Drei mal drei ist neun: Kohle für 128 Tage

Da ich mit fachkundiger Unterstützung die erstaunlichen sechs- und siebenstelligen Zahlen aus der Bilanz der „Business Clubs FC Kleve GmbH“ betrachtet habe (dazu später mehr), blieb mir die Teilnahme am vermutlich schampusgesättigten Neujahrsempfang eben jenes Business Clubs  im Golden Tulip Hotel Cleve versagt.

Dort waren neben den ortsüblichen Verdächtigen ein echter A-Promi i. R. und ein ehemaliger Sportschauansager zu Gast: Rudi A., der seit kurzem zu Hause sein Bier selbst holen muss, und Wilfried Luchtenberg, den ältere Mitmenschen noch aus der Zeit kennen, als in der Sportschau dekorative Elemente mit Ballaufdruck gewendet wurden und dann die drei Spiele preisgaben, deren jeweils fünfminütige Zusammenfassungen der Fernsehgemeinde zugedacht wurden. Immerhin hat Wilfried Luchtenberg seine ehemalige Profession nicht vergessen, und so stellte er – sicherlich ganz spontan und sehr investigativ – die Frage, wie es denn um die Finanzen des 1. FC Kleve bestellt sei. Es antwortete vor einem staunenden Publikum („120 Freunde und Gönner“, so die RP) der Vereinsvorsitzende Uwe Dönisch-Seidel:

Wir haben die Unterlagen bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft abgegeben. Und wenn wir richtig gerechnet haben, dann kommen wir aus.

Na, da schau an! Mitten im dichtesten Winternebel Aussagen von solch luzider Klarheit! Und damit jedem ersichtlich ist, dass es sich um eine sorgfältig und langfristig kalkulierte Sache handelt,  fügte der Vereinsboss noch an, dass die Finanzen bis zum Saisonende reichen. Also bis Anfang Juni, um es mal so auszudrücken. Noch 128 Tage ab heute. Immerhin, die Handwerker mit ihren offenen Rechnungen wird’s freuen, und ein paar neue Spieler werden vielleicht auch noch geholt. Darauf einen Dujardin, wie der Fachmann sagt. 

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5 Kommentare

  1. 5

    KlePeter

    Ungefähr so stelle ich mir die Gespräche zwischen der Mehrheitsfraktion und dem Bürgermeister vor.

    Wenn es nicht um eigenes Geld geht, kann man ja lustig damit umgehen. Am besten wird auch noch das neue Rathaus auf diesem Wege errichtet.

    Erzähl das mal den Kindern deren Klassenräume seit Jahren nicht mehr gestrichen worden sind und die sich nicht mehr auf die Toiletten trauen, wenn sie überhaupt noch funktionieren.

    Aber es ist ja alles so blendend in Ordnung laut unserem 1. Bürger.

     
  2. 4

    @Stefan K. Es gibt das Konjunkturprogramm II der Bundesregierung. Danach erhalten die NRW-Kommunen 2.100.000.000 Euro. Davon fällt auch was auf Kleve. Der Zustand der Klever Schulen ist doch noch nicht so marode, dass dort sofortige Investitionen nötig sind.
    Wichtig ist, dass das Geld schnell verbraten wird. Und wo kann Geld schneller ausgegeben werden, als beim Efzeh.
    Da die Bundesregierung ja gleichzeitig wünscht, dass hierfür Ausschreibungsverfahren erleichtert werden, ist eine weitere Vorraussetzung beim Stadionbau erfüllt worden. Einfachere Vergabeverfahren, als hier praktiziert, kann es kaum geben.
    Und auch der „böse Wolf“ – pardon, der Innenminister- möchte bei der Zuteilung möglichst wenig Bürokratie.
    Ich wäre bereit, den Geldsack bei meiner nächsten Rückfahrt von Düsseldorf in der Bahn mitzunehmen. Einfacher geht es wirklich nicht.

     
  3. 3

    lieber stefan k.!

    du willst mit den investitionen warten bis sich in 2-3 jahren der sportliche erfolg konsolidiert hat?
    dabei lässt du aber ausser acht, dass der tribünenbau kein luxus-wunsch des vereins ist, sondern hier schlichtweg die auflagen des dfb erfüllt werden müssen. und die sind selbst bei einem abstieg in die nrw-liga fast genauso hoch. ich weiss allerdings nicht, ob du sportlichen erfolg konsolidiert hast, wenn du 2 ligen tiefer spielst als bisher, da sind die anforderungen nämlich nicht so hoch!

    und das geld bis saisonende vermutlich vorhanden ist, beruhigt ungemein für die kommende saison!

     
  4. 2

    … “ fügte der Vereinsboss noch an, dass die Finanzen bis zum Saisonende reichen.“

    Das reicht doch allemal. Oder träumt da jemand vom Klassenerhalt ?!

     
  5. 1

    Den Wahlkämpfer Theo B. wird das besonders freuen. So kann er doch noch Wort halten und das Geld kurz vor der Kommunalwahl im Juni 2009 unters Wahlvolk werfen. Denn jede Stimme zählt auch wenn sie teuer erkauft wurde (anderes Beispiel die 600.000 € für das Minoritenplatz Werkstattverfahren).

    Es ist schon bedauerlich zu sehen wie jetzt ohne erkennbare sportliche Stabilität bisher einmalig große Geldmengen ausgegeben werden sollen oder müssen (?).

    Kleve ist jahrelang gut damit gefahren seine Gelder für Sport und Freizeit vernünftig ausgewogen, familien- und jugendorientiert zu investieren und verteilen. Jetzt jedoch wird jede wirtschaftliche Vernunft vergessen.

    Für den Haushalt der Stadt Kleve kommen sehr schnell wieder härtere Zeiten. Die einbrechenden Gewerbesteuereinnahmen werfen ihre Schatten doch schon voraus. In Kleve jedoch liegt das Geld nach Aussage unseres Kämmerers ja schon bereit.

    Ein bisschen mehr Maßhalten und weniger Träumereien sind derzeit wesentlich angebrachter und werden vom Bürger auch erwartet. Wenn sich in 2-3 Jahren der sportliche Erfolg hoffentlich nachhaltig eingestellt hat, dann kann die Stadt Kleve immer noch ihre angeblichen Verpflichtungen erfüllen.

    Was spricht dagegen?

    Denkt mal darüber nach liebe Bürgervertreter.

    PS
    In diesem Zusammenhang will mir das Sprichwort von Winston Churchill nicht aus dem Kopf gehen:“ Ich glaube nur an Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.“