Die Inszenierung der Wirklichkeit als Friedefreudeeierkuchen

Was die Zeitung nicht zeigt (Foto: Udo Kleinendonk)

Wir sehen den sehr geschätzten Fotografen der Rheinischen Post, Markus van Offern, bei der Arbeit. Für ein Pressefoto platziert er einige Jubilare der gerade zehn Jahre alt gewordenen Hochschule Rhein-Waal so, dass es nach Hülle und Fülle aussieht. Unter den Abgebildeten stehen in der vorderen Reihe die erste Präsidentin der Hochschule, Prof. Dr. Marie-Louise Klotz (2. v. r.), und in der hinteren der Beauftragte für das Amt des Präsidenten, Prof. Dr. Eberhard Menzel sowie der zukünftige Präsident Dr. Oliver Locker-Grütjen (4. und 5. v. r.). Die meisten der Abgebildeten halten Blumensträuße und Urkunden, und es herrscht, das soll offensichtlich werden, gute Laune. Festtagsstimmung!

Das Bild, welches vermutlich schon in der Zeitung steht (die Lektüre der RP habe ich weitestgehend aufgegeben, ich erreiche nicht einmal mehr das Limit von 20 kostenfrei zu lesenden Artikeln pro Monat), wird sich an die textlichen Jubelarien anschmiegen, mit denen ein gewisser Redakteur glaubt, dem Ereignis gerecht werden zu können. Wie schon geschrieben, eine, womöglich sogar die herrschende Sicht der Dinge.

kleveblog wäre aber nicht kleveblog, wenn es diese spezielle Perspektive auf das Geschehen nicht in einen etwas größeren Zusammenhang betten würde. In diesem konkreten Fall beschenkt uns der Fotograf Udo Kleinendonk mit einem Blick auf die gesamte Szenerie. Das dokumentarische Bild lässt, anders als dessen inszenierte Variante, die Ambivalenz des Geschehens offenbar werden. Die Aufnahme bezeugt eine Kluft, einen sehr großen Abstand zwischen den Geehrten und dem Publikum. Zufall? Was in der offiziellen Aufnahme – vermutlich – in der Unschärfe verschwimmen wird, ist zudem der Umstand, dass das Feld nur spärlich besetzt ist. Das könnte zu der Deutung führen, dass die Geehrten vor allem sich selbst feiern. Studenten jedenfalls scheinen nicht oder nur spärlich vorhanden zu sein, sie dienen wie bei der Podiumsdiskussion zur Jubiläumsfeier allenfalls als Staffage.

Noch interessanter wird der Blick auf das Foto freilich, wenn man die internen Verwerfungen an der Hochschule kennt. Der Wissende sieht  etwa unter den wenigen Zuschauern in der Bildmitte einen Strohhut, der mühelos Prof. Jens Gebauer zuordnet werden kann. Und eher links steht,  verkniffen blickend, Prof. Marion Halfmann. Beide gehörten zu denen, die dem Treiben der nun wieder als visionär präsentierten Gründungspräsidentin Klotz kritisch gegenüberstanden. Beide gehörten auch  als Präsidiumsmitglieder (wie Prof. Georg Hauck, der gar nicht erst auf dem Bild zu sehen ist), zu denen, die im vergangenen Jahr das Messer gegen deren Nachfolgerin wetzten. (Interessanterweise verfolgt die HSRW in Bezug auf diese Personalie das Modell einer stalinistischen Geschichtsschreibung, in der das Wirken von Dr. Naderer komplett ignoriert wird, so wie die Sowjets auch in Ungnade gefallene Genossen aus Fotos wegretuschierten. Aber das nur am Rande.)

Nun, da die Fronten geklärt sind und die Kräfte der Restauration wieder im Fokus wohlmeinender Medien stehen, wirkt es so, als seien Gebauer und Halfmann ins Abseits gedrängt worden, während Menzel und Klotz sich feiern lassen. So kann’s gehen. 

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26 Kommentare

  1. 25

    Es mag Leser geben, die es unterhaltsam finden wie die HSRW von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, aber es ist ein Unding, dass der offensichtlich nicht vorhandene hochschulinterne Dialog Hochschulangehörige dazu nötigt anonym im Kleveblog SOS-Signale Richtung Hochschulführung zu senden. Vielleicht gibt es in Zukunft in der HSRW die Möglichkeit mit der Hochschulführung zu kommunizieren und dabei soviel Sicherheit zu haben, um auf Anonymität verzichten zu können.

     
  2. 24

    @21 NRNF. Sie sprechen die Themen an, auf die Frau Maier spezialisiert ist. Es geht ja auch nicht darum, Leute als Schuldige zu identifizieren. Da macht keiner mit. Menschen haben etwas davon, wenn sie sich anders verhalten. Und das zu zeigen, darin ist sie Spitzenklasse.

     
  3. 23

    @ 22., Niederrheinstier

    „Und bei der Referenz „Deutsche Bank AG” haben die referenzierten Aktionen der Frau Maier allenfalls geholfen, einen völligen Zusammenbruch zu vermeiden, mmuubuuuh.“

    Wer die Deutsche Bank rettet, muss mindestens Gott sein. Ob die „Unternehmenskultur“ der HSRW mit irdischer Hilfe „reformierbar“ ist, werden wir dann ja sehen. Allerdings bin ich noch nicht davon überzeugt, dass die Notwendig einer Veränderung überhaupt von den entscheidenden Personen gesehen wird.

     
  4. 22

    @7
    Warum gibt OLG (mmuuujuuuh, Klever hat nun endlich neben dem LG auf der Schwanenburg ein OLG, mmuuuujuuuh) das Interview vor dem Hochschul-Gewächshaus eigentlich in der Printausgabe der RP mit den Händen in seine Taschen, während diese latente Unart in der von @7 verlinkten Online-ausgabe der RP nicht zu erkennen ist, mmuuuh? Werden wir hier manipuliert, mmuubuuuh? Oder wurde die latente Unart in der Online-Ausgabe nur wegretouchiert, weil das Papier der Print-Ausgabe geduldiger war, mmuuuuh?

    @18
    Mmmuuuh, das wird aber teuer, mmuuuuh! Und bei der Referenz „Deutsche Bank AG“ haben die referenzierten Aktionen der Frau Maier allenfalls geholfen, einen völligen Zusammenbruch zu vermeiden, mmuubuuuh. Die meisten Bedenken schüren bei mir aber die nicht gerade neuzeitlichen Tools, mmuuuhh: Die Nabe eines Ochsenkarrenrads, mmuuuh, ein Schlüsselbund ohne Sicherheitsschlüssel, ein vertrockneter Holzstumpf und eine Tafel zum Quietschen, mmuuuuh, und das alles in einem recht spartanischen und nicht mit Stalleinrichtungen ausgebauten Raum, mmuuuuh. Wenn das mal fruchtet, mmuuuuh.

     
  5. 21

    @20. Chewgum
    Ich bin skeptisch, dass das funktionieren würde. Denn die, die das Vertrauen missbraucht haben, haben nicht erst letztes Jahr damit angefangen. Ich bin mir nicht sicher, ob diejenigen überhaupt an einer Änderung der Situation interessiert sind. Das andere Problem ist die resignierte Egal-Haltung eines größeren Teils der Beschäftigten. Natürlich ist das nachvollziehbar, aber macht die Sache auch nicht einfacher. Es würde mich nicht überraschen, wenn die, die das alles angerichtet haben, noch nicht mal gemerkt geschweige denn verstanden haben, dass sie Schaden angerichtet haben. Aber ein Versuch mit Unterstützung von außen ist es wert.

     
  6. 20

    @19 Seebär Das war der Gedanke dahinter. Frau Maier ist eine sehr inspirierende Persönlichkeit. Man möchte gar nicht, dass ihre Semi are enden.

     
  7. 19

    @18 Chewgum
    Das ist eine sehr gute Idee! Vielleicht lesen Ihren Kommentar die Zweibeiner, die so etwas in die Wege leiten können.

     
  8. 16

    Zitat aus der Rheinischen Post zu den Feierlichkeiten und den Lobeshymnen auf die Gründungspräsidentin Klotz:
    ……..Interdisziplinär, international, innovativ – so baute Gründungspräsidentin Marie-Louise Klotz die neue Hochschule 2009 auf. Zehn Jahre später verbeugt sich ihr Nach-Nachfolger Eberhard Menzel: „Ich ziehe den Hut vor Marie-Louise“, sagt der noch amtierende HSRW-Präsident, der parallel zu Kleve 2009 die Hochschule Ruhr-West in Mülheim/Bottrop aufbaute, zur feierlichen Eröffnung des Jubiläums.

    Marie-Louise Klotz sei bei der Entwicklung der neuen Hochschule in Kleve immer meilenweit voraus gewesen. Man sei staunend 2010/11 durch den Rohbau des Campus gelaufen, der 2012 eröffnet wurde. Was auch möglich geworden sei, weil der damalige Klever Bürgermeister Theo Brauer das Hafengelände stadtplanerisch vorbereitet hatte. Der Neubau Ruhr-West wurde erst 2016 fertig, als er bereits in Pension war, blickt Menzel zurück. Den Hut, den er dann verbeugend vor Marie-Louise Klotz zieht, hat er sich eigens für die Podiumsdiskussion am Freitagabend besorgt. Klotz bekam den größten Applaus des Abends. Sie sei stolz, glücklich und dankbar, an diesem Werk von vielen maßgeblich beteiligt gewesen zu sein, sagt Klotz, und grüßt ihren Mitstreiter der ersten Stunden, den Kanzler der Uni-Düsseldorf, Martin Goch. Landrat Wolfgang Spreen spricht vom „Wunder für die Region“, an das, elf Jahre zurückgedacht, keiner geglaubt hätte. Von Moderator Daniel Danger nach der schwierigsten Hürde gefragt, sagt Spreen: „Wir hatten nur zwölf Wochen für das Auslobungsverfahren.“…….

     
  9. 15

    Wenn Ihr das nächste mal eine Präsidentin oder einen Präsidenten absetzen wollt, dann denkt doch mal vorher über die Folgen nach:

    https://www.google.de/amp/s/www.impulse.de/management/personalfuehrung/mangelndes-vertrauen-in-arbeitgeber/3495960.html%3famp

    Die Art und Weise wie letztes Jahr die Abwahl der Präsidentin betrieben worden ist, war ein Vertrauensmissbrauch wie er schlimmer kaum möglich ist. Bitte nicht wundern, wenn der ein oder andere Hochschulangehörige sich deswegen zurückgezogen hat.

     
  10. 13

    Nun bin ich überzeugt, dass es sich um eine Akademie für Schauspiel(er) handelt.

    In einer kurzweiligen Ansprache konnte ich hören, dass sich die Studierenden hier ein schönes Leben machen sollten. 😉

     
  11. 11

    “ Die Hochschule habe ihn [Locker-Grütjen] von Beginn an überzeugt, er habe eine hochmotivierte, offene Mannschaft vorgefunden, die alles daran setze, die HSRW nach vorne zu bringen.

    Die guten Erfahrungen mit dieser jungen Hochschule, die sich als Team verstehe, betonte auch Eberhard Menzel.“

    https://www.google.de/amp/s/rp-online.de/nrw/staedte/kleve/oliver-locker-gruetjen-beim-jubilaeums-der-hochschule-rhein-waal-in-kleve_aid-39022655%3foutput=amp

    Wahrnehmung ist etwas sehr subjektives und ein Interview ist sicher nicht die richtige Gelegenheit Tacheles zu reden. Aber ich hoffe sehr, dass der „Neue“ mehr Realitätssinn hat als das Interview erkennen lässt. Vielleicht erschließt sich dann auch die Bedeutung von Hackebreits Kommentar.

     
  12. 9

    @GG Und wenn man sinnentnehmend zu lesen imstande ist; Das habe ich nicht geschrieben. Nur halt sehr merkwürdig, dass wichtige Figuren sehr im abseits standen oder gar nicht da waren.

     
  13. 8

    Interesting in the photo is not only the small number of students (some more students seem to have a (cheaper) beer on the other side of the Spoycanal). In the photo there are only very few of the 111 professors! And there are only a few of the many scientific and other employees, too. That looks like a look into very deep abysses … 111 professors??? Wow! This number is worth to have some more beers! Cheers!

     
  14. 7

    Das schreibt die RP:

    https://www.google.de/amp/s/rp-online.de/nrw/staedte/kleve/oliver-locker-gruetjen-beim-jubilaeums-der-hochschule-rhein-waal-in-kleve_aid-39022655%3foutput=amp

    https://www.google.de/amp/s/rp-online.de/nrw/staedte/kleve/kleve-zehn-jahre-hochschule-rhein-waal_aid-39022451%3foutput=amp

    https://www.google.de/amp/s/rp-online.de/nrw/staedte/kleve/kleve-schwanenritter-rennen-im-hafen_aid-39022717%3foutput=amp

    Das riecht sehr nach Weihrauch.

     
  15. 6

    „Studenten jedenfalls scheinen nicht oder nur spärlich vorhanden zu sein, sie dienen wie bei der Podiumsdiskussion zur Jubiläumsfeier allenfalls als Staffage.“

    Die Studenten waren nicht im Bereich der Feierlichkeiten, sondern auf der anderen Seite der Spoy.

     
  16. 5

    Wenn man eine halbe Minute investiert, dann kann man herausfinden das Prof. Gebauer nicht in der Liste der Jublilare ist. Er wurde erst 2011 berufen.
    Also klassischer Fall von Fake News…….

     
  17. 4

    @J.S.
    Bitte helfen Sie mir, ich kann die Bürgermeisterin auf dem Foto nicht finden.
    Als underdressed würde ich die 3 Herren seitlich von und hinter Frau Klotz im Kegelabend- bzw.Campingdress bezeichnen.

     
  18. 3

    Die Frage die sich stellt: Was hat hier weniger Stolz?
    a) Die Hochschule
    b) Die Klotz

    Fanden sich denn gar keine anderen Komparsen?
    Peinlich.

     
  19. 2

    @ 1.:
    Vielleicht auch ein Statement gegenüber den Feiernden?

    Mir sind darüber hinaus auch die Menschen wichtiger als die Verpackung.

     
  20. 1

    ……es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass auf dem RP-Bild unsere Bürgermeisterin mal wieder sehr „underdressed“ auftritt. Alle Herrschaften im feinen Zwirn, sie aber……Nun ja, über Kleidung und Kunst lässt sich reichlich diskutieren.