Dschäppssissi (JAPCC)

Aus unserer Gesellschaft scheint das Militärische ein wenig zurückgedrängt, in der Defensive gewissermaßen, sodass der Passant sich verwundert die Augen reibt, wenn tagsüber (v. a.) Männer in schicken Uniformen und in sehr fremden Sprachen parlierend durch die Fußgängerzone laufen. Die Recherche ergab etwas Überraschendes: Hier, im beschaulichen Kleve, genauer gesagt im Hotel Cleve, findet zurzeit das JAPCC statt, Wissende sprechen es Dschäppssissi aus.

Die Buchstaben stehen für Joint Air Power Competence Centre, und dieses Kompetenzzentrum – eine Art Thinktank unter Leitung des Vier-Sterne-Generals General Mark A. Welsh III, der seinen Sitz in Kalkar hat und der für Air & Space Power etwa das bedeutet, was Köln für Betriebswirtschaftslehre ist -, diese Kompetenzzentrum also versammelt so viele hochrangige Militärs, dass die Kapazität der Hotels in Kleve nicht ausreichte, um alle Generäle und Oberstleutnants und Fahrer unterzubringen und somit alle Herbergen in Kalkar, Kranenburg und Moyland belegt wurden. Da die Konferenzräume im Hotel Cleve auch nicht für solche Meetings ausgelegt sind, musste für die Vorträge das benachbarte Tichelpark-Kino angemietet werden (Geschäftsführer Reinhard Berens wird sich gefreut haben).

Aber ist denn da überhaupt zu besprechen?, fragte ich am Donnerstag Abend eine Expertin. Ich ging davon aus, dass die Raketen mittlerweile millimetergenau durch die geöffneten Fenster in die Wohnzimmer der Terrorchefs einschlagen, und dass die Bomberbesatzungen morgens früh irgendwo in Oklahoma losfliegen, schnurstracks in die Stratosphäre aufsteigen, um den halben Globus sausen, ihre tückische Präzisionsbomben oder MOAB-Last (wenn’s mal etwas grober sein soll) abwerfen, umdrehen – und abends zum Barbecue wieder zu Hause sind. Was soll da noch besser werden?

Natürlich hatte ich keine Ahnung. Die Joint Air Power widmet sich derzeit sehr intensiv dem Thema Space (Himmel), und zwar nicht in der Form von Gedanken über ein etwaiges Weiterleben von Feinden nach einem Strike (die würden ja auch in der Hölle schmoren), sondern wegen der ganzen Satelliten da oben. Wenn einer da oben das ganze GPS kaputt machen würde, dann würden hier unten nicht mal mehr die Geldautomaten funktionieren. Wie soll man unter solchen Bedingungen überhaupt noch Krieg führen?

Sehr spannende Themen, wie ich finde, und zum Glück gibt es auch eine Website des JAPCC, auf der ich schon eine Menge gelernt habe. Beschließen möchte ich diesen Beitrag mit den Worten von General José Jiménez Ruiz, Chief of Staff, Spanish Air Force, der der folgenden Ansicht ist: »For this reason we advocate that, from a truly compre­hensive approach (which is more than just Joint), and building on existing specific doctrine, Air Forces should lead all that happens from and toward the air.« Auf Deutsch: Alles Gute kommt von oben – oder es geht dorthin. Und darauf mehr als einen Joint! Peace!

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7 Kommentare

  1. 5

    Der Spruch stammt aber von Dieter Nuhr! Super Mario hat so eine Art, sich ständig mit fremden Federn zu schmücken und zu Geld machen zu wollen Fragt das Frühstyx-Team mal danach!

     
  2. 4

    @Nicht-Niederrheiner Dass ausgerechnet Mario Barth diesen Spruch gesagt haben soll, passt zu ihm. Ich habe in dem Beitrag ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich zwar nichts von der Materie verstehe — aber mit einer Expertin gesprochen habe, die das Ganze sehr wohl (und sehr gut) versteht. Da wird man ja wohl noch einmal einen launigen Beitrag schreiben dürfen, oder? Im übrigen fand ich es bemerkenswert, dass in Kleve eine solch hochkarätig besetzte Veranstaltung nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet – das wäre in anderen Bereichen (Umweltschutz, Wirtschaft, Politik) wohl kaum denkbar gewesen.

     
  3. 3

    Ich möchte Bezug nehmend auf die Qualität des Betrages an einen Spruch von Mario Barth erinnern:
    „Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Klappe halten…“

     
  4. 2

    In Moyland gibt’s keinerlei Herbergen o.ä..
    (Vermutlich ist der Seniorenheim-Anbau in Till gemeint. 😉 )