Ein Bild aus glücklichen Tagen (III)

In der linken Hand das Gotteslob, rechts brennen 3 Kerzen: Der Autor nach dem Tag, an dem er eine Reiseschreibmaschine geschenkt bekam
In der linken Hand das Gotteslob, rechts brennen 3 Kerzen: Der Autor nach dem Tag, an dem er eine Reiseschreibmaschine geschenkt bekam

Heute erleben wir es wieder landauf, landab – das Faszinosum Erstkommunion, oder wie der silbenökonomisch denkende Fachmann am Niederrhein sagt: Komion. Wir sehen den Autor im Jahre 1973, er hatte bereits viele Geschenke bekommen (Lederfußball, Reiseschreibmaschine, Armbanduhr) und wurde nun dem damals noch weit verbreiteten Brauch geopfert, ordentliche Kommunionfotos bei einem richtigen Fotografen machen zu lassen.

Meiner war der legendäre Herr Graßhoff, der sein Atelier an der Lindenallee kurz hinter dem Getränkemarkt hatte (heute befindet sich dort die Versicherungsagentur Helmut Ebbers (glaube ich)). Graßhoff gehörte noch zu der Generation von Fotografen, die morgens erst einmal ein Bad im Entwickler nahmen, um in Stimmung zu kommen. Solchermaßen aufgeheizt, drapierte er sorgfältig ausgewählte Requisiten auf einen wertvollen Teppich und stellte den quengelnden Jungen mittendrin. Ich erinnere mich, dass ich schon damals zur Enttäuschung meiner Eltern so patzig drauf war, dass der ehrenwerte Herr Graßhoff mich am liebsten massakriert hätte. Das Lachen wirkt jedenfalls sehr gequält. Meine Mutter sagte aber gestern, als ich das Bild aus der großen Fotoschublade unten im Fernsehschrank herauskramte und ihr zur nochmaligen Begutachtung vorlegte: „Da warst du wenigstens noch schick angezogen.“

(Die Geschmäcker sind halt verschieden. Aber meiner Mutter sei hiermit schon mitgeteilt, dass ich zur Strafe gleich auch ein Foto vom Nachbarschaftsfest 1972 im Keller bei Knieriems eingescannt habe, und da kann ich der weiten Internetwelt ja mal zeigen, was man so Anfang der 70-er Jahre im Bereich der Damenmode unter „schick“ verstanden hat.)

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9 Kommentare

  1. 8

    Das werde ich aber ganz bestimmt nicht veröffentlichen… so weit geht mein Exhibtionismus dann doch nicht

     
  2. 6

    Klarer Fall für Amnesty International….

    Was die „Alten“ immer vergessen: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Und wir suchen den Heimplatz aus.

     
  3. 3

    Die Hose hat „Hochwasser“ und der „Anzug“ sieht aus, wie ein Kaddettenanzug der Marine. Durfte man bei Herrn Graßhoff nicht lachen nur Grinsen, oder haben Sie so geschaut, weil Ihre Eltern Ihnen vorab gesagt haben, daß die Kunstblumen, links im Bild, Ihr einziges Geschenk sein werden? Spaß bei Seite, ich hatte ein Kleidchen, welches heute Plastikfiguren in den Geisterbahnen dieser Welt tragen.

     
  4. 2

    Diese Kerzen da auf dem Bild, das waren doch die, welche man nicht anzünden durfte, weil sie nach gefühlten 0,5 sek. so extrem tropften.

    Ralf, das mit dem Kellerfoto würde ich an Deiner Stelle lieber bleiben lassen, womöglich landet dann Dein Kuschelblog in der Stopp-Liste von der Laiens.

    > http://img151.imageshack.us/img151/2977/stopp.png

    Noch Fragen? 😉

     
  5. 1

    Ich trage heute noch täglich ein Graßhoffsches Bild mit mir rum, im lappigen Führerschein, mit mattigen Haaren.