Dr. Artur Leenders, 1954-2020

Dr. Artur Leenders (Foto: Thorsten Barthel)

Mit seiner Frau Hiltrud, das darf man vielleicht so sagen, verband ihn eine symbiotische Beziehung. Sie, die er bei einem Urlaub in der Wüste während einer Mondfinsternis kennengelernt hatte, war alles für ihn, und wer ihn in den Wochen und Monaten nach ihrem Tod im Juli 2018 erlebte, sah einen von Trauer überwältigten Mann. Jetzt ist Dr. Artur Leenders seiner Frau gefolgt: Der Chirurg, Grünen-Politiker und langjährige stellvertretende Bürgermeister der Stadt Kleve starb am Samstagvormittag im Emmericher Willibrord-Hospital im Alter von 66 Jahren wie seine Frau an den Folgen einer Krebserkrankung.

Bekannt, sogar bundesweit bekannt wurde Leenders als Teil des Autoren-Trios Leenders/Bay/Leenders, welches das Genre des Regionalkrimis um Kleve samt Umland bereicherte. 1992 erschien der erste Band („Königsschießen“), der berühmteste heißt wohl „Jenseits von Uedem“, der 17. und letzte namens „Spießgesellen“ erschien 2013. Auch darin stellten die drei Autoren ihr Faible unter Beweis, den Lesern aktuelle Themen zu präsentieren – es geht um eine neu gegründete Hochschule, die viele Ausländer in die Stadt gebracht hat, und um einen Rechtspopulisten…

Geschrieben wurden die Bücher von Hiltrud Leenders, die beiden Männer wiederum erarbeiteten bei guten Rotweinen die Handlung. Die Hauptfiguren, die Kommissare Helmut Toppe und Astrid Steendijk, und deren amouröse Verwicklungen begleiteten eine ganze Generation von Niederrheinern durchs Leben. „Das Autorentrio zeigt den Niederrhein von seiner politisch brisanten Seite“, urteilte damals die Süddeutsche Zeitung.

Folgerichtig brachte das Bemühen darum, die Zusammenhänge zu erkennen, zwei Drittel des „Trio criminale“ in die Politik. Michael Bay, von Haus aus beim Landschaftsverband Rheinland beschäftigter Psychologe, und Artur Leenders engagierten sich bei den Grünen in Kleve und zogen 1999 in den Stadtrat ein.

Nach der Kommunalwahl 2004, bei der die CDU erstmals die absolute Mehrheit im Rat verlor, gehörten die beiden zu den Architekten eines der ersten schwarz-grünen Bündnisse auf kommunaler Ebene. Es war, unter der Führung von Theo Brauer (CDU), über Jahre eine tragfähige und durchaus produktive Verbindung, die im Grunde bis heute Bestand hat, auch wenn zwischendurch der Bürgermeisterposten an die parteilose Sonja Northing verloren wurde. So wie Brauer konnte auch Leenders schon mal poltern, da waren die beiden Herren auf einer Wellenlänge, sodass es auch nicht verwundert, dass Theo Brauer seinen Weggefährten als „Freund“ bezeichnet.

Brauers Nachfolge anzutreten, das war Leenders jedoch nicht vergönnt. Aber er hat es versucht, im Jahre 2015. Eigentlich hatte sich Leenders da schon aus den Stadtrat verabschiedet. „Ich hör auf – alles hat seine Zeit.“ Das war der Satz, mit dem er Anfang 2014 seinen Rückzug aus dem Stadtrat verkündete. Allerdings stand da schon fest, dass er nach Höherem strebte. Kurze Zeit später gab er bekannt, als Bürgermeisterkandidat für die Grünen antreten zu wollen.

Damals war er 61 Jahre alt, zehn Jahre stellvertretender Bürgermeister, und er bezeichnete sich bei seiner Vorstellung als einer der Väter der hiesigen Montessori-Kindergärten, der Hochschule und der schwarz-grünen Zusammenarbeit im Allgemeinen. Zu seiner Motivation, als Kandidat anzutreten, sagte er: „Ich sehe Entwicklungen, die wir in Gang gesetzt haben, in Gefahr.“ Auf einer Versammlung des Ortsvereins setzte er sich mit 12:10 Stimmen gegen die unabhängige Kandidatin Sonja Northing durch – die gewann allerdings sechs Monate später die Kommunalwahl.

Danach wurden die öffentlichen Auftritte von Artur Leenders seltener, was auch damit zusammenhing, dass die Sorge um seine erkrankte Frau das Leben mehr und mehr dominierte. Dann erkrankte er selber. Artur Leenders hinterlässt zwei erwachsene Söhne.

Im Wahlkampf: Leenders mit seinen Kontrahenten Sonja Northing und Udo Janssen (Foto: Thomas Velten)
Verstarb 2018: Hiltrud Leenders (Foto: Rowohlt/Philipp Lethen)
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