Eine Stimme der Vernunft

Es gibt den Landesbetrieb Straßen, und der hat eine Niederlassung in Wesel, und dort arbeitet wiederum ein Planungschef namens Horst Bildhauer. Ihn kennen die meisten vermutlich nicht, aber vielleicht sollte man sich den Namen doch merken – als Stimme der Vernunft. Bildhauer war nämlich auf der Zukunftswerkstatt Kleve der Rheinischen Post zugegen, und ihm fiel die undankbare Aufgabe zu, eine Gruppe von schwer euphorisierten Diamonda-Freaks zu erden. Allen voran natürlich Flughafenchef Ludger van Bebber, der den Stadtwerken Kleve entstammt und damit natürlich auf einen reichen Erfahrungsschatz in der grenzwertigen Nutzung öffentlicher Gelder zurückgreifen kann. In der Runde entbrannte ein Streit darüber, wer die Straße zum neuen Freizeitpark (der bisher bekanntlich nur als kümmerliche Animation existiert) finanziert. Die RP schreibt: „‚Wir sollten die Zuständigkeiten da lassen, wo sie hingehören‘, sagte van Bebber. Er meinte damit, dass für die Finanzierung der Straße nicht Privatleute, sondern die Öffentliche Hand zuständig ist.“

Und was entgegnete der Planungsexperte aus Wesel? Wer 750 Miilionen Euro für Diamonda ausgebe, für den spiele es wohl keine Rolle, noch einige Millionen für eine Umgehung Weezes auszugeben. Dann bezweifelte er noch die prognostizierten Besucherzahlen von 20.000 pro Tag: „Wo sollen die denn alle herkommen?“ Van Bebbers schwache Entgegnung, mit einem Verzweiflungsschlenker in den Klimaschutz: „Wir können doch nicht warten, bis alle im Stau stehen. Staus belasten doch die Umwelt mehr als fließender Verkehr.“ Als krönender Abschluss dann noch der Satz: „Mobilität ist das Blut in den Adern der Wirtschaft.“

Sancta Simplicitas! Warum nicht gleich von jedem Bürger des Landes ein paar Euro pro Jahr direkt abkassieren und an die Investoren weiterleiten? Dann könnte man sich den – vermutlich ebenso steinigen wie peinlichen – Umweg über die Supervolkshochschule mit eigenem Flughafen ersparen.

p.s. Die nächste Zukunftswerkstatt Kleve sollte sich vielleicht einmal dem Thema Herrenoberbekleidung widmen. Viele der Anzüge, die auf dem in der RP abgedruckten Gruppenfoto zu bestaunen sind, sehen so aus, als seien sie im Sommerschlussverkauf 1995 gekauft worden. Bei Frank Ruffing, Chef der Volksbank Kleverland, sitzt die grau-braune Hülle so spack, als habe der Mann nach dem Kauf noch mal zwanzig Prozent Muskelmasse zugelegt. Und die Krawatten! Oje!

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3 Kommentare

  1. 3

    […] Ich bin sicher, der Tag wird kommen, an dem Horst Bildhauer, Planungschef der Niederlassung Wesel des Landesbetriebs Straßen (Warum? Siehe hier!), und Markus Peters, der Autor des NRZ-Berichts, gefeiert werden für ihre vernunftgetriebene Bockigkeit dem aeroplanen Niederrheinzeitgeist gegenüber. Und wenn auch nur auf dem Privatkarneval, den diese Seiten hier darstellen. […]

     
  2. 1

    Hallo klevebog,
    im Maß-Armani hätte die Zukunftswerkstatt auch nicht besser ausgsehn.
    Da ist es schon ehrlicher,
    wenn die im alten,
    von Mutti oder Frau
    aufgebügelten Kommunionsanzug
    ihre Meinung von sich geben
    meinen zu müssen.
    Mit Epoxidharzenten gegen Kaufkraftschwund