FH praecox

Normalerweise hat Bürgermeister Theo Brauer ja kein Problem damit, morgens in die Zeitung zu schauen – das ersetzt ihm (wegen der vielen Abbildungen) den Blick in den Spiegel. Aber heute, da blieb ihm das Frühstücksbrötchen im Halse stecken. Und noch Stunden später, beim Businessfrühstück mit ca. hundert Unternehmern im Museum Kurhaus, bei dem es doch eigentlich um Fragen des Kultursponsorings gehen sollte, bekannte er, dass ihm schlecht geworden sei, als er heute morgen in die Zeitung geschaut habe.

Was war geschehen?

Nun, die Rheinische Post hatte die örtlichen Bankiers zu einem Gespräch über die Kreditklemme eingeladen, und in dessen Verlauf kam die redselige Mannschaft auch auf gewünschte Ansiedlung einer Fachhochschule im hiesigen Kirchspiel zu sprechen. Ein Millionending, und angesichts schlechter Nachrichten aus anderen Bereichen von einiger Bedeutung für die weitere Entwicklung der Stadt. Die Entscheidung darüber fällt (Stand Freitag, 28. November, 13.02 Uhr) in 88 Minuten. Doch die Finanzfachleute wussten es offenbar schon vorher (FH kommt nach Kleve, Zweigstelle in Kamp-Lintfort) und kündigten an, Stiftungsprofessuren einzurichten (Volksbank) und Stipendien zu vergeben (Sparkasse), und das Ganze unter der aussagekräftigen Überschrift: „Freude über Fachhochschule“.

Tja, das ist wohl wie immer im Leben: Der Erfolg hat viele Väter, und bei guten Nachrichten können die mehr oder minder Eingeweihten kaum an sich halten und platzen damit raus – aber Vorzeitigkeit ist nicht immer die beste aller Möglichkeiten. Allerdings bin ich sicher, dass TBK, der ja wegen der bevorstehenden Entscheidung in den vergangenen Wochen „vor Aufregung ganz unruhig geschlafen“ hat, noch die Gelegenheit zu dem ein oder anderen Auftritt finden wird, um seiner Freude über die Ansiedlung der Fachhochschule staatsmännisch Ausdruck zu verleihen.

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3 Kommentare

  1. 2

    Mir ist es egal, wer solche News zuerst verbreitet……

    Ich freue mich unendlich und hoffe nutzt die Chancen, die darin stecken und verliert sich nicht in (arroganten) Eitelkeiten.

    Anliegend die Entscheidungsbegründung der Jury aus http://www.nrw.de

    2.2. Fachhochschule Nördlicher Niederrhein (Arbeitstitel)
    Die Jury empfiehlt – ohne dies mit den Antragstellern rückgekoppelt zu haben – die
    Neugründung dieser Fachhochschule auf der Basis der Anträge „Fachhochschule
    Kreis Kleve“ und der „Bewerbung der Städte Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn
    und Rheinberg als Standort einer Niederrheinischen Fachhochschule für angewandte
    Ingenieurwissenschaften“. Neben Kleve als Hauptstandort wird dabei Kamp-Lintfort
    als Nebenstandort präferiert.
    – 7 –
    Für die genannten Anträge der Region des nördlichen Niederrheins spricht vor allem
    die regionale Unterversorgung mit Studienplätzen in den Kreisen Kleve und Wesel.
    Immerhin haben die Kreise zusammen einen Anteil von 3,6% an den Schulabgängern,
    die in Nordrhein-Westfalen eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben.
    Sowohl der Standort Bocholt der Fachhochschule Gelsenkirchen als auch die Fachhochschule
    Niederrhein liegen so weit entfernt, dass es sich für die Hebung und Bindung
    dieses regionalen Potentials an Ingenieurinnen und Ingenieuren anbietet, eine
    neue Fachhochschule mit jeweils einem Standort in den beiden Kreisen zu etablieren.
    Für den Antrag aus Kleve spricht insbesondere auch die beachtliche Unterstützung
    der regionalen Wirtschaft, sodass die Jury Chancen sieht, dass der von den
    Antragstellern anvisierte Anteil dualer Studienplätze von 60% am Gesamtangebot
    tatsächlich umgesetzt werden kann.
    Das Potential an Hochschulzugangsberechtigten im Kreis Kleve wird allerdings allein
    nicht für die Gründung einer Fachhochschule mit 2.500 Studienplätzen ausreichen.
    Die Jury empfiehlt deshalb, einen zweiten Standort aus dem Kreis der Städtepartnerschaft
    „wir4“ einzubeziehen. Dieser Antrag erfährt inzwischen auch die Unterstützung
    der Stadt Wesel. Neben gemeinsamen innovativen Vorschlägen zum Studienprogramm
    (Agrobusiness) trägt auch der Auftrag zur besonderen Berücksichtung der
    vom Rückzug des Steinkohlebergbaus betroffenen Regionen zu dieser Entscheidung
    der Jury bei. Für den Standort Kamp-Lintfort spricht in diesem Zusammenhang die
    bereits vorhandene bauliche Infrastruktur (ehemaliges BenQ-Siemens-Gelände), die
    eine vergleichsweise kurzfristige Nutzbarkeit zu Fachhochschulzwecken erwarten
    lässt.
    Selbstverständlich geht die Jury davon aus, dass die Entwicklung der vorgeschlagenen
    Fachhochschule die angebotenen Potentiale der regionalen Wirtschaft kooperativ
    nutzt und auch der Zuschnitt des Studien- und Forschungsprogramms – wie in
    den Anträgen ausgewiesen – an diesem Potential orientiert wird. Das Angebot der
    Fachhochschule Niederrhein, den Aufbau und die Umsetzung dualer Studienkonzepte
    in der Region zu unterstützen, sollte wegen der langjährigen und reichhaltigen Erfahrung
    dieser Hochschule unbedingt genutzt werden.
    Die sowohl von Kleve als auch von „wir4“ ins Auge gefassten Studienkonzepte zum
    „Agrobusiness“ und zur „Logistik“ sowie gegebenenfalls auch die auf „Informationsund
    Kommunikationstechnik“ bzw. „Informatik“ bezogenen Studieninhalte müssen
    – 8 –
    aufeinander abgestimmt werden, um Redundanzen zu vermeiden. Weiterhin wird
    dringend dazu geraten, Studienvorhaben zur „Energie- und Umwelttechnik“ mit der
    ebenfalls zur Neugründung empfohlenen Fachhochschule in Mülheim und Bottrop
    abzustimmen. Diese Neugründung bietet zugleich die große Chance, intensive Kooperationsbeziehungen
    mit niederländischen Hochschulen aufzubauen.

     
  2. 1

    Tja, da hat unsere Ein-Mann-Werbeagentur schlicht und einfach mal Pech gehabt.
    Aber wir dürfen sicher sein, dass er morgähn überlebensgross in den hiesigen Weltmedien vertreten sein wird.

    (klitzekleine gehässige Frage: wann wusste der Kreis als Initiator davon und kriegt das Wolferl auch ein Foto?)