Eine interessante Geschichte, die leider ein bisschen untergegangen ist

In ganz Deutschland sanken im Dezember die Arbeitslosenzahlen auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren, nur im Kreis Kleve stiegen sie (um 366 auf 8239) – merkwürdig, nicht? Ich hatte es auch gelesen, dachte aber an irgendeinen Zufallsausreißer. Zum Glück aber lese ich auch die NRZ, und dort ging Andreas Gebbink dieser Merkwürdigkeit auf den Grund, und heraus kommt eine der üblichen Sauereien, die hierzulande Geringverdienern zugemutet werden, ohne dass überhaupt noch jemand laut aufschreit. (Dieser Artikel ist also als Schrei zu verstehen.)

Der Anstieg der Erwerbslosenquote ist nämlich dem Umstand zu verdanken, dass im Dezember in den Niederlanden auf einen Schlag 1000 Zeitarbeiter entlassen wurden. Das führte zum Beispiel in Goch, von wo aus viele Arbeitnehmer in die Niederlage Niederlande pendeln, dazu, dass die Quote um 9,4 Prozentpunkte anstieg. Die Entlassungswelle im Nachbarland ist allerdings nicht die Folge eines Wirtschaftseinbruchs, sondern die eines Kalküls zu Lasten der Werktätigen. Nach NL-Recht müssten diese nämlich nach eineinhalb Jahren Zeitarbeit zwingend in feste Beschäftigungsverhältnisse übernommen werden. Das wird mit den Entlassungen umgangen. Nach drei Monaten wiederum können sie damit rechnen, erneut anderthalb Jahre arbeiten zu können. Das heißt, die deutschen Arbeitsagenturen können schon jetzt die Uhr danach stellen, dass Mitte 2013 der nächste Schwung Arbeitsloser anbrandet. Interessanterweise zahlen die Grenzpendler in die niederländischen Sozialsysteme ein, bekommen aber das deutsche Arbeitslosengeld 1 – also die in Deutschland tätigen Arbeitnehmer finanzieren das Unrechtssystem über ihre Sozialbeiträge mit.

(Gerne würde ich auch auf den NRZ-Artikel verlinken, der noch etwas ausführlicher ist, aber der steht leider nicht online. Oder ich finde ihn nicht.)

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5 Kommentare

  1. 5

    Das ist schon übel, aber – weiss jemand genaueres? – dafür ist doch in den Niederlanden Equal-Pay von Anfang an Pflicht, oder?

    Die Zeitarbeit ist hüben wie drüben eine Riesensauerei, auch für akademische Berufe.

    In Deutschland ist es so, dass selbst die „seriösen“ Zeitarbeitsfirmen, die scheinbar gute Tarifvertäge z.B. mit ver.di haben, erstens eh weniger zahlen als die regulären Mitarbeiter bekommen und zweitens dieses Gehalt dann durch die Bank auch noch aufsplitten in einen tariflichen Anteil und einen übertariflichen Anteil.

    ver.di macht durchaus Tarfiverträge für AÃœ-Ingenieure mit einem Bruttogehalt von 1600 Euro. Drauf kommt dann nochmal ein übertariflicher Anteil von sagen wir mal 1400 Euro. Insgesamt liegt amn damit unter dem Bruttolohn eines gleichwertigen regulären Arbeitnehmers.

    Alle Gehaltserhöhungen, die die Gewerkschaft/Betriebsrat des regulären Unternehmens für die regulären Mitarbeiter aushandelt, müssen per Gesetz auch den AÃœ’lern gezahlt werden.
    Das darf der Verleiher aber mit der so grosszügig gewährten „übertariflichen Zulage“ verrechnen. Unterm Strich=0. Kein Inflationsausgleich, kein Ausgleich zum Anstieg in den Sozialversicherungen, in die fleissig eingezahlt wird.

    Und alle, die sich den Sozialversicherungen entziehen können, Beamte, Ärtze, teilweise auch selbstständige und bestimmte Berufsstände wie Rechtsanwälte, haben eine prima Lobby, die auch noch lautstark durchs Land brüllt, wie schlecht es ihnen geht.

    Willkommen im Zweiklassenstaat.

     
  2. 4

    … ich hatte es für Absicht gehalten – vor allem, wenn ich jetzt beide Wörter nebeneinander stehen sehe 😉

     
  3. 2

    … wie heißen eigentlich Druckfehler in im Netz publizierten Texten?

    Zitat: “ Goch, von wo aus viele Arbeitnehmer in die Niederlage pendeln“

    Gemeint ist sicher „Niederlande“ statt „Niederlage“. Die kleine Freud’sche Fehlleistung ist in diesem Kontext sogar gar nicht so falsch.

     
  4. 1

    jetzt wird auch verständlich,warum in regelmäßigen Abständen
    ein Unternehmen in Venray über einen Verleiher in deutschen Zeitungen so viele Gabelstaplerfahrer sucht.