Die (angehende) Landärztin

Im 7. Semester, gerahmt vom Cranium zzgl. Corpus mandibulae und Fachbüchern aus dem Verlag de Gruyter: Zita Schwaibold (Foto: KKLE / Bernadett Yehdou)

Es klingt nach einem fairen Deal, und sieben junge Menschen haben sich davon auch überzeugen lassen: Der Kreis Kleve und das Katholische Karl-Leisner-Klinikum unterstützen das Medizinstudium junger Menschen mit einem Stipendium in Höhe von zwölfhundert Euro monatlich, dafür wiederum müssen sich die angehenden Ärzte verpflichten, ihre fünf Jahre währende Facharztausbildung in den vier Krankenhäusern der Einrichtung zu absolvieren und danach weitere fünf Jahre im Kreis Kleve tätig zu sein. Ursprünglich hatten die Verantwortlichen mit fünf Stipendiaten gerechnet, doch es meldeten sich sieben, die nun alle gefördert werden und – nach dem hoffentlich erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung – ein Jahrzehnt für die medizinische Versorgung auf dem Lande zur Verfügung stehen.

Zita Schwaibold, 23, aus Kalkar ist eine der sieben Studentinnen. Nach dem Abitur (Note 1,1) zog es sie nach Bonn, wo sie heute im siebten Semester Humanmedizin studiert. Dass sie Ärztin werden wollte, war ihr früh klar. Ihr Weg zum Studium entsprechend planvoll: Praktikum bei einem Physiotherapeuten, Pflegepraktika in Berlin und im St.-Antonius-Hospital Kleve, Hospitationen an den Universitätskliniken in Hamburg und Rostock und in Arztpraxen am Niederrhein. Nach dem Studium folgt nun die Facharztausbildung im Kreis Kleve.

„Ich möchte mich später als Allgemeinmedizinerin oder als Kinderärztin niederlassen“, sagt Zita Schwaibold. Der Bedarf in diesen Bereichen ist riesig. Weil jungen Ärztinnen und Ärzten der Betrieb einer eigenen Praxis wenig reizvoll erscheint. Lange Arbeitszeiten, viele Patienten, hohes Risiko, geringe Vergütung – so das kolportierte Image. „Aber die Hausärzte sind für die Versorgung der Menschen von entscheidender Bedeutung“, weiß die Studentin.

Interesse hat sie auch an anderen Disziplinen. So präpariert sie als studentische Hilfskraft des anatomischen Instituts menschliche Körper. „Das macht mir Freude“, betont sie. „Als Chirurgin zu arbeiten wäre auf jeden Fall was für mich. Aber wenn ich die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben abwäge, entscheide ich mich lieber für die Arbeit als niedergelassene Ärztin.“

Dass sie einmal – wie nun geschehen – Stipendiatin im größten Klinikum ihrer Heimatregion werden würde, war eigentlich nicht ihr Plan. „Man muss wohl einmal weg gewesen sein, um die Vorzüge des Lebens auf dem Lande schätzen zu lernen“, sagt sie fast ein bisschen altersweise. „Große Städte bieten sicher viele Vorteile. Aber um Beruf und Familie miteinander zu verbinden, ist eine ländliche Region für mich die bessere Wahl.“ Das Leben in der Stadt, das den Menschen zu jeder Zeit alles biete, sei eben auch „übervoll, hektisch und teuer“.

Über den Erfolg der Initiative freuen sich die Initiatoren: „Wir waren von der Qualität und vom Engagement der Bewerber begeistert“, so Bernd Ebbers, Geschäftsführer des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums. „Für uns ein klares Signal, dass wir mit dem Stipendium einen Nerv getroffen haben.“ Auch Wolfgang Spreen, Landrat des Kreises Kleve, freut sich über die positive Resonanz auf die Initiative und betont: „Wir müssen unsere Anstrengungen weiter verstärken, junge Ärztinnen und Ärzte für die Kliniken und Facharztpraxen des Kreises Kleve gewinnen.“

Das Stipendium – vom Kreis Kleve und Katholischem Karl-Leisner-Klinikum erst vor wenigen Monaten ausgelobt – war für Zita Schwaibold der „richtige Wink zur richtigen Zeit“. Zumal der Ärztemangel kein regionales Phänomen ist und qualifizierter Ärzte-Nachwuchs überall mit offenen Armen empfangen wird.

Die gemeinsame Initiative von Kreis und Klinikum zeigt aus Sicht der jungen Medizinerin vor allem eins: „Dass das Problem im Kreis Kleve erkannt ist und die ersten Maßnahmen bereits greifen.“ Den medizinischen Nachwuchs frühzeitig mit attraktiven Angeboten und Perspektiven an die Region zu binden, ist aus ihrer Sicht ein ausgezeichnetes Mittel. Zita Schwaibold ist der beste Beweis, dass es funktionieren kann: Sie freut sich nach dem Studium auf ihren „Traumberuf in der Wunschregion“.

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Ein Kommentar

  1. 1

    Eine super Initiative – ohne irgendwelche Gesetzesvorgaben bemühen zu müssen einfach handeln im Sinne der Zukunft aller

    Und Zita Schwaibolds Einstellung ist sehr begrüßenswert!

    1200 scheint ein guter Betrag zu sein. Da müssen StudentInnen dann auch nicht unbedingt nebenbei noch arbeiten.