Eine kleine Dienstwagengeschichte

(Das Bild ist nun also raus. Was Recht ist, muss Recht bleiben. Ich werde eine Version nachstellen.)

Rätselhaftes Bedburg-Hau! Dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren ein bisschen über ihre Verhältnisse gelebt hat, sodass sogar die Straßenlaternen an RWE AG abgetreten wurden (was noch der Beschreibung harrt, wird wohl ein running gag), ist bekannt. Aber eine Meldung voller Barmherzigkeit, die wie keine zweite zum bevorstehenden Fest der Liebe passt:

Durch das große finanzielle Engagement von insgesamt 24 Geschäftsleuten aus Bedburg-Hau und Umgebung konnte die Gemeindeverwaltung nun ein neues Dienst- und Transportfahrzeug anschaffen. Das Fahrzeug, ein Fiat Doblo Cargo, hat einen Wert von ca. 12.000 Euro und steht nun für die nächsten fünf Jahre für die vielen kurzen und langen Dienstfahrten der Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung zur Verfügung, denn so lange läuft der Vertrag mit Firma Mobil.

Soweit ein Auszug aus der zugehörigen Pressemitteilung der Gemeinde Bedburg-Hau, die für die kommenden fünf Jahre nur für den Unterhalt aufkommen muss und das im Bild leider von den edlen Spendern verdeckte Fahrzeug für Ortstermine des Ordnungsamtes, Kontrollen des Bauamtes oder für Transportfahrten zu Messeveranstaltungen des Kulturamtes einsetzen will. Was sagt der Bürgermeister? Das:

Dies ist eine tolle Kooperation zwischen den Gewerbetreibenden und der Gemeindeverwaltung. Wir bekommen ein Dienstfahrzeug praktisch zum Nulltarif und die Werbung der Geschäftsleute fährt den ganzen Tag durch unserer Gemeindegebiet und darüber hinaus.

Driessen übergab den anwesenden Vertretern der beteiligten Betriebe eine Dankesurkunde bei der Fahrzeugübergabe vor dem Rathaus. Aber seit wann machen Geschäftsleute etwas „nur so“, aus reinem Gutmenschentum? Habe ich da irgendeine famose Entwicklung der Gemeinde meiner Kindheit und Jugend verpasst? Unser Sonderkorrespondent Willi Heuvens ist bereits ins Krisengebiet entsandt und wird sicher berichten…

Deine Meinung zählt:

17 Kommentare

  1. 17

    @ schwarzes Schaf

    Immer die Beamten! Dabei tragen sie schon die schwere Last, dass sie überflüssig sind.

     
  2. 14

    Sich zurücklehnen und denken: ….wie wird der Wähler und Steuerzahler doch verarscht ……….

     
  3. 13

    … und der Pfarrgemeinde in Bedburg-Hau wurde so ein „bebilderter“ Mehrpersonen-Kleinbus wieder „weg genommen“, weil das Bistum nicht weiter den Unterhalt zahlen wollte. Jetzt finden keine Fahrten mit Messdienern zum Abholen des Friedenslichts in Xanten oder mit Sternsingern zu einem Sondergottesdienst in Goch mehr statt. DA wäre so ein „Werbewagen“ viel besser aufgehoben und bei dem tollen Geschäftsmodell müßte sogar der Unterhalt noch mit drin stecken. Ich „vermiete“ jetzt mein Fahrrad – wer möchte Aufkleber anbringen?????

     
  4. 12

    @ Meiner Einer
    Leo Schoonhoven ist so nebenbei auch noch Geschäftsführer der Gemeindeeigenen GmbH`s.
    Es spricht ja nichts dagegen das ein Geschäftsführer zur Ausübung seiner Tätigkeit
    ein Firmenfahrzeug, im übrigen mit 1 % des Anschaffungswertes als Geldwerten Vorteil zu versteuern, gestellt bekommt.
    Aber warum mußte der Leasingvertrag noch einige Tage vor der Kommunalwahl abgeschlossen werden, zu mal sich einige Fraktionen für eine Auflösung der GmbH`s ausgesprochen haben.
    Mitarbeiter des Ordnungsamtes dürfen bzw.müssen während des Bereitschaftsdienstes am Wochenende und in den Nachtstunden z.B.für Strassensperrungen oder bei polizeilichen Klinik Einweisungen mit dem Privat PKW anreisen.
    Da sei hier die Frage gestattet,werden in der Gemeinde die Prioritäten noch richtig gesetzt.?

     
  5. 11

    Tatsache ist, dass Privatleute der Gemeinde, zur Verantwortung des Bürgermeisters, ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt haben (Geschenk ?). Jetzt müßte mal der Vertrag dazu her, den ich zugegebnermaßen nicht kenne. Vorsichtig möchte ich dennoch mal auf die die verbotene Vorteilsannahme für den öffentlichen Dienst hinweisen. Passend zur Weihnnachtszeit wird jährlich immer darauf hingewiesen, das Mitarbeiter keine Geschenke von Bürgern annehmen dürfen. Auch wenn es hier rechtmäßig sein sollte, a) der Zeitpunkt ist unsensibel gewählt , b) ein Hauch von einem faden Beigeschmack bleibt und c) der Bürger selbst hat direkt nichts davon. Alles andere ist schon gesagt.

     
  6. 9

    @Meiner Einer
    Danke für die Infos, scheint ja ein einträgliches Geschäftsmodell zu sein. Die Fragen die sich mir stellen.
    Wer hat eigentlich die Idee gehabt dieses in B-H so umzusetzen?
    Was passiert wohl wenn eine Sponsoringfirma eine Ordnugswidrigkeit begeht und das Ordnungsamt mit dessen gesponsorten Wagen vorfährt?

    P.S Es hat aber schon einen komischen Beigeschmack das die Vollzeitmitarbeiter der Verwaltung auf gesponsorte Fahrzeuge angewiesen sind während ein Teilzeitarbeiter ein Fahrzeug gestellt bekommt. Ich will und kann nicht werten wem ein Fahrzeug eher zusteht. Aber so finde ich es halt unglücklich.

     
  7. 8

    Man fragt sich natürlich, ob es nicht sozialer gewesen wäre, wenn einer oder mehrere Gewerbetreibende für dieses Geld einen Langzeitarbeitssuchenden eingestellt hätte, zudem er auch noch Zuschüsse der öffentlichen Hand erhalten würde…

     
  8. 7

    Der einzige Gewinner in diesem Fall ist der Vertriebsmensch der Werbefirma. Wir haben in unserem Betrieb ebenfalls eine solche Anfrage gehabt. Kosten pro Monat je nach Größe 50 – 90 Euro netto, Laufzeit 4 Jahre. Geht man also mal von 24 Sponsoren aus, so bringt das Ganze wenigstens 57.600,00 Euro. In unserem Fall war das Auto ein Fiat Ducato, also eine Nummer größer. Selbst wenn ich also nur mal den halben Betrag rechne… Anschaffung 12.000,00 Euro, Unterhalt usw durch die Gemeinde, wer macht da wohl den besten Schnitt?

    Für soziale Einrichtungen wie z. B. Altenheime, Tagespflegen finde ich so etwas i.O. Für die Gemeinde naja. Die 12tsd Euro sollte man auch noch selbst haben. Sparpotenzial sollte es doch genug geben. Oder ist es nötig, für Fahrten zur Post u.ä. einen Dreier-BMW zu haben. Täte es ein Golf nicht auch? Bei der Kaufpreis / Leasing -Differenz hätte man den Fiat schon fast inklusive…

    @Thomas Murner

    Es ist richtig, dass Herr S. einen Dienstwagen nutzt, obwohl er sich in der Ruhephase der Altersteilzeit befindet. Was viele aber nicht wissen. Herr S. ist i.d.R. 1-2 Tage die Woche nach wie vor in seinem Büro anzutreffen. Diese Arbeitszeit wird ihm nicht gesondert vergütet, sondern er darf dafür den „Firmenwagen“ nutzen. Vielleicht rechnen Sie mal den Stundenlohn um, den die Leasingrate im Vergleich zu den geleisteten Stunden kostet. Sie werden auf einen Betrag von rund 10 Euro /Std. kommen. Ist das jetzt viel? Oder vielleicht einen Skandal.

    Sicherlich hat das Ganze einen faden Beigeschmack. Das Problem liegt hier aber in der fehlenden Kommunikation der Gemeindeverwaltung und sicher nicht bei Gemauschel, Filz, Korruption oder sonstwas.

     
  9. 6

    Dieses sogenannte „Sponsoring“ ist doch der ultimative Anfang von Privatisierung. Wer bezahlt bestellt auch die Musik…wo am Ende “ Wir kaufen uns eine Verwaltung“ steht oder stehen könnte!
    Erstens ist es peinlich, dass ein Gemeinde/ Stadt sich Fahrzeuge nicht mehr selber leisten kann oder will. Zweitens werden hiermit Grenzen in puncto Unabhängigkeit überschritten.

    Wenn eine Gemeinde/ Stadt kein Geld mehr hat – sollte man nach den Ursachen fragen und forschen, Konsequenzen ziehen – Wo soll denn das enden?
    – Kinder gehen zur Aldi-Grundschule oder REWE Realschule…?
    – „Dieser Spielplatz ist nur für Inhaber von E-Cards der Fa. XYZ zugänglich.:“
    – Diese Busfahrt ermöglicht Ihnen XyZ Immobilienbesitz..“

    Mir graut’s vor den geöffneten Dosen der Pandora!

     
  10. 5

    Warum macht man das überhaupt ? Die öffentliche Hand kann doch zu günstigsten Konditionen Neufahrzeuge kaufen. Außerdem ist solch ein Finanzierungsmodell extrem teuer und verdienen tut nur der „Verkäufer“.

    Das Argument der Kostenersparnis zählt meiner Meinung nach nicht. Es muss in Wahrheit etwas anderes dahinter stecken, zumal man kürzlich noch einen Dienstwagen für den sich inzwischen in Altersteilzeit befindenden Hr. Schoonhoven anschaffen konnte.

    Jedenfalls halte ich diese Konstruktion für sehr unglücklich und unüberlegt.

     
  11. 4

    Dann mal los:

    Werbung auf Krankenwagen, Feuerwehrautos, Streifenwagen und und und

    Machen wir uns endlich alle von jemandem abhängig

     
  12. 2

    Meiner Meinung nach ein Armutszeugnis!
    Das sich eine Gemeinde sponsern lässt, führt doch nur dazu, dass es wieder unnötige Abhängigkeiten gibt.

    Ich höre es quasi schon … „Konventionalstrafe ans Ordnungsamt wegen XYZ? Hast Du Dir mal angeguckt wer das Auto bezahlt hat mit dem Du hier vorfährst?“

    Ganz ehrlich, wenn Unternehmer eine Sponsoring Kooperation mit einem gemeinnützigen Verein betreiben, dann spricht da absolut nichts gegen. Aber Vater Staat, und nichts anderes ist die Gemeinde, mit „Almosen“ zu versorgen, halte ich für wenig sinnvoll und bedenklich.

     
  13. 1

    Das ist doch ein alter Hut! In Kleve fährt so ein Ding auch schon seit ein paar Monaten rum. Genau das gleiche Foto nur mit anderen Köppen drauf! Sollen die Geschäftsleute doch selber entscheiden wie und wo sie Werbung machen.