Ein anderer Blick auf Kleve

Mut zur Lücke: Kleve ca. Anfang der 60-er Jahre (Foto: Westdeutsch. Luftfoto, Flughafen Bremen, der Senator f. Häfen, Schiffahrt u. Verkehr, Bremen)

Dieses Foto entstand nach 1956 und vor 1969. Das wissen wir, weil bis 1956 der Wiederaufbau der Stiftskirche erfolgte, zunächst allerdings noch ohne Türme, die wurden dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gotteshaus erst 1969 wieder hinzugefügt.

Eine genaue Datierung wäre der ideale Stoff für eines der beliebten kleveblog-Sommerrätsel, davor scheut die Redaktion allerdings zurück angesichts des Desasters, das ein vergleichbares Foto vor einiger Zeit ausgelöst hatte.

Interessant ist das Bild, das die Buchhandlung Hintzen dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat, weil es der Fülle an alten Aufnahmen (man glaubt ja mittlerweile, wirklich schon jedes Schwarzweiß-Foto der Stadt gesehen zu haben) eine neue, deprimierende Nuance hinzufügt.

Rechts von der Stiftskirche sehen wir eine kleine Baustelle und darum eine Brache, die noch bis in die Achtzigerjahre als begehrter, innenstadtnaher Parkplatz diente. Heute steht dort ein monumentales Bürogebäude, in dem lange die Volksbank beheimatet war und wo nun unter anderem die Redaktion der Rheinischen Post sowie Teile der Justiz ihren Sitz haben.

Links der Stiftskirche erkennt man ein heiteres Ensemble von Mehrfamilienhäusern, die irgendwann dem trutzburgartigen Neubau der Sparkasse weichen mussten. Oberhalb der Stiftskirche verläuft schräg quer durchs Bild die Hagsche Straße mit reichlich Baulücken.

Noch interessanter ist der Blick zur Stechbahn, die in spitzem Winkel rechts am Bildrand von der Hagschen Straße abzweigt. Gut zu sehen sind zwei quer zur Straße gebaute Häuser – die ehemalige Hilfsschule. Diese Häuser sind heute ebenfalls verschwunden und durch eine geistlose Gruppe von überdimensionierten Bürogebäuden ersetzt worden, die heute weitestgehend leer stehen oder hastig zu einem Studentenwohnheim umfunktioniert wurden.

Am oberen Bildrand noch die kleine Kirche an der Böllenstege mit dem Park, der nach rechts fast bis ans Ende der Straße reicht. Den hat Saturn an der einen Seite angefressen, an der anderen Seite der Kindergarten Böllenstege.

Fazit: Man erblickt ein Foto, das etwas älter ist, und kann gleich einen Roman stadtplanerischer Fehlentscheidungen schreiben.

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5 Kommentare

  1. 5

    Interessantes Foto!

    Wenn du dir die Fotos von Kleve nach dem zweiten Weltkrieg anschaust hast, dann wird dir bei dem Betrachten des Bildes hier sofort klar, was für eine Leistung die Klever mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg vollbracht haben.

    ….Bild 1958

     
  2. 4

    Dafür erkennt man die Petrus Canisius Schule mit dem großen Pausenhof sehr gut.Dort waren ab dem 5. Schuljahr
    Jungen und Mädchen nicht nur in separaten Klassen sondern auch in separaten Gebäuden untergebracht.Auch das Gebäude der Kreissparkasse an der Ecke Böllenstege/Hagsche Strasse ist gut erkennbar.

     
  3. 3

    Mmuuuuh, das (ehemalige) Post-Gebäude an der gegenüberliegenden Straßenseite der Hagschen Strasse am linken Bildrand sieht auch noch nicht ganz fertig aus, mmuuuuh. Oder waren seinerzeit gerade keine Fenster lieferbar, mmuuuuh? Und die Arztvilla auf der gegenüberliegenden Seite des Prinzenhofes am unteren Bildrand wurde noch überhaupt nicht in Arbeit genommen, mmmuuuh. Dann hätte da ja auch eine saftige, grüne Wiese für Zwischenstopps vorgesehen werden können, mmuuuuh. Sie haben völlig Recht, rd, stadtplanerische Fehlentscheidung, mmmuuuuh!

     
  4. 2

    @ 1
    Leider ist diesmal kein Preis ausgelobt 🙁
    Aber ein herzliches Danke für die Info:-)

     
  5. 1

    Ach, eine weitere Eingrenzung wäre doch schön! Die Kirche wurde November 1957 (noch ohne Türme) eingeweiht, das Haus meiner Großeltern ist im Bau und wurde 1960 bezogen. Es muss sich also um 1958 oder 1959 handeln. Ich tippe auf 1959!