Dr. Markus Krebber: Ein Klever wird neuer RWE-Chef, wird er den Hambacher Forst abholzen lassen?

Der Chef und sein designierter Nachfolger: Rolf Martin Schmitz und Dr. Markus Krebber

Wenn man ein wenig überlegt, welche Klever Persönlichkeiten aus dem Wirtschaftsleben es besonders weit gebracht haben, fallen einem natürlich zwei Namen ein, zum einen der Spectro-Gründer Paul K. Friedhoff, zum anderen der Alltours-Chef Willi Verhuven. Beide waren Gründer, sie fingen in Kellern bzw. in Reisebürokaschemmen an, und sie schafften es, ihre Unternehmen in die Spitze der jeweiligen Branchen zu katapultieren. Spectro gehört mittlerweile zum amerikanischen Ametek-Konzern, ob die Figur des Unternehmensgründers da noch präsent ist, darf bezweifelt werden. Anders Alltours, da mischt Willi Verhuven immer noch persönlich mit, freut sich über 1,45 Milliarden Euro Umsatz und schaut aktuell sicher bange auf die Entwicklung seiner Branche. Aber halten wir fest, zwei Persönlichkeiten. Ganz anders verlief die Karriere von Markus Krebber, der aber künftig in einer Liste der erfolgreichen Klever in der Wirtschaft nicht mehr fehlen darf: Der 47 Jahre alte Mann wird im kommenden Jahr der erste (gebürtige) Klever sein, der an der Spitze eines DAX-Konzerns steht. Heute beschloss der Aufsichtsrat des RWE-Konzerns, dass Krebber im kommenden Jahr den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Rolf Martin Schmitz beerben wird.

An der Spitze von RWE wird der neue Chef noch ganz andere Volumina bewegen als Verhuven und Friedhoff: Der RWE-Konzern machte im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 13,125 Milliarden Euro (mir würde schon der Teil nach dem Komma reichen). Krebber kennt diese Zahl wie viele andere auch in- und auswendig, denn seit vier Jahren arbeitet er als Finanzvorstand des Konzerns. Doch Krebber wird nicht nur das Vergnügen haben, seinen Aktionären mehr oder minder voluminöse Zahlen zu präsentieren. Als RWE-Chef wird er auch für die Abholzung des Hambacher Forstes zuständig sein (wenn sein aktueller Chef das Thema nicht noch auf seine letzten Monate erledigt bekommt). Inwieweit die Sozialisation des neuen Chefs inmitten des schönen Reichswaldes dazu zu einer neuen Einstellung führen könnte, wird sich zeigen.

Die Rheinische Post, die Anfang des Jahres erstmals über die Personalie berichtet hat, beschreibt den Manager als „Mischung aus Rheinländer und kühlem Rechner – entspannt im Umgang, hart in der Sache“ (hier der Link zum aktuellen Artikel: Der Kronprinz aus Kleve wird neuer RWE-Chef ). Eine kurze Google-Suche über Spuren, die Krebber bis zu seinem Abitur in Kleve hinterlassen hat, fördert nicht viel Brauchbares zutage. Nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bank zum Bankkaufmann studierte er  an der Gerhard Mercator-Universität Duisburg und an der Indiana University of Pennsylvania Wirtschaftswissenschaften. Danach arbeitete ab 2000 bei der Unternehmensberatung McKinsey. Seine 411 Seiten starke Dissertation, für die 2007 bei der Humboldt-Universität promoviert wurde, hatte den Titel: „Kapitalmarktorientierte Bewertung von Lebensversicherungsunternehmen mit überschussbeteiligtem Geschäft“.

Ausweislich des Geschäftsberichts 2019 erhielt Markus Krebber eine Gesamtvergütung in Höhe von 3,356 Millionen Euro. Sein aktueller Chef bekam 4,215 Millionen Euro.

Hier die Pressemitteilung vom RWE im Wortlaut:

Der Aufsichtsrat der RWE AG hat in seiner heutigen Sitzung entschieden, dass Dr. Markus Krebber zum 1. Juli 2021 die Nachfolge von Dr. Rolf Martin Schmitz als Vorstandsvorsitzender der RWE AG antreten soll, dessen Vertrag zu diesem Zeitpunkt planmäßig ausläuft. Der 1957 in Mönchengladbach geborene Schmitz ist seit 2009 Vorstand des Unternehmens und führt den Konzern als CEO seit 2016. 

Der Aufsichtsratsvorsitzende der RWE AG, Dr. Werner Brandt, erläutert: „Dem Aufsichtsrat war es wichtig, frühzeitig eine Nachfolgeregelung zu treffen. Die Wahl von Herrn Krebber stellt sicher, dass die strategische Neuausrichtung der RWE hin zu einem global führenden Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien langfristig fortgesetzt wird. Herr Schmitz und Herr Krebber haben gemeinsam die Weichen gestellt, um den Konzern zu einem nachhaltigen Unternehmen umzubauen, das bereits 2040 klimaneutral sein wird. Dieser Weg soll konsequent fortgesetzt werden.“

Markus Krebber (47) war nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften zunächst in der Unternehmensberatung und im Finanzdienstleistungssektor tätig. Seit 2012 arbeitet er im 
RWE Konzern, wo er zunächst für die RWE Supply & Trading verantwortlich war und seit 2016 Finanzvorstand (CFO) der RWE AG ist. Gemeinsam mit Schmitz hatte Krebber 2018 die Transaktion mit E.ON vorangetrieben und damit dem Konzern angesichts der weitreichenden Transformation der Energiewirtschaft neue Zukunftsperspektiven eröffnet.

Den formalen Beschluss über die Bestellung von Markus Krebber als Vorstandsvorsitzenden der RWE AG zum 1. Juli 2021 wird der Aufsichtsrat zu einem späteren Zeitpunkt treffen. Über die Nachfolge von Krebber als CFO der RWE AG wird der Aufsichtsrat zu gegebener Zeit entscheiden. Das gilt auch für die Entscheidung über die Nachfolge von Rolf Martin Schmitz in seiner Funktion als Arbeitsdirektor der RWE AG, die er bis 30. Juni 2021 in Personalunion ebenfalls innehat. 

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10 Kommentare

  1. 10

    @8
    >Alles ist Ergebnis persönlicher Aktivität.

    Das Entscheidende sind aber die Voraussetzungen. Und die sind sehr unterrschiedlich.

     
  2. 9

    @ Lohengräm

    Fairerweise sollten Sie aber auch darauf hinweisen, dass die Selbständigen auch 100% ihrer Beiträge selbst zahlen müssen, während der Arbeiter und Angestellte sich den Spaß mit dem Chef teilt.und außerdem die nicht arbeitende Ehefrau sowie die Kinder kostenfrei in der GKV mitversichert sind. Und der Selbständige auch gerne ins wirtschaftliche Risiko gehen darf, wenn Kunden nicht rechtzeitig zahlen, aber der Mitarbeiter (berechtigterweise) zum Monatsende seinen Lohn einfordert.

    Ich gebe Ihnen aber Recht, wenn es um völlig überzogene Managergehälter geht, insbesondere bei Konzernen und Banken, die Boni und Dividenden zahlen und gleichzeitig tausende Leute freistellen.

    Aber es ist und wird immer eine Neiddebatte geben. Die SPD ist seit Jahren und ganz besonders mit ihren neuen beiden Vorsitzenden ein Totalausfall.

     
  3. 8

    Gönnen wir dem Mann seinen beruflichen Erfolg und den Nutzen daraus. Andere erfolgreiche Klever, die als Unternehmer tätig sind, erbringen dazu entsprechende Leistungen. Es gibt in der großen Politik tätige, Klever nicht ausgenommen, die finanziell nicht schlechter gestellt sind. Alles ist Ergebnis persönlicher Aktivität.

     
  4. 7

    Um übrigens nicht falsch verstanden oder als Mitläufer beim begeisterten Vorstandsmanagerbashing verstanden zu werden :

    Klar kommt es immer darauf an, wie man Gehälter vergleicht. Man darf nicht vergessen: Summen dieser Grössenordnung bringt jeder Chefarzt eines Kreiskrankenhauses mit zusätzlicher Privatdozententätigkeit nach Hause. Vielleicht ein bischen weniger, aber nicht viel.
    Und auch das liegt nicht primär an der Arbeitsleistung oder am -zweifellös grossen-Können des Artztes. Denn sonst würden die gleichen Summen ja auch in der Türkei oder in Kasachstan verdient werden können, da die Arbeitsleistung die gleiche ist.

    Es liegt an usnerem System, dass es privilegierten Berufsgruppen ermöglicht, durch Sonderstellung solche Summen zu verdienen. Für den Chefarzt ist es unser Gesundheitssystem, namentlich das Privatpatientenprinzip.
    Natürlich benachteiligt dieses System auch andere im Medizinbereich Arbeitende wieder deutlich, insbesondere die Berufe der unteren Gehaltsklassen wie Pfleger, hier auch noch mit Schichtdiensten und höherem Gesundheitsrisiko (Ansteckungsgefahr).

    Also ich möchte nicht nur auf der RWE rumhauen. Auch Chefärtze sind extrem bessergestellt.

    Auch in der Mittelschicht zieht sich schon die Spaltung zwischen normal und privilegiert.

    So schützen sich Ärtze, Rechtsanwälte und Architekten z.B. vor dem Rentenproblem: Im Gegensatz zu den nochmal privilegierten Beamten sind sie zwar rentenversicherungspflichtig, allerdings gesteht ihnen der Staat eigene Rentenversicherungskammern zu, in die nur Angehörige dieses Berufsstandes einzahlen. Das garantiert ihnen am Ende deutlich bessere Renten.

    Die normalen Angestellten ohne Kammer tragen die Hauptlast der Deutschen Rentenversicherung, in der natürlich auch alle Sozialfälle untergebracht sind, und aus dem auch zuerst jahrelang die Mütterrente finanziert wurde. Auch für die Mütter, die nicht dort gar nicht eingezahlt haben : Beamtinnen, Juristinnen, Architektinnen.

    Unnötig zu erwähnen dass die meisten Ärtze und Juristen auch privat krankenversichert sind.

    Die Deutsche merken gar nicht wie Sie von Merkel verarscht werden. Mutti wirds schon richten.
    Und die SPD hilft ihr dabei.

     
  5. 6

    @5
    Ita est 🙂

    Wobei ich den grundsätzlichen Sinn eines solchen Faches, dann aber bezogen auf die Gesellschaft, will sagen: Volkswirtschaft – durchaus sehe.

     
  6. 4

    Herr Krebber wird sich dann mal mit einem kleinen knopfaugigen Tier beschäftigen müssen. Die Bechsteinfledermaus braucht einen ganz speziellen Lebensraum, den sie im Hambacher Forst gefunden hatte. Deshalb kann sie nicht – wie von RWE zuletzt geplant – einfach umgesiedelt werden und ist damit deutlich unangenehmer als die Leute einiger Ortsteile von Erkelenz, denen man die Heimat weggebaggert hat.

     
  7. 3

    Ein Einstiegsgehalt von 50.000 Euro angenommen, und Gesamtkosten für den Arbeitnehmer ca. x2, also 100.000 Euro, könnte man statt 1 Wirtschaftswissenschaftler 33 Ingenieure einstellen.

    Ist die Frage was sinnvoller ist….
    Ist auch die Frage warum jemand in diesem Alter 33x so viel verdienen muss wie andere Akademiker im Betrieb.
    Mit Arbeitsleistung kann das meiner Meinung nach nicht begründet werden.

    Aber es ist ja ok, wenn RWE das Geld hat und keine Arbeitnehmer ausbeutet oder im grossen Stil auf Leiharbeiter setzt.

    Nur bei nächsten Gejammer der RWE, man müsse Personalkosten einsparen und die Mitarbeiter seien so teuer, – was so sicher kommt wie das Amen in der rheinisch-katholischen Kirche – krieg ich jetzt schon Brechreiz.

    Warum man überhaupt ganze Dörfer mit jahrhundertealten Denkmälern wegreissen darf um Braunkohle (die energie-ineffizienste und dreckigste Kohle überhaupt) zu fördern, ist mir schon mein ganzes bisheriges Leben lang nicht klar.

    Sorry.

    Hoffe nur, dass RWE genau die gleichen Ewigkeitskosten für ihren Raubbau tragen wird we die Deutsche Steinkohle. Sollte bei den Managergehältern ja dann wohl kein Problem sein.

     
  8. 2

    Respekt, das gibt aber geile Manager Kohle 😂 .. 👏🏼👏🏼 Die Flaschenpfand suchenden Klever Rentner /innen, u.ä. durch das Netz gefallenen ,wird es freuen das es mal wieder einer von hier geschafft hat 😁🙄