als „Kulturzentrum“. Man müsste erstmal wohl mehrere Millionen reinstecken und die Bausubstanz zu sanieren.

    Man muss es einfach realistisch sehen. Das ding ist abbruchreif.