Flughafen Weeze: Wald roden, um Solarpark zu bauen?

Diese Teufelskerle vom Flughafen Niederrhein! Bekanntlich läuft das Geschäftsmodell Airport zur Zeit nicht so gut, sodass nach neuen Möglichkeiten des Geldverdienens gesucht wird. Das mache ich auch nicht anders. Wenn ich merke, dass lustige Artikel nicht mehr so gut laufen, dann schreibe ich halt ernste Artikel. Oder verkaufe Eis.

In Weeze wollen die in dieser Beziehung durchaus wendigen Verantwortlichen nun auf den Zug Energiewende aufspringen, was also vom Prinzip her erst einmal nicht zu verurteilen ist. Auf dem Areal des Flughafens soll größte Solarpark Nordrhein-Westfalens entstehen - aber zu welchem Preis?

Diese Frage sei gestattet, wenn man die von Ute Sickelmann (Fraktionsvorsitzende) und Norbert Panek (Fraktionsgeschäftsführer) unterzeichnete Anfrage der Kreistagsfraktion der Grünen an den Landrat gelesen hat. Deren Kern: Kann es sein, dass in Weeze Wald gerodet wird, um den Solarpark zu bauen? Besonders gelungen auch die Schlussfrage – die Landratsantwort darauf dürfte in einem Wort ausfallen.

Sehr geehrter Herr Spreen,

auf dem Flughafengelände Weeze-Laarbruch soll die größte Solaranlage NRW`s errichtet werden. Sie soll bis zu 25 ha groß werden. Grundsätzlich begrüßen die GRÜNEN diese Absicht. Regenerative Energien sind die Energien der Zukunft.

Dicke Fragezeichen muss man aber über die geplante Ausführung der Anlage machen. Wie die Öffentlichkeit unterrichtet wurde, soll die Solaranlage flächig auf dem Erdboden errichtet werden. Bedauerlicher noch: Es sind auf dem Flughafengelände bereits große Flächen Wald gerodet worden, um diese Anlage zu verwirklichen. Die GRÜNEN fragen sich, ob die Solaranlage nicht besser auf Dächern oder auf bereits versiegelten Flächen gebaut werden könnte. Falls diese auf dem Flughafengelände nicht ausreichen, könnten ja auch anderweitig Dächer genutzt werden. Die dazu notwendige Pacht könnte mit den entstandenen Kosten für Rodung und Aufforstung verrechnet werden.

Leider können wir den Informationen der Kreisverwaltung nicht entnehmen, wer Eigentümer der für die geplante Solaranlage in Anspruch genommenen Flächen ist. Auch der Bezug zur öffentlichen Hand bleibt diffus.

Die GRÜNE Kreistagsfraktion bittet um Beantwortung der folgenden Fragen:

  • Wie viel ha Wald wurde auf dem Flughafengelände für den Bau der Solaranlage gerodet? Gibt es eine Genehmigung für die Rodung?
  • Warum wird die Solaranlage bodennah und nicht auf Dächern oder auf bereits versiegelten Flächen gebaut?
  • Liegt eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor? Wenn ja, sind die geforderten Auflagen erfüllt?
  • Wie sieht die Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung aus?
  • Welche behördlichen Stellen sind bei dem Projekt beteiligt?
  • Wie hoch ist der Geldwerte-Vorteil für die FN? Wie hoch ist der Vorteil für den Kreis Kleve?
  • Wie setzt sich die Investorengruppe zusammen? Wer ist konkret der Investor?
  • Wie viel Strom erzeugt die Anlage? Was geschieht mit dem Stromüberschuss?
  • Wie viel Strom benötigt der Flughafen Laarbruch?
  • Ist die geplante Anlage flugaffin?
  • Warum hat sich der Kreis Kleve nicht für eine genossenschaftliche Investition mit Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern stark gemacht (Bürger-Solarpark), um die Akzeptanz einer solchen Anlage zu vergrößern, indem man den Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit gibt , sich an der Anlage finanziell zu beteiligen?
  • Teilt die Kreisverwaltung unsere Annahme , dass die Maßnahme dem maroden Flughafen Niederrhein „Wind unter die lahmen Flügel fächern“ soll?

Deine Meinung zählt:

21 Kommentare

  1. 20

    … lass den doch auch noch was sagen, damit alle was gesagt haben…

    Tschüß Herrmann!

    @Kleve, sehr schönes Feature! Ich bin seit dem Frühstück in Etappen durchgekommen und empfehle jeden, vor allem aber den Mitgliedern des Kreistags, sich dieses brillante Feature anzuhören.

    Wirklich aber vielleicht auch einzig erheiternd sind die Passagen, in denen es um Herrmann geht (u.a. ab 08:20).

    http://web.ard.de/radio/radiofeature/#awp::?page_id=305

     
  2. 18

    @Pfalzdorferin

    Der Kreis übt in diesem Fall sich in Askese. Man hat das Solar-Gundstück wieder einmal aus dem Pool raus genommen und auf den Zugriff verzichtet. Damit habenHerman und seine Vastgoed-Freunde eine veritable Öko betriebene Waschmaschine welche auch noch subventioniert wird.

     
  3. 17

    Vorteil für den Kreis?
    Na irgendwie wird dem Landrat schon einfallen, wie er es den Bürgern als Vorteil verkauft, dass der Kreis sich (mal wieder, s. Flughafen) knall auf Fall in ein neues Abenteuer stürzt.
    Außerdem vermute ich ganz schwer, dass der Kreis sämtliche finanziellen Risiken tragen wird. Zumindest, wenn die Verantwortlichen durch den Solarinvestor genauso leicht zu erpressen sind wie durch Ryanair…

    @Andreas Bulkens
    Selbstverständlich wird Ryanair nach dem Bau des Solarparks Extragebühren verlangen. Schließlich gibt es ja auch jetzt nichts, worauf sie keine Gebühren erheben 😉

     
  4. 16

    Gibt es sowas eigentlich schon?
    Solarzellen als Park am Flughafen oder in Flughafennähe?
    Verlangt Ryanair dann Gebühren für den Einsatz von Landescheinwerfern beim Anflug oder Start über Solarparkflächen?

     
  5. 15

    @Arzt:
    Den Solarertrag kann man im Solaratlas NRW nachprüfen, sind hier idR. 938 kWh/KW/a.
    Wenn wir mal davon ausgehen, das die 13.000 MWh in etwa 2.000 Stunden verbraucht werden müssten, sind das 6,5 MW, das sollte möglich sein. Bitte nicht die Dauerbeleuchtung im Terminal, die ganzen Rechner, Klimatisierung etc. unterschätzen, das summiert sich.

    Ist aber egal, mir geht es ja nur darum, das das Netz das aufnehmen kann.

     
  6. 14

    @Dagobert, Du hast recht, es fehlte in meiner Berechnung eine Null bei der Fläche (1ha=10000 und nicht 1000m²). Trotzdem komme ich nur auf 7MW aber das ist abhängig von den Modulen und den angesetzten Ertrag- meinetwegen sind es auch 10MW aber das halte ich am Niederrhein für illusorisch.

    Wie kommst Du darauf, dass der Flughafen 13MWh Strom, die ja zu 90% nur zwischen April und Oktober und das auch nur tagsüber, selbst verbrauchen könne? Dort werden doch keine großen Strommengen benötigt? Die wenigen buten Lämpkes auf dem Rollfeld… Radar… na, ja.

    „Subventionen abgreifen weil sonst nichts mehr geht“, das wird es sein. Nur, wann soll die Anlage denn in Betrieb gehen? Steht die angesetzte Förderung lt. EEG für 2012 überhaupt schon fest? M.w. nicht. Eine weitere Senkung der Einspeisevergütung um einige Prozent würde das Projekt vollends unrentabel machen.

     
  7. 12

    7. clavinius – 13.10.2011 at 22:49

    …. Spaziergänger könnten zusätzlich von herabfallende Äste nicht verletzt werden. Spaziergänger und Erholungssuchende dürfen den Solarpark nur dann betreten, wenn ihre Körper nicht zu viel Schatten werfen. Für Ãœbergewichtige ist der Zutritt verboten! 🙂

    …und so ein riesiger Solarpark hat doch auch für die Natur etwas sehr positives zu bieten: welches Kiebitznest hat schon einen Regenschutz…

    …Genehmigungen etc….keine Sorge…alles in trockenen Tüchern und falls doch nicht…man kennt sich doch untereinander…

    …über die unlängst erfolgte Finanzspritze redet keiner mehr…so wird es auch in diesem Fall sein…es wird viel Wind gemacht und dann kommt irgendwann die große Seifenblase und man stürzt sich in das nächste Abenteuer…

     
  8. 11

    Was sind wir doch ein Land von Reichsbedenkenträgern geworden.

    Da ist es gerade wieder in „Atomkraft-NEIN DANKE“-Aufkleber auf dem Auto herumzufahren (welche Ironie!) und irgendjemand plant eine große Solaranlage auf dem ungenutzten Gelände des Flughafens. Was wollt Ihr eigentlich alle?

    Jetzt ist das Ganze auch wieder nicht in Ordnung, weil sich ja jemand aus dem Umfeld des Flughafens vielleicht den ein oder anderen Euro damit verdient, schon wird das Ganze wieder zerhauen. Denen gönnen wir das nicht. Bäh.

    Wenn wir nicht anfangen nachzudenken, bereit sind uns zu verändern, dann wird Deutschland bald auf der Verliererseite zu finden sein. Neid beispielsweise hat in der Diskussion um zukunftsfähige Energiepolitik nichts zu suchen.

    Aber vielleicht möchte der ein oder andere ja gerne eine 200m-hohe GroWiAn in seinem Vorgarten. Dann könnte man den ganzen Flughafen bewalden.

    Oder man macht es wie die Grünen. Erstmal dagegen sein. Egal was es ist, hauptsache blockiert. Es sei denn, der Ertrag fließt in die eigene Tasche….

     
  9. 10

    In der NRZ kommen heute der Flughafenchef und ein Forstamtsleiter zu Wort:

    „Die Genehmigungen sind alle erteilt worden“, klärt Gerhard Thomas vom zuständigen Regionalforstamt in Wesel gegenüber der NRZ auf. Die Erklärung klingt kompliziert, ist aber aus Sicht der Förster sauber gelaufen. Thomas: „Der Waldausgleich ist schon längst sichergestellt. Als der Flughafen dort installiert worden ist, ist eine große Summe Ersatzwald auf dem Gelände geschaffen worden, deutlich über 100 Hektar.“ Für die betroffenen Kiefern seien neue Bäume gepflanzt worden. Und das eben auch für die Baufelder, die dann jahrelang gar nicht genutzt – und auch eben zunächst nicht gerodet worden sind. „Juristisch“, erklärt der Forstamtsmitarbeiter zu der Fläche, die nun im September für die Solaranlagen abgeholzt worden ist, „war der Wald schon gar nicht mehr da.“ Einzig einige wenige Bäume zwischen den lange abgesteckten Baufeldern mussten noch einmal gesondert genehmigt werden.

    Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber hält sich zu der Anfrage, die auch in Richtung der erwarteten finanziellen Erträge, der Investorengruppe und der erzeugten Strommenge zielt, bedeckt. „Die Grünen haben ja nicht uns gefragt, sie haben den Landrat gefragt“, sagte er der NRZ. „Da werden sie nun auch detailliert Antwort bekommen.“

    Hier der Link zum Artikel

     
  10. 9

    @Arzt:
    Ohne der Anlage das Wort reden zu wollen:
    – die dürfte 12,5-13 MW Leistung haben und damit 12,5 Mio kWh Strom produzieren, das ist schon was anderes als 0,7 Mio.
    – der Flughafen dürfte zu jeder Zeit die Menge verbrauchen können, so das sich die Frage mit dem Netz nicht stellt.
    – Allerdings sieht der §32 EEG – anders als bei Dachflächen – keine Eigenverbrauchsregelung vor, angesichts von 21,1 ct/kWh Einspeisevergütung kann ich mir nicht vorstellen, das man den Strom lieber im Flughafen verbraucht, statt die Förderung zu kassieren.

    Insofern passt die Anlage doch ins Konzept:Staatliche Subventionen gezielt Richtung Flughafen umleiten

     
  11. 8

    Sehr merkwürdig ist das alles, denn es lohnt sich eigentlich gar nicht!

    Zu einigen Fragen der Grünen (manche sind echt bemitleidenswert):

    Wie viel Strom erzeugt die Anlage? Was geschieht mit dem Stromüberschuss?

    Antwort: Bei der Fläche von 25ha bestenfalls 700.000 kWh pa und der Ãœberschuss geht natürlich ins Netz (sofern das Netz dies verträgt aber das wurde sicherlich im Vorfeld schon geklärt), wohin denn sonst? Alter Kalauer: Hol mal zwei Eimer Strom. Falls das Netz dies nicht bewältigen kann, dann stellt sich direkt die Frage, wer die Kosten für die Erweiterung zahlt. Wer ist dort Netzbetreiber? RWE?

    dann:

    Wie hoch ist der Geldwerte-Vorteil für die FN? Wie hoch ist der Vorteil für den Kreis Kleve?

    Geldwerter Vorteil???

    Hier investiert (wer eigentlich? Vermutlich der FN oder wird eine neue Betreibergesellschaft gegründet?) jemand in die Anlage und kassiert auch die Rendite.

    Ich tippe grob auf 2.5 Mio Investitionskosten. Die Erträge liegen jährlich bei ca. 140.000. Rechnet man eine günstige Finanzierung zu 2.5% (100% Fremdfinanzierung) ./. Versicherung, Instandhaltung etc., dann ergibt sich insgesamt eine Rendite auf 20 Jahre von 350.000 Euro. Die Verlustzone verlässt man frühestens 2030.

    Fazit: Es lohnt sich eigentlich nicht wirklich, zumal man den Kreditrahmen unnötig ausweitet. Die Frage stellt sich nun, warum das Projekt trotzdem durchgezogen wird.

    Merkwürdig, sehr merkwürdig! Man darf gespannt sein, wer das Kapital zur Verfügung stellt und für die Finanzierung haftet. Demjenigen ist unbedingt eine ärztliche Behandlung zu empfehlen. (Sprechstundenzeiten sind bekannt)

    Dann diese– Frage:

    Wie viel Strom benötigt der Flughafen Laarbruch?

    Was soll diese Frage? Die ist doch völlig irrelevant! Der Flughafen wird m.e. keine 4% der geplanten Anlagenleistung verbrauchen können.

    Es wird nun zu lang. Auch andere Fragen sind nicht minder merkwürdig, wie die ganze Geschichte an sich…

     
  12. 7

    Was ist wirtschaftlicher? Der Reichswald mit seiner Holzgewinnung oder einfach einmal abholzen und auf der Fläche einen Solarpark bauen. Spaziergänger könnten zusätzlich von herabfallende Äste nicht verletzt werden. Spaziergänger und Erholungssuchende dürfen den Solarpark nur dann betreten, wenn ihre Körper nicht zu viel Schatten werfen. Für Ãœbergewichtige ist der Zutritt verboten! 🙂

     
  13. 4

    Das Flughafengelände ist rund 660 ha groß und gehört dem Bund. Deshalb ist die für die Waldflächen auf dem Gelände auch das Bundesforstamt zuständig. Dort ist man sehr empfindlich was die Rodung von Waldflächen betrifft. Da sich auf dem Gelände jedoch genug unbewaldete Flächen befinden, wären die rund 25 ha Solarparkfläche sehr leicht zu realisieren.
    Deshalb gehe ich mal davon aus, dass das Bundesforstamt nicht gefragt wurde. Das Vorliegen einer Rodungserlaubnis kann ich mir kaum vorstellen.

     
  14. 3

    Ich gehe mal davon aus, dass der FN an für sich sehr wohl genug Geld abzuwerfen scheint – welches aber im Prozess der Bewirtschaftung von Agello und Co. herausgesaugt wird. Unter Duldung, Zuschauen und Untätigkeit des Kreises.
    Man kann sich fragen wessen Interessen die Verantwortlichen des Kreises hier vertreten und warum der Kreis nahezu vorsätzlich auf Zinsen und Kreditrückzahlung verzichtet.
    Wetten, als nächstes kommt ein niederländischer Unternehmer namens B. Urman (Name bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt) und schürft Kies, aber richtig „Kies“…?!

     
  15. 2

    Vielleicht sollte van Bebber auch noch die Start- und Landebahn und den Terminal mit in den Solarpark einbeziehen! Dann würde wenigstens Umsatz mit den riesigen Flächen erziehlt werden.

    Aber jetzt mal ernsthaft. Es ist ganz schön traurig, dass die eigentliche Aufgabe der Flughafen Niederrhein GmbH nicht genügend Geld abzuwerfen scheint und van Bebber sich gezwungen sieht, nach Alternativen Ausschau zu halten. Zumindest bekomme ich diesen Eindruck.

    Hier hätten auch Kreis Klever Bürger gut beteiligt werden können! Oder zumindest die Weezer. Einen riesen großen Bürgerwindpark! Das wäre doch interessant…

    Mal sehen was daraus wird!

    http://www.roter-beisser.com

     
  16. 1

    Ist schon so ein Ding.
    Abholzen zur CO 2 – Vermeidung.
    Eine ähnliche Anfrage habe ich an die Kreisverwaltung gestellt.
    Habe bisher noch nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten.
    Fakt ist nach Ausagen der Bezirksregierung, dass bis heute noch nicht die Auflagen zum Artenschutz vom 07. Mai 2009 umgesetzt wurden.
    Der Kreis Kleve hat als Eigentümer genügend Dachflächen, die er mit Solaranlagen ausrüsten könnte.
    Bei dem Solarpark auf dem Flughafengelände geht es einzig und allein darum, aufgrund der miserabelen Bilanz neue Einnahmen zu generieren.
    Der Umweltschutz spielt dabei keine Rolle.
    Mein Vorschlag:
    Weg mit dem maroden Flughafen.
    Ausweisung als Konzentrationsfläche für Windkraftanlagen.