Großer Kurfürst, wen interessiert`s?

Handlung und Seefahrt sind die fürnehmsten Säulen eines Staates

Friedrich Wilhelm, der spätere Große Kurfürst der Mark Brandenburg, führte in den ersten sechs Jahren seiner 48-jährigen Regentschaft (1640 bis 1646) seine Regierungsgeschäfte von Kleve aus, von der Schwanenburg aus, um genau zu sein. Hier war er den bewunderten Niederlanden nahe, in denen er zuvor vier Jahre seines Lebens verbracht und ihren bemerkenswerten Fortschritt studiert hatte. Kleve war in diesem Jahren für das ärmliche und kriegsverwüstete Brandenburg das Einfallstor für alle aus dem Nachbarland abgekupferten Neuerungen aus Landwirtschaft, Verkehrswesen, Baukunst und Militär.

In Kleve selbst sorgte Friedrich Wilhelm dafür, dass die Befestigung der Schwanenburg verbessert wurde (zu seinem eigenen Schutz natürlich). Das Verhältnis zu den Niederrheinern scheint allerdings nicht immer frei von Spannungen gewesen zu sein, und 19491649 drohte Friedrich Wilhelm dem klevischem Stadtpatriziat sogar einmal mit »militärischer Exekution«.

Gleichwohl wird der Name heute gern genommen, um an die glorreichen Tage der Stadt vor Hunderten von Jahren zu erinnern, wenn etwa von der Sanierung des »Friedrich-Wilhelm-Bades« neben dem Museum Kurhaus die Rede ist. (ist Quatsch, siehe Kommentare). Und dann gibt es da natürlich noch am Marstall das große Reiterstandbild – aber wie lange noch?

Der Zustand des Denkmals ist so erbarmungswürdig wie der des Brandenburger Kernlands zu Beginn des 17. Jahrhunderts: Die Bänke dort sind verrappsackt, vor der Statue liegen Glasscherben, und aus dem Sockel haben sich schon etliche Steinplatten gelöst. Deren Fehlen stört seit Wochen und Monaten offenbar niemanden – was bestimmt bei den (immer zahlreicher werdenden) Stadtführungen einen bemerkenswerten Eindruck hinterlässt, wie der Klever an sich mit seinem historischen Erbe umgeht. Gefällt mir nicht!

Deine Meinung zählt:

10 Kommentare

  1. 9

    Ralf, Dein Einfluss imponiert mir! Keine 20 Stunden nach Deinem Bericht hier eilt Firma Elbers zum Kurfürsten, um ihn einzurüsten. Die Sanierung beginnt, auch wenn Berufspessimist und Obermotzer Habedank argwöhnt, die Stadt habe keinen, dem sie das Geld dafür aus der Tasche zieht.

     
  2. 8

    @ Rainer Hoymann

    Was soll eine Verschönerung denn wohl kosten? Das alte Pflaster raus, Mutterboden rein, Rasen einsäen, ein paar neue Bänke, die alten Bäume stutzen, ein paar neue pflanzen. Max. 50T€, und die Stadt hat einen weiteren grünen Pluspunkt. Kleine Parkanlage halt. Kann man sogar ohne Workshop hinbekommen.

    Ich würde auch die Parkplätze unterhalb der Schwanenburg zurückbauen. Parken kann man gut und günstig in einem der beiden Parkhäuser, nur 5 Gehminuten entfernt. So könnte man das eigentliche Wahrzeichen der Stadt wieder mehr herausheben. Auch der Platz der Synagoge würde mehr Aufmerksamkeit erfahren.

    Aber es ist halt eine Frage des „Wollens“

     
  3. 7

    Jedes Wochenende ärgern wir uns darüber und stellen die Frage, ob es denn nicht mal an der Zeit wäre die Steine wieder einzusetzen. Eine Schande!

     
  4. 4

    @ RD
    Da war wohl eine Menge Wut im Bauch, denn es haben sich einige Fehler eingeschlichen:
    Die Regentschaft währte von 1640 bis 1688.
    1649 (nicht 1949) setzte der Große Kurfürst Johann Moritz von Nassau als Statthalter ein. Johann Moritz sollte die mächtigen Stände „auf Linie“ trimmen und ist dabei zuweilen recht unkonventionell vorgegangen.
    Der Name „Friedrich-Wilhelm Bad“ bezieht sich auf einen Nachfolger und zwar auf Friedrich-Wilhelm IV (http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_IV._(Preußen)). Der Preußen-König regierte z. Zt. der Eröffnung.

    Die Vernachlässigung ist schon seit Jahren feststellbar. Der gesamte Burgvorhof könnte mit wenigen Mitteln verschönert werden und das Denkmal z. B. abends angestrahlt werden. Aber offensichtlich ist das Areal um die Schwanenburg nicht bedeutend genug für unsere Stadt. Und wahrscheinlich gibt es zu wenige Anlieger, denen man für die Neupflasterung einen Gebührenbescheid zu senden kann.

    Frei nach Friedrich Förster: „Gut ist auch, dass voraussichtlich im Frühjahr und spätestens im Herbst des Jahres 2014 die nächsten Kommunalwahlen sind.“ (https://www.kleveblog.de/?p=7234#comment-22808)

     
  5. 3

    Eine kurze Anmerkung:
    Das Friedrich-Wilhelms-Bad ist nach König Friedrich Wilhelm IV benannt, zu dessen Regierungzeit (1840-1861) das Kurhaus erbaut wurde. Der Große Kurfürst ist somit nicht Namenspatron des Klever Kurhauses.