Ein Haasardeur?

Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt, heißt es bei Shakespeare. Das trifft auch auf eine Geschichte des Bocholt-Borkener Volksblatts zu, die sich mit dem Wirken von Willibrord Haas beschäftigt, der vor seiner Zeit in Kleve als Kämmerer in Bocholt tätig war. Wir kennen und viele schätzen ihn als peniblen Schatzkanzler, der jeden Cent vor dem Ausgeben dreimal umdreht und z.B. maßgeblich daran beteiligt war, dass der 1. FC Kleve sich jeden Bleistift, den er zu kaufen gedachte, von einer Krefelder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft absegnen lassen musste.

Nun, womöglich hätte Haas in Bocholt selbst so eine Aufsicht gebrauchen können, denn dort tätigte er für die Stadt Bocholt gemeinsam mit Bürgermeister Peter Nebelo drei so genannte SWAP-Geschäfte. Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um Zinswetten, bei denen für Darlehen über 9 Millionen Euro der – ursprünglich vereinbarte – feste Zinssatz gegen einen variablen eingetauscht wurde, natürlich in der Hoffnung, von einem Rückgang der Zinsen profitieren zu können. Aber es ist eben unterm Strich nichts anderes als Zockerei mit Steuergeldern, man kann gewinnen, aber auch verlieren. Haas verlor. Zwischenzeitlich betrug der Verlust 130.000 Euro, der Haas nachgefolgte neue Kämmerer zockte aber noch ein wenig weiter und senkte den Verlust auf 70.000 Euro. Jetzt wurde wieder auf feste Zinssätze umgestellt.

Deine Meinung zählt:

3 Kommentare

  1. 3

    Interessant.
    ( http://www.bbv-net.de/lokales/kreis_borken/bocholt/1412963_swap_geschaefte_enden_stadt_bocholt_macht_70.000_euro_verlust.html )

    Konnten denn der Bürgermeister und der Kämmerer eigenmächtig derartig spekulieren? Gibt es keine rechtlichen Schranken fürs Zocken? Und der Stadtrat war unbeteiligt?

    Auch wenn es auch hätte gutgehen können:
    Für einen sich derzeit offenkundig als Bürgermeister-Nachfolger profilierenden Kämmerer kein Pluspunkt, derartige Risiken eingegangen zu sein.

     
  2. 2

    Ich hab‘ das was läuten hören, dass er Kämmerer der Stadt Kleve mal der Bezirksregierung eine Stellungnahme abgeben soll. Im übrigen dazu dann eine Stellungnahme der kommunalen Finanzaufsicht…
    Thema: „Gesamtschule – Wir haben kein Geld“

    Da bin ich aber mal gespannt!

     
  3. 1

    Diese Methode der erhoften Geldmehrung betreiben sehr viele Städte und Gemeinden. Gerade im Jahr 2008 mussten daher viele Stadträte in ein geschrumpftes Stadtsäckle schauen.